„Sieg-Heil-Rufe wiegten mich in den Schlaf“

Jugend im Osten Hendrik Bolz rappt bei Zugezogen Maskulin. Er wohnte bis zu seinem 15. Lebensjahr in einem Plattenbauviertel in Stralsund. Gewalt war an der Tagesordnung
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 41/2019
Hendrik Bolz war ein Jahr alt, als die Mauer fiel. Der Untergang der DDR hat sein Leben dennoch geprägt
Hendrik Bolz war ein Jahr alt, als die Mauer fiel. Der Untergang der DDR hat sein Leben dennoch geprägt

Foto: Greta Baumann

Ich bin 1988 in Leipzig geboren, in meiner Geburtsurkunde steht also noch DDR; seit ich denken konnte, lebte ich aber in der BRD in Stralsund an der Ostsee. Mein erstes Babygebrabbel ließ im Jahr eins nach meiner Geburt die Mauer einstürzen, im Jahr darauf wurden die neuen Bundesländer an die Bundesrepublik angeschlossen, der real existierende Sozialismus hat mich geboren und sich kurz nach meiner Ankunft aus dem Staub gemacht.

Abgesehen von mystischen Bemerkungen à la „Das Gebäude steht hier schon seit DDR-Zeiten“ und „So ein Verhalten hätte es vor der Wende nicht gegeben“ wurden er, seine Utopien, Kämpfe und Tragödien mir gegenüber nicht thematisiert, weder in der Familie noch in der Bildung. Zwänge, Kriege, Atombom