Sieh, das Gute liegt so fern

Literatur Marie NDiaye ist eine der aufregendsten Schriftstellerinnen Frankreichs. Ihr neuer Roman erzählt von Europa und Afrika
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Man möchte Marie NDiaye gerne ein paar Etiketts anhängen: ein so deutliches wie „feministisch“, ein so im Trend liegendes wie „postkolonialistisch“ oder gar ein so schwergewichtiges wie „schwarz“. Alle sind nicht ganz falsch. Aber auch nicht ganz richtig. An der Lesung in der Zauberberg-Buchhandlung in Berlin-Friedenau vergangenen Freitag sind es andere Adjektive, die sich für die Französin aufdrängen, die in einer goldenen Bluse als leuchtender Fremdkörper vor dem graubeigeschwarzen Berliner Publikum sitzt: aufrecht, gelassen, in sich ruhend – und seltsam weit weg; fast nur in den Sätzen anwesend, über die sie sich in den Raum hangelt. Selbst als eine ältere Dame mitten in der Veranstaltung die Buchhand