Man möchte es ja sofort glauben: „Nachhaltiges Wirtschaften ist ein wesentlicher Bestandteil der Unternehmensstrategie von HeidelbergCement. Im Mittelpunkt unseres Handelns steht die Verantwortung für die Umwelt. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, Branchenführer auf dem Weg zur CO₂-Neutralität zu sein.“
Führend ist der Beton-Konzern vor allem, was den CO₂-Ausstoß angeht: HeidelbergCement ist – nach dem Kohlekraftwerksbetreiber RWE – das klimaschädlichste Unternehmen im DAX. Der zweitgrößte Zementhersteller der Welt gehört zu den „Carbon Majors“, den 50 Konzernen, die weltweit am meisten CO₂ ausstoßen. Wie könnte der jemals „Echt.Stark.Grün“ werden und „weiter profitabel wachsen“, wie der Konzern selbst konstatiert?
Zwischen acht und zehn Prozent der globalen Treibhausgasemissionen stammen aus der Herstellung von Beton. Das ist dreimal so viel wie der globale Flugverkehr ausstößt. Wenn Kalkstein zu Zement verarbeitet wird, setzt dies darin gebundenes CO₂ frei. Zusätzlich verschlingt die Produktion riesige Mengen Energie. Das geht nicht in grün und gut. Stattdessen müsste weniger gebaut, mehr renoviert sowie recycelt und Leerstand aufgelöst werden. Das Gegenteil ist der Fall. Laut dem Bündnis CemEnd hat sich in Deutschland die Zahl der Neubauten von 159.000 im Jahr 2009 auf 286.000 im Jahr 2018 beinahe verdoppelt. Das ist nicht nur für Banken, Vermögende und die Immobilienbranche ein riesiges Geschäft, sondern auch für die Zementindustrie. Obendrauf kommen so überflüssige und umweltschädliche Mega-Projekte wie der Ausbau des Flughafens Köln/Bonn und Stuttgart 21, für die HeidelbergCement jeweils Baumaterial liefert.
Unter die Erde mit dem CO₂
Dennoch verspricht der Konzern, bis 2050 klimaneutral zu sein. Er setzt dabei vor allem auf die umstrittene „Carbon Capture and Storage“-Technologie (CCS), also die Abscheidung und Speicherung von CO₂ unter der Erde oder unter dem Meeresboden. In einem norwegischen Zementwerk des Konzerns soll die weltweit erste industrielle CCS-Anlage entstehen und 2024 in Betrieb gehen, maßgeblich finanziert von der norwegischen Regierung. HeidelbergCement will damit die Emissionen dieses einen Werks halbieren. Doch nach Berechnungen der Umweltorganisation Robin Wood würde das den CO₂-Ausstoß des weltweit agierenden Konzerns allenfalls um zwei Prozent senken. Vorausgesetzt, die Technologie funktioniert. Bis heute gibt es weder ein ausgereiftes technisches Verfahren, das flächendeckend und langfristig eingesetzt werden könnte, noch Belege dafür, dass CCS wirklich dem Klimaschutz dient.
Mehrere Pilotprojekte, selbst vielversprechende, wurden bereits abgebrochen. CCS ist nicht nur teuer und extrem energieaufwendig, sondern auch gefährlich: Durch Leckagen kann gespeichertes CO₂ in die Atmosphäre oder das Wasser entweichen, bei Unfällen sogar große Mengen. Vor allem aber verhindert diese Scheinlösung den schnellen Ausstieg aus der fossilen Energie: denn sie suggeriert, dass weiter CO₂ ausgestoßen werden könnte, wenn es denn in Zukunft problemlos abgeschieden und gespeichert wird. Kein Wunder, dass sich Ölkonzerne wie Exxon und Shell für CCS einsetzen. Die Technologie würde ihnen erlauben, weiter Öl zu fördern.
So sieht er also aus, der Grüne Kapitalismus. Er ist das Gegenteil einer ökosozialen Transformation. Er verspricht ein „Weiter-so“, nämlich die „Versöhnung“ von Ökologie und Ökonomie. Die Kernidee ist die „Entkopplung“ von Wachstum, Naturverbrauch und Klimaschäden mittels neuer Technologien und Marktmechanismen. Das ist schlicht unmöglich: Kapitalistisches Wachstum ist immer verbunden mit Rohstoff- und Energieverbrauch, ganz egal, wie innovativ die Technologie ist. Beides ist nicht ohne Naturzerstörung zu haben. Wäre eine Entkopplung möglich, wäre dies ein echtes grünes Wunder, ein Perpetuum mobile. Deswegen sind alle Versuche der Entkopplung bislang krachend gescheitert, etwa das Horrorbeispiel Biosprit: Mit ihm verband sich die Hoffnung, der Individualverkehr könnte klimafreundlich wachsen, wenn nur fossiler Treibstoff durch pflanzlichen ersetzt würde. Das führte dazu, dass in Indonesien Regenwald vernichtet wurde, um auf einer Fläche, knapp viermal so groß wie die Schweiz, Palmölplantagen zu errichten. Das Resultat: Biosprit wurde 80 Prozent klimaschädlicher als fossiler Diesel und Indonesien zeitweise zum drittgrößten CO₂-Emittenten der Welt.
Der Biosprit von heute – die nächste Öko-Science-Fiction, an die sich Politik und Konzerne klammern – ist grüner Wasserstoff. Fast alle Parteien setzen in ihren Wahlprogrammen auf diese Technologie, verspricht sie doch, dass damit fossile Energie komplett ersetzt werden kann. Auf dass weiter viel zu viele Güter in Lkws transportiert werden, Kreuzfahrtschiffe in See stechen, Flugzeuge starten können und die Schwerindustrie klimaneutral werde.
Kein Mensch weiß jedoch, woher all der grüne Wasserstoff, der mit erneuerbarer Energie hergestellt wird, kommen soll. Das Verfahren braucht bis zu doppelt so viel Energie, wie es am Ende bereitstellt. Der deutsche Ökostrom reicht dafür in keinster Weise. Obendrein werden große Mengen von Wasser benötigt, das bereits heute vielerorts Mangelware ist. Aber als schillerndes Zukunftsversprechen taugt es bestens. Der Immobilienkonzern Vonovia etwa kündigte im Frühjahr eine „Energiezentrale der Zukunft“ an. Mit dem Fraunhofer-Institut soll in Bochum erforscht werden, wie grüner Wasserstoff dort 60 Prozent der Energie für Strom und Wärme CO₂-neutral erzeugen kann. Sinnvoller wäre es, Vonovia würde mehr in die energetische Sanierung der Wohnungen des Konzerns investieren – ohne die Mieter*innen zu belasten. Das Unternehmen wird schon lange dafür kritisiert, Modernisierungen verschleppt und für Mietsteigerungen genutzt zu haben. Zuletzt wurden die Ausgaben dafür sogar verringert. Das lässt sich unter einem grünen Mäntelchen gut verstecken.
Das Versprechen, Unmögliches zu ermöglichen, macht die Ideologie des Grünen Kapitalismus so attraktiv. Nicht nur für Konzerne, sondern auch für Milieus, die Interesse haben, dass alles bleibt, wie es ist. Gäbe es für jedes Problem eine technische, grüne Lösung, müsste sich strukturell ja nichts ändern. Weder an den globalen Machtverhältnissen noch an der imperialen Lebensweise. Diese Entpolitisierung des Klimawandels beschreibt der belgische Geograf Erik Swyngedouw in seinem Essay Apocalypse forever?: Regierungen inszenierten den Klimawandel als „Feind von außen“, der nur von innen heraus, mit kapitalistischen Mitteln, bekämpft werden könne, schreibt er. „Mit anderen Worten: Wir müssen uns radikal ändern, aber im Rahmen der bestehenden Umstände, sodass sich nichts wirklich ändern muss.“
Im Juni 2020 startete die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen die Kampagne „Race to Zero“ mit dem Ziel, die CO₂-Emissionen bis 2050 auf Netto-Null zu senken. Dieses Ziel haben sich nicht nur Regierungen, sondern auch die meisten Konzerne gesetzt: Audi, Bayer, BASF, RWE, Volkswagen, auch Konsumgüterkonzerne wie Nestlé und Unilever haben „Net Zero“-Pläne aufgestellt. Selbst der Vermögensverwaltungsriese BlackRock, der immer noch Anteile im Wert von mehreren Milliarden Dollar an Kohlekonzernen hält, bekennt sich zur Klimaneutralität bis 2050.
Shell pflanzt Bäume
Doch was ist hier mit „Klimaneutralität“ überhaupt gemeint? Der Ölkonzern Shell verspricht seinen Kund*innen „CO₂-neutrales Tanken“ und will für Millionen Euro Bäume pflanzen. Gleichzeitig plant das Unternehmen neue Öl- und Gasprojekte. Ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur angeblichen Klimaneutralität ist die „Kompensation“ von Emissionen, die oft nicht mehr als ein Ablasshandel auf dem Papier ist. Fluglinien bieten ihren Kunden schon lange an, den CO₂-Ausstoß gegen Aufpreis auf das Ticket zu kompensieren, etwa durch das Pflanzen von Bäumen. Der Guardian und die Greenpeace-Recherche-Organisation Unearthed haben die Kompensationsprojekte von Airlines gerade untersucht: Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die Gutschriften auf einem zweifelhaften System beruhen. Die Unternehmen schätzten schlicht, wie viel Abholzung ohne ihre Waldprojekte stattgefunden hätte und berechnen daraus „verhinderte CO₂-Emissionen“, die sie als Gutschriften weiterverkaufen. Dass neun von zehn solcher Aufforstungsprojekte scheitern, taucht in dieser Milchmädchenrechnung nicht auf. Zu Klimaschutz wird das nicht führen, allenfalls in die klimaneutrale Klimakatastrophe.
CO₂ ist die Währung des Grünen Kapitalismus. Ihm lässt sich ein Preis zuordnen, außerdem lassen sich zu erwartende Temperaturanstiege skizzieren und Klimaziele formulieren. Allerdings bilden CO₂-Bilanzen, wie sie von Regierungen und Unternehmen erstellt werden, weder den realen Ausstoß von Treibhausgasen ab noch deren reale Reduktion – und erst recht nicht die Auswirkungen auf Natur und Mensch. Sowieso bedeuten die Begriffe „Klimaneutralität“ und „Netto-Null-Emissionen“ nicht zwingend, dass weniger CO₂ ausgestoßen wird. Es wird nur an anderer Stelle eingespart – etwa durch Emissionsgutschriften, die aus Klimaschutzprojekten vor allem im Globalen Süden stammen. Das erlaubt sogar dem Fleischkonzern PHW, seine Wiesenhof-Hähnchenschenkel als „klimaneutral“ zu verkaufen, schließlich wird der CO₂-Ausstoß – laut Konzernberechnung 2,2 Kilo CO₂ pro Kilo Hühnerfleisch – kompensiert, etwa durch ein Projekt zur Einführung von „sauberen“ Kochöfen in Ghana.
Verschmutzungsrechte sind an die Zerstörung von Natur und Klima gekoppelt. Wer genug Geld, Macht und Einfluss hat, kann sich das Recht auf Dreck kaufen. Das legitimiert die Wirtschaftsweise der größten Verschmutzer und stärkt den Einfluss derer, die eine konsequente Klimapolitik schon lange verhindern. Daran krankt auch der Europäische Emissionshandel (EU ETS), der seit 2005 als Marktmechanismus Emissionen von Kraftwerken und energieintensiven Industrien verteuern soll. In seiner Anfangsphase verteilte die EU so viele günstige und kostenlose Zertifikate an große Firmen, dass der Preis pro Tonne CO₂ unter fünf Euro sank. Erst als dem Markt Zertifikate entzogen und eine europaweite Emissionsobergrenze eingeführt wurde, stiegen die Preise – aber sie sind immer noch zu niedrig. All das ist politisch erwünscht: Gerade hat die EU beschlossen, energieintensiven Industrien wie der Stahl- und Zementindustrie bis 2035 – dreißig Jahre nach Einführung des EU ETS – weiter kostenlose CO₂-Rechte zu geben.
Wie sehr Konzerne davon finanziell profitieren, hat vor einiger Zeit das Freiburger Öko-Institut belegt, das in einer Studie neun energieintensive Unternehmen untersuchte. Diese Großverschmutzer konnten bis Ende 2012 an ihren CO₂-Emissionsberechtigungen ordentlich verdienen: Sie verkauften Verschmutzungsrechte im Wert von mehr als einer Milliarde Euro. Zu den Profiteuren gehörte: Heidelberg Cement.
Kommentare 21
Sprödeste BR - anische Verwaltungsstrukturen besetzt mit Individuen, die in den Kerkern ihrer Eitelkeit und Existenzangst suhlen, verstehen es prächtig Innovation zu boykottieren. Hätten Unternehmer und auch Bürger mehr Spielraum zur Gestaltung und würde nicht alles in Regelkorsetts zerwürgt, wäre vielleicht mehr möglich.
Erschwerend hinzu kommt eine perfide Impfstrategie von Medien und Politik angetreiben von gierigen Pharmazeuten, die scheinbar einen Erstickungstod von allen lebendig Kreativen zum Ziel haben.
sicherlich gibt es nicht nur über-ambitionierte,
sondern auch irr-gänge projekte bei den konzepten
zur ökologischen transformation.
"es kömmt drauf an", investitionen sinnvoll zu lenken.
und verschmutzungs-rechte
als transitorische zu organisieren, deren erwerb kosten-
intensiver wird.
nach wiederholtem erbrechen:
wieder mal eine kurz-fristige erleichterung ?
>>Obendrauf kommen so überflüssige und umweltschädliche Mega-Projekte wie der Ausbau des Flughafens Köln/Bonn und Stuttgart 21, für die HeidelbergCement jeweils Baumaterial liefert.<<
Besonders deutlich wird die Irrationalität am Flughafenerweiterungen. Der Flugverkehr sollte reduziert werden. Dafür müssen Flughäfen erweitert werden?
Für S21 und münchener Sbahntunnel wurde viel Reklame serviert, aber keine schlüssige Begründung warum weniger kosten- und bauintensive Alternativprojekte nicht infrage kommen.
Man kann dafür Erklärungen finden, viele irrationale oder eine rational Nachvollziehbare: dass wer viel Geld bewegen kann mit einem Bruchteil davon profitbringende Entscheidungen kauft. Natürlich will die Bau- und Baustoffindustrie Umsatzwachstum generieren, den daraus gezogenen Profit erwarten ihre Investoren. Und Fluggesellschaften wollen nicht den Flugverkehr reduzieren, ganz im Gegenteil. So wird das scheinbar Unerklärliche erklärbar.
Noch eine Anmerkung zum notwendigen Wohnungsbau in Ballungsräumen: Eine landesweite Steuerung von Firmenansiedlungen könnte Arbeitswanderung dorthin lenken, wo Leute auf der Suche einem Arbeitsplatz abwandern. Dort leestehende Wohnung zu renovieren verbraucht weniger Material als Neubau. Das wäre auch im herrschenden Kapitalismus möglich, falls der als alleinseligmachend geglaubt wird. Und als Bonus auf umwelt-/klimagünstige Massnahmen käme obendrauf, dass die Wohnungssituation in Ballungsgebieten sich entspannen würde und in bisherigen Abwanderungsgebieten sich die Versorgungs- und kulturelle Infrastruktur wieder beleben liesse.
Die Grundfrage: Können wir eine Politik wählen, die nicht nur einfach kapitaldienend agiert, sondern sozial- und umwelt/klimapolitisch steuert? Die Antwort könnte lauten: „Nein“. Dann wäre mehr ausserparlamentarischer Druck auf Regierungen und ihrer Lobbyisten nötig. Wie das effizient zu gestalten ist sollte überlegt werden.
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>>Der Biosprit von heute – die nächste Öko-Science-Fiction, an die sich Politik und Konzerne klammern – ist grüner Wasserstoff.<<
Neben der schon im Artikel beschrieben energietechnischen Ineffizienz und dem Problem des Wasserverbrauches habe ich mich immer wieder gefragt, was eigentlich mit dem Sauerstoff geschieht. Bei der Wasserelektrolyse wird Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Der Sauerstoff wird für die Energie-Rückgewinnung aus der Luft entnommen. Wenn aber das Wasserstoffwerk den Abfallsauerstoff in die Luft bläst steigt in der Umgebung der Sauerstoffgehalt der Luft an. Hat sich schon mal jemand mit der Frage beschäftigt wie sich das auswirkt? Zum Beispiel erhöhte Brandgefahr oder auch gesundheitliche Auswirkungen auf Menschen Tiere und Pflanzen? In den vielen bunten Werbeseiten der Wasserstoffinvestoren gibt es dazu keinerlei Aussagen.
Es gibt seit einigen Jahren auffällig viele bunte Seiten zum schönen neuen Wasserstoffparadies. Und es treten schon Leute auf die sich davon völlig unkritisch begeistern lassen. Wie einst von Opel Manta und „Fleisch ist ein Stück Lebenskraft“.
Das mit dem CO2 in den Boden bringen oder Wasserstoff das mag vielleicht eine tolle Vorstellung sein aber das ist das was ich FDP-Fans auch immer sage: Solange es noch den letzten Tropfen Benzin zu holen gibt, noch jemand ne Waffe braucht kommen diese ganzen Innovationen nicht weil es mit dem althergebrachten mehr und leichter Geld gibt. Und ob es die Russen mit ihrem Gas sind, die Scheichs mit ihrem Öl, der Westen der das alles "veredelt", die sind alle so engmaschig mit den Staaten und ihren Vertretern verbandelt dass es kein Zurück mehr gibt. Das einzige Zurück dass es hier noch gäbe wäre nicht mehr an Geld zu glauben. Selbst wenn es einen Staat gäbe im Westen oder Osten der wirklich grün regiert würde (und damit meine ich nicht die NATO-Einsätze bejahenden Grünen denn Militärmanöver sind das Gegenteil von Ökologie) was sollte er ausrichten? Das wars man kann die Vernichtung des Planeten nicht mehr aufhalten. Denn es reicht nicht wenn ein, zwei Staaten dagegen aufbegehren. Auch wenn eine linke/grüne Partei das Sagen hat der Irrsinn von Hedgefonds, Aktien, Spekulanten ist immer größer und der Staat bleibt abhängig von diesen. Die westlichen Demokratien werden vom Kapital gelenkt und in den östlichen Staaten haste ja meistens nichtmal die Möglichkeit irgendwas Grünes zu wählen. Was wären die meisten Ölstaaten ohne ihr Öl oder Russland ohne sein Gas? Deutschland ohne seine Autoindustrie? Das wird bis zum Tode von den Vertretern verteidigt. Deswegen verstehe ich nicht warum man den Leuten, ob in Politik oder Konzernen, solche Hoffnungen macht. Hoffnung gäbe es nur wenn sie alle mitsamt der Privatbanken, Rüstungsindustrien, Spekulanten usw. verschwinden...
"Selbst wenn es einen Staat gäbe im Westen oder Osten der wirklich grün regiert würde (und damit meine ich nicht die NATO-Einsätze bejahenden Grünen denn Militärmanöver sind das Gegenteil von Ökologie) was sollte er ausrichten? Das wars man kann die Vernichtung des Planeten nicht mehr aufhalten. Denn es reicht nicht wenn ein, zwei Staaten dagegen aufbegehren. Auch wenn eine linke/grüne Partei das Sagen hat der Irrsinn von Hedgefonds, Aktien, Spekulanten ist immer größer und der Staat bleibt abhängig von diesen."
Nachhaltige Besserung gäbe es nur mit einer Revolution. Das ist ganz klar. Wenn man konsequent einen Wechsel zu einem besseren, sagen wir mal öko-sozialistischen System durchzieht, ist aber alles möglich!
Kapitalgesellschaften müssen verboten, Reiche großteils enteignet werden. Dann ist alles machbar, auch als einzelner Staat. Der Staat sollte allerdings über eine gewisse Größe und über eine gute Verteidigung verfügen. Denn natürlich würde er durch das Kapital mit allen Mitteln bekämpft werden. Wenn dieses Experiment gelänge, hätte es einige riesige Strahlkraft und würde weltweit Nachahmer finden.
Ja insbesondere die Verteidigung muss standhaft und stark sein denn wenn man auch nur bisschen linke Politik macht kommt eine Heerscharr von Journalisten die alles kaputtschreibt. Bei der Wahl von Norbert Walter-Borjans und Esken bei der SPD konnte man das schon sehen und die beiden sind jetzt nicht ultra-links: Ein Störfeuer sondersgleichen machte die Runde oder auch bei Kühnert wo er einmal gesagt hat Autokonzerne enteignen. Und dann muss man ja auch noch mit den USA rechnen die jedes Aufkeimen linker Regierungen mit Regime-Changes unterbinden wird. In Südamerika klappt das ja hervorragend, in Europa wohl eher nur bei osteuropäischen Staaten aber auch bei den "Verbündeten" in Westeuropa würden die sich garantiert was einfallen lassen. Eine gigantische mediale Flut und Desinformation vonseiten der Wirtschaft, gesponsert von BlackRock, CIA etc. würde auf das Volk einprasseln und einen Systemwechsel madig machen. Insbesondere in Deutschland verfängt dieses Angstschüren von "Arbeitsplätze, Wirtschaft" ja perfekt.
Eine Enteignung von vielen Reichen finde ich schwierig. Was als erstes getan werden muss: Zumindest die europäischen Armeen dem Oberbefehl der NATO entziehen. Transatlantische Thinkthanks, die zum ewigen Aufrüsten gegen den Osten schreien, verbieten. Ebenso neoliberale Denkfabriken wie die INSM, Bertelsmann-Stiftung. Auf fallende Kurse spekulieren, Leerverkäufe muss ebenso unterbunden und Steueroasen ausgetrocknet werden.
Das alles verlangt aber einen Kraftakt der über weit mehr als nur einen Staat hinausgeht. Man muss an einem Strang ziehen aber da spielt die Spaltung der Gesellschaften dem Neoliberalismus wieder in die Hände. Das Schüren von Angst vor angeblichem "Sozialismus" wenn man nur eine Steuer erwähnt, Angst vor Flüchtlingen (die nur fliehen müssen wegen den USA und in der Wirtschaft als billige Arbeitskräfte willkommen sind), Angst vor Verzicht.
Und was noch dazu kommt Staaten wie China, Indien oder auch afrikanische Staaten haben immer mehr wohlhabendere Menschen die nach dem westlichen Lebensstil streben den wir so in den 70ern, 80gern, 90gern hatten: Grundbesitz, schönes Auto, Urlaub. Das sei ihnen auch gegönnt die haben Jahrzehnte die Drecksarbeit für den Westen gemacht und sind durch grausame Kriege und Regierungen gegangen oder tun es immer noch und man muss ihnen leider in Sachen Klima sagen dass sie auch weiterhin verzichten müssen. Das wird schwer, sehr schwer insbesondere wenn man wieder transatlantische Propaganda gegen China fährt
Grüner Kapitalismus ist auch nur Kapitalismus. Er wird sich -zwangsläufig- selbst abschaffen müssen, was nicht sanft sein kann. Untergang ist ein Prozess, kein Ereignis. Ein Paradigmenwechsel ist ebensowenig in Sicht, wie ein Systemwechsel. Es gilt Max Weber nach wie vor: Jedes System tut alles, um sich selbst zu erhalten. Wobei die Betonung auf "Alles " liegt. Bezos, Musk & Branson ziehen ins All. Page nach Neuseeland. we are the champions, no time for loser!
Dass die Sowjetunion gescheitert ist, habe ich auch mitbekommen. :-) Allerdings waren die Bedingungen für ihr Gelingen von Anfang an sehr schwierig. Und ich finde, man sollte nicht alles an diesem System (und anderen) verteufeln, sollte aus den Fehlern lernen und etwas Besseres versuchen. Dass der Kapitalismus westlicher Prägung so nicht mehr lange weitergehen kann, ist Fakt. Schon alleine aus den in diesem Artikel hier dargelegten ökologischen Gründen.
"Der Realsozialismus scheiterte u.a. am Anreizproblem." Sicher, ich bin auch gegen ein mehr oder weniger komplettes Verbot von Privateigentum, auch nicht was die Produktionsmittel angeht. Ein bescheidener Reichtum, wie Du immer schreibst, soll jedem gegönnt sein, der ihn sich verdient hat (oder Glück hatte). Es darf nur nicht zu groß werden. Mit Sicherheit hat China die Kapitalgesellschaften weit besser im Griff als westliche Länder. Allerdings kann nicht jedes (kleinere) Land derart durchregieren an den Kapitalmärkten. Und auch in China wird die Umwelt - trotz allem Verständnis für Nachholbedarf und ohne erhobenen wertewestlichen Zeigefinger - zerstört. Das ist nicht zukunftsfähig. Auch die KP kann die Naturgesetze nicht bezwingen. Letztendlich sehe ich nicht, wie man (ab einem gewissen Punkt der Entwicklung) Wachstum verhindern möchte, was absolut notwendig ist, mit einem (staats-)kapitalistischen System.
Sie haben ja Recht. Allerdings, woher nehmen Sie folgende Gewissheit?
"Untergang ist ein Prozess, kein Ereignis."
Es gab doch schon häufig einzelne Ereignisse, die einen bereits länger schleichend laufenden Prozess des Untergangs extrem beschleunigten. (Und dass sich unser System schon lange im Niedergang befindet, also wer das nicht sieht, da weiß ich auch nicht...)
Wichtige Medien gehören auch Kapitalgesellschaften und müssen zerschlagen werden. Die Öffentlich-Rechtlichen würden nach einer Revolution natürlich nur noch Vernünftiges berichten. Ich rede ja von einer Revolution! Man wird ja wohl noch träumen dürfen, was bleibt uns anderes...? :-)
Ach ja, so ist es. Aber das "recht auf dreck" zu kaufen hat noch einen viel perfideren hintergedanken.
Denn aus der sicht der konzerne wird die welt schlicht in "überverschmutzte" und "unterverschmutzte" regionen eingeteilt. Ihr ziel ist es also mittels geld "verschmutzungsgerechtigkeit" herzustellen. Erst wenn der geamte planet gleichmässig durchverschmutzt ist, sitzen wirklich alle im selben boot, das dann allerdings untergeht ... leider, leider, aber dafür kann das kapital nun wirklich nichts.
die grünen lasteten die "klimagerechte" sanierung den mietern auf. sie vergasen allerdings, grün wie sie sind, die graue energie abzuziehen. so kam es dazu dass am bau nichts recycelt wird, sondern lieber alles neu gemacht wird. das führt zu einem verschleudern von sand, beton, stahl und sonstigem baumaterial. die grünen sind windige moralschwätzer- siehe lastenrad, warum nicht die auflage hätte machen können, dass sich eine gemeinschaft finden muss, die ein solches rad nutzt, womit auch weniger betuchte ein solches mitfinanzieren und die nutzung viel höher. nein, nein, nein der eigenheimbesitzende grüne mit der solaranlage aufm dach will schliesslich ein eigenes lastrad haben. würde er teilen, wäre er nicht grün. panne, die grünen, aber von neuen gesellschaftsmodellen faseln. diese gehen nur ohne den grünen mann oder die grüne frau, denn der grüne hat nur eins in der birne: ich und ich und ich. quasi die individualisierte form des konzerndenkens.
Zitat: "Dass aktuell viele Firmen Greenwashing betreiben ist doch geschenkt. Das sind doch billige Tricks, die nicht funktionieren werden."
Es ist nicht nur "geschenkt". Es ist geradezu schizophren, wenn das "Greenwashing" selbst auch noch Ressourcen/Energie benötigt und CO2 produziert.
ich denke damit müssen wir uns damit abfinden
... derweil zuckeln wir im gentrifizierten Links-Radikalen-Viertel runter zum Öko-Edel-Schweden und schlürfen unser Muschelsüppchen, vorher haben wir auf unserem 1200€ iPhone unsere Full-Vaccination nachgewiesen
... Dad is into stocks ... and I'am into art and & design
... every time I'm drunk or under the weather ?!
... the paki comes on it's "I-dont-know-which-company-this-month-bicycle" for the "needs"
Krankenschwester, Busfahrer und's liebe Mädel am Counter beim Lidl ... lassen wir derweil gute Leute sein !
... wie den lieben Gott !
er war'n und is'n guter Mann ! ... aber Pap's ... kann besser
xlii
>>Es reicht doch schon, wenn wir den CO2 Gehalt in der Atmosphäre nicht weiter erhöhen.<<
Damit bleibt eben die Frage offen wie das unter einer kaputtalistischen Wachstumsökonomie, die den privaten Profit zum Primärziel allen Arbeitens macht zu erreichen ist.
Einfach weiter die Ausbeutung von Rohstofflagern und menschlicher Gesundheit, Zerstörung von Land, Wasser, Atmosphäre betreiben unter der schönen "grünen" Reklamewelt versteckt?
Die Privatprofitlobby so lange belabern bis sie ihre Aufträge nicht mehr erfüllt?
Kredit aufnehmen um endlich ein Elektroautomobil zu kaufen?
Nein, ich hab die geniale Lösung gefunden: Suizid. Dann bin ich an der CO2-Produktion nicht mehr beteiligt, oder nur noch sehr marginal so lange die Leiche vergammelt.
Black Rock und andere - Blick an die Börse - Ermittlungen der US-Aufsicht
Greenwashing als Täuschung?
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/fonds-esg-nachhaltig-1.5394362
Beste Hintergrundinfos
Beton ist ein großes Problem, aber ich würde "den Spiegel" nicht allein den Betonherstellern vorhalten, sondern uns allen. Alle die in Holzwohnungen und anderem mehr wohnen ausgenommen, bleiben geschätzte 99,5% aller in Deutschland lebenden, die in Betonhäusern/wohnungen leben.
Alle fordern ein "Recht auf wohnen", natürlich mit angemessenen Platz und "sehr gern" zentral, besonder gern in Berlin innerhalb des S-Bahn-Rings.
Renovieren und anderes mehr ist ein Schritt, aber nur ein Mini-Schritt. An Neubau geht nichts vorbei, es sei denn, wir wären "alle" wieder mit Wohnflächengrößen wie vor 40 oder 100 Jahren zufrieden.
Auch "Green-Washing" ist eher PR - aber vieles wie Kompensationen ist mir immer noch lieber als gar nichts zu tun. Das "gar nichts" war Status Quo der letzten Jahrzehnte.
Wie so oft beim FREITAG: es kommt auf Definitionen an.
Grenzenloses materielles Wachstum ist nicht möglich.
Der sogenannte Kapitalismus (es gibt zu viele Mischformen und Definitionen, das ist kaum miteinander vergleichbar, den Manchester-K den Marx erlebt hat ist ein völlig anderer als die soziale Marktwirtschaft, die wir immer wieder neu versuchen/optimieren/verteidigen dürfen) hat aber genügend Mittel (Tricks?!) auf Lager, um den Anschein grenzenlosen Wachstums zu geben. Qualitatives Wachstum, nicht-inflationsbereinigtes Wachstum, Scheitern einiger Wirtschaftsteilnehmer, neue Marktbereiche (Wissen), Neubewertungen von bisher günstigern/kostenlosen Naturgütern, etc etc.
Reduce, Reuse, Recycle und Recover und Re-think - die PR-Strategen haben dafür flotte Slogans mit R gefunden.
All dies wird gebraucht werden. Unabhängig, ob wir den "Kapitalismus" oder den "Sozialismus" hätten. Oder wohnen die Menschen im Sozialismus nicht und verbrauchen keinen Strom?
Liebe Gelse ,aber bitte nicht gleich das mit dem Suicid. Dieser persönliche Beitrag käme erst ganz weit zum Ende zu. Vorher wären andere Schweineigel dann. Denen gehen solche Gedanken aber leider ab. Und was wäre die Freitagscommunity dann ohne Dich.
1)Wenn man mit Basalt baut hat das einen dreifachen Nutzen :man vermeidet die Verwendung von Stahl und Beton bei deren Herstellung Kohlendioxid freigesetzt wird.beim Verwittern von Basalt wird Kohlendioxid gebunden .dies ist eine vergleichsweise harmlose und ungefährliche Methode des "geo-engineering".ausserdem sind Häuser aus Basalt beständiger-und die Basaltsaulen nach ihrem Abriss für Neubauten wiederverwendbar
Basalt gibt es in grossen Mengen und er ist wie man zum Beispiel in Köln sehen kann früher ein häufig verwendeter Baustoff gewesen
auch den Künstler*innen hat er viel anzubieten.man kann ihn alphanumerisch verwenden um Texte in mauern zu verstecken.man kann ihn schön glatt schleifen und dabei Basaltpulver herstellen dass auf die Felder gestreut deren Fruchtbarkeit steigert und zugleich Kohlendioxid bindet.
2)es sind vor allem die Reichen und Besserverdienenden die am meisten zur Destabilisierung des Klimasystems beigetragen haben-und die ihr Verhalten am meisten ändern müssen und dafür folglich auch die stärksten Anreize beziehungsweise den strengsten Zwang brauchen
darum sollte Kohlendioxid einkommensabhängig und mengenabhängig,individuell und progressiv besteuert werden.und das weltweit einheitlich damit die Standortkonkurrenz den Klimaschutz nicht vereitelt
wenn es desto mehr kostet Kohlendioxid zu verursachen je mehr man davon verursacht und je höher das Einkommen ist-(und desto grössere Möglichkeiten man also hat Kohlendioxid zu vermeiden) werden die Kohlendioxidemissionen viel schneller sinken als bei einem Einheitspreis pro tonne
3).ein teil der Einnahmen aus der Kohlendioxidbesteuerung sollte verwendet werden um die Armen für die durch diese bedingten Realeinkommensverluste zu entschädigen
Ist das Kernproblem nicht, dass man bisher natürliche Ressourcen praktisch ohne Limits nutzen kann, ohne dass man dafür "bluten" muss? Würden wir eine echte Kreislaufwirtschaft aufbauen, dann wäre das im Prinzip ja immer noch "kapitalistisch", aber eben nicht auf Ressourcenverschwendung aufgebaut. Der Weg dahin kann nur über Ansätze führen, die der unbegrenzten Nutzung von begrenzt verfügbaren natürlichen Ressourcen ein Ende setzen. Das heißt. für solche Ressourcen müss(t)en hohe Preise gezahlt werden (oder die Nutzung muss gleich ganz verboten werden).