Shadi träumt von der Spree

Westjordanland Fragt man in Ramallah nach dem Verhältnis von Normalität und Besatzung, werden die Blicke leer und müde
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 39/2019
Das unerfüllbare Begehren ist oft, was die Menschen am Leben hält
Das unerfüllbare Begehren ist oft, was die Menschen am Leben hält

Foto: Geraldine Hope Gehlli/Bloomberg/Getty Images

Shadi Zaqtan, Besitzer des Cafés La Grotta in Ramallah, träumt von Berlin. Genauer gesagt, von einem Lokal an der Spree. Dass man da auf einen Wirt aus Palästina nicht eben wartet, weist er zurück: Wer sich in Ramallah behaupte, könne das überall auf der Welt.

Zaqtan ist 40 Jahre alt und sieht aus, wie man sich eine Mischung aus Hipster und Palästinenser vorstellt: schwermütige Augen und Bart, markantes Gesicht, dazu eine sarkastische Nonchalance, wie sie Leute haben, die sich nur noch um sehr wenig scheren. In Zaqtans Restaurant sitzen an einem normalen Wochentag oft nur vier oder fünf Gäste. Allein an Abenden, da Zaqtan selbst zur Gitarre greift und seine traurig-schönen Lieder singt, die von Besatzung, Verlorenheit und Stolz handeln,