Schüsse auf einen Vogelfreien

Ermordung von Hrant Dink in Istanbul In einem Klima aus Fremdenfeindlichkeit, Nationalismus und Hass auf Andersdenkende ist der armenische Journalist zur Zielscheibe geworden
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Hrant Dink, Chefredakteur der armenisch-türkischen Wochenzeitung Agos beschrieb seinen Seelenzustand in einem Artikel vom 10. Januar wie den einer Großstadttaube: "Die Selbstquälerei nimmt wie ein Reflex ihren Lauf. Die eine Seite der Qual besteht aus Neugier, die andere aus Unruhe. Ich bin wie eine Taube. Habe mir Augen angeeignet, rechts, links, vorne, hinten. Der Kopf ist sehr wendig und schnell."

Das zweieinhalb Jahre dauernde Gerichtsverfahren gegen Hrant Dink war begleitet von rassistischen Beschimpfungen und Drohungen, die ihn per E-Mail oder Post erreichten und sich auch gegen seine Familie richteten. Die zuständigen Behörden wollten von einer Bedrohung nichts wissen, Dink war zutiefst beunruhigt. Neun Tage nach Erscheinen dieses verzweifelten Textes wurde e