„Ich schreibe am eigenen Leben entlang“: Judith Hermann erkundet ihr Schreiben

Poetikvorlesung „Wir hätten uns alles gesagt“ von Judith Hermann ist eine faszinierende Erkundung über das Leben und Schreiben einer Schriftstellerin. Die einzelnen Geschichten sind Aneinanderreihungen psychoanalytischer Fallgeschichten
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 10/2023
In Judith Hermanns „Wir hätten uns alles gesagt“ ist alles ein wenig mehr, als es im ersten Augenblick scheint
In Judith Hermanns „Wir hätten uns alles gesagt“ ist alles ein wenig mehr, als es im ersten Augenblick scheint

Foto: Imago/YAY Images

„Es berührt mich selbst noch eigentümlich, dass die Krankengeschichten, die ich schreibe, wie Novellen zu lesen sind“, lautet ein berühmtes Zitat von Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse. Im Fall von Judith Hermanns Frankfurter Poetikvorlesungen, die jetzt unter dem Titel Wir hätten uns alles gesagt als Buch erschienen sind, stellt sich die Lage umgekehrt dar. Erstmals erzählt Judith Hermann von sich und ihrer Herkunft. Es sei „unerwartet Privates im Text aufgetaucht“, heißt es im Vorwort. Die drei Vorlesungen sind autobiografische Erzählungen, die sich mitunter wie psychoanalytische Fallgeschichten lesen.

Das Buch beginnt mit einer Szene, über die jede, die eine Psychoanalyse gemacht hat, schon mindestens einmal