Solange gesendet wird, ist die Welt noch in Ordnung

Katastrophenjournalismus 2005 Das Fernsehen im Dilemma zwischen dem Segen der Spendenaufrufe und den Gefahren von Nachahmungstätern und politischer Vereinnahmung
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Nicht erst seit der Diskussion um die Ausstrahlung des Geiselvideos der entführten Susanne Osthoff zeigt sich, dass die Schlüsselrolle des Fernsehens in Krisenzeiten kaum überschätzt werden kann. Wer die Wirkungsmacht dieses Mediums dieser Tage schon hat schwinden sehen, wurde bereits einige Wochen vorher belehrt: Als der jugendliche Mob in der Pariser Vorstadt Clichy-sous-Bois des Nachts loszog, um sich eine Straßenschlacht nach der anderen zu liefern, setzte in ganz Frankreich eine hitzige Debatte über die Notwendigkeit einer medialen Selbstzensur ein - aus Furcht, die sensationslüsterne Berichterstattung könne potenzielle Nachahmungstäter auf dumme Gedanken bringen.

Und tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Medien nicht ge