Skelette in der Wüste

USA Tausend Kilometer lang ist der massive Grenzzaun zu Mexiko bereits. Der Weg an ihm vorbei führt oft genug in den Tod
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 23/2018

Am sechsten Tag in der Wüste dachte Gamez, er hätte Wasser gefunden. Vor seinen Füßen verliefen plötzlich schwarze Rohre über den Sandboden. Bewässerungsleitungen für eine Ranch? Aus einer undichten Verbindung zwischen zwei Rohren quoll eine Flüssigkeit. Gierig warf sich Gamez darauf. Dann spürte er das Brennen im Mund, statt Wasser floss durch die Leitung offenbar Unkrautvernichter. Gamez blickte sich um. Die Sonne brannte vom Himmel. Wie lange würde er noch durchhalten?

Omar Gamez, 24 Jahre alt, aus Hermosillo im Norden Mexikos, hatte seine Odyssee in Nogales begonnen, einer Stadt am Rande der Sonora-Wüste zwischen Mexiko und den USA. Gut 20.000 Menschen leben auf der US-Seite von Nogales im Staat Arizona, etwa zehnmal so viele a