Der Freitag: Eine Zeit lang schien es so, als ob sich die Autoren der beiden Bücher "mit Rechten reden" und"Mit Linken leben" tatsächlich im Ring treffen könnten. Wieso hat das am Ende doch nicht geklappt?
Per Leo: Unser Ziel war es nicht, mit den Autoren von"Mit Linken leben" ein öffentliches Gespräch zu führen.
Umgekehrt war es aber schon so.
Ja, natürlich. Wir haben das öffentliche Streitgespräch mit Rechten aber weder gefordert, noch es prinzipiell ausgeschlossen. Unser Ausgangspunkt war nur die Verneinung des Dogmas: Mit"Nazis" spricht man nicht. Diese Haltung ist über die Kreise der antifaschistischen Linken hinaus weit verbreitet. In der alten Bundesrepublik hatte sie auch eine gewisse Berechtigung, weil sie erfolgreich war. Bis zum Erscheinen der AfD war es ja tatsächlich gelungen, sämtliche Parteien rechts von der Union durch eine Doppelstrategie des Ausgrenzens und Aufsaugens klein zu halten. Dieser alt-bundesrepublikanische Konsens erstreckte sich von der militanten Linken bis zur konservativen Mitte. Mit diesem Dogma hat unser Buch gebrochen.
Warum?
Weil sich die Lage verändert hat. Mittlerweile haben wir es mit einer rechten Sammlungsbewegung zu tun, die neben kaum kaschierten Neonazis und Wutbürgern aller Art auch enttäuschte Konservative umfasst und regional bis zu 30 Prozent der Wähler erreicht. Das lässt sich durch Ächtung nicht mehr nur nicht einhegen: Vielmehr hat die neue Rechte begriffen, dass der Versuch ihrer Ausgrenzung Wind in ihren Segeln ist. Wenn die Rechte die Mitte erreicht hat, dann setzt ihre Stigmatisierung ein Schneeballsystem der Solidarisierung in Gang. Die Strategie der Ausgrenzung ist an ihre Grenze gekommen. Da sie jedoch tief in unserer politischen Kultur verankert ist, musste erst einmal mit dem Dogma gebrochen werden, um Platz für andere strategische Optionen zu schaffen.
Sie haben sich mit einigen Rechten zu informellen Gesprächen getroffen, weshalb ist es nicht zu einer öffentlichen Auseinandersetzung gekommen?
Das hat verschiedene Gründe. So hat sich sich etwa das Zeitfenster viel zu früh geschlossen. Wir waren der Ansicht, dass man sich erst einmal über einen längeren Zeitraum unter dem Radar treffen muss, um gegenseitiges Vertrauen aufzubauen und zu sehen, ob dabei überhaupt etwas entsteht, das den Gang in die Öffentlichkeit rechtfertigen könnte. Von ihrer Seite kam aber der entgegengesetzte Impuls.
Die andere Seite war zu ungeduldig?
Sie waren rattenscharf auf Öffentlichkeit. Sie wollten die Bühne. In unseren Augen war das, wie gesagt, nicht ausgeschlossen; aber wir wollten uns auch nicht unbedacht instrumentalisieren lassen. Für uns stand dabei ja deutlich mehr auf dem Spiel. Für die Rechten war klar, dass sie auf jeden Fall etwas gewinnen, wenn sie diese Bühne bekommen. Da wir sie politisch als Gegner betrachten, stellte sich für uns die Frage: Unter welchen Umständen sind wir bereit, ihnen die Tür zum großen Parkett zu öffnen? Denn wir geben ihnen damit ja sehr viel. Andererseits wollten auch wir etwas. Angesichts einer zunehmenden Sprachlosigkeit zwischen den Lagern wollten wir ein Beispiel für eine interessante, offene Art der Kontroverse setzen. Wir wollten ein Muster der Debatte ausprobieren, das unsere verödete Streitkultur bereichert hätte. Und diese Chance haben wir ziemlich bald nicht mehr gesehen.
Sie sagten, dass es noch weitere Ursachen gab.
Wir ahnten nicht, wie stark uns der Gegenwind von der extremen Linken bis zur pseudo-liberalen Mitte ins Gesicht blasen würde. Genau in dem Moment, als sich der antifaschistische Reflex wegen der internationalen Erfolge der Rechten im Hochleistungsmodus befand, haben wir ihn durch die Formel "mit Rechten reden" maximal provoziert. Das wollten wir ja auch. Aber wir haben nicht damit gerechnet, wie plump und verkürzt das Buch im Kontext dieser hypernervösen Öffentlichkeit verstanden werden würde. Für viele Kritiker war es einfach nur ein Anlass, die Überlegenheit der eigenen Moral auszustellen. Das wurde zum Teil sehr heftig und emotional vorgetragen. Unter diesen Umständen wäre ein öffentliches Experiment im Umgang mit der Rechten gnadenlos unter die Räder der Kritik gekommen.
Eine weit verbreitete Lesart war: Da machen sich ein paar naive Liberale zum Türöffner der Neuen Rechten.
Klar, an Bannformeln wie dieser herrschte kein Mangel. Andere sagten:"Ich will gar nicht mit Rechten reden, warum soll ich das jetzt auf einmal." Dabei haben wir das nie gefordert, sondern nur als eine von mehreren Möglichkeiten in den Raum gestellt. Eine dritte Lesart war, dass wir den sogenannten Kampf gegen rechts angeblich durch eine Strategie des Dialogs ersetzen wollten. Wir wollen ihn aber nicht ersetzen, sondern ergänzen. Es gab noch eine Reihe anderer Missverständnisse. Wir haben vor der Buchveröffentlichung einen Werbeslogan gefunden, der ihre Folgen ganz gut zusammenfasst: "Mit Rechten reden heißt mit Linken streiten." Wir mussten zusehen, wie sich der Diskurs über unser Buch v.a. im Internet immer weiter verselbständigte. Nach der dritten oder vierten Runde hatte er sich von dessen Inhalt völlig gelöst und bezog sich fast nur noch auf das assoziative Verständnis des Titels.
Wie sind Sie damit umgegangen?
Man kann sich zurückziehen und warten, bis der Sturm nachlässt, oder man kann den Gegenwind für das eigene Anliegen nutzen. Dass wir Letzteres getan haben, hatte viel mit dem Kampfgeist meines Co-Autoren Daniel-Pascal Zorn zu tun. Obwohl sie mit Stress verbunden war, hat sich diese Auseinandersetzung gelohnt. Es ist uns gelungen, unsere Position gegen starke Kritik zu verteidigen und dabei für sie zu werben. Mittlerweile verbreitet sich das Muster.
Ich habe den Eindruck gewonnen, dass die"sozialen Medien" selbst einen gehörigen Anteil an der Konfliktverschärfung haben, indem sie in ihrer Funktionsweise einen reflektierten argumentativen Schlagabtausch eher erschweren als befördern.
Die Medienkritik liegt auf der Hand. Die erstarkte Rechte würde es heute in dieser Form ohne das Internet sicher nicht geben. Als Medium ist es aber zunächst einmal neutral. Es eröffnet ganz unterschiedliche Möglichkeiten. Einige der besten Diskussionen, die ich je geführt habe, fanden im Internet statt. Einen meiner Co-Autoren habe ich im Internet kennengelernt.
Die von privaten Unternehmen angebotenen Dienste haben doch aber die Tendenz, leicht zugängliche und skandalträchtige Themen zu bevorzugen und einen tendenziell oberflächlichen Umgang mit ihnen zu befördern.
Aber das eine schließt das andere nicht aus. Facebook ist ein frei benutzbares Medium, das eben so gut oder schlecht funktioniert, wie die Nutzer Gebrauch von ihm machen.
Sie haben aber keinen Einfluss auf die Struktur des Mediums, die von Leuten designt wird, die Nutzer von den vorgefundenen Angeboten ganz bewusst abhängig machen wollen. Es geht nicht darum, dem mündigen Bürger ein Forum zu bieten, sondern die Nutzer möglichst viel Zeit auf den eigenen Seiten verbringen zu lassen, um Daten abzuschöpfen, mit denen dann Werbegeschäfte betrieben werden.
Dass solche Infrastrukturen für die Internetkommunikation eine wirtschaftliche Dimension haben, ist klar. Das Eisenbahnnetz im 19. Jahrhundert ist auch nicht vom Staat gebaut worden, sondern von Unternehmen, die damit Profit machen wollten. Medien werden nicht geschaffen, um eine demokratische Kommunikation zu ermöglichen, sondern weil sie funktionieren und man Geld mit ihnen verdienen kann.
Wenn "soziales Medien", die eine Monopolstellung anstreben, deshalb so gebaut sind, dass sie übertreibende, eskalierende und zuspitzende Kommunikationsformen gegenüber reflektierenden und sachlichen tendenziell bevorzugen, ist das ein Problem für die Demokratie. Das technische Design ist darauf abgestimmt, die Nutzer abhängig zumachen.
Ja, aber es wäre ein deterministisches Argument, die Realität der sozialen Medien darauf zu reduzieren. Twitter und Facebook haben mittlerweile einen infrastrukturellen Charakter. Damit entsteht ein Problem: Was heißt es, wenn multinationale Konzerne einen Großteil der Kommunikation in demokratischen Gesellschaften organisieren? Da kann man sich natürlich fragen: Gibt es die Möglichkeit andere, demokratisch legitimierte Infrastrukturen zu etablieren? Oder diese Medien so zu kontrollieren, dass sie ihrer öffentlichen Bedeutung gerecht werden? Diese Fragen halte ich für sehr berechtigt. Mein Ansatz ist aber ein anderer.
Und zwar welcher?
Ich konstatiere erst einmal, dass es im Momente diese privatwirtschaftlich organisierte Infrastruktur gibt, in der geredet, gestritten und mobilisiert wird. Da kann man reingehen, um gegen sich selbst verstärkende Kommunikationsmuster, die für die Demokratie gefährlich werden könnten, andere Muster zu setzen. Noch mögen sie klein sein, aber weil sie stark sind, haben sie ein großes Potential. Mein Anliegen ist nicht die Zuspitzung, sondern die Deeskalation. Es gibt diese Netzwerkbewegung #ichbinhier, die etwas Ähnliches macht. Sie hat sich auf ein paar leicht erlernbare Standards der Diskursmoral festgelegt – verbindlicher Ton, nicht beleidigend werden, Orientierung an Fakten und Gründen –, und mit diesen Regeln gehen sie in die sozialen Netzwerke, überall da hin, wo die politischen Diskurse stattfinden.
Das heißt, diese Leute mischen sich in andere Diskurse, in die voneinander getrennten Teile einer zunehmend fragmentierten Öffentlichkeit ein?
Permanent. Und genau das tun wir auch, wenn auch vielleicht etwas komplexer, verspielter und experimenteller. Ein Großteil des Streits findet in der eigenen Community statt. Dabei erfordert es kaum Aufwand, um sich in andere Blasen zu begeben.
Kennen Sie Beispiele für einen gelungenen Streit zwischen Rechts und Links?
Die Frage ist ja zunächst, was Gelingen unter den gegenwärtigen Umständen überhaupt heißen kann. Viele verstehen darunter, dass man den Kontrahenten am Ende überzeugt hat. Ich will nicht ausschließen, dass auch das – insbesondere bei jungen Leuten, die sich im Äußern von radikalen Gesten noch ausprobieren – im Einzelfall möglich ist. Aber für den Umgang mit Erwachsenen scheint mir das eine illusionäre, fast schon lächerliche Erwartung zu sein. Für mich beginnt das Gelingen, wenn man es schafft, der Eskalation Einhalt zu bieten, den Riss zwischen den Lagern nicht weiter zu vertiefen, ohne dass man einen Kuschelkurs eingeschlagen hätte, der auf eine falsche Appeasement-Politik hinausliefe. Widerspruch zu rechten Positionen zu repräsentieren, ohne dabei zugleich Verachtung, Ächtung oder Ausgrenzung mitzuteilen, wäre aus meiner Sicht schon ein Beispiel für das Gelingen eines Streits. Wir wollen, dass auf eine zivilisierte, aber nicht beschwichtigende Weise miteinander gestritten wird. Wenn sich das als Muster durchsetzte, würde der Eskalationszug langsamer rollen. Und da die Eskalation den Rechten nutzt, wäre allein das aus meiner Sicht schon ein politischer Erfolg.
Der politische Gegner wird wegen seiner ganz anderen Positionen nicht als Mensch abgewertet, sondern respektiert.
Genau. Die Würde wird respektiert, die Meinung toleriert, der Geltungsanspruch kritisiert, die Gewalt bekämpft.
Das richtet sich gegen die Gefahr eines Bürgerkriegs.
Ich sehe nicht die Gefahr eines realen Bürgerkriegs. Aber das zunehmende Bürgerkriegsdenken macht mir Sorge. In dieser Hinsicht verhalten sich die äußerste Rechte und die antifaschistische Linke zuweilen fast spiegelbildlich zueinander. Es zeugt von gedanklicher Armut, dass der antifaschistische Mythos, der den Faschismus als das radikal Andere versteht, heute auch in der Mitte gepflegt wird. Rechtes Denken wird in dieser Perspektive als etwas verstanden, das es komplett auszuschließen, zu ächten und letztendlich zu vernichten gilt. Das Denken von Teilen der Antifa – vor deren Aktionen ich Respekt habe, wenn sie sich realer Gewalt in den Weg stellen – ist ein Desaster. Das ist auf links gebügelter, vulgarisierter Carl Schmitt. Es gibt keine Fragen mehr, sondern nur noch das rohe Freund-Feind-Schema. Namen wie Adorno und Gramsci fallen noch, aber das ist Theorie auf dem Niveau von Kalendersprüchen, die nicht mehr in der Lage ist, gesellschaftliche Widersprüche zu erfassen.
Zumal die Schwächen dieser intellektuellen Position von ihrem rechten Gegenpart durchschaut und das Wissen darüber in die eigenen Strategien eingebaut wird.
Genau. Neben der antifaschistischen gibt es ja auch noch eine identitätspolitische Linke, in der das moralistische Täter-Opfer-Schema die Begriffe von Freiheit und Emanzipation ersetzt hat. Auch dieses Denken spiegelt sich auf Seiten einer Rechten, die ebenfalls identätspolitisch und im Täter-Opfer-Schema agiert. Fataler als die gegensätzlichen Werte sind aus meiner Sicht die geteilten Denkmuster. Darum wollten wir diese Muster irritieren. Die Rechten sind ja nicht nur kalte Taktiker, die ihre wahren Absichten unter dem Mantel des rationalen Diskurses verbergen. Sie sind auch rationale Diskursteilnehmer. Etwa fordern sie für sich selbst ein, fair behandelt zu werden, und indem sie das tun, gestehen sie dem Gegenüber, ob sie wollen oder nicht, das gleich Recht zu. Wenn man sie darauf aufmerksam macht, kann es geschehen, dass sie für Kritik zugänglicher werden und beispielsweise bereit sind, die fehlerhafte Darstellung eines Sachverhalts zu korrigieren. Wenn du höflich bleibst und auch bei deinem Gegenüber Rationalität voraussetzt, ist das möglich. Dass solche kleinen Bewegungen überhaupt zu beobachten sind, würde ich als Hinweis verstehen, wie der Diskurs gelingen kann. Es geht erst einmal gar nicht darum, argumentative Triumphe zu feiern, und es geht auch nicht um die habermasianische Utopie eines Konsenses, sondern darum, in vielen kleinen Schritten die desaströsen Muster der Auseinandersetzung zu verändern.
Es geht um eine gelingende Gegenseitigkeit.
Ja. Gerade weil der andere – manchmal bis zur Unerträglichkeit – anders ist, macht es dich stärker, wenn du ihn ernst nimmst. Auch in seiner Dummheit übrigens. Wenn du dumme oder provokante Äußerungen nicht sofort verächtlich oder empört zurückweist, sondern das Gesagte hinterfragst und dir mit deiner Erwiderung Mühe gibst, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der andere sich beim nächsten Mal seinerseits mehr Mühe gibt. Und das führt dann auch zu einer Schärfung der eigenen Position. Mir ist es mit dem Nachdenken über Demokratie so gegangen. Dass mein Verständnis unserer Verfassung heute tiefer geht als noch vor zwei Jahren, habe ich der erstarkten Rechten zu verdanken. Weil die Stärke der Rechten auf die eigene Schwäche verweist, ist sie dialektisch gesehen auch ein Antrieb zur Sammlung der eigenen Kräfte. Den ästhetischen Faschismus, wie ihn etwa Götz Kubitschek vertritt, betrachte ich als einen Stachel im Fleische, den wir uns leisten können. Wir sollten ihn jedenfalls nicht vernichten wollen. Denn die liberale Demokratie ist zwar das beste politische System. Aber sie braucht die Herausforderung, um sich zu erneuern.
In dem Moment knallen – wie aus heiterem Himmel – ein paar Kastanien auf die Tische und Holzbänke. Kannst runterkommen, Götz! (lacht)
Kommentare 10
Eine Wohltat so ein Interview zu lesen!
Es wäre schön, wenn viel mehr der Linken sich diesem Gedanken öffnen würden.
Danke für dieses Gespräch!
Ja!
„Mit Rechten reden“ habe ich zwar nicht gelesen, aber dafür schon dies und das vom Co-Autor Daniel-Pascal Zorn, der philosophisch super ist, ein argumentatives Kampfschwein (mit allem gebührender Respekt gemeint), darüber hinaus sehr sympathisch wirkt und der vor allem, neben einigen philosophischen Ähnlichkeiten (und natürlich einigen Unterschieden) inbesondere eine bestimmte Haltung vermittelt. Die ist eigentlich: Erzähl' mir und glaub', was du willst, nur, beleg' es. Ohne vorgestanzte Glaubenssätze bei denen man mit einer dieser „Das weiß man doch“, „Das ist eben so“ oder anderen Floskeln im Grunde den Diskurs beenden will. Da setzt Zorn den Bohrer an und lässt nicht locker. Da er das sehr gut macht und ich unterstelle mal, dass der interviewte Kollege das auch sehr gut macht, kann man auch recht entspannt in den Dialog gehen, denn man vertritt keine explizite Haltung, die man durchdrücken will, man ist einfach auf der Suche nach Wahrheit, oder kleiner, der Konsistenz der Argumente. Was hat man zu verlieren, außer senien Vorurteilen? Und die wären kein Verlust.
Lustigerweise ist es oft so, dass, wenn man keine vorgefasste Meinung hat, sich also nicht nur um Offenheit nach Art der Linken, sondern um echte Offenheit bemüht, sich die Zuschreibungen darüber, was man denn in Wahrheit vor hätte und so weiter überschlagen. Denn aus Sicht vieler Menschen hat jeder eine Agenda, der eine geht nur plumper der andere geschickter vor. Das sagt zwar mehr über den aus der zuschriebt, als über den Empfänger, aber das weiß der Urteilende ja nicht.
Ich habe Zorns „Einführung in die Philosophie gelesen“ und hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass mir irgendwas an dem Buch bekannt vorkommt, es war nicht der Inhalt, sondern die Herangehensweise und nach einiger Zeit fiel es mir ein, an was es mich erinnerte: Chögyam Trungpas „Spirituellen Materialismus durchschneiden“. Trungpa ist ein tibetischer Buddhist, der in die Staaten ausgewandert ist, Zorn hat das Buch vermutlich nie gelesen, der Inhalt ist auch komplett verschieden, aber die gemeinsame Botschaft ist eine durchgehende (ungefragte) Frage an den Leser: Meinst du es ernst, mit der Philosophie (im Falle Trungpas: der Spiritualität), oder willst du dich nur damit schmücken? Zeigen, wie toll du bist, was du alles gelesen und verstanden hast, ein bisschen um sich werfen, dass Kant ja doch überschätzt wird und man ja auch mal meditiert hat und das auch ganz nett war. Die Philosophie (und die Spiritualität) spuckt solche Leute aus, da sie stets im Dunstkreis ihrer eigenen Vorurteile bleiben. Philosophie (und Spiritualität) ernst gemeint erfasst dich, sie ist darin dem Bodybuilding ähnlicher als jedem gelehrigen Dozieren. Man schwitzt und ächzt und es tut weh – und gut. Und man wird fit. Ein exemplarischer Text für die Haltung: Zur phil.cologne – und warum sie nichts mit Philosophie zu tun hat
Innerlich habe ich Philosophie schon oft mit Kampfkunst verglichen. Man wird immer besser und irgendwann geht es nicht mehr darum zu gewinnen, weil man nicht mehr verlieren kann. Denn selbst oder gerade wenn man unterliegt, hat man gewonnen, weil man wieder was dazu gelernt hat. Dazu muss das Ego aber ein wenig in den Hintergrund treten, bzw eigentlich über Fixierungen hinauswachsen. Dass ist dann der Fall, wenn man zwar Standpunkte, Neigungen und Einstellungen hat, aber nicht ums Verrecken eine bestimmte Position durchdrücken will, sondern stets offen dafür bleibt, dass es bessere Argumente gibt. Und um die geht es. (Oder zu verstehen, was Erleuchtung ist.)
Schau mal, ob Du mit meiner Antwort an Alice Tetzlaff was anfangen kannst.
Ach Moorleiche, jetzt habe ich mein momentanes Hausarbeitsgeschreibsel für dein schönes Kommentar doch unterbrechen müssen. Eine wohltat - wie immer- von dir zu lesen! (Besonders bei der Tasse Lupinen-Kaffee)
Danke für den Link. Ich beschäftige mich meist seltenst mit mehreren Philosophen oder Philosophien, weil ich das Gefühl dabei habe, ihnen nicht so gerecht werden zu können. Deshalb ist mein Wissen über die verschiedenen Philosphischen Wege nur sehr begrenzt. Ein Studium dieser Diziplin (ob privat oder Uni) wäre für mich mehr als überfordernt. Deshalb Hut ab vor all denen, die es können und konnten. (und dabei alles noch in lebendige sprache fassen können - nach all den trockenen Texten)Denn Lesen und der versuch zu verstehen ist für mich Anerkennung der Arbeit dieser Menschen. Das halb zu machen, wie es in dem von dir verlinkten Artikel ja auch kritsiert wird, ist für mich nicht drin. Deswegen 'JA' zu all deinen Punkten. Philosophie (aber auch Spiritualität) ist für mich genauso, habe ich nach dem Lesen keinen Kater, während dessen keine Schweißausbrüche und starke emtionale Regungen... werde ich daran auch nicht wachsen können. Manchmal muss man auch einiges öfters angehen, bis man die Lektüre stemmen kann.
Philosophie ist Kampfkunst, die ihre Wurzeln in der buddhistischen Meditation hat (aber das wirst du sicherlich wissen). Nur das zusammenspiel von allen Elementen garantiert einen Fluß und die Stärke, diesen Fluß gehen zu können. Wie du sagst, das Ego ist dabei hinderlich. Wie soll ich auch die Umgebung wahrnehmen, wenn mein Selbst der Mittelpunkt zu sein scheint?
"Lustigerweise ist es oft so, dass, wenn man keine vorgefasste Meinung hat, sich also nicht nur um Offenheit nach Art der Linken, sondern um echte Offenheit bemüht, sich die Zuschreibungen darüber, was man denn in Wahrheit vor hätte und so weiter überschlagen" - Defintiv. Aber es ist auch oft ein Kampf mit dem Ego, genau das zu tun.
Das Buch habe ich übrigens nicht gelesen, und den Co-Autor kannte ich bisher auch nicht. Aber nach all den Artikeln die hier manchmal so erscheinen, tat das lesen des Interviews ziemlich gut!
„Ach Moorleiche, jetzt habe ich mein momentanes Hausarbeitsgeschreibsel für dein schönes Kommentar doch unterbrechen müssen. Eine wohltat - wie immer- von dir zu lesen! (Besonders bei der Tasse Lupinen-Kaffee)“
Lieben Dank und ja, schon klar, mit dem Lupinen-Kaffee – für den McFit Text: Gut gebrüllt, Löwin! – übrigens, um nicht zu vergessen, zu allem den eigenen Senf dazuzugeben, tatsächlich eine der wenigen Kaffee-Ersatzdinger, die geschmacklich halbwegs überzeugen können.
„Philosophie (aber auch Spiritualität) ist für mich genauso, habe ich nach dem Lesen keinen Kater, während dessen keine Schweißausbrüche und starke emtionale Regungen... werde ich daran auch nicht wachsen können. Manchmal muss man auch einiges öfters angehen, bis man die Lektüre stemmen kann.
Philosophie ist Kampfkunst, die ihre Wurzeln in der buddhistischen Meditation hat (aber das wirst du sicherlich wissen). Nur das zusammenspiel von allen Elementen garantiert einen Fluß und die Stärke, diesen Fluß gehen zu können. Wie du sagst, das Ego ist dabei hinderlich. Wie soll ich auch die Umgebung wahrnehmen, wenn mein Selbst der Mittelpunkt zu sein scheint?“
Und das Wachsen sollte dann wirklich ein Wachsen sein, keine Verengung. Der Punkt an dem ich mit den Linken nicht einverstanden bin, ist, dass sie das freie und kritische Denken dem Wort nach fordern, aber einem dann gleich erklären, was man alles falsch verstanden hat, wenn man nicht Punkt für Punkt zu dem gleichen – natürlich vollkommen frei gefundenen – Ergebnis kommt, zu dem man einfach kommen muss. Nur ist das eine Engführung des Denkens, Freiheit kann es aushalten – und muss es wollen – dass der andere zu anderen Ergebnissen kommt. Dass es sich für viele gut anfühlt im Gleichschritt zu denken, mag ja sein, nur sollte man das dann nicht Freiheit nennen.
Ein Pluralismus der anderen vorschreibt, dass sie Vielfalt gefälligst zu mögen haben, ist ein politisches Programm und ansonsten ein Selbstwiderspruch. Was macht er mit denen, die Vielfalt ablehnen (aus welchem Grund auch immer)? Dass die, die Vielfalt ablehnen, in der Tat für sich oft den Respekt einfordern, den sie anderen nicht gewähren wollen, stimmt, aber dennoch muss man Antipluralisten zugestehen, dass auch ihre Befindlichkeiten ernst zu nehmen sind.
Dass man da Ringen muss und es vielleicht keinen Wellness-Standpunkt in der goldenen Mitte gibt, mag sein, aber da darf man nicht anfangen zu heulen und ganz betroffen zu sein. Weiter machen, denn das starke Ich ist ein großes Ich und keines, was sich klein macht, ahrt macht und abkapselt und wenn es stark ist, hat es Platz, Platz für das Denken anderer, für die wirkliche Buntheit der Welt und nicht nur für die Wellness-Zonen des Lebens, wo sich alle so schrecklich lieb haben. Bernd Stegemann hat das auch begriffen. Es geht um diesen Geist. Wenn der sich durchsetzt, gewinnen wir, so unterschiedlich wir auch sind. Und das sieht gar nicht so schlecht aus.
Die Lupine, hach. War sie doch zu Anfang ein unliebsames Gewächs auf den Feldern der Bauern durch unkontrollierte selbstvermehrung (und dann auch noch ein Immigrant aus Nordamerika!) erklomm sie - nach dem einige sich ihrer Vorurteile entledigt hatten und es mal „mit ihr zu probieren“ - die Leiter der bio-dynamischen diversitäts Liebhaber. Jetzt ist sie eine Alternative für, ja, alles mögliche (außer Senf, der bleibt einzigartig!)
Ich denke, nicht nur Freiheit muss das aushalten. Auch die Demokratie muss das aushalten können. Nur werde ich das Gefühl nicht los, das auf Demokratie niemand so richtig Bock hatt - und auf Freiheit eh nicht: da scheint es wohl zu wenig bis keine Feindbilder zu geben. Und dann kommt man ins straucheln, weil man sich dann Anhand des anderen gar nicht mehr definieren kann... .
Zum Pluralismus: Da bin ich bei dir! Man muss auch diesen ihren Antipluralismus zu gestehen. Denn auch das macht es ja wieder pluralistischer für einen selbst!
Ich hoffe schon seid langem, dass sich der Geist durch setzt. aber momentan habe ich eher das Gefühl, das die kleingeistigkeit nach vorne springt. Irgendwie haben viele ein starkes Problem mit allem was über dualistische Anschauung hinaus geht. Das scheint Angst zu machen, und dann muss, wenn ein dualismus erfolgreich ausgehebelt wurde, schnell ein neuer her.
Aber nicht so schlimm, so gehen einem wenigstens die Themen nicht aus - im Freitag. ;)
Man hat ja zu manchem eine besondere emotionale Neigung, ohne dass man sagen kann, warum. Bei den blühenden Pflanzen sind es besonders die Lupine und die Kapuzinerkresse, die mein Herz erobert haben.
„Und dann kommt man ins straucheln, weil man sich dann Anhand des anderen gar nicht mehr definieren kann... .“
Oder man müsste sich tatsächlich mal genauer mit sich selbst beschäftigen und davor rennen so viele weg. Eine der beliebtesten Projektionsflächen ist die Politik, weil schwarz/weiß und Lagerdenken so oft zu ihr gehören. Ich habe mich immer schon darüber gewundert, wie man so drauf sein kann, einen ganzen Kübel voll privater Probleme mit sich herum zu schleppen, die man partout nicht gelöst kriegt, aber zugleich die Lösung für alle Probleme der Welt in der Schublade zu haben. Man kommt zwar noch nicht mal mit dem eigenen Leben klar, will das aller anderen aber gleich mit regeln. Wohl, weil man das Gefühl hat, dass, wenn die Welt erst so ist, dass sie meinen Bedürfnissen maximal entgegen kommt, sich auch viel besser auf sie einlassen kann, was völlig richtig ist, nur übersieht, dass die paar Milliarden anderen eine andere Wellness-Oase brauchen.
„Zum Pluralismus: Da bin ich bei dir! Man muss auch diesen ihren Antipluralismus zugestehen. Denn auch das macht es ja wieder pluralistischer für einen selbst!“
So sieht es aus. Leuten Pluralismus und Multi-Kulti einfach überzubraten und es als Kaltherzigkeit oder Defekt zu verkaufen, wenn man nicht spontan begeistert ist, ist der Ansatz der gerade den Bach runter geht und in der Tat muss der Pluralismus noch mal erweitert werden, was ein zähes Ringen werden dürfte. Dazu ist von der Wellness-Fraktion aber keiner bereit, man kauft zwar stolz beim türkischen Gemüsehändler und isst abends beim Perser, aber mit den Problembären wollen sie auch nichts zu tun haben und die erleben sie auch nie.
Die neuen Ganzrechten haben Pluralismus ja längst auch im Programm. Die sagen nicht mehr, dass Kanaken scheiße sind, sondern, dass alle Völker toll sind, nur eben einfach nicht zusammen passen, darum sollten sie unter sich bleiben. Das kann es nun auch nicht sein. Wenn sich die Gutwilligen aller Lager verständigen, wie sie halbwegs stressfrei zusammen leben wollen, dann klappt das schon. Es muss nur ein Angebot herauskommen, was attraktiv genug ist, um den Fundamentalisten aller Fraktionen das Wasser so weit abzugraben, dass sie auf ihre Kernanhänger reduziert bleiben und das muss die Demokratie dann in der Tat ertragen können.
„Ich hoffe schon seid langem, dass sich der Geist durch setzt. aber momentan habe ich eher das Gefühl, das die kleingeistigkeit nach vorne springt. Irgendwie haben viele ein starkes Problem mit allem was über dualistische Anschauung hinaus geht. Das scheint Angst zu machen, und dann muss, wenn ein dualismus erfolgreich ausgehebelt wurde, schnell ein neuer her.“
Ja, so ist es. Das ist die plastische Beschreibung des technischen Begriffs Regression. Man stürzt sich von einem schwarzweiß Weltbild ins nächste, weil man das Gefühl hat, die entscheidende Schlacht stünde kurz bevor und da müsse man sich entscheiden, wo man steht. Und wehe dem, der sich der Eindeutigkeit verweigert. Man ist zwar gegen Etiketten, Herrschaftsstabilisierung, Hierarchien und so weiter, aber schneller als unter Linken hat man seinen Stempel selten weg.
Ach die Kapuzinerkresse! Auch sie hat meine uneingeschränkte Sympathie!
"Oder man müsste sich tatsächlich mal genauer mit sich selbst beschäftigen und davor rennen so viele weg. Eine der beliebtesten Projektionsflächen ist die Politik, weil schwarz/weiß und Lagerdenken so oft zu ihr gehören. Ich habe mich immer schon darüber gewundert, wie man so drauf sein kann, einen ganzen Kübel voll privater Probleme mit sich herum zu schleppen, die man partout nicht gelöst kriegt, aber zugleich die Lösung für alle Probleme der Welt in der Schublade zu haben"
Gut gesagt. Die immer währenden Schubladen... . Aber das habe ich mich auch schon gefragt. Aber warscheinlich ist es so wie du sagst, durch den Fokus aufs Äußere wird vom Inneren abgelenkt. Die Bedürfnisse der vermeindlichen Masse verkommt zum Persönlichen. ich finde das hat man letztes Jahr gut bei der CSU gesehen. Die Lauthals verkündeten die Wähler wollten dies oder das - bei Umfragen kam dann aber doch was anderes heraus... .
"Dazu ist von der Wellness-Fraktion aber keiner bereit, man kauft zwar stolz beim türkischen Gemüsehändler und isst abends beim Perser, aber mit den Problembären wollen sie auch nichts zu tun haben und die erleben sie auch nie."
Auch hier stimme ich dir wieder zu. Das Problem geht ja noch viel tiefer. Da wird aus Angst davor 'Intolerant' zu sein, seltsame Beschlüsse in der Politik durch gewunken, oder gesellschaftliche Debatten im Keim erstickt. Ein Biespiel hierzu ist die 'Türkische Gemeinschaft' in Deutschland. Vor einiger Zeit (2 Jahren?) las ich hier ein Interviwe mit einer Rektorin einer Berliner Schule in einem sogenannten 'Problembezirk'. Sie erzählte von Selbstzensur der türkischen Eltern gegenüber anderen Türkischen. Die Angst bei Regime-Kritik nicht mehr ins Heimatland reisen zu können ist groß oder auch die Befürchtung vor repressalien für die Verwandschaft im Erdogan regierten Land. Was mich auch immer wieder wundert ist die Sache, dass sich die 'Muslimische Gesellschaft in Deutschland' (oder wie der Verband heißt) sich bisher überhaupt nicht kritisch zu Gewalttaten geäußert hat, die von Glaubensbrüdern begangen worden sind. Geschweige denn ein öffentlicher Aufrauf an diese, die Normen und Ethik in Deutschland anzuerkennen, mit allem was dazu gehört. Einfach um einen Standpunkt zu vertreten, dass hier andere Normen herrschen die aber durchaus auch mit dem Glauben zu vereinen sind (und hier eben auch eine vermeindliche Sekularisierung herrscht). Diese werden aber von der Politik nicht in die Pflicht genommen dies zu tun - aber Blutwurst ist eben ein wichtigeres Thema, als es Lösungsansätze sind. Und wenn dann muslimische Hardliner/Konservative - mit Fragwürdigen Verbindungen- die in der SPD sind, auch noch gefeiert werden... ohne einen wirklichen Dialog oder Diskurs im öffentlichen Raum zu etablieren... .
"Die neuen Ganzrechten haben Pluralismus ja längst auch im Programm. Die sagen nicht mehr, dass Kanaken scheiße sind, sondern, dass alle Völker toll sind, nur eben einfach nicht zusammen passen, darum sollten sie unter sich bleiben."
Meine lieblingstheorie ist ja momentan die 'auslöschung' des deutschen Volkes. Als wären wir eine bedrohte Ethnie, die wie zur Kolonialzeit, assimiliert wird. Ansonsten stimme ich dir auch hier wieder zu
"Man stürzt sich von einem schwarzweiß Weltbild ins nächste, weil man das Gefühl hat, die entscheidende Schlacht stünde kurz bevor und da müsse man sich entscheiden, wo man steht. Und wehe dem, der sich der Eindeutigkeit verweigert. Man ist zwar gegen Etiketten, Herrschaftsstabilisierung, Hierarchien und so weiter, aber schneller als unter Linken hat man seinen Stempel selten weg."
Da hast du leider auch wieder recht. Das merke ich momentan in der 'Body-Building' diskussion die noch am laufen ist. (Vielleicht verfolgst sie ja noch.) Aber generell ist es natürlich auch so, das die Linken Denk - und Argumentationsmuster der kritisierten Hegemonie, Theorien etc. für ihre Kritik verwenden. Nur scheinen sie es nicht zu merken... .
„Sie erzählte von Selbstzensur der türkischen Eltern gegenüber anderen Türkischen. Die Angst bei Regime-Kritik nicht mehr ins Heimatland reisen zu können ist groß oder auch die Befürchtung vor repressalien für die Verwandschaft im Erdogan regierten Land.“
Kann ich mir gut vorstellen und bei vielen Deutschen ist es vermutlich so, dass sie in ihrem Lieblings-Urlaubsland auch keine Schwierigkeiten haben wollen. Und aktives Weggucken, haben wir gut trainiert.
„Was mich auch immer wieder wundert ist die Sache, dass sich die 'Muslimische Gesellschaft in Deutschland' (oder wie der Verband heißt) sich bisher überhaupt nicht kritisch zu Gewalttaten geäußert hat, die von Glaubensbrüdern begangen worden sind. Geschweige denn ein öffentlicher Aufrauf an diese, die Normen und Ethik in Deutschland anzuerkennen, mit allem was dazu gehört.“
Doch, haben sie, in letzter Zeit nur, für meinen Geschmack ein wenig zu schnell und zu lautstark mit dem Hinweis verbunden, man sei es nun leid, sich ständig für die Schandtaten Einzelner zu rechtfertigen und vom dem Taten zu distanzieren. Wenn allerdings in Deutschland gesagt wird, die Urenkel-Generation habe nun schon biologisch seit Jahrzehnten nicht mal mehr die Möglichkeit am NS-Regime mitgewirkt zu haben, wird gerne auf der Unterschied zwischen Schuld und Verantwortung verwiesen (den ich auch sehe), nur kann ich nicht sehen, warum dies nur für deutschstämmige Menschen gelten soll.
„Einfach um einen Standpunkt zu vertreten ...“
Das ist wahrscheinlich schon das Problem: Deutsche Politiker (an/in der Regierung) und Standpunkte.
„Und wenn dann muslimische Hardliner/Konservative - mit Fragwürdigen Verbindungen- die in der SPD sind, auch noch gefeiert werden... ohne einen wirklichen Dialog oder Diskurs im öffentlichen Raum zu etablieren... .“
Ja, nur kann für viele Linke nicht sein, was nicht sein darf.
„Aber generell ist es natürlich auch so, das die Linken Denk - und Argumentationsmuster der kritisierten Hegemonie, Theorien etc. für ihre Kritik verwenden. Nur scheinen sie es nicht zu merken... .“
Manche merken es nicht, andere interessiert es nicht, für manche gehört die Diskreditierung des Klassenfeindes zum Repertoire des Kampfes. Und zum Glück gibt es immer wieder auch kluge und empathische Linke, die aus dem schablonenhaften Denken herauskommen.
Kritik die gegen ein Argument gerichtet ist, was man verwendet, kann man ernst nehmen, Kritik, die die ganze Person diskreditiert, kann und sollte man getrost durchs Klo spülen.
"Manche merken es nicht, andere interessiert es nicht, für manche gehört die Diskreditierung des Klassenfeindes zum Repertoire des Kampfes. Und zum Glück gibt es immer wieder auch kluge und empathische Linke, die aus dem schablonenhaften Denken herauskommen." -
Ja, da hast du recht. Mir ist es nur nicht immer Begreiflich warum man altbackene Argumentationstechniken immer und immer wieder repitiv nutzt.
Naja, ich bin wie immer bei dir bei deiner Antwort und habe mal wieder viel gelernt. Danke für die Bereicherung meines Geistes mit deinen Antworten. Das schätze ich sehr!