Schurke im Tweed-Anzug: Joachim Feldmanns Bösewichte der Saison

Krimi Joachim Feldmann schreibt seit vielen Jahren über Kriminalliteratur. „Feldmanns dunkle Seite“ lautet das Motto der Krimikolumne, die er ab dieser Ausgabe übernimmt. Zum Auftakt inspiziert er die Figur des Bösewichts in den Krimis der Saison
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 15/2023
Er ist gut aussehend, adrett gekleidet und ein scheinbar netter Kerl: Der Bösewicht
Er ist gut aussehend, adrett gekleidet und ein scheinbar netter Kerl: Der Bösewicht

Foto: Walter Bellamy/London Express/Getty Images

„Aber welch ein Gesicht war das! Sobald ich es erblickte, fielen mir die eigenartigen Züge ein, welche der geniale Stift Gustave Dorés dem Teufel verliehen hatte.“ Sein erster Eindruck sollte Old Shatterhand nicht täuschen. Harry Melton, der im ersten Kapitel des weniger bekannten Romans Die Felsenburg aus der nimmermüden Feder Karl Mays als Mormonenprediger getarnt auftaucht, ist ein Bösewicht par excellence. Dass sich der Teufel gelegentlich als Mann des Friedens tarnt, ist also nicht erst seit Bob Dylans Song Man of Peace bekannt.

Cesare Lombrosos Thesen vom geborenen Verbrecher, den man auch an seinen physiognomischen Merkmalen erkennen könne, prägt hier das Werk eines Schriftstellers, der selbst nicht nur einmal mit dem Gesetz in Konflikt