Schneller, höher, weiter

Sportförderung Thomas de Maizière will das Fördersystem erfolgsorientierter organisieren lassen. Aber Sport ist mehr als nur Medaillen
Ausgabe 46/2016
Hier geht es um Freude, Gesundheit, Integration und das Erlernen von Disziplin
Hier geht es um Freude, Gesundheit, Integration und das Erlernen von Disziplin

Foto: Ralph Peters/Imago

Medaillen müssen her! Darum fördert der Staat den Sport, Sport verstanden als Spitzensport. Wie jemand in die Spitzenbereiche gelangt, ist zwar auch bedenkenswert und der Weg dahin darf begleitet sein von Förderung aller Art. Aber der Weg soll ein Ziel haben und das Ziel muss erreichbar sein. Die Nation will beim Medaillenspiegel oben stehen. Es muss nicht ganz oben sein, aber in der Spitzengruppe der großen Sportnationen sollte man Deutschland schon antreffen können. Meint der zuständige Herr Innenminister. Und hier darf sich Thomas de Maizière sicher sein, dass weite Teile der Bevölkerung das auch so sehen. Wir wollen wer sein.

Im Kalten Krieg waren die beiden deutschen Staaten übereifrig bei dem Thema Systemvergleich durch Sport. Wer ist besser? Auf der einen Seite 16 Millionen ostelbische Sozialisten, auf der anderen 60 Millionen rheinische Kapitalisten. Lassen wir den Fußball außen vor (dessen Spitzenpersonal aber auch nicht vom Staat unterstützt werden muss), dann haben die Thüringer und Sachsen, die Brandenburger und Mecklenburger gewonnen. Das hat dem Staat nicht viel geholfen. Man kann sogar sagen, wenn die Menge an Geld und die Energie, die in Erforschung und Vermittlung von Doping hineingepumpt wurden, für die Entwicklung der Computertechnologie ausgegeben worden wäre, dann gäbe es die DDR aus eigener wirtschaftlicher Kraft vielleicht heute noch. Und das Fußballspiel gegen die Mannschaft der Bundesrepublik bei der Weltmeisterschaft 1974 gewann die Sparwasser-Elf ganz ohne Doping.

Die Engländer haben zuletzt vorgemacht, wie es geht. Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta gewannen sie eine Goldmedaille. Bei den Spielen im eigenen Land 2012 waren es 29. Könnte Deutschland so etwas auch?

Die Frage ist: Wer will das? Thomas de Maizière will, das der Deutsche Olympische Sportbund ein Reformkonzept für die Sportförderung vorlegt . Die muss besser, soll heißen: erfolgsorientierter organisiert werden. Aber was soll gefördert werden und was sind Erfolge? Die Olympiaplaner denken da an die Medaillen. Der Sportbund freut sich zwar auch über Medaillen, denkt aber zugleich an den Breitensport. Gewiss, Leistungssport baut auf klug organisiertem Breitensport auf. Aber Breitensport hat auch eine eigene Bedeutung für die Gesellschaft. Da geht es um Freude, Gesundheit, Integration und das Erlernen von Disziplin. Das funktioniert aber nur, wenn die Sportler sich ihre Sportarten unabhängig von den Aussichten bei Großveranstaltungen aussuchen dürfen. Deutschland bietet da viel. So sollte es bleiben.

Der Autor und Journalist Jürgen Busche schreibt in seiner Kolumne Unter der Woche regelmäßig über Politik und Gesellschaft

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