Sie sah es voraus

Kino Margarethe von Trotta drehte in der BRD einen Rosa-Luxemburg-Film, die DDR tat das nie – aus Gründen
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 09/2021

Es war der Schlag. Mit dem Gewehrkolben. Wie sie nicht darauf gefasst war, zu Boden ging, zum Auto geschleift wurde. Der Sprung des Soldaten aufs Trittbrett, der Kopfschuss, der Abwurf ihres Körpers in den Landwehrkanal. Nur noch das dunkle Wasser. Abspann. Schock im Kinosessel. Rosa Luxemburg war soeben vor unseren Augen ermordet worden. Zum ersten Mal war das Furchtbare ihrer letzten Minuten in einem Film spürbar geworden.

So physisch, so unpathetisch und so untröstlich war Rosas Tod – diese Nachricht brachte die westdeutsche Filmautorin Margarethe von Trotta 1986 in die DDR-Kinos. Das war, trotz der Geschichtsbücher, überraschend. Denn an Luxemburgs Tod wurde zwar in jedem Januar mit starrem Staatszeremoniell in Berlin-Friedrichsfelde erinnert. Aber erz