Er saß auf einer Mauer. Ich saß vor der Ampel. Ihr Rot war im hellen Licht des Nachmittags kaum zu erkennen. Vor mir saß noch jemand, hinter mir saßen viele. So saßen wir in einer langen Reihe, jeder von Blech umhüllt, auf weichen Sitzen. Und hatten Zeit, eine Minute. Die Sonne des Nachmittags drückte durch die Scheiben, der vor mir wischte sich mit einem weißen Tuch den Schweiß von Stirn und Nacken, der hinter mir rauchte tatsächlich Zigarre.
Er saß auf der niedrigen Mauer und hatte die Füße zusammengestellt wie ein Mädchen, das einen zu engen Rock trägt. Neben ihm stand eine Plastiktüte. Er hielt den Kopf gesenkt. Ich schaute über die heruntergekurbelte Scheibe hinüber. Er japste. Es sah aus, als drohe ihm der Kopf von der Schulter zu rollen. Der vor mir wischte wieder Schweiß. Er hatte die Augen geschlossen. Der hinter mir schnipste die Asche von seiner Zigarre. Cuba, dachte ich, Castro, alte Männer ...
Hinter der Mauer wucherte ein Gestrüpp saftiger Büsche. Die Sonne knallte zwischen die Blätter. Aber der Kopf rollte nicht, er blieb auf den Schultern, pendelte nur, hin und her, die Plastiktüte rutschte in sich zusammen. Es knisterte bis zu mir. Erst die Tüte, dann der Mann, dachte ich. Seine Beine zuckten, ich zuckte zusammen. Er drückte die Knie wieder durch und hob den Kopf. Seine Augen trafen mich. Er war nicht besoffen. Er war auch nicht hilflos. Er war nur allein.
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