Schule des Verbrechens

Brasilien Das Land schottet seine Gefängnisse ab, Presse unerwünscht. Unser Korrespondent schmuggelte sich als Missionar ein
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 28/2017
Die Pedrinhas-Haftanstalt in São Luís
Die Pedrinhas-Haftanstalt in São Luís

Foto: Mario Tama/Getty Images

Nervös trippelt Marcelo* von einem Bein auf das andere. Er leidet unter Mangel an Bewegung, ist 23 Jahre alt, kurzgewachsen, hat kindliche Gesichtszüge. Auf dem rechten Arm findet sich ein Clowntattoo, auf dem linken ein brennendes Herz. Ein Diamant ist in seine kurzen Haare einrasiert, der typische Favela-Look. Nur seine Bekleidung passt nicht ganz ins Bild des coolen Jungen aus der Vorstadt: beige Hose, schlichtes weißes Shirt, Flip-Flops. Das ist die Einheitskleidung hier. Marcelo sitzt im Gefängnis.

Zwei Stunden zuvor, irgendwo am Rand einer brasilianischen Großstadt. Es nieselt, dichte graue Wolken kleben am Morgenhimmel. Schon von weitem sehe ich den weißen Klotz. Mit seinen hohen Wachtürmen und kahlen Mauern erinnert das Gefängnis an eine mitte