Kehrseite 1 I
Ein Baum, Zweige. Geäst, das die Gerade ummantelt, schier blickdicht vor
Blau. Uns durchwandernde Sonnenschneisen, die im Lid aufflackern, in ...
Ein Baum, Zweige. Geäst, das die Gerade ummantelt, schier blickdicht vor Blau. Uns durchwandernde Sonnenschneisen, die im Lid aufflackern, in der Wimper. Ein Haar, das sich hisst, während ein zu roter Zehnagel hoch- Blitzt. Fuß weg vom Airbag. Ein Vogel streift den Kühler und bleibt nicht Liegen, wo der Mittelstreifen den Takt schlägt, flirrend. Schläfrig. (Über allem: Wer wohl.) Unter uns flieht der Asphalt, Jahre zurück, oder gestern. Der Dunst ist Grell, und am Horizont steht Feuchte. Schilder weisen den Weg auf das Deutbare, auch Wir tun grausam genau. Wie der Mittag so scharf, auf der Hitzeklinge, der Satz, Der hinaustreibt. Siedend, im Zenit, durchs offene Fenster
II
Bauskelette. Häuser. Die uns vereinende Jagd, während Rost auf Beto
#228;hrend Rost auf Beton Trifft. Sonst gibt es nichts mehr. Das Meer, für heute, ist untergegangen, und Es wäre eh scheu. Lichtschacht um Lichtschacht (oder bitte, sag´s anders, lass Weg, was du weglässt, kipp´s im vornhinein über), öliges Unkraut, kärgere Pfützen in rasender Fahrt durchs Objektiv, die den Körpern zugezitterte Linse, Gegenstand an Gegenstand, schneller und schneller, gehen, ich jetzt. Kilometer Meter, und alles im Bau, und alles im Abbruch, und nur noch sym- Metrische Linien. Komm, wir lassen das jetzt so; und ebnen uns an An das ScheiternIII Was war noch, ach: Viadukte. Geröll. Aber unwichtig, wie das haushohe Tor ohne Bogen. Der Landschaft ein Dorn, also irgendwie abgehalftert, jedenfalls nicht verwert- Bar. Ärgerlich. Und dann: die Ebene. Die Ebene und der Wind. Der Wind, der nicht Flattert. Dazwischen vergehen Stunden. Sperrig, nirgendwo, aber wir fahren. Wir Fahren beständig vom Tal in die Gipfel. Es ist zum Irrewerden. Aber wir werden Nicht. Keiner und niemals. Alles so weiter. Geradeaus. Im Fahrtwind, die Flügel. Dann Wolln mer mal. Man sollte, überhaupt, wieder. Beobachten: Mauern. Mauern. Die Segel setzen, auf dem Festland, die Städte, Bauschutt. Zement. Häuser, und noch weit, Weit darüber hinausIV Du willst es festhalten. Schlieriges, abgenutztes Hell. Ergebene Sonnenblumenfelder. Denk daran: Skorpione in Schlafzimmern. Deckenleuchten, der qualmende Falter. Die Nacht, die du vergisst. Offene Türen, offene Fenster, doch wir fahren bereits. Wir sind Immer gefahren, wir ducken uns unter startende Flugzeuge, wie ein Blatt sich unter die Rampe wirft. Die Hitze wird gelber, und zwischen die Zweige fällt Schwarz. Hilfe, der Moment kippt, dabei steht alles noch. Selbst die Sonne macht einen belemmerten Ein- Druck, während du aufs Gas trittst, grasüberwachsene Bauruinen, der Ritt nach Rom. Totenstadt. Die Tage steigen abwärts. Vom Dach rollt der Donner in den Blitz ZurückV Drinnen und draußen Schachtelräume, ineinander auseinander völlig verwirrend. Blöd dabei wird man nicht, weil alles eine Frage der Perspektive ist und natürlich der Orientierung. Ein Schild, das in beide Richtungen zeigt: Ja nein. Rein raus. Man kann Überhaupt gar nichts mehr falsch machen. Wo immer ich mich befinde, ich bin hier Bei mir. Das ist nicht unbedingt beruhigend, wenn man nach kompatibler Landschaft Sucht. Die Hitze hat Durst und will Wasser. Gell, es gibt immer was, wofür sich´s Lohnt. Wir denken sogar mit Akzent (selbst das unausweichlich). Für den Bus gibt´s keinen Fahrplan. Die Tankstellen sind geschlossen, die Gleise Veröden, die Lamellen sind dichtVI Stillstand. Bleiben. Wir in unsern Wohnstätten, die Kriterien zurechtgerückt, be- Fristet im Glashaus. Jetzt wirf doch. Es ist alles eine Frage des Kreislaufs, der Ent- Fernung, der Blätter. Es muß etwas passiern. Es geschieht bereits etwas ohne Uns. Wir haben die Werkzeuge weggelegt, klirr!, und die Lichter der Villa, die Lichter am Friedhof, Grabplatten hinten vorn klirr!, du verstehst mich mit Messern. Wir sind nicht daheim und auch nicht erreichbar, während du unaufhaltsam weiter- Sprichst in die den Hügel hinaufzüngelnden Heckscheinwerfer. Intim wie im Comic und Politisch korrekt. Non parlate all´autista. Außen innen. Die Fahrt, die sich EntferntVII Zäsur. Punkt. Weg mit dem Wirrwarr. Das war das, und ich bin basta. Mach was Draus. Schönere Landschaft. Flecken auf dem Manuskript. Unleserlich wandernde Zimmer. Aber andererseits. War´s das? Hinaus hinaus. Mit ruhenden Armen am Tisch sitzen. Kalter Atem bereits. Auf dem Postkartenpanorama liegt das Silber von einem Bleistift. Aus dem Stummel wird noch schnell eine Schlange gesägt. Nichts würde jemals unmelodisch, nur: Die Nacht flog zu schnell. Was im Öl schwimmt, wirkt verdorben. Wenn es brennt: Genieß es. Diese Jagd nach dem Winkel und dem, was ihm beiwohnt. So eine Scheiße. Zuviel altes Wachs. Nicht mehr herunterzuholen, was da glitzert, während Nur noch -Uta Maria Heim, geboren 1963 im Schwarzwald, lebt als Autorin in Schorndorf. Sie schreibt Romane, Stories, Hörspiele und Features. Zuletzt erschienen im Berlin Verlag Ruth sucht Ruth und Schwesterkuss. Ihre Krimis sind mehrfach ausgezeichnet worden.
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