Säuft, flucht, kokst

Ruppig Helen Walshs schwer authentischer Roman "Millie"
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Obszönität ist eine beliebte Pose. Wie werbewirksam das Brechen von Tabus ist, bewiesen zuletzt der Sexschockerstreifen Baise-Moi, Michel Winterbottoms Nine Songs oder die Hysterie um die Pornovergangenheit Sebil Kekillis, der Hauptdarstellerin aus Fatih Akins Gegen die Wand. Sex und Kunstanspruch gepaart versprechen Aufmerksamkeit. Auf diese Mixtur setzt auch Helen Walsh mit ihrem Romanerstling: Brass - im Liverpooler Scouse Slang ein Wort für Nutte - ist nun auf deutsch unter dem entschärften Titel Millie erschienen.

Wer bisher glaubte, Charles Bukowski habe keine Erben hinterlassen, den belehrt Helen Walsh eines Besseren. Millie, die Protagonistin ihres Romans, ist seine verloren geglaubte Tochter - eben ein richtiger Kerl: sie säuft, flucht, kokst und vögel