Schlaflos in Sajzewo

Ostukraine Ein Dorf wird von der Front in zwei Teile zerschnitten. Zivilisten leben mit der Angst, von der nächsten Granate getroffen zu werden
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 06/2017

Drei, vier Gewehrsalven erschüttern Sajzewo, dann ein kurzer Moment der Stille, und vom anderen Ende des Dorfes her antwortet ein Maschinengewehr mit abgehackten Feuerstößen. Es hat den Anschein, als würden die Schützen miteinander sprechen, als gäbe es einen Dialog zwischen dem Trupp der ukrainischen Armee im Graben irgendwo weiter draußen und den Posten der Separatisten im Dorfkern, die mit starren Augen auf den Feind halten. Erdbrocken spritzen auf vom Einschlag der Geschosse. Jedes Mal, wenn solcher Kriegslärm einsetzt oder eine Granate detoniert, bäumen sich die Hunde zwischen den Häusern auf. Das Geheul der Tiere zieht über die vereisten Felder wie die Schreie von Wahnsinnigen, die sich nicht anders zu helfen wissen, als der Welt