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Unvoreingenommen unbeugsam Carolin Emckes Briefe "Von den Kriegen"
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Was ist der Unterschied zwischen einem Voyeur und einem Zeugen? Beide nehmen teil an einem Geschehen, in das sie nur partiell verwickelt sind. Ihre Haltung besteht in einer Mischung aus Nähe und Abstand. Doch scheinen die Pole Identifikation und Distanz beim Voyeur in die genau entgegen gesetzte Richtung zu weisen als beim Zeugen. Außerdem ist der Voyeur stumm. Der Zeuge aber spricht.

Carolin Emcke ist oft gefragt worden, welchen abstrusen Thrill sie sucht, wenn sie sich - dazu als Frau - immer wieder in Kriegs- und Krisengebiete begibt, um als Reporterin für den Spiegel zu berichten. Emcke versteht die Frage nach dem Lustgewinn nicht. "Ich liebe es, fremd zu sein, mich verwandeln zu müssen und die eigene Herkunft zu vergessen", schreibt sie. Das klingt verdammt harmlos