Schönheit und Schrecken

Jahrhundert-Poem Gerhard Falkners "Gegensprechstadt - ground zero" ist große Poesie, glücklich verwirrt
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"ich habe zu wenig geschlafen / in diesem Jahrhundert!" - wer beim Eingangssatz von Gerhard Falkners Poem Gegensprechstadt - ground zero etwas Leichtes und Ungeheures zugleich erwartet, ist nur noch schwer errettbar von dieser Poesie. Und obwohl dieser Satz wellenartig das Langgedicht durchkämmt und sich dadurch mit Pathosenergie anreichert, trägt er ungeheuer leicht durch die neunzig Strophen. Denn die halten, was der Satz verheißt: Intimste Ich-Recherche mit der Besichtigung des 20. Jahrhunderts eng zu führen und dabei die poetische Spannung aufrecht zu erhalten. Wie aber geht so etwas noch, jetzt, wo doch jede Behauptung eines konsistenten "Ich-Welt-Zusammenhanges" selbst schon problematisch erscheint? Wo jüngere Ansätze zum groß ausgreifenden Gedicht