Wer Kampagnen zur Durchsetzung der Menschenrechte organisiert, muss sich mit den Mächtigen anlegen. Thomas Gebauer befindet sich seit Jahrzehnten in diesem Kampf. Er ist für medico international tätig – eine der wichtigsten und umstrittensten NGOs. Im Interview mit dem Freitag erklärt Gebauer, wie radikal Hilfe sein muss, damit große Veränderungen möglich sind.
der Freitag: Herr Gebauer, blicken wir auf die Welt, wie sie ist, sehen wir überall Krieg und Armut. Um die Not zu lindern, gibt es immer neuere Formen der Hilfe. Besonders schillernd ist der sogenannte „Effektive Altruismus“, bei dem es darum geht, Initiativen zu unterstützen, die besonders effektiv Menschen helfen. Wird dadurch die Welt eine bessere?
Thomas Gebauer: Wohl kaum! Und schon gar nicht, wenn das Ziel die Verwirklichung universeller Menschenrechte sein soll. Im „Effektiven Altruismus“, einer skurrilen Mischung aus Philosophie und Finanzökonomie, wird die Entpolitisierung zum Dogma erhoben. Die Vordenker gehen davon aus, dass Not nur durch Hilfe abgefedert, nicht aber ihre strukturellen Ursachen beseitigt werden können. Die werden bei allen Überlegungen einfach ausgeblendet.
Inwiefern?
Deutlich wird das am Beispiel des „Charity Evaluator“, der von zwei New Yorker Hedgefonds-Analysten entwickelt worden ist. Mit einschlägigen Kosten-Nutzen-Analysen berechnen sie, wie am effektivsten geholfen werden kann. So setzen sie die eingesetzten Mittel in Beziehung zu dem verlängerten Lebenszeitraum eines Menschen und kommen zu dem Ergebnis, dass die effektivste Hilfsorganisation die „Against Malaria Foundation“ ist, die für die Rettung eines Menschenlebens etwa 2.300 US-Dollar aufwendet. Doch was macht man mit Menschen, deren Rettung vielleicht mehr Geld erfordert? Was macht man mit allen Formen von Prävention, um Menschen dabei zu helfen, gar nicht erst in bedrohliche Situationen zu kommen? Das alles lässt sich mit solchen Berechnungen und dieser Form der Wirkungskontrolle nicht erfassen.
Ab wann gilt etwas als effektiv?
Ich habe Vertreter des „Effektiven Altruismus“ mal gefragt, ob sie bereit wären, uns bei der Bekämpfung von Anti-Personen-Minen zu unterstützen. Sie haben es schlichtweg abgelehnt.
Mit welcher Begründung?
Weil eine solche Kampagne ihr Ziel ja auch nicht erreichen könnte, also unwirksam bleibt. Weil man womöglich keine raschen und messbaren Erfolge nachweisen kann. Wir haben schließlich Jahre gebraucht, um das Verbot von Anti-Personen-Minen durchzusetzen. Die Alternative wäre gewesen, es dabei zu belassen, den Opfern Prothesen zu geben. Mit dieser Art des Helfens, die wir auch geleistet haben, verschwindet die Möglichkeit, tatsächlich verändernd in die Strukturen einzugreifen.
Das Konzept scheint aber zu funktionieren. Viele machen mit beim „Effektiven Altruismus“.
Viele Menschen haben das Gefühl, dass sie so Gutes tun. Man überlegt, wie man sein Einkommen ausgibt, ohne zu fragen, wie es zustande kommt. Ganz abstrus wird es, wenn es darum geht, so viel Geld wie möglich zu verdienen. Eine Spielart des „Effektiven Altruismus“ ist das earning to give. Demnach soll man möglichst viel Geld verdienen, um möglichst viel Gutes tun zu können. Die Helden des modernen Helfens sind dann Börsenspekulanten.
Aber was spricht dagegen, wenn Menschen viel Geld für Moskitonetze springen lassen, damit weniger Leute sterben?
Es ist immer eine Frage dessen, was man erreichen möchte. Wenn es darum geht, Not und Unmündigkeit nachhaltig zu überwinden, dann hilft pure Wohltätigkeit nicht weiter. Wenn wir am Ziel der Schaffung sozialer Gerechtigkeit festhalten wollen, bedarf es auch der politischen Intervention. Wer dieses Ziel aufgibt und das Unrecht bestenfalls ein bisschen abfedern möchte, für den ist der „Effektive Altruismus“ vielleicht vernünftig.
Neben dem „Effektiven Altruismus“ sind Crowdfunding-Kampagnen wie GoFundMe aus den USA beliebt. Menschen stellen Aufrufe ins Internet und hoffen, damit genug Geld zu erhalten, um Arztrechnungen, Schulgeld oder Kosten für die Beerdigung eines Verwandten zahlen zu können. Warum ist die private Mildtätigkeit gerade in den USA so verbreitet?
Spendenplattformen wie GoFundMe haben in den USA deshalb eine so große Bedeutung, weil es dort keine systematische und verlässliche soziale Daseinsvorsorge gibt. Wo Menschen keinen Zugang etwa zur Krankenversicherung oder zu öffentlich finanzierten Bildungseinrichtungen haben, bleibt ihnen keine andere Wahl. Inzwischen aber nehmen solche Spendenplattformen auch in Deutschland zu.
Warum?
Sie versprechen Nähe und unmittelbare Solidarität. Dabei wird aber übersehen, dass es Menschen gibt, die gar nicht imstande sind, einen Aufruf zu formulieren, oder die an einer Not leiden, die sie nicht öffentlich zur Schau stellen wollen. Die Anonymität von sozialen Sicherungssystemen, so wie wir sie kennen, ist etwas sehr Wertvolles. Sie sichert ein Anrecht auf Unterstützung, ohne sich entblößen zu müssen. Das schützt vor Diskriminierung und garantiert auch individuelle Freiheiten. Solche Grundsätze gehen verloren, wenn Not und Hilfe auf dem Marktplatz des Internets verhandelt werden.
Auch wenn soziales Crowdfunding als etwas Neues erscheint, ist es also eher ein Rückfall hinter institutionalisierte Solidarität?
Es ist sogar ein Rückfall hinter die Zeit der Französischen Revolution, hinter die Idee der Menschenrechte. Der Sozialreformer Johann Heinrich Pestalozzi, ein Zeitgenosse der Französischen Revolution, soll mal den wunderbaren Satz gesagt haben: „Wohltätigkeit ist das Ersaufen des Rechts im Mistloch der Gnade.“ Wir sind auf dem besten Weg, genau diese Form des Ersaufens von grundlegenden Rechten wieder hoffähig zu machen. Recht ist immer etwas Abstraktes. Rechte haben auch die, die wir nicht kennen und sehen. Wir opfern diese Form des Rechtsanspruchs, wenn wir solidarisches Handeln aus seiner Absicherung durch gesellschaftliche Institutionen herauslösen.
Strukturelle Ursachen sind aber schwerer zu beseitigen. Ist da der Wunsch nach einer konkreten Hilfe nicht nachvollziehbar?
Natürlich ist es wichtig, sich zu engagieren und für die unmittelbare Beseitigung einzelner Missstände zu sorgen. Dabei aber muss immer klar sein, dass für nachhaltige Lösungen mehr notwendig ist. Ich will das am Beispiel eines Projektes aus Südafrika erläutern. In der Provinz Limpopo waren die Toiletten einer Grundschule in einem so schlechten Zustand, dass Kinder darin umgekommen sind. Das mussten und wollten die Eltern zusammen mit den Lehrern ändern. Section 27, eine Partnerorganisation von medico, hat sich eingeschaltet. Der Name bezieht sich auf Artikel 27 der südafrikanischen Verfassung, in dem das Recht auf Gesundheit festgeschrieben ist. Section 27 hat nicht das gemacht, was womöglich viele Hilfsorganisationen getan hätten, nämlich Geld bereitzustellen, damit die Leute in Eigenverantwortung die Toiletten reparieren können. Stattdessen haben sie die Eltern und Lehrer darin unterstützt, sich als politische Akteure zu Wort zu melden, um auf die Schulverwaltungen Druck auszuüben, damit sie endlich ihren Pflichten nachkommen und für die Instandsetzung der öffentlichen Gebäude sorgen.
Hat das funktioniert?
Nicht sofort. Weil die Kampagne die Untätigkeit der Provinzregierung publik gemacht und dabei auch die Korruption thematisiert hat, sind einige der Aktivisten sogar mit dem Tode bedroht worden. Aber am Ende haben sich die Leute durchgesetzt. Und es wurden nicht nur die Toiletten in der einen Schule, sondern in allen Schulen der Provinz instand gesetzt.
Zur Person

Foto: Imago
Thomas Gebauer, 64, ist Soziologe, Psychologe und Menschenrechtsaktivist. Er arbeitet seit gut 40 Jahren im Bereich der internationalen Hilfe, war viele Jahre Geschäftsführer der Hilfsorganisation medico international. Heute ist er Sprecher der Medico-Stiftung. Er hat Anfang der 1990er Jahre die „Internationale Kampagne zum Verbot von Landminen“ initiiert, die 1997 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde
Was unterscheidet Section 27 von einer NGO, die den Betroffenen direkt Geld zur Instandsetzung der Toiletten gegeben hätte?
Das ist ein anderer Ansatz. Es ist eine Hilfe, die den Leuten vor Ort bei ihren Auseinandersetzungen mit den gesellschaftlich Mächtigen, in diesem Fall der Verwaltungsmacht, zur Seite steht und auf eine gesellschaftliche Verantwortung pocht. Für intakte Schulgebäude und Bildung zu sorgen, liegt nicht in privater Verantwortung, sondern in öffentlicher. Es wäre ein Fehler, nicht immer auf dieser öffentlichen Verantwortung zu bestehen. Nur so lassen sich die Menschenrechte verwirklichen.
Sie sprechen in diesem Zusammenhang von der Ambivalenz der Hilfe. Was meinen Sie damit?
Hilfe ist immer etwas Zweischneidiges. Zweifellos ist es notwendig, Menschen, die Hunger leiden, mit Nahrungsmittelspenden beizustehen. Gleichzeitig aber trägt eine solche Hilfe auch dazu bei, bestehende Ungleichheit zu stabilisieren. Hilfe, die soziales Unrecht nur abfedert, schafft noch keine Veränderung der strukturellen Bedingungen von Not und Unfreiheit.
Sie sind aktiv bei der Hilfsorganisation medico. Tragen Sie damit auch zur Stabilisierung der Verhältnisse bei?
Wir haben aus solchen Grundüberlegungen heraus einen kritischen Begriff von Hilfe entwickelt, der Hilfe zugleich verteidigt und zu überwinden versucht. In Zeiten gesellschaftlicher Entsolidarisierung ist es notwendig, auf unmittelbare Hilfen, etwa für Menschen, die zu uns geflohen sind, zu bestehen. Aber es muss eben auch darum gehen, die Ursachen von Flucht und aufgezwungener Migration aus der Welt zu schaffen. Letztlich geht es darum, wohltätige Hilfe durch verlässliche Formen von institutionalisierter Solidarität überflüssig zu machen.
Was unterscheidet Hilfe von Solidarität?
Hilfe ist eine spezielle Form von Solidarität, man unterstützt sich gegenseitig in Situationen von Bedürftigkeit. Solidarität aber ist mehr: Sie zeigt sich nicht nur im gemeinsamen Kampf für gerechte Verhältnisse, sondern ist selbst ein Ziel. Solidarität verlangt nach gesellschaftlichen Institutionen, die für Ausgleich und Teilhabe und damit für ein würdevolles menschliches Zusammenleben sorgen. Die Französische Revolution wusste um die Bedeutung von Solidarität. Neben Freiheit und Gleichheit verlangte sie bekanntlich auch das, was die Revolutionäre damals Brüderlichkeit nannten. Übersetzen wir „Fraternité“ zeitgemäß mit „Gesellschaftlichkeit“, wird die immense Bedeutung, die in dieser Forderung steckt, klar. Es geht nicht um soziales Gedöns, wie es neoliberale Politiker gerne verstanden wissen wollen, sondern um etwas, das durch den Neoliberalismus fast komplett zerstört worden ist – die Erkenntnis, dass es gesellschaftlicher Institutionen bedarf, um Freiheit und Gleichheit zu sichern. Solidarität ist weit mehr als das Gefühl innerer Verbundenheit. Solidarität steht für die Verpflichtung aller, für das Ganze einzustehen.
Solidarität ist ein schillernder Begriff. Linke verwenden ihn ebenso wie Rechte und Neoliberale – und alle verstehen etwas anderes darunter. Ist es deshalb überhaupt sinnvoll, sich auf einen Begriff zu beziehen, der eine so unklare Bedeutung hat?
Gerade weil der Begriff der Solidarität mitunter missbraucht wird, ist die Entfaltung eines kritischen Verständnisses notwendig. Eines, das aufzeigt, wie problematisch die neoliberale Überhöhung von Freiheit ist. Vielen Menschen hat die Aufkündigung von Gesellschaftlichkeit nicht ein Mehr an Freiheit, sondern nur eine Art Vogelfreiheit gebracht. Inzwischen ist die soziale Verunsicherung – wir können auch sagen: Ent-Sicherung – von Menschen zum Weltrisiko Nummer eins geworden.
Daraus versuchen derzeit die rechten Kräfte Kapital zu schlagen und appellieren an eine exklusive Solidarität. Was unterscheidet die exklusive Solidarität von einer linken?
Nehmen wir das Beispiel Polen, wo die PiS-Partei im Oktober erneut Wahlen gewonnen hat. Zustimmung erfuhr die politische Rechte nicht zuletzt deshalb, weil sie sich für öffentliche Daseinsvorsorge starkgemacht hat. Sie tat das allerdings in Abgrenzung zu anderen und bediente so rückwärtsgewandte Ressentiments. In den Vorstellungen der Rechten ist Solidarität nur in möglichst homogenen Gemeinschaften möglich, in denen das Fremde keine Rolle spielt. Was die politische Linke dem entgegenzusetzen hätte, ist eine kosmopolitische Idee von Solidarität. Eine, die darum weiß, dass die großen Probleme der Zeit, der Klimawandel, die Zunahme von Konflikten, die weltweite Armut, nur im globalen Kontext gelöst werden können. Wer meint, solche Probleme durch Abschottung lösen zu können, irrt.
Die Fraternité, die Brüderlichkeit in der Französischen Revolution, lässt sich auch interpretieren als Zusammenschluss der Brüder gegen den König. Braucht es für die Solidarität ein Außen, gegen das man sich solidarisiert?
Dieses Argument hat mir nie eingeleuchtet. Solidarität hat etwas mit der Verwirklichung von Menschenrechten zu tun, und deren Grundsatz ist die Universalität. Mag sein, dass diesem Grundsatz feudale Strukturen entgegenstehen, aber ein Außen als solches braucht Solidarität explizit nicht. Das Außen kommt erst ins Spiel, wenn die Idee universeller Rechte auf das Bemühen um Sicherheit reduziert wird. Das ist gegenwärtig der Fall. Sicherheit ist etwas, das man auch partikular, etwa durch Abschottung, realisieren kann. Das Recht dagegen ist dem Anspruch nach immer universell.
Internationale Klassensolidarität lebt auch vom Austausch mit Beschäftigten im Globalen Süden. Ich kann mich mit einer Textilarbeiterin aus Bangladesch leichter solidarisch erklären, wenn ich eine konkrete Person vor Augen habe. Sind Austausch und Nähe Voraussetzungen für Solidarität?
Begegnungen zwischen Menschen helfen, das Gemeinsame herauszufinden und zu erkennen. In Städtepartnerschaften oder auch dem Austausch, den Kirchen organisieren, liegt eine Menge Kraft. Aber noch mal: Das Prinzip ist, dass wir am Ende auch solidarisch sind mit Menschen, die wir nicht kennen. Die Menschenwürde für alle zu verwirklichen, erfordert eine Abstraktionsleistung, die über das konkrete und unmittelbare Erleben hinausgeht.
Aber lässt sich konkrete Solidarität im Lokalen leichter organisieren?
Das Globale steht im Verhältnis mit dem Lokalen. Um beispielsweise sinnvolle gesundheitliche Prävention betreiben zu können, brauchen lokale Zusammenhänge nicht nur eigene Entscheidungsbefugnisse, sondern auch die entsprechenden Mittel. Die können durchaus zentral zusammengetragen werden. Durch Institutionen, die etwa Steuern einnehmen und dafür sorgen, dass notwendige gesetzliche Grundlagen geschaffen werden. Die Frage hingegen, was mit den Mitteln geschehen soll, muss möglichst weit unten in kleineren Zusammenhängen beantwortet werden. In Skandinavien entscheiden die Kommunen über die Prioritäten bei der gesundheitlichen Prävention. Soll das Geld in den Bau einer neuen Sporthalle fließen, in einen neuen Trimm-dich-Pfad oder in Ernährungsberatung an Schulen? Aber ohne einen übergreifenden solidarischen Finanzausgleich wird auch im Lokalen nur wenig zu entscheiden sein.
Was heißt das jetzt übertragen auf die globalen Verhältnisse?
Seit Jahren mache ich mich für eine globale Bürgerversicherung stark. Weltweit gesehen sind genug Mittel da, um allen Menschen der Welt den Zugang zu einer angemessenen Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Es scheitert nicht am Mangel an Ressourcen, nicht am Wissen, sondern nur an der Bereitschaft, den Ausgleich zu realisieren. Es ist eine Frage der Politik, aber auch eine Frage der Öffentlichkeit, sich bereit zu erklären, auch für die Gesundheitsbedürfnisse von Menschen in Südasien oder in Afrika einzustehen. Noch sind wir weit von der Einsicht in die Notwendigkeit eines solchen globalen Austauschs entfernt. Die Idee internationaler Solidarität, von der wir früher so oft gesprochen haben, muss heute inhaltlich neu bestimmt werden.
Kann der Staat die Rolle einer zentralen Stelle einnehmen?
Ich spreche mit Absicht nicht von staatlichen Institutionen, sondern von gesellschaftlichen. Mir geht es nicht darum, Nationalstaaten das Wort zu reden, sondern einer gesellschaftlichen Verantwortung, die sich in gesellschaftlichen Institutionen materialisiert. Das müssen nicht zwangsläufig staatliche Institutionen sein.
Sondern?
Austausch und die Teilhabe können auch über gesetzlich geregelte Selbstorganisationen ermöglicht werden. In unserem Krankenversicherungssystem ist das trotz aller Mängel als Prinzip angelegt. Es wäre eine Aufgabe linker Politik, statt nur die bürokratische Verkrustung solcher Institutionen zu kritisieren, für deren Demokratisierung zu sorgen, sie sozusagen zu vergesellschaften. Nur so kann die Einflussnahme mächtiger Akteure wie der Pharmaindustrie zurückgedrängt und können die Bedürfnisse und Rechtsansprüche der Patientinnen und Patienten ins Zentrum gestellt werden.
Braucht es für eine tatsächliche Verwirklichung der Solidarität eine andere Wirtschaftsform?
Das ist wahrscheinlich die Voraussetzung für Solidarität. Daseinsvorsorge verträgt sich nur bedingt mit profitorientierten und auf Wachstum ausgerichteten Geschäftsinteressen. Gemeingutökonomien funktionieren nur, wenn die vorhandenen Mittel weder unter- noch übergenutzt werden. Was das bedeutet, kann nicht den Opportunitätsüberlegungen privater Kapitalanleger überlassen bleiben. Im solidarischen Ausgleich treten Menschen zueinander in Beziehung und unterstützen sich gegenseitig. Das Solidaritätsprinzip bedeutet, den Rechtsansprüchen auch derer zu entsprechen, die sich den Zugang zu Bildung oder Gesundheit aus eigener Kraft nicht leisten können. Mit der Privatisierung von Daseinsvorsorge, die in den Ländern des Südens viel weiter vorangeschritten ist als hier, werden aber genau die ausgeschlossen, die Daseinsvorsorge am dringendsten bräuchten: die Armen und Mittellosen. Gemeingüter lassen sich nur außerhalb der Sphäre kapitalistischen Wirtschaftens verwirklichen.
Wenn das Ende des Kapitalismus eine Voraussetzung für verwirklichte Solidarität ist, stellt sich die Frage, wie dieses Ende herbeigeführt werden kann. Momentan sprechen viele über Klasse und Klassenkampf. Ist die Klassensolidarität, die sich explizit gegen den Kapitalismus und die Kapitalseite richtet, ein Mittel zur Überwindung des Kapitalismus?
Ich bin nicht sicher, ob die Begriffe „Klasse“ und „Klassenkampf“ weiterhelfen. Es geht vielmehr um die Frage nach dem revolutionären Subjekt. Wo sind die Kräfte, die der sozialökologischen Verwüstung der Welt Einhalt gebieten können? Das ist sicherlich nicht das herkömmlich gedachte Proletariat, und es sind auch nicht nur die Marginalisierten und Ausgegrenzten, sondern auch Mittelschichten und Intellektuelle. Das, was für die Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse notwendig ist, ist sehr vielschichtig. Revolution muss man sich heute eher als Bündel von Initiativen vorstellen, die in ihrem Umfeld notwendige Veränderungen vorantreiben. Da geht es um das Verhältnis zwischen den Geschlechtern, um unsere Beziehung zur Natur, um die Auseinandersetzung mit der eigenen Lebens- und Produktionsweise, um Fragen der Macht. Das Problem ist, dass heute viele der Initiativen, die sich für eine sozialökologische Transformation engagieren, eher isoliert für sich und nicht aufeinander bezogen arbeiten. Noch fehlt es an einer gemeinsamen, die globalen Zusammenhänge berücksichtigenden Strategie.
Genau das ist eine der Ausgangsüberlegungen einer Klassenpolitik auf der Höhe der Zeit. Damit verbindet sich die Hoffnung, die Partikularisierung linker Politik hinter sich zu lassen, wieder zu etwas Universellem zu kommen.
Dafür braucht es vor allem die Verständigung auf Grundprinzipien. Hier spielt der Antikapitalismus durchaus eine wichtige Rolle. Nehmen wir die nachhaltige Entwicklungsagenda der UN mit ihren 17 Zielen und 169 Unterzielen. Eine wunderbar klingende Programmatik, die scheinbar nichts auslässt. Viele NGOs waren hochzufrieden, dass sie ihr jeweiliges Ziel unterbringen konnten – in der Freude ist das eigentliche Problem aus dem Blick geraten: In den Ausführungsbestimmungen steht, dass für die Verwirklichung der Ziele die Länder jeweils selbst verantwortlich seien und deshalb zuallererst für Wachstum zu sorgen sei. Von einer gerechten Verteilung vorhandener Ressourcen ist dagegen nicht die Rede. Letztlich wird mit dieser Agenda eine Quadratur des Kreises versucht. Wie aber kann mit einer zerstörerischen Produktionsweise die Umwelt gerettet und wie mit einem System, das systematisch Armut produziert, die Armut aus der Welt geschafft werden? Nachhaltige Veränderung gelingt nur, wenn wir das Ganze im Blick behalten.
Braucht es dafür eine Utopie?
Es geht um die Entwicklung von Ideen, die wir der Zerstörung entgegenstellen können. Wir müssen deutlich machen, dass es anders geht. Dafür bedarf es auch einer Vision von Gesellschaftlichkeit im globalen Kontext. Eine, die nicht mehr von Konkurrenz und dem Streben nach privatem Profit getragen wird, sondern von der gegenseitigen Sorge und der gemeinsamen Verantwortung für das Ganze, von Solidarität.
Info
Dieses Gespräch wird am 7. Januar auch in der neuen Ausgabe des Onlinemagazins kritisch-lesen.de veröffentlicht
Kommentare 179
nun, die "vision von gesellschaftlichkeit im globalen kontext"
ist weiter entfernt, als uns wohlfahrts-staatlern lieb ist.
man denke nur an die not-wendigkeit spendabler menschen
in gegenden, wo rechts-ansprüche auf krankenversorgung
nicht durchgesetzt sind. trotz gesellschaftlichen reichtums.
und die individuelle daseins-vorsorge, zwar angefochten,
aber weiter dominiert: USA
--->"ein krankes system. welches thema die wahl in den USA
wirklich entscheidet"von elisabeth zerofsky. tagesspiegel, 18.12.2019:
"einer von zehn amerikanern sagt, er kenne einen, der gestorben ist,
weil er sich keine medizinische versorgung leisten konnte."
"Solidarität" war und ist für mich etwas, das persönlicher Freiwilligkeit unterliegt und entspringt. Hilfe für Notleidende ist wünschenswerterweise keine Frage der Solidarität, sondern des Rechtsanspruches.
"Ich bin nicht sicher, ob die Begriffe „Klasse“ und „Klassenkampf“ weiterhelfen. Es geht vielmehr um die Frage nach dem revolutionären Subjekt. Wo sind die Kräfte, die der sozialökologischen Verwüstung der Welt Einhalt gebieten können? Das ist sicherlich nicht das herkömmlich gedachte Proletariat, und es sind auch nicht nur die Marginalisierten und Ausgegrenzten, sondern auch Mittelschichten und Intellektuelle."
Über diese Frage diskutiert die Salonlinke, die schon lange vom Proletariat Abschied genommen hat, seit fast 100 Jahren ergebnislos.
Wer sind denn die vielgepriesenen Mittelschichten, die gewonnen werden müssen? LehrerInnen, Beamte, Professoren, Ich-AGler? Ist es nicht so, daß die große Masse der Bevölkerung vom Verkauf ihrer Arbeitskraft an Groß-, Kleinkapitalisten oder den kapitalistischen lebt?
Wenn diese Menschen sich zusammenschließen, um der Oberschicht kleine oder große Zugeständnisse oder gar die Mscht abzuringen, so nennt man das seit 200 Jahren Solidarität.
Das Solidarität Wirkung zeigen kann, zeigen die Streiks in Frankreich. Aber gegen diesen berechtigten Kampf unserer französischen Klassenschwestern und Brüder hat sich die geschlossene deutsche Phalanz der neoliberalen Salonlinken zusammengeschlossen, die spalterisch von " Verteitigung von Priviliegien" spricht.....kein Wunder, daß die Leute einer solchen Linken kein Wort mehr glauben....
Absolut einverstanden, sehr gutes Interview. Ergänzen möchte ich nur die Rolle der Vernunft. Sie ist seit der Aufklärung das Bindeglied von ethischem Bewußtsein und gesellschaftlicher Reflexion, der Idee von Politik. Der politische Mensch ist der sich aufs Ganze beziehende Mensch, der das Richtige für Alle anstrebt. Der das für ihn selbst Richtige anstrebt, das verallgemeinerbar ist. Also die Idee der gesellschaftlichen Selbstbestimmung. Das ist ein mühsamer, irrtumsbehafteter Weg, der auf Metabedingungen verweist: Bildung und Kommunikation; und damit auf metapolitische Ziele, die selbst schon schwer genug zu verwirklichen sind.
Sollte Solidarität nicht eine innere Einstellung, eine Selbstverpflichtung sein? Versucht Gebauer nicht, die Hilfe zu entmoralisieren und entpersönlichen durch Solidarität, die das wichtigste Moment in einem substantiellen Rechtsbegriff in Anspruch nimmt, Gerechtigkeit? Recht ohne Gerechtigkeit ist sinnlos. Ich verstehe Solidarität als Identifikation mit den Vielen, im Idealfall Allen, das Verantwortlichsein für alle, weil man Teil von allen ist, also ein Wir.
Warum sollte sie das sein?
Und gesetzt, sie wäre es, was, wenn ich trotzdem nicht wollte?
"Ich will aber nicht", sagte Trotzkopf mit energischer Stimme.
"Solidarität" würde ich nicht mit einer Ethik der Pflichten verbinden, sondern als ein Verhalten der Menschlichkeit, das sich ohne Hintergedanken (wie du mir so ich dir) auskommen kann.
Es ließe sich auch als "Dienst an sich selbst" begreifen, da über die Verbundenheit (Abhängigkeit) aller, es letztlich auch mir selbst zugute kommt.
Aber natürlich lässt sich das auch alles ignorieren. Nur, welche Gesellschaft will das schon, selbst bei allem Vorrang der Ökonomie? Denn die läuft doch nur, weil es diese Basis irgendwie noch gibt. Dazu passt dann noch der Glaube an den "Kapitalismus als natürliche Wirtschaftsordnung", eine Formulierung, die ob der Naivität (Dummheit?) wohl kaum noch zu toppen ist.
Das verstehen gewerkschaftlich organisierte Kolleginnen und Kollegen unter Solidarität
Was ist Solidarität
Solidarität und Wettbewerb schliessen sich aus. Die jetzt, zur Weihnachtszeit, wieder massenweisse Hilfe für die Armen dieser Welt, entspringt nicht nur dem Neoliberalismus, nein, es stabilisiert und prolongiert ihn obendrein auch noch. Pervers. Schuldgefühle und schlechtes Gewissen werden kurzfristig kompensiert. Das ist aber dann auch schon alles. So werden Krümel verteilt, von denen man noch nicht mal weiss, ob sie die echt Bedürftigen je überhaupt erreichen. cash flow bizzar - Das "Negerlein" an der Krippe in der Kirche nickt(e) auch noch dankend, wenn ein Groschen in seinen Kopfschlitz geworfen wird. Indignez-vous!
ökonomische rivalität, verdrängungs-wettbewerb
ko-existiert seit jahrtausenden mit mild-tätigkeit
und bedauern für not-lagen.
oda?
Erstaunlich, wie sich die alte imperiale Idee der Menschenrechte behauptet. Sie hat immer ausgeblendet, dass es Nichtmenschen gibt, die sich ihrer vermeintlich höheren Vernunft verschließen. Und an ihnen all das "Böse", das sie verdrängen, das die Menschenrechte einfach verschweigen, ungeniert ausgetobt. Nicht Neues unter Sonne. Es ist egal, wem und wie vielen das Kapital dann gehört. Es wird immer den Rest geben, der nicht aufgeht. Und ohne den die imperiale Gutheit nicht funktioniert. Nice. Und Grüße an die künftigen Assanges.
„ein Verhalten der Menschlichkeit, das ohne Hintergedanken (wie du mir so ich dir) auskommen kann.“ Das kann man so sagen. Nur der Deutlichkeit halber würde ich es anders ausdrücken. Menschlich ist ja auch lügen und betrügen, und das kann auch ohne Hintergedanken geschehen, unbewußt, gemeint ist aber mit Menschlichkeit ein allgemein wohlwollendes Verhalten anderen Menschen gegenüber. Solidarität heißt nicht, daß ich der Person A behilflich bei der Befriedigung ihres Bedürfnisses B(A) bin, weil ich A persönlich etwas Gutes tun will, sondern weil A ein Mensch ist und insofern ich in B(A) ein legitimes allgemeinmenschliches Bedürfnis sehe. Solidarität realisiert sich im Handeln fürs Ganze, weil ich mich als Teil des Ganzen weiß.* Da solidarisches Handeln Handeln im gemeinsamen Interesse ist, bedarf es keiner Moral und keiner äußerlichen Pflicht, allenfalls der Verpflichtung, nicht im egoistischen Interesse gegen das Allgemeininteresse zu handeln. Und so entspricht Gebauers Plädoyer für Solidarität statt privater Mildtätigkeit genau einer emanzipativen Politisierung, die von legitimen Interessen ausgeht und von vernünftiger Einsicht. Eine solche Gesellschaft wäre eine gute Gesellschaft.
* Liebe kann weiter gehen. Da kann man sich mit Interessen identifizieren, die nicht die eigenen sind. Solche Liebe kann bis zur Selbstaufgabe gehen, allgemein sollte in diesem Begriff die Selbstlosigkeit enthalten sein.
||| "Ich will aber nicht", sagte Trotzkopf mit energischer Stimme. |||
Sagen wir ... Milliarden von Trotzköpfen? Eigentlich alle, bis auf die solidarische Linke? Also sagen wir, im Prinzip bis auf Deutschland und wieder mal das deutsche Wesen?
Nur damit es deutlich wird: "Ich will nicht" heißt erstens, der Ich-Sager will sich nicht darauf verpflichten lassen, da er seiner eigenen Einsicht folgt, und zweitens er ist milde amüsiert, wenn ihm höhere Ethik vorgespielt, aber Moral gemeint ist. Der Ich-Sager ist zur Solidarität fähig. Aber er lässt sich nicht vorschreiben, wann er und zu wem er solidarisch zu sein hat. Und schon gar nicht, dass er zu allen solidarisch zu sein hat, dazu gibt es zu viele Dreckschweine auf der Welt, die vor sich selbst zu retten der Ich-Sager sich nicht bemrufen fühlt.
Ein Hoch auf Bartleby !
Solidarität ist die Fähigkeit auf seinen eigenen Vorteil zu verzichten. Die Überwindung und Beseitigung der Klassengesellschaft. Für die sozioökonomische und gesellschaftspolitische Gleichheit der Menschen zu arbeiten, unabhängig von Herkunft, Geschlecht und Hautfarbe.
>>Solidarität ist die Fähigkeit auf seinen eigenen Vorteil zu verzichten.<<
Wobei der solidarische Vorteil eben in der Gewissheit besteht, in einem Zusammenhalt nicht total abstürzen zu können.Erst mal in Gesprächen, ich bei Wein,
B bei Bier , öffnen wir uns. Wir sind beide Kinder des Kaputtalismus, entdecken aber immer mehr Gemeinsamkeiten und entwickeln allmählich das Bedürfnis, uns zusammenzuschliessen. Auch mit J und F.
Im grösseren, ökonomischen Rahmen fällt mir Mondragon ein. Ich denke, die wissen sehr gut, wo sie heute ohne die ETA stünden. Auch wenn sie es nicht sagen. Tut mir leid, das so sagen zu müssen, aber ein gewisser Realismus kann halt nicht schaden.
Der eigenen "Einsicht (nicht) zu folgen", nenne ich mal den Verzicht auf Urteilskraft. Aber die Umstände können einen dazu zwingen (und das dürfte gar nicht so selten sein), gegen letzteres gehandelt zu haben.
"Solidarität", die sich nicht irgendwelchen Moralsystemen unterwirft (also sich nicht normativ erklärt) und der Ethik (Moralphilosophie) zugänglich ist, meint: sich zur Handlung reflexiv stellen und erklären zu können.
Diese "Haltung" kann in Übereinstimmung mit einer Verpflichtung stehen, wird durch diese aber nicht entwertet. "Solidarität" betrachte ich auch nicht irgendwie universell geschuldet (sowohl praktisch wie auch theoretisch) und ist doch ein unverzichtbares menschliches Vermögen, dass sich mit Formulierungen wie die von @Schramm "Solidarität ist die Fähigkeit auf seinen eigenen Vorteil zu verzichten." beispielhaft erklären lässt.
Und warum "Solidarität sein sollte"? Weil es jedenfalls nicht mehr unsere bekannte Gesellschaft wäre, falls Solidarität nicht mehr ausgeübt würde. Und das hat natürlich auch mit dem Erkennen des Guten zu tun, weil Solidarität natürlich kein Blankoscheck ist, der noch auf jedes "Dreckschein hin" gezogen wird.
Ein Thema lässt sich aufgrund immer neuer Erkenntnisse in einer dynamischen Welt wohl nie endgültig abschließen, aber doch zum jeweiligen Zeitpunkt so behandeln, dass es den jeweiligen Gegebenheiten am besten entspricht. Und das sollte doch der Sinn von fruchtbaren Diskussionen sein und nicht der Versuch, die möglichen verbleibenden "Unschärfen" zum Mittelpunkt des Ganzen zu machen und damit das Fragezeichen dominieren lassen.
Und wenn ich das trotzdem will? Dann müssten schon starke Gründe dafür sprechen, die sich begründen lassen müssen. Warum müssen? Eine endlose Fragenkette scheitert an den natürlichen Gegebenheiten (Zeit) und macht handlungsunfähig. Und wenn ich das trotzdm will? Dann könnte es eine Strategie sein, die etwas zum Scheitern bringen will, was manchmal ja Sinn machen soll. Und wenn es das auch nicht wäre? Dann vielleicht aus intellektuellem Vergnügen. Aber natürlich ist das alles nicht vollständig und es dürfte noch viele Varianten geben.
Dabei ist Solidarität als Prinzip doch wohl sonnenklar.
"Solidarität ist die Fähigkeit auf seinen eigenen Vorteil zu verzichten." Auch das würde ich so nicht sagen. Ich habe das so formuliert: „allenfalls die Verpflichtung, nicht im egoistischen Interesse gegen das Allgemeininteresse zu handeln.“ Das Allgemeininteresse ist auch mein Interesse, und soweit ein Interessehandeln zum eigenen Vorteil anderen nicht zum Schaden gereicht, ist es mit Solidarität nicht nur kompatibel, sondern im Solidaritätskonzept vernünftig. Nur im Konfliktfall muß man sich zwischen diesen Interessen entscheiden, solidarisch und vernünftig ist dann das uneigennützige Handeln, weil es für die Gemeinschaft insgesamt mehr bringt. Und das ist es dem Solidarischen wert. Hier muß unberücksichtigt bleiben, daß das Individuum gegen die Gemeinschaft recht haben kann, daß sein scheinbar eigennütziges Handeln der Gemeinschaft mehr nützt als das scheinbar kollektiv wünschenswerte.
Hitler hatte die selbe Idee wie Gebauer: Menschenrechte für Menschen. Vergessen, dass es NationalSOZIALISMUS hieß? Da werden die Wörters wie Faschismus doch deutlicher. Bei ihm war Rasse ein Argument, heute ist es die Anerkennung einer allmächtigen Rechtfertigungsinstanz, die in allem das letzte Wort hat und sich absolut setzt.
Das Dreckschwein heißt Snowball alias Assange, weil Dreckschweine immer so heißen. China ist ziemlich weit vorn mit dieser Idee. Von den Chinesen lernen heißt siegen lernen.
Wörter wie Zersetzung und Schädling liegen im Raum. Das Destruktive muss vernichtet werden bis zum Endsieg. Die Blockwarte strömen „Seit 5 Uhr 45 wird zurückgeschossen!"
Als Jeff Bezos sich mit seiner 97,5 Millionen Dollar Spende an Obdachlosenverbände dicke tat gab es von Jeremy Corbyn die zutreffende Antwort: „Die Höhe der Spende macht 0,09 Prozent seines aktuellen Vermögens aus – er soll lieber seine Steuern bezahlen.“
Es gäbe keinen Roman ohne ihn. Die anderen wären nicht der Rede wert gewesen in ihrem ewiggleichen Trott ohne das WORT ....^^
Die ganze Widerwärtigkeit zeigt sich doch in Organisationen wie Lions-oder Rotary Clubs deren gutsituierte Mitglieder medial topaufgebürste Aktionen, ich nenn es mal Armenspeisungen, vornehmen und dann am nächsten Werktag Gehaltsforderungen ihrer oft unterbezahlten sogenannten Mitarbeiter knallhart ablehnen. Das Renten und sonstige Sozialeistungen gekürzt werden und Mieten steigen müssen, ist bei diesen Engeln der Mühseligen und Beladenen sowieso unentbehrlich. Stellt euch mal vor den Armen ging es wirklich immer besser, dann könnte man ja gar nicht mehr als Samariter glänzen.
►Bei Herrn Quandt entspricht die Jahresdividende von 700. Millionen Euro dem Jahresarbeitslohnvon 12.000 qualifizierten Krankenschwestern oder von 15.000 beruflich hochqualifiziertenPflegekräften in der Altenpflege und dabei jeweils auch im wechselseitigen Schichtdienst. Oder aber zusammengenommen von 5.000 Jahreseinkommen von Chefärzten und medizinischenProfessoren in deutschen, österreichischen oder Schweizer Kliniken.
So mögest du solidarisch handeln, wann immer du willst, wie immer es dir frommt, aus intellektuellen Vergnügen, aus Prinzip, aus wie auch immer zustandegekommener Einsicht, oder sonstigen aus deiner Sicht legitimen Gründen. Alles gut.
Aber lege nicht für andere fest, dass sie in gleicher Weise zu wollen haben, dass sie deinen Prämissen zu folgen hätten, denn deine Prämissen sind nicht die Prämissen aller. Andere haben ihre eigenen Gründe, Prinzipien, Motive, und auch, wenn ich damit nicht für alle sprechen kann, !meine! Gründe und Motive stehen nicht zur Disposition der Verfügungen anderer Menschen.
Allerdings verfolge ich auch keine pädagogischen Absichten. Ich unterlasse es also, andere auf meine Gründe udn Einsichten verpflichten zu wollen.
Es steht zu befürchten, dass Sie damit so genau den blinden Fleck treffen, dass Sie nicht verstanden oder schlimmer, missverstanden werden.
Bartleby steht für die Idee des Absoluten und seine Unmöglichkeit, für den reinen Tor, Wahrheit und Irrsinn.
Es kann – im Namen des Humanismus – nur eine Selbstverpflichtung geben. Aber die darf man unter der Konzeption der Vernunft beurteilen.
"Aber lege nicht für andere fest, dass sie in gleicher Weise zu wollen haben, dass sie deinen Prämissen zu folgen hätten (...).
Dann hast Du meinen Text anders gelesen, als ich es beabsichtigt hatte. Macht aber nichts, obgleich es eigentlich banal ist, z.B. gesellschaftlichen Regeln folgen zu müssen, (die nicht unbedingt den eigenen Prämissen entsprechen) und doch aus dem demokratischen Prinzip heraus auch für mich gültig sind.
Intellektueller Anarchismus ist in gewissen Ausprägungen auch nur eine Spielart des Kapitalismus, wird nur nicht (mehr) bemerkt.
Weiter oben schrieb ich sinngemäß, dass ich die Hilfe für Bedürftige nicht gerne auf Grundlage freiwilliger Solidarität gegeben sehe, sondern auf Grundlage eines rechtlichen Anspruchs, der auch gerne großzügig gehalten sein darf. Das schrieb ich deswegen, weil ich Solidarität für Freiwilligkeit reserviert sehen möchte die Hilfe aber nicht. Es gibt dafür keine Begründung, es ist meine Ethik, die sich darin ausdrückt. Unser Dissens an dieser Stelle ist wahrscheinlich einfach nur eine Frage dessen, dass wir den Staat bzw. die Gesellschaft in unterschiedlicher Weise in der Pflicht sehen. Eine Gesellschaft, die sich keine Moral in Form von Gesetzgebung verordnet, wird über kurz oder lang verrotten. Das ist aber eine ganz andere Frage, als sie den Begründungen für ethisches Verhalten zugrundeliegt, das du und W.Endemann verlangen. Ich sage überhaupt nicht, dass diese eure Forderungen unberechtigt wären. Sie können als Prämissen sehr wohl einer gesellschaftlichen Moral zugrunde liegen, die dann auch diejenigen zu erfüllen hätten, die ihr nicht zustimmen. Aber den Zugriff dieser Forderungen als eingeforderte Grundlage meiner persönlichen Entscheidungen weise ich zurück. Diese Prämissen sind so willkürlich wie alle, die dem Verhalten von Menschen zugrunde gelegt werden sollen.
Eingeschränkte Zustimmung, mit der Ergänzung, dass es keine Rede "im Namen des Humanismus" und keinen Goldstandard für das, was als "vernünftig" zu gelten hat, gibt.
Die Einschränkung betrifft den Umstand, dass es keine Selbstverpflichtung gibt, wenn ich ohnehin bereit bin, Solidarität zu gewähren. Ich behalte mir so oder so vor, wo und wann und wem gegenüber ich diese gewähre und lehne somit den Charakter der Pauschalität einer Selbstverpflichtung ab.
Jeder hat auf diesem Planeten das RECHT auf sein SOSEIN, egal, ob er Bartleby oder Wolfgang Endemann heißt. Mann sollte nur beide daran hindern, aus Ihren persönlichen Vorlieben eine eifernde Mission zu machen, die andere mit höheren Zwecken oder in Gestalt einer fortschrittlichen Vorsehung täuscht.
PS @wendemann: seltsam ist, dass Sie vermutlich gar nicht so anders leben als Bartleby. Nur, dass SIE im Kapitalismus das Neinsagen vergessen:)
Wenn Solidarität in einer Art gebraucht wird, wie sie erst durch die unsozialen Gesetzgebungen des Staates notwendig wird (wie z.B. die Tafeln), dann halte ich das nicht mehr für eine "natürliche" Weise der menschlichen "Schenkung" anderen gegenüber, sondern für eine Pervertierung über den Vorrang der Ökonomie. Hier wird "Mensch" instrumentalisiert.
Insoweit Übereinstimmung hier: "Eine Gesellschaft, die sich keine Moral in Form von Gesetzgebung verordnet, wird über kurz oder lang verrotten." Das wäre aber erst das Minimum, denn wenn daraus nicht die gewünschten Ergebnisse eintreten (individuell auch nicht gelebt werden können), dann ist es eine bloße Formalie. Denn in D. lässt das GG trotz der Definition der menschlichen Würde Zustände zu, die dem (meines Erachtens) krass widersprechen.
Die persönliche Einstellung dazu bleibt natürlich immer eine persönliche, wird sich dann aber wohl ob der Gewichtigkeit der Argumente sicher der allgemeinen anschließen, zumindest dann, wenn die Urteilskraft nicht ausgeblendet wird.
Sollte man nun von anderen auf diesen Zusammenhang hingewiesen werden, dann ist das keine Erzwingung der Übernahme fremder Ansichten, sondern das logische Ergebnis aus dem vorliegenden Sachverhalt, nicht mehr und nicht weniger (allgemein gemeint).
Grüße
HEUTE würde man Bartleby im Übrigen zwangsernähren, so bald er zu schwach zur Weigerung wäre. Man "würde" nicht nur, sondern man tut genau das, in den Pflegeheimen und Krankenhäusern, in denen entsprechend fanatisierte Ärzte über die Halbtoten herfallen, die für die Lebenden "hübsch hergerichtet werden, damit die sich nicht beunruhigen. Der Anwalt ... würde heute nicht einmal mehr bemerken (müssen), was geschieht.
Der schmerzt immer am meisten, auch wenn und weil er keine Sprache hat und sich fallweise auf ein "nur gut gemeint" und "ja nur überzeugen wollen" schmollend und scheinbar zurückzieht.
Es ist immer wieder schade, wenn Menschen ihr Prämissensystem so verinnerlicht haben, dass sie darin einen Ausdruck der natürlichen Ordnung der Dinge, statt die grundlegende Willkür zu erkennen glauben.
Du bist ein ganz geschickter Rhetoriker^^ und du bist natürlich nicht allein, der Rückschluss vom Denkbaren auf das Wünschenswerte auf das Realisierbare auf das Sollen ist so allgegenwärtig wie ... ideologisch^^
und Logik wie in "das logische Ergebnis aus dem vorliegenden Sachverhalt" ist immer noch und ein ums andere Mal die Hure aller Absichten, deren Primordialität ein ums andere Mal dieselbe ist, was die verschiedenen Fraktionen ebenso zuverlässig nur bei ihren Gegnern erkennen.
Für die Tafelgegner, die mutmaßlich selbst nie auch nur in der Nähe einer solchen waren, habe ich hier eine ganz praktische Aufgabe:
Der BRD-Staat garantiert jedem Bedürftigen ein mageres Auskommen mit Hartz4, fallweise noch eingeschränkt durch Sanktionen. So weit so hässlich. Wer damit nicht zurecht kommt, kann Essensgutscheine erhalten. Tafeln SIND also nicht notwendig, es gibt sie dennoch.
Ein Aspekt der Bedürftigen ist, dass es dort günstiger ist. Fallweise ist auch die Ware gut. Gäbe es die Tafel nicht, würden die Sachen weggeworfen.
Aufgabe:
nun macht mal ein Gesetz, das ALLEN Bedürfnissen auf eine Weise gerecht wird, dass jeder "vollwertig" ernährt wird und keiner dem anderen was wegnimmt. Ein Gesetz, bei dem "der Staat" selbst diese Lebensmittel verwaltet und austeilt und selbstverständlich die, die dort arbeiten, dafür bezahlt - denn derzeit sind das Ehrenamtliche, also "Mildtätige", und die sollen ja wegfallen, statt dessen geregelt einer bezahlten Arbiet nachgehen.
Wer das noch nicht mal für Deutschland "regeln" kann im Sinne PRAKTISCHER und umsetzbarer Vorschläge, der sollte sein großes, universelles Maul besser halten.
Hitler hat Autobahnen gebaut. Vielleicht gelingt euch das selbe ja mit bunt bemalten Windrädern.
Ein wichtiger Artikel. Auch in unserem Land führen wir zu oft eine fiskalpolitische Verteilungsdebatte unter Ausschluß von indivuellen existenziellen Garantiebedingungen.
So existiert beispielsweise in der Gesundheitspolitik eine erhebliche Diskrepanz zwischen den Ansprüchen aus Artikel 2.2 GG - hier dem Recht auf körperliche Unversehrtheit, und der Position der Legislative, welche einen verfassungsrechtlichen Anspruch auf monetär unbegrenzte medizinische Versorgung lediglich bei akuter Lebensgefahr notiert. (siehe auch den Hinweis auf das sogenannte "Nikolausurteil" des BVerfG) So kann es dann sein, dass mit Verweis auf die Kostenfrage eine möglicherweise heilende (schulmedizinische!) Therapie eines schwerst gehandicapten Bürgers verweigert wird. Ich kenne aufgrund persönlicher Erfahrungen im Rahmen meines politischen Engagements hunderte realer Beispiele für derartige Entgleisungen im Gesundheitsbereich.
Ein anderer Themenkomplex sind Individualrechte wie das heimatnahe Wohnen im Zuge von Gentrifizierung.
Wir sollten wieder mehr über Bürgerrechte mit Blick auf die beiden untersten Ebenen der Bedürfnispyramide von Maslow debattieren.
Erst dann nämlich wird das Prinzip des verpflichtenden Eigentums mit lebendigem Sinn erfüllt. Und zu diesen staatsbürgerlichen Pflichten gehört erstinstanzlich der Schutz existenzieller Grundrechte meiner Mitbürger unter gesetzlichem - nicht freiwilligem - Einbezug meiner eigenen monetären Mittel.
Nein, kein „RECHT auf sein SOSEIN“, in keinem System des Rechts, in keiner Vorstellung des Rechts hat der Mörder ein Recht auf sein Mördertum. Im übertragenen Sinn könnte man vom Recht der Natur sprechen, was aber begrifflich Unsinn ist. Die Natur bringt tödliche Viren hervor, wir Menschen versuchen, diese auszurotten. Aber der Natur ist es gleichgültig, ob die Viren oder die Menschen die Oberhand gewinnen, es bleibt, prinzipiell sicher, beim patt.
Wir müssen den Mörder als Mensch anerkennen, darum hat er aber keineswegs ein Recht auf Mord.
Daß ich aus „persönlichen Vorlieben eine eifernde Mission“ mache, klingt mir nach einer Projektion eines relativistischen Rechthabers.
PS. Daß der Nihilismus in allen (post)modernen Menschen steckt, auch in mir, verleugne ich nicht. Daß bei mir das Neinsagen zu kurz kommt, kann ich nicht nachvollziehen. Was den Kapitalismus betrifft: da überwiegt der Widerwillen, ich denke für viele eher zu stark, Vereinseitigung ist jedoch kein inneres Anliegen meinerseits.
Um dies hier noch einmal ganz explizit zu machen. „Bartleby“, „Wakefield“ (Hawthorne), „Das verräterische Herz“ (Poe), vieles von Borges, der ganze Kafka, das alles ist großartige Literatur, nur thematisiert oder phantasiert sie den Bruch von Individuum und Gesellschaft, oder den entsprechenden Bruch im Individuum. Daraus kann man keine alternative Lebensweise machen, das ist nicht lebbar.
"Du bist ein ganz geschickter Rhetoriker^^", oh Dankeschön, soll auch nur guten Zwecken dienen, wozu auch der Versuch gehört, dich ab und an ins Grübeln zu bringen. :-)
Was mir des Öfteren durch den Kopf gegangen ist in dem Zusammenhang, betreffend überzeugender Argumente, was wohl die Folge wäre bei absolutem Wissen? Also die Konflikte (Widersprüche) die Auftreten, wenn man Unendlichkeiten im Sinne göttlicher Eigenschaften denkt (nicht im Sinne umgreifenden Verstehens), womit sich ja einer der klügsten Menschen wie Leibniz ausführlich in der Theodizee beschäftigt hatte.
Denn was bliebe von der so hoch geschätzten (überschätzten?) Freiheit der Entscheidungen übrig, wenn man immer die beste aller Entscheidungen treffen könnte, weil allumfassendes Wissen und allumfassende Macht zur Verfügung stünde. In gewisser Weise ergäbe das für mich eine Determinierung, wenn auch ggf. gegen besseren Wissens gehandelt werden könnte, was dann gleich einem anderen Anspruch widerspricht.
Kurz, so gedacht könnten "Überraschungen", die Freude von Entdeckung und Lernen nur erhalten werden, wenn - falls es eine solche Größe (Macht) geben sollte - die Absolutheit gezielt reduziert wird. Und das könnte eine Weise (Ausprägung) sein, warum es uns individuelle, denkende und fühlende Lebewesen überhaupt gibt. Nämlich diese jeweils einmaligen Erfahrungen zu machen, wie sie nur körperliche Wesen erfahren können. Also allumfassendes Wissen in eine neue, (aber reduzierte) Existenz zu bringen, wie sie eine Absolutheit nicht "erfahren" kann. Sozusagen eine Erfindung des Absoluten, um innerhalb dessen diese noch qualitativ anzureichern, durch immer währende, neue Integration "ewigen Lebens".
Ein wenig Gedankenspielerei.
||| Jeder hat auf diesem Planeten das RECHT auf sein SOSEIN |||
Ich würde es anders formulieren: Jeder auf diesem Planeten ist irgendwie
Weil, sobald Recht ins Spiel kommt, entsteht immer das Problem einer entweder überpositiven oder machtrelativen Begründung. Beides kann gegeben werden, aber niemand gibt auch nur 5 Pfennig darauf.
Ich glaube, es ist ein Fehler, davon auszugehen, dass individuelles Leben in einer irgendwie besonderen Weise verlaufen muss. Ob jemand sein Leben als Spiel auffasst, ob er es bierernst verbringt, immer davon geplagt, vor irgendeiner Autorität nicht zu genügen, ist völlig gleichgültig, "gleichgültig" im Sinne von "gleich gültig" - gleichermaßen valide. Ein Individuum lebt es, was sollte es also anders sein als eine mögliche = gültige Version von Leben?
Das vollständige Wissen um die Konsequenzen einer Entscheidung bis an alle Enden aller Verzweigungen des Kausalbaumes würde auch nur über das persönliche Sosein gefaltet. Ist mir gleich gültig, ob als Folge einer meiner Entscheidungen in 375 Jahren irgendjemand glücklich oder unglücklich und die Menschheit in 7243 Jahren ausgerottet wird oder nicht. Allwissenheit mag von einem Wesen göttlicher Widerstandsfähigkeit ertragen werden können; von Menschen nicht^^ also versuche ich es erst gar nicht und lege deswegen auch meine Handlungen nicht vor das prüfende Auge einer wie auch immer gearteten Zukunft. Und du wärest damit auch besser vorsichtig^^ stell dir vor, diese Zukunft gäbe mir recht und nicht dir^^ kann man es sicher ausschließen?
Das einzige, worüber ich einige Sicherheit habe, ist die Frage, was mir angemessen ist. Also versuche ich, mir so angemessen zu leben, wie möglich. Mehr ist nicht möglich.
Das "Recht auf Mord" ist so vollkommen an der Sache vorbei. Die Sache: Es wird getötet.
"Ist mir gleich gültig, ob als Folge einer meiner Entscheidungen in 375 Jahren irgendjemand glücklich oder unglücklich und die Menschheit in 7243 Jahren ausgerottet wird oder nicht."
Letzteres wäre es für mich keinesfalls! "Angemessen leben" ist eine schöne Formulierung, das wollen auch die Vermögenden, also alles eine Frage der Perspektive. Und doch (...), zumindest weniger ist für jene machbar und sollte auch durchgesetzt werden. Denn Begrenzungen nach unten (also das Existenzminimum) wird vorgegeben und schafft dadurch existenzielle Probleme, dagegen in der anderen Richtung analoges fordern, gilt quasi als Tabu.
Aber darüber dürften wir wohl keinen Dissens haben.
Der Dissens besteht eher in der Frage, ob man sich unterschiedliche Positionen bezüglich ohnehin nicht umsetzbarer Wünsche wirklich bis aufs Blut um die Ohren schlagen muss^^ auch z.B. in Bezug zu Fragen dessen, was für bzw. gegen Vermögende durchgesetzt werden "sollte"^^
Praktisch, dass Sie sich selbst widerlegen. Völlig richtig, "Mördersein" gibt es nicht, es gibt einen Menschen, der ist, wie er ist - und es gibt Taten von Menschen, die nicht seine Eigenschaft sind, sondern und aber aus diesen resultieren können.
JEDER Mensch, auch Sie, könnte einen Mord begehen. Für JEDEN Menschen gäbe es mindestens eine Situation, in der er es tun würde. Die meisten haben Glück, dass sie diese Situation nie erleben. Aber das Potenzial hat jeder, egal, welche hochtrabenden Überzeugungen er aufsetzt wie einen Hut.
Und darauf, in der Tat, hat jeder ein Recht. Auf diese Einsicht, Und darauf, sich nicht allzeit empört vom weniger schönen Menschlichen angewidert distanzieren zu müssen, wie es heute so beliebt und so entsetzlich leicht immer wieder zu entlarven ist. Höflichkeit ist eine schöne Sache, aber Falschheit ist etwas anderes, und die sollte man nicht schonen.
Dass die Mission Sie also treffen konnte - fein. Dann stand wohl Ihr Name drauf:))
Jeder Mensch kann zum Mörder werden. Das gehört zu seiner Natur. Zu seinem, wenn man das so ausdrücken will, „Sosein“. Absolut unbegreiflich ist mir Lethes und Ihr Verständnis von Recht. Recht ist menschengemacht, eine moralische oder ethische oder auch nur funktionale Ordnung. Die muß immer diese Möglichkeit menschlichen Handelns ausschließen. Wenn man nicht an Gott glaubt, gibt es kein göttliches Recht neben oder über dem menschlichen. Und die Natur kennt kein Recht. Wovon also reden Sie?
Das Recht auf ein Potential zu haben? Oder das Recht auf eine Einsicht? Was ist das für ein Quatsch.
Ich gehöre eher zu den Menschen, die sich nicht so schnell angewidert von den Menschen distanzieren, wenn sie etwas Dummes, Schlechtes oder Häßliches getan haben, ich frage mich zunächst, warum sie das getan haben, suche nach den Zwängen, weil ich vorrangig Zwänge vermute. Aber selbstverständlich gibt es verachtetes, verachtenswertes menschliches Verhalten, sobald wir eine Vorstellung des Wahren, Guten, Schönen gebildet haben. Tiere tun das nicht, wir schon. Ich kenne niemanden, der ohne solche Wertungen durchs Leben läuft. Das muß aber nicht justiziabel sein. Recht ist nur eine konsensuelle/konventionelle Einschränkung des ethisch erlaubten Handelns.
Ein sehr kluger Mensch - im Übrigen Atheist - definierte einst "Sünde" als ungesühnten Regelverstoß gegen ein unvollkommenes Wissen von sich selbst.
In diesem Sinn ist es in der Tat allein die Einsicht, auf die es ankommt, das Lernen aus Verstößen "gegen sich selbst". Und das ist individuell wie die Charaktere es gemeinhin sind - Ihre Regelverstöße sind andere als meine, so wie Menschen eben unterschiedliche Eigenschaften haben und unterschiedlichen Verstößen "zuneigen". Wer dieses Lernen unterbinden will, unterbindet damit menschliche Entwicklung.
Verbrechen aber - und nur das kann, darf und soll Gegenstand des Rechts sein! - können Sie bereits ziemlich vollständig schon auf den Tontafeln des Moses nachlesen. Daran hat sich so viel nicht geändert.
Neuzeitlich und ohne "Sittengesetz", dafür aber mit Menschenrechten, meint man, wirklich alles für jeden zu Ende regeln und vorgeben zu können und zu müssen. Triviale Programmierung, Verhausschweinung. Eine Vernunft, die dafür ausreicht, gibt es jedoch auch dann nicht, wenn sie die Gehirne des Erdballs zusammenschalten würden.
Das Wahre, Gute, Schöne ist Geschmackssache und weder von außen erzeugbar noch justiziabel.
Zu guter Letzt weiß ich auch nicht, wie Sie darauf kommen, meine Rechtsauffassung sei wie die von Lethe, denn so, wie ich ihn hier auffasse, teilt er die Ihre.
Wir wehren uns allerdings beide hier gegen die totalitäre Vereinnahmung, die Entmündigung durch Flötentöne restriktiver "Solidarität". So wie er und ich uns auch nicht unser - unterschiedliches - Rechtsverständnis aufzumissionieren versuchen. Das ist alles.
nicht wirklich^^ W.Endemann sucht, wofern ich ihn richtig verstehe, die Vereineitlichung von Recht mit dem Guten, Wahren und Schönen, Überpositivität ohne übrepositiv werden zu müssen^^ ich anerkenne einen gewissen pragmatischen Wert in Gesetzgebung, wenn es denn schon so etwas wie Gesellschaft gibt^^
Lieber w.endemann, sehr gut, dass Du das klargestellt hast. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass die Zerstörung des Individuums durch die Gesellschaft thematisiert wird. Ich habe Bartleby hochleben lassen, weil wir nicht viel anderes haben, eigentlich alles gesagt ist, der Wahnsinn aber dennoch weiter läuft. Auch in solchen threads hier. Die von allen Seiten kommende Bestätigung der Aussichtslosigkeit jedes weiteren Denkens über den Nihilismus hinaus sollte uns, alle die sich das klarmachen, an sich ja radikalsieren. Es ist aber anscheinend keine Katharsis mehr möglich, zumindest solange man nicht fähig ist oder unvermittelbar verhindert werden kann, dass man sich genügend Distanz verschaffen kann von dem Leben, das durch die Konsumsucht und -Pflicht, den verelendenden, asozialen Wohlstand zerstört wird.
Alle die sich nicht in die Hosen machen, sollten sich vielleicht trauen Ivan Illich, Bernard Charbonneau, Jaques Ellul etc. wieder aus der hintersten Ecke ihrer Bücherschränke zu holen. Das waren wenigstens weitgehend in ihrer kritischen Wahrnehmung noch selbstdenkende Individuen, die Nein gesagt haben ... und nicht nur aus dem Leiden geborene fiktive Symbolfiguren ...
Wenn man in die literarischen Einzelheiten ginge und Captain Ahap und Bartleby nebeneinander stellen wollte, dann käme man zu genau einer möglichen Erkenntnis. Es handelt sich um ein und dieselbe Beobachtung aus zwei verschiedenen Perpektiven. Und mehr haben wir heute wie gesagt immer noch nicht. Und wenn @Freitag20 meint, ein Bartleby würde heute zwangernährt, dann heißt das für Ahap, dass es keinen "Waal" mehr gibt, an dem man sich noch "rächen" könnte für die eigene Blödheit.
Wir sollten uns fragen, was es noch gibt. Hier scheint man bei der Frage tendenziell zwischen Generalamnesie und bedingungsloser Kapitulation zu oszilieren. Und das wird dann etwas halbherzig mit zynischen Witzen garniert und nennt sich intellektueller Diskurs.
Die "alternative" Lebensweise ist aber natürlich denoch möglich. Ich wage mal eine grobe Schätzung: Dieses "alterantive" Leben wird von mindesten 4 Millarden Menschen jeden Tag gelebt. Die anderen 4 Millarden hingegen haben keinelei Chance ... sie sind dazu verdammt sich den anderen gegenüber überlegen zu fühlen und daran unterzugehen.
Ihr hangelt euch hier an einem Begriff lang, der so schwabbelig scheint wie die Geschichte lang. Und er hat rein gar nichts mit der zu verweigernden totalitären pseudo- "Einheit" oder "Einigkeít" zu tun , die es ohne Zweifel gibt, aber eben idologisches Konstrukt, vielleicht aus dem Mangel sich ergebende Möglichkeit der Verführung zu einem heuchelerischen Euphemismus der Ausgrenzung anderer ist - im Grunde aber Exklusivität meint. Das aber ist nicht "Solidarität" , zumindest wie ich sie verstehe. Diese beiden Phänomene gleichzustellen oder zu verwechseln lässt Absicht vermuten oder fehlende Wahrnehmungsschärfe.
Ohne Kooperation ist eine menschliche Kultur, Zivilsiation und soagr das menschlichen Leben schlechthin unmöglich. Diese Kooperation ist immer die Basis von allem. Mann kann sie fühlen und lieben, weil sie unter anderem sehr viel Freude und Zufriedenheit, sogar Glück spenden kann, oder man kann sie ignorieren und missbrauchen. Das eine ist ein Fühlen mit anderen, das andere eins gegen andere. Man kann sich also für die anderen entscheiden oder gegen die andren. Man kann das bewusst tun, weil man sich fühlt oder man kann sich nicht fühlen und deswegen auch nicht die anderen. So einfach ist das mit der Solidartät.
Und die, die das nicht begreifen, sind dieselben, die der Verführung der totalitären "Einigkeit" unterworfen sind, einem gefühlosen Konsens, in dem der einzelene Nichts ist. In der Solidarität ist der Einzelne alles.
Wie ich Sie verstehe, halten Sie seine Vorstellungen für durchaus wünschenswert (die vom Guten, Wahren, Schönen...), aber weder für machbar noch für universell noch für zweifelsfrei.
Für mich hingegen sind seine Vorstellungen auch nicht "wünschenswert".
Ich zumindest verwende und persifliere den Begriff ("Solidarität") so, wie Gebauer ihn setzt, denn um seine Auffassung / Ideologie geht es hier. Und die handelt gerade vom "gefühllosen" zentral geregelten Menschenrecht, dessen Umsetzung keiner persönlichen "Willkür" mehr bedarf. Lesen Sie eigentlich, was Sie kommentieren??^^
Das Gefasel um "Kooperation" und die Gefühlsheroisierung bin ich leid, weil sie seit Menschengedenken allgegenwärtig ist/sind und es die Menschheit ohne die nicht gäbe. Das S/W- "man kann oder man kann nicht" - ist realitätsfern und mir daher - sorry - zu albern.
Beantworten Sie lieber die Frage, die Sie selbst aufgebracht haben: Bartleby schließt sich ihrer Kooperation an, anfangs erledigt er seine Aufgaben, dann aber möchte er lieber nicht. Bleibt aber bei euch wohnen. Nu?
Weit hergeholt haben Sies. Nun suchen Sie eine praktische Lösung für den Anhänglichen. Hat er sich ausgeschlossen? Nein, er bleibt ja, will bleiben. Tut nur nichts mehr. Und nun fühlen sie mit ihm, wenn das so easy ist, wie Sie schreiben.
oje, das ist wieder ein weites Feld^^ der Begriff des "Wünschenswerten" im Zusammenhang mit dem "Schönen, Wahren und Guten" ist mir als Ausdruck meines eigenen "für wünschenswert haltens" nie in den Sinn gekommen, da diese Begriffe für mich völlig verbrannt sind, vielleicht mit Ausnahme des "Schönen", dessen Nennung in dieser Reihung ich immer mit einer gewissen Verwunderung zur Kenntnis genommen habe^^ ich habe mich in der Tat dessen schuldig gemacht, Sachverhalte als wünschenswert zu bezeichnen, das diente und dient allerdings immer zur Charakterisierung einer Haltung, die von anderen den Sachverhalten entgegengebracht wurde oder wird, nicht zur Charakterisierung meiner Haltung.
nein, ich leide nicht am Nihilismus, wie W.Endemann mir mal diagnostizierte, ich halte ihn für einen selbstverständlichen Daseinshintergrund, in dem ich lebe wie ein Fisch im Wasser, oder ein Sauerstoffatmer in Luft. Auch BIN ich KEIN Nihilist, ich lebe darin, ohne dabei etwas besonderes zu empfinden, bitte beachten Sie diesen Unterschied, Sie sind einer der wenigen, denen ich zutraue, ihn zu erfassen^^
deswegen werden Sie vielleicht auch erkennen, dass SIE, wenn Sie besagte Vorstellungen für nicht wünschenswert halten, den Eindruck erwecken, andere Vorstellungen für wünschenswert zu halten, da "wünschenswert" und "nicht wünschenswert" dasselbe meinen, nur in Negation^^ betragsmäßig sind sie identisch^^ Sie haben also eine Haltung im Rahmen dieser Skala, ich nicht
Ich bin in die Rolle des des Bartleby geschlüpft, so wie Sie "empathisch" den Großinquisitor vermessen haben. Rollen mit der Chance, sich darin jeweils selbst zu vermessen. Tut man es nicht, bleibt man drin stecken und wird Subjekt.^^
Gibt es ein Selbst, das vermessen werden könnte? Es scheint eine ich-sagende Instanz zu geben, aber das, wozu die "ich" sagt, das ist dermaßen unterschiedlich, um nicht zu sagen "dynamisch"^^ Vielleicht gibt es das Ich nur als Explizierung eines gerade aktuellen Rollenwirrwarrs^^
Nur für Leser, die sich für die thematische Wende, die der Thread genommen hat, interessieren, die anderen mögen diesen Kommentar freundlich ignorieren.
Ich mag eigentlich nicht persönlich werden, aber in diesem Fall geht es wohl nicht anders. Denn Deine Position ist kaum verallgemeinerbar, sehr persönlich. Oder ein bißchen „altersweise“, was ein falscher Begriff ist, denn im Alter wird man eher närrisch. Ich wage, Dich zu interpretieren. Ich habe Dir den Nihilismus vorgehalten, was aber nicht als ethische Kritik zu verstehen ist. Zu einer solchen Position kommt man nur durch „Enttäuschung“, das meinte ich mit „leiden“. Nun können alle hier sehen, daß Du nicht mehr daran leidest, sondern Dich eingefügt hast, den objektiven Status der Welt akzeptiert hast. Du bist gewissermaßen mit der Gleichgültigkeit der Welt eins geworden, das verstehe ich als „buddhistische Erleuchtung“. Auch ich hoffe, in den Momenten meines Sterbens diese Gleichgültigkeit erreicht zu haben, dann ist der Übergang ins Nichts zwanglos. Aber das ist die Vorwegnahme des Todes. Was mir nicht einleuchtet, ist, diesen Standpunkt des Todes im Leben einzunehmen. Leben ist nicht Gleichgültigkeit, sondern Interesse, Streben, Sich-ernst-nehmen, an-die Zukunft-denken, Leben-wollen, nicht Tot-sein-wollen.
Vielleicht wird Dir das nicht gerecht, denn mir scheint, daß Du nicht nur wie ein Fisch im Wasser des übervollen Nichts schwimmen willst, sondern durchaus dem subjektiv Wünschenswerten Raum läßt, wenn auch nur im Rahmen des „Schönen“; daran ist richtig, daß das Schöne der bevorzugte Ort der Wünsche und Wunscherfüllung ist. Es betrifft jedoch ebenfalls die zwei anderen Kategorien. Wir denken nicht nur, sondern möchten richtig denken, daher bemühen wir uns um Wahrheit. Wenn man Wahrheit nicht zu einem unerreichbaren Absoluten stilisiert, gibt es sehr wohl ein wünschenswert „in Wahrheit leben“, also das Leben durch assimilierendes und akkommodierendes Denken zu führen. Und Wahrheit betrifft nicht nur die objektive, sondern auch die subjektiv-menschliche Welt.
Der Bereich des „Guten“ ist die biofunktionale Bewertung von Lebensformen. Lebewesen haben Interessen, der Mensch reflektiert sich und kann seine Interessen erkennen. Ich würde nie auf die Idee kommen, menschliche Interessen grundsätzlich infrage zu stellen, aber es gibt Interessenskonflikte und Interessensperformanz, die im Sinn der Biofunktionalität nicht optimal ist, eine Optimierung, die das Wünschenswerte definiert. Ethik zielt auf das gute Leben. Lehnst Du solches Wünschenswerte ab? Menschen leben, überleben in Herrschaftsordnungen. Muß man das als unumgänglich hinnehmen, oder kann man wünschenswerte Formen der (nie voll erreichbaren und ungefährdeten) Herrschaftsfreiheit erfolgreich anstreben? Kann man dieses Ziel wie Freitag vom Tisch wischen?
Zum Schluß die eigentliche Domäne der Freiheit, des Wünsch- und Erreichbaren, das Schöne. Ich bin ja kein Anhänger der Einstellung, Kunst (das Schöne, Ästhetik) sei Geschmacksache, bin nicht der Ansicht, daß ästhetisch anything goes. Auch die Kunst formuliert eine (rein subjektive) Notwendigkeit, gerade ihre Freiheit besteht wie von Hegel allgemein formuliert in der Einsicht in die (subjektive) Notwendigkeit. Selbstverständlich führt das nicht wie im Falle objektiver Wahrheit zu der unerreichbaren Idee einer Einziggültigkeit, und damit zum Vorbehalt eines methodologischen latenten Kritizismus, sondern zu unendlicher Vielfalt, aber eben nicht zum Relativismus.
"Es" ist m.E. eine jeweils "spezifische" Art, Dinge wahrzunehmen. Ich erinnere an unser beider "Großinquisitor" (GI)-Narrative: Sie fanden das meine idyllisch (obgleich es für mein Empfinden die maximale Katastrophe für den GI sein müsste), während mir das Ihre arg barock vorkam.
So erfolgt wohl Durchmessen auf spezifische und damit begrenzte und individuelle, nicht aufeinander reduzierbare Art. Einer der Gründe, weshalb jeder hirnmäßige Gesamtsteuerungsversuch eine Grausamkeit wäre: es gibt - vlt. außer eineiigen Zwillingen - keine zwei identischen Durchmessensarten...?
Wie man "das" nennen soll? Es ist ja kein "was", sondern ein "wie". Ich nenne es hilfsweise "Charakter", weil es eine spezifische Art ist, Dinge wahrzunehmen. Das Spezifische entzieht sich der Wissenschaft definitionsgemäß, denn es ist nicht intersubjektiv reproduzierbar. Egal, was sich Empathiefreaks einbilden.
Aber es ist das, was einzig für Menschen Bedeutung hat, weshalb sie es mit ihrem Intellekt schmücken, der es rechtfertigen soll, egal, wie sie es interpretieren, auch egal, ob sie sich dran festhalten, sprich: damit identifizieren.
Kruzifix und Weihwasser such ich. Wo haben Sie das denn hingepackt?
"Lesen Sie eigentlich, was Sie kommentieren??"
Meistens, es ist aber möglich, dass ich hier den Bezug verpeilt habe. Sicher kann die unsinnige Aussage, dass es staatlicher Isntitutionen bedürfe, um Solidarität zu gewährleisten, als totalitärer Anspruch interpretioeret werden. Man kann aber auch von einer Art hilflosen Verlorenheit im ideologischen Neusprech ausgehen, welche nicht gleichzeitig jeden Horizont der Konsequenzen bedenken kann oder will. Die Geiselhaft des totalitären, kommunikativen Modells verwandelt fast alles in Totalitarismus, ebenso möglicherweise den Anspruch Menschenrechte verwirklichen zu wollen, ohne bemerken zu wollen, dass diese eine legalisierende Agenda zu derenNegierung sind... man beachte Artikel 17, der jeden anderen ad absurdum führt, aber insbesondere Artike 4 ...
Ihr Rede von der "Gefühlsheroisierung" finde ich indes bemerkenswert in einer Gesellschaft, in der aus Prinzip und traditionell die Empathielosigkeit heroisiert wird ... Albern ist nicht die binäre Entscheidung dazu, sondern die ideologische Entmündigung der Entscheider.
Und welche Frage habe ich aufgebracht? Bartleby schließt sich eben nicht der Kooperation an , sondern kündigt sie auf mit allen Konsequenzen. Solidarität wäre nicht ein "Mitgefühl", das ihm in dieser wiederspricht oder ihne gar zwingt weiter zu kooperieren, sondern allenfalls ebenfalls die Kooperation an dem aufzukündigen, was so unerträglich ist. Aber es ist wie gesagt ja nur eine Parabel, die unsere Handlungunfähigkeit in der totalen, instrumentellen Abhängigkeit demonstriert, welche uns in den progessiven Untergang führt, wäherend wir an die Segnungen des Fortschritts glauben.
Hm, verschiedene Meinungen und Ansichten. Für mich sind diese Begriffsdefinitionen meist rein akademischer Natur und bringen weder Erkenntnis noch Ergebnis.
Einzig wichtig ist eine, wie immer definierte, Solidarität mit den Benachteiligten, die aber wegen lauter Definitionsdiskussionen gar nicht erst zum Tragen kommt.
Viele Sachverhalte, z.B. die sogenannte Energiewende, bringen asoziale Komponenten an die Oberfläche und kaum etwas regt sich. Wozu dann eine Definitionsdebatte? Nur um eine nicht angewendete Definition zu beschließen, was sowieso nicht möglich ist?
Es ist ein gewaltiger Unterschied zwischen einer freiwilligen Solidarität, die sich aus einer gemeinsamen Zielsetzung ergibt, und einer rechtlich verordneten. Mich erstaunt immer wieder, dass Sie grundsätzlich auf den Begriff positiv reagieren ohne zu fragen, was genau der betreffende denn damit im Schilde führt. Hitlers Reichstagsrede strotzt vor Solidarität und ich denke nicht, dass die Beschränkung aufs doitsche Volk der einzige Fehler daran war. Wer das selbe im globalen Stil einführen will, ist ebenso totalitär.
Gefühle sind DAS Mittel, um zu heucheln und zu manipulieren. Wirtschaft funktioniert inzwischen nahezu ausschließlich so. Sie sind das schmeichelnde Transportmittel der Vorteilsnahme. Hingegen treffe ich den rational und ohne Mitleid zu schinden "kooperierenden" Menschen immer seltener.
Bartleby kooperiert: er wird angestellt, und er verrichtet die vereinbarte Arbeit. Schleichend tut er immer weniger, bleibt aber. Lesen Sie die Geschichte nochmal: der Arbeitgeber und seine anderen Leute versuchen einiges, um ihn loszuwerden - ohne Erfolg. Was hätten Sie an deren Stelle getan, um den "Parasiten" loszuwerden bzw. warum war es hier so schwer? Finde ich spannend und hat mit meinem 2. Absatz zu tun....:)
Debattieren über die asozialen Auswirkungen hat auch keine größere Wirkung. Die sind nicht unerwartet und inzwischen beschlossen. Wer will das ändern - und wie?
Es würde wenigstens um den eigentlichen Sachverhalt gehen. Könnte auch Informationen bzw Fachwissen vermitteln. Ob man Solidarität so oder so definiert nicht. Da postuliere ich, eine Begriffsdefinition gibt es auch noch ergebnislos in 50 Jahren. Für die Sache halte ich es für bedeutungslos. Eher geeignet um zu vernebeln. Ein Konsens kann nicht entstehen, eine Auswirkung hat es nicht.
Eine Diskussion über Fakten kann zu Schlußfolgerungen führen, Meinungen bilden. Evtl. auch zu realen Veränderungen.
Solidarität, nun ja. Ich suche mir eine von den 20 Definitionen heraus, mein Nachbar eine andere. Und darüber streite ich mit ihm die nächsten 30 Jahre. Gut, wenn dies nur in sehr kleinen Zirkeln zum Zeitvertreib abläuft, damit die anderen Zeit für reales haben.
Die Linke wird das nicht weiterbringen, denn für diese Vorgehensweise sind sie schon berühmt und wahrscheinlich auch deshalb erfolglos.
Nichts für ungut, nur eine Meinung die keinen interessieren muß. Die Linke schon gar nicht.
"Die sind nicht unerwartet und inzwischen beschlossen. Wer will das ändern - und wie?"
Ja, aber das ist erst der Anfang. Es wird dieses Jahr weitere Beschlüsse geben und die wohl drastischeren müßten wohl noch kommen.
Die Debatte vor den jetzigen Beschlüssen hat gefehlt, auch hier wurde mehr über die Definition von Marxismus geschrieben. Das hat wie immer nichts gebracht. Die Politik kann die Panik und das Desinteresse nutzen um ihre Pläne in wundersamer Geschwindigkeit umzusetzen.
Gut, ich bin jetzt nicht überrascht. Es ist eben ein weiter so wie gewohnt.
Solange die einen reden machen die anderen eben. Man sollte das Ergebnis dann nicht beweinen.
Sie reden doch auch:) Debatten sind Theaterdonner. Es ist ein Irrtum, dass Politik entscheidet. Es ist ein noch größerer Irrtum, dass Demokratie etwas bewirkt.
Ein Gesellschaftsstreik. Aufhören. Mit Konsum, Strom, Heizung und bezahlter Arbeit. Ein allgemeines "ich möchte lieber nicht". Aber das macht keiner oder nur wenige, denn alle sind immer und allem gegenüber blind "solidarisch". *grins*
Sicher rede ich. Nur sind mit die Definitionen von Marxismus, Sozialismus, Solidarität, Kooperation usw völlig wurscht. Hat noch nie weitergeführt.
Nun, ein Generalstreik würde wohl ähnliches verursachen. Tausende Meinungen, Begriffsdefinitionen, Mehrheiten suchen, Streit, usw und mit Pech setzt sich die Gegenseite durch. Nicht mal die Linke mit 8% bekommt ihren Laden zusammen. Wie soll das mit Millionen gehen? Und was ist mit der Masse die dagegen demonstriert? Haben wir eine einheitliche Masse in Deutschland? Wieso soll ein Wohnungs- oder Hausbesitzer für günstigere Mieten streiken? Ein VW oder Daimler Angestellter für mehr Lohn?
Marschieren würden nur Minderheiten mit teilweise gegensätzlichen Interessen. Gemeinsame Interessen sind eher selten
Ich sehe nicht, daß ein Generalstreik etwas zum Guten verändern würde. Nicht zur Zeit und nicht in Deutschland.
Und die Linke wäre wohl nicht mit von der Partie.
"Es ist ein gewaltiger Unterschied zwischen einer freiwilligen Solidarität, die sich aus einer gemeinsamen Zielsetzung ergibt, und einer rechtlich verordneten. "
Das ist wohl so. Es ist dabei nicht mal eine explizite, "gemeinsame" Zielsetzung nötig, wenn man davon ausgeht, dass Solidarität eine freiwillige, subjektive Entscheidung ist. Vielleicht ist sie aber etwas ganz anderes.
Natürlich kann man Gefühle vortäuschen, aber dann sind es eben keine. Nur weil gelogen werden kann, lehnen Sie auch nicht grundsätzlich Aussagen oder "Fakten" ab, oder? ... und von der Rationalität könnte man dasselbe sagen ohne in Beweisnot zu geraten, dann auch die wird instrumetalisiert. Es gibt nun mal keine objektive Instanz, auf die man sich grundsätzlich verlassen könnte, relativ zu der eine absolute Positionierung möglich wäre. Das subjektive Fühlen und Denken ist und bleibt das einzige, was jedem zur Verfügung steht. In wieweit das korrumpierbar und korrumpiert ist, brauchen wir nicht mal zu debattieren. Es bleibt trotzdem das einzige. Wenn ich meinen Gefühlen und meinem Denken vertrauen kann, Selbstvertrauen habe, und nicht meine, irgendwelche äußeren Institutionen, wie etwa die Wissenschaft oder die Religion, die Politik, die Medien oder die Bildungsindustrie wüssten es besser als ich usw., dann geht was. Wenn ich « rational [...] "kooperierende" Menschen » lese, dann kann ich verstehen , dass es sich bei der Rationalität um konkrete Strategien handelt, handeln muss, also um ein Art geplante Rebellion zB., Widerstand, Opposition - zumindest im Sinnzusammenhang der Solidarität. Nur zu.... dann haben Sie recht, dass es davon wenig gibt, bzw. das meiste "Mitleid", was mMn nichts mit Solidarität zu tun hat - warum diese Gleichsetzung? -, eine hilflose Geste angesichts der Phänomene ist, anstatt eine strategische Antwort auf die Ursache der Phänomene. Mitleid ist für Arschlöcher, hat Zappa vor Urzeiten mal gesagt. Solidarität aber ist insofern gar kein Gefühl oder gar Mitleid, sondern wahscheinlicher das, was erst aus dem Gefühle erwächst oder erwachsen kann. Ohne selbsbewusstes Gefühl keine echte Solidarität ... und da sehen wir dann warum es so wenig Solidarität gibt, die diesen Namen wirklich verdient. Solidarität kann zB. die Konsequenz aus einem verletzten, aber subjektiven Gerechtigkeitsempfinden sein...
Was Bartleby angeht, sowird der wie jeder in die Koopertion hineingeboren. Jeder "Dropout" aber macht sich aus dieser gesellschaftliche "verordneten" und normalisierten in dem Moment nichts mehr, wenn er sich seiner selbst bewusst wird und die ihm zugewisene Rolle nicht mehr erfüllen will.
Ihr Blickwinkel auf diesen Dropout als etwas, was man loswerden muss, entspricht der systematischen Exklusion der nicht (mehr) korrumpierbaren, die über zahlreiche Methoden in jedem Herrschaftssystem anzutreffen ist. Bartleby macht das deutlich, weil er zeigt, dass es für ihn und seine subjektive Entscheidung keinen Platz gibt in dieser Gesellschaft. Die Penetranz, die Sie thematisieren und auf die Sie ihre Frage beziehen, ist nichts weiter als die Darstellung der gesellschaftliche Einseitigkeit, die nicht mit nichtkonformen Positionen umgehen kann und will. Deswegen werden gefangene "Outlaws" ja im allgemeinen zu reinen Konsumenten degradiert, die auf Kosten der Allgemenheit fast nur noch konsumieren ... Ergo, es gibt kein Antwort auf Ihre angebliche Frage, weil keine vorgesehen ist. Diese Gesellschaft ist unfähig Menschen zur "Kooperation" an der erzwungenen Konkurrenz zu motivieren und bietet gleichzeitig keine anderen Aktionsräume, nimmt man man Irrenanstalten und Gefängnisse mal aus, weil diese als zu bekämpfende Alternativen zum totalitären System betrachtet werden, als gefährliche, subversive Konkurrenz.
By the way....natürlich wird Solidarität auch erzwungen, es kommt dabei auf die Wahl der Mittel an. Streikbrecher, wenn sie es wagen die Linie der Streikposten zu überschreiten, werden beschimpft bespukt, manchmal auch ein wenig beschlagen und kommen ins "moralische Gefängnis, d h. es ist verboten mit ihnen zu sprechen. Bei mir im Betrieb waren diese Maßnahmen nicht notwendig, denn es gab keine Streikbrecher, ein Zeichen von hoher Moral und Solidarität..
Sehr fragwürdig finde ich allerdings die Maßnahmen, mit denen in der Kampfzeit der ANC in Südafrika die Solidarität bei Streiks etc. erzwungen hat. Streikbrecher wurden mit der "Halskrause" bestraft, d.h. man hängte ihnen einen Autofreifen um den Hals, übergoß diesen mit Benzin, zündete den Reifen an und jagte dann den so Bestraften durch das Township.....aber der ANC und Nelson Mandela, der abgefallene Kommunist, besitzen im linkslibetalen Wertewesten einen Heiligenschein...
"natürlich wird Solidarität auch erzwungen"
ohne Frage , um den Unterschied geht es ja anscheinend. Das ist aber aus meinem Blickwinkel keine Solidarität, und aus dem von @Fritag20 wohl auch nicht, wenn ich ihn trichtig verstehe. Ich finde daher den Gebrauch des Begriffs in diesen Fällen als einen Missbrauch. Sonst müsste man ja zB. den Fraktionszwang auch als Solidarität bezeichnen oder jedes andere "Mitgefangen-Mitgehangen" ...
Wußt ich noch gar nicht das Mandela den Leuten persönlich die Reifen umgehängt oder angeordnet hat. Das hat er sich bestimmt in den 27 Jahren Haft ausgedacht. Ein Lümmel aber auch.
Der Streikbrecher ist eine elende Kröte, der seine Klasse und Familie verrät.
....das meinte schon der alte Jack London. Diese Leute sind unsolidarische Trittbrettfahrer, die zur Solidarität, auch ihrerselbstwegen, gezwungen werden müssen. Das nennt man proletarische Disziplin, die im Klassenkampf unabdingbar ist. Leute kleinbürgerlicher Klassenherkunft verstehen dies nicht, weil sie nie in einen Betrieb gearbeitet haben....
Gerade unsere französischen Kolleginnen und Kollegen gehen noch rigoroser gegen streikbrechende Klassenverräter vor, als dies deutsche Werktätige gewohnt sind...
Es gibt kein Menschenrecht auf Streikbruch....
Aber schließlich ist das Menschen schlachten zum rechten Zweck eine zutiefts menschliche Sache. Wir verleihen ja heute jedes Jahr einen Preis mit großem Pimp und Pomp im Namen eines Mannes, der in einer für die Zeit logistischen Meisterleistung, 4000Menschen innerhalb einer Woche massakrieren ließ. Solidarität könnte man doch auch postum mit der Ehre der Toten haben, stattdessen verhöhnt man sie.
Nun, in Südafrika vermutet man, Mandela wurde durch seine lange Haftzeit "ungedreht". Da ist was dran, denn er sicherte im Namen der Versöhnung die ökonomische Vorherrschaft der weißen Oberschicht. Im ANC ging der Spruch um: "Wir haben zwar die Regierung, aber wo bleibt die Macht."
natürlich gibt es Kolaborateure , Oportunisten und Angsthasen was den politischen Kampf angeht. Ich bin denoch dagegen Menschen zu etwas zu zwingen, denn der Zweck heiligt nie die Mittel, weil sonst die Mittel zu schnell zum Zweck werden... siehe Geschichte.
Natürlich gibts das. Oder wollen sie die Meinungsfreiheit abschaffen und eine Gesinnungsdiktatur errichten?
Also nicht besser als die bestreikten. Nur geht es gegen die eigenen Leute.
Den beschriebenen Zwang gegen Streikbrecher halte ich für gerechtfertigt. Das der ANC Verräter lebendigen Leibes verbrannte, das verabscheue ich. Es mußte allerdings einmal gesagt werden, damit linksliberale Spießer erkennen, daß auch ihre Säulenheiligen gar nicht so heilig sind. Das macht allerdings die Verbrechen des Klassengeindes nicht besser, für dem die Demokratie etc. nur Mittel zum Zweck ist....
Kein lebendige/er Proletarierin hat das Recht eine Streikpostenlinie zu überschreiten. Das ist ein Faktum worüber man nicht diskutieren kann, Man. muß es einfach akzeptieren....basta
Also die gleichen Methoden ie Kapitalisten und Diktatoren.
Ja, der Proletarier mit Eigentumswohnung und BMW vor dem Haus. Mein Gott sind Teile der Linken antiquiert. Kapitalisten können sich freuen. Solange das so bleibt haben sie nichts zu befürchten.
Sie sind also per se für jeden Streik, differenzieren brauchen Linke nicht. Und Rechte verteilen sie nach gutdünken.
Nun ja, war bei den Experimenten ja auch so. Macht max 8%, tatsächlich noch viel weniger. Also dauerhaft chancenlos.
Sie sind also dafür daß man Streikbrecher einfach in den bestreikten Betrieb läßt?
Ich vermute sie sind ein Lehrer aus dem Osten, der noch nie in seinem Leben gestreikt hat? Die Grundregeln eines Streiks hat ihnen die SED nicht beigebracht. Sie können da nicht mitreden...-
Lach, gut daß sie da mitreden können. wir wissen ja, wie weit es in den letzten Jahren damit gediehen ist.
Fürchterlich dieses Klassendenken. Wer legt die Klassen denn fest, wer gehört zu welcher? Die Linke die sich als natürliche Vertretung der Arbeiterklasse sieht, fälschlicherweise, wird von dieser "Klasse" kaum gewählt. Das sagt einiges.
Die Grundregeln eines Streiks, aha. Wer hat die den entwickelt und zum Gesetz erhoben?
So reden auch die Kapitalisten
Was Leben ist, dürfte so vielfältig sein wie es Lebewesen gibt, die ihre eigene Art des Daseins pflegen oder einfach so vor sich her leben. Über alles Leben aber kann gesagt werden, dass es ein Weg hin zum Tod ist - das steht vom ersten Moment an fest (es gibt ein paar sehr einfache Lebewesen wie Polypen, die sich per Knospung fortpflanzen, da wackelt die Aussage ein bisschen, aber selbst bei denen wird sich die Entropie früher oder später durchsetzen). Leben ist somit nie frei vom "Standpunkt des Todes" - es ist lediglich möglich, sein Bewusstsein darüber hinwegzutäuschen, die berühmte juvenile Unsterblichkeit^^ die irgendwann zwischen 30 und 50 die Todesangst den Rücken hochkriechen lässt, mehr oder weniger heimlich zuerst, bis die ersten Personen der näheren emotionalen Umgebung sterben.
Es ist sehr verschieden, wie Menschen ihr Leben leben. (A) Streben, sich ernst nehmen, an die Zukunft denken, womöglich Ehrgeiz entwickeln, ja, das gibt es, es ist somit möglich und legitim. Es gibt und gab schon immer auch das andere, (B) das Träumerische, Leben als Spiel, nichts ernstnehmen, versuchen, scheitern, lachen, anderes versuchen, Gleichgültigkeit gegenüber scheitern und gelingen. Und es gibt immer eine von zwei Optionen: Angst haben oder keine Angst haben. Das ist nicht sauber zu trennen, klar^^ aber scharf genug.
Ich denke, Menschen richten sich ihr Leben so ein, dass es ihrer Veranlagung (A) oder (B) entspricht, Überlappungen zugestanden. Und wenn es dann so eingerichtet ist und läuft, fällt es, je länger es läuft, immer schwerer, sich vorzustellen, dass es andere legitime Entwürfe gibt, nicht nur in den Details, sondern dem Leben selbst gegenüber.
Kapitalismus ist ein schweres Brot. Aber der wirkliche Widerstand dagegen liegt im Spiel. Die Angst, von der die Antikapitalisten getrieben werden, erzeugt wieder nur Schwere und kämpft damit dort, wo der Gegner am stärksten ist. Was Kapitalisten und andere Menschen, die sich so furchtbar wichtig nehmen, aber tatsächlich nicht aushalten, ist das mitleidige Lächeln über sie. Das sich anschließend von ihnen abwendet und seine eigenen Ziele verfolgt, ohne deren Vorgaben zu gedenken.
Natürlich gibt es Fallen, z.B: "Aber was ist mit den Kindern?" Die Kinder ... werden ihr eigenes Leben spielen oder durchängstigen. Noch jede Generation tat das. Und auf jedes Flipp folgt ein Flapp und auf jedes Flapp ein Flipp. Was wäre da ernst zu nehmen? Warum kämpft man gegen Kapitalismus, wenn man die bürgerlichen Vorgaben so ernst nimmt, dass man selbst seine Kinder darauf beziehen will?
||| Wir denken nicht nur, sondern möchten richtig denken |||
Du sprichst für dich, nicht für alle, zumindest nicht im zweiten Teilsatz. "Richtig denken". was ist das? Und wie nahe liegt das an "das Richtige denken", als wüssten wir, was das ist. Das kannst du nur wissen, wenn du dich für etwas entschieden hast, das du für richtig halten willst. Was soviel heißt, dass du etwas verworfen hast, das du nicht für richtig halten willst^^ Aber das nennt man üblicherweise nicht Wissen, sondern Glauben, oder Ideologie.
Dein Schönes, wie hier skizziert, scheint vor allem nützlich zu sein. In dieser Weise hat es mit meinem Schönen wenig zu tun. Auch dein Wahres und Gutes scheint beides vor allem auf Grundlage von Nützlichkeit zu sein. Das war mir schon immer suspekt^^
Aber hier ist die FC. Hier ist einer der Orte des Redens, nicht der tätigen Solidarität oder des Tuns überhaupt. Hier ist noch nicht einmal eine Planungsstelle für eine Widerstandszelle^^
||| Es gibt kein Menschenrecht auf Streikbruch.... |||
Hoffentlich gewinnen Sie alle Ihre Streiks, ansonsten könnten die Streikbrecher hinterher auf komische Gedanken kommen.
Ich nenne es das "Sosein" eines Menschen, und Sie haben mit ihren Bemerkungen recht^^ allerdings ist es fluide, was womöglich dazu führt, dass Kommunikation trotzdem möglich bleibt^^
Lach, das ist immer die letzte Ausrede wenn man nicht antworten kann. Nun, dann scheinen diese "Kapitalisten" wohl recht zu haben. Die haben ähnliche Argumentationslinien wie sie. Ergo, so manche Linke sind nichts anderes als "Kapitalisten" auf der anderen Seite.
Bisher hat man ja nur Diktaturen hervorgebracht und daher können die "Proletarier" auch bleiben wo sie sind.
Oh man, die Linke ist so verbohrt, da ist die nächsten zig Jahre kein Blumentopf zu gewinnen.
Ich vermute, selbst die 8% sind nicht zu halten. Was wollen die Linken eigentlich außer reden? Sicher nichts verändern. Ich habe langsam die Vermutung, dazu sind sie weder fähig noch haben sie daran ein Interesse. Sonst müßte man ja Farbe bekennen und hätte keine Ausreden mehr.
Lieber noch 50 Jahre Marx analysieren. Der würde sich ob seiner Jünger im Grabe umdrehen.
Sowas von Unfähigkeit wird ganz einfach vom Proletariat bestraft.
Selbst das versucht man noch zu hinterfragen (relativieren). Hier scheinen sich einige in intellektuellen Worthülsen zu gefallen, wobei diese Themen sie ernsthaft nicht berührt (interessiert). Hauptsache, man kann in allen Beiträgen eine "Duftmarke" setzen. Was soll man sonst auch schon machen, um seine Zeit totzuschlagen. Kurz: horror vacui!
Lach, ja, selbst das. Außer alle müssen einer Meinung sein. Sind sie ungeprüft für JEDEN Streik? Kein eigenständiges Denken mehr? Gleichgeschaltet? Ja, das wünschen sich einige, hat man auch mehrfach versucht mit fatalem Ende. Kommt wohl aus dieser Einstellung heraus.
Befiehl, wir folgen. Streik? Weshalb? Egal, wir sind dabei und Gewalt gegen Andersdenkende....kein Problem.
In allen Beiträgen? Welche Fehleinschätzung.
Gut, sie versuchen nur zu beleidigen, weil ihre Argumentation am Ende ist. Ich kenne solche Leute. Kein Gewinn für eine Bewegung, eher ein Problem.
"Hitler hatte die selbe Idee wie Gebauer"
Ich würde Ihnen gern was passendes erwidern, allein: Mir fällt ausser ungläubigem Kopfschütteln nicht viel dazu ein.
"Bartleby kooperiert"
Ja, knappe drei Tage.
"Was hätten Sie an deren Stelle getan, um den "Parasiten" loszuwerden bzw. warum war es hier so schwer? Finde ich spannend und hat mit meinem 2. Absatz zu tun....:)
Wer hier wie Sie, Bartleby als "Parasiten" sieht, hat die Intention Melvilles womöglich missverstanden.
Dieser Schlusssatz einer älteren Rezension trifft es m.E. gut:
"Melville zieht den sanften Menschenfeind Bartleby, der nicht mitzumenscheln bereit ist und sein Leben opfert, offensichtlich jenen vermeintlichen Menschenfreunden vor, "die gar nicht bemerken, daß sie – wie der erzählende Notar – von der Feindschaft zwischen den Menschen profitieren und existieren."
https://www.zeit.de/1982/50/herman-melville-bartleby
Deine letzten beiden Kommentare an @Freitag20 (die ich etwas verspätet gelesen hatte): ****** .
Kann man denn die Intention Melvilles missverstehen oder richtig verstehen, wenn man nicht Melville ist? Worauf stützen Sie Ihre Hybris also? Auf die Aussagen von Legionen von Deutschlehrern:)
Soll ich Ihnen Serres Parasit unter den Weihnachtsbaum legen? Es würde nichts nützen ...
Bartleby menschelt mit, sehr sogar. Aber ich habe keine Lust, Ihnen das zu erläutern. Es wäre für den Eimer, da Sie Ihr enzig Wahres Narrativ bereits ernannt haben.^^
Stiller hat Ihrem Kommentar unten zugestimmt. Erstaunlicherweise, obgleich seine Bartleby-Interpretation der Ihren diametral entgegensteht.
Es war ihm wichtig, Ihre Aussage zu bestätigen, allein, weil sie der meinen widerspricht. Weiter hat er nicht darauf geachtet.
Er ist also seinem echten Gefühl der Abneigung gegen mich gefolgt. Wollen sie nun sagen, sein "Gefühl" der Abneigung sei falsch gewesen, nur, weil es weder die inhaltlich logischen Folgen noch eine rationale Grundlage hat?^Womöglich hat er nur ein untaugliches Mittel des Ausdrucks verwendet? Hätte besser die Abneigung nicht rationalisiert, sondern unmittelbar ausgedrückt und die Sache sachlich behandelt?^^
Mais c'est la vie-:))
Ich empfehle Ihnen beiden, sich die "Intention, wie Melville sie gemeint hat" vorzunehmen und sich zu einigen, ob er ein revolutionäres missverstandenes Subjekt oder doch ein unkooperativer Menschenfeind war, wie die Deutschlehrer des Kapitalismus meinen.^^
Fröhliche .....^^
>>Die Grundregeln eines Streiks, aha. Wer hat die den entwickelt und zum Gesetz erhoben?<<
Niemand. Streik bedeutet: Die Arbeitskraft wird nicht mehr geliefert, wenn der Käufer die neuen Bedingungen (zum Beispiel Preiserhöhung wegen steigender Kosten) nicht akzeptiert. Konkurrenz unter Arbeitskraftverkäufern führt zu Preisverfall und sollte deswegen unterbunden werden.
Man könnte sagen: Eine Grundregel des Marktes. Sie kennen das, auch wenn Sie nicht vom Verkaufe der Arbeitskraft leben: Wenn eine Ware mehr kostet bezahlen Sie oder Sie bekommen nichts.
Das ist Ihre Mission:))
>>So reden auch die Kapitalisten...<<
Wahrscheinlich wollte er neulich einen Kurztrip nach Paris unternehmen und hat jetzt Wut im Bauche weil gleichzeitig Flughafen und SNCF bestreikt wurden ;-)
Endemann ist Pascals Spieler. So viele Kniebeugen und noch immer kein Glaube ...^^ Nur Pleifel will endlich genagelte Köpfe sehen, war immer ein Gläubiger. Endemann nicht. Als ob Sie das nicht genau wüssten:))
Da Streikbrecher unsolidarisch handeln, schließen sie sich selbst aus der Solidargemeinschaft aus. Da man nie weiß, wie ein Streik endet, ist ein verlorener Streik keine Rechtfertigung für Streikbruch. Meist werden Streiks durch mangelnde Solidarität verloren. Der letzte große Streik, den die IGM verlor, war der Streik in Ostdeutschland um die 35 Std-Woche. Die IGM im"Elitegebiet" BaWü wollte nicht die Folgen einer bundesweiten Aussperrung mittragen und so mußte der Streik im Osten abgebrochen werden. Das war die bitterste Niederlage der IG Metall in ihrer Geschichte.......aus Mangel an Solidarität
Solidarität ist alles,,was die Werktätigen Klassen in die Waagschale werfen können...
Sie, Bella, ignorieren einen wesentlichen Sachverhalt: Kein Mensch, der nicht psychisch vollkommen gestört ist, erblickt, kategorisiert und bewertet die Welt durch die Augen, den Mindset anderer Menschen, geschweige seiner Feinde. Für Sie scheinen Konzepte wie "Werktätige" oder "Klassen" zu Ihrem Mindset zu gehören und darin wesentlich zu sein. Selbst wenn Sie darüber hinaus gar nichts anderes zur Kenntnis nehmen wollen, wäre es im Sinne einer angemessen komplexen Betrachtung komplexer Zusammenhänge nützlich, wenn Sie trotzdem zur Kenntnis nehmen, dass Sie nicht sachlich korrekt voraussetzen können, dass diese Ihre Basis die Basis aller ist.
"Ihr" Streikbrecher ist ein Mensch, der die Welt anders sieht als Sie. Er hat zu seiner Sichtweise jedes Recht, genau wie Sie zu Ihrer. Und beide werden mit den Konsequenzen Ihrer Sichtweisen und Entscheidungen leben. Vielleicht sind Sie in Ihrem Betrieb auch nach verlorenem Streik noch mächtig genug, um ihm das Leben zur Hölle zu machen. Nur was unterscheidet Sie dann noch von den Feinden, die es Ihrer Meinung nach zu bekämpfen gilt? Ihre guten Absichten? Indem Sie einem Verzweifelten das Leben noch zusätzlich zur Hölle machen? WoW. Selten so eine gute Illustration des Sprichworts von den guten Absichten gehört, die den Weg in die Hölle pflastern.
Korrektur:
>>...Flughafen...bestreikt...<< = Lufthansa
eher Zeitvertreib auf dem Weg durch samsara^^
>>Er hat zu seiner Sichtweise jedes Recht, genau wie Sie zu Ihrer.<<
Und die Streikenden haben jedes Recht, den Streik durchzusetzen.
Auch wer sich neutral halten will weil selbst unbetroffen, stellt dann eben fest: Wenn die Streikenden in der Mehrheit sind, können sie den Streikbruch verhindern.
Mir ist aus den 80er Jahren der Fall eines belgischen Chemiebetriebes bekannt, in dem die gewerkschaftlich Organisierten ein tarifliches 13. Monatsgehalt erstreikt hatten. Die Geschäftsleitung entschied, rechtlich völlig korrekt, Dieses nur an Gewerkschaftsmitglieder auszuzahlen. Wenige Tage nach Bekanntwerden dieser Entscheidung war der Betrieb zu fast 100 % gewerkschaftlich organisiert. Wahrscheinlich der einzige Fall, in dem eine Firmenleitung den Streikbrechern einen Lernprozess verordnete ;-)
Die "Verzweifelung des Streikbrechers", interessante Variante für dessen Haltung. Dem ließe sich doch sicher abhelfen.
Der Streikbrecher ist sich über die möglichen Folgen seiner Haltung wohl gewiss und er schädigt damit die Interessen derer, die dann auch noch ggf. für ihn selbst Verbesserungen erzielen.
Hier geht es nicht nur um "Klassenfragen", sondern um elementare Verhaltensweisen, ob jemand dadurch andere schädigt (verletzt, benachteiligt, behindert usw.) werden oder nicht. Insoweit gibt es eine Grenze der Neutralität, die, wenn sie verletzt wird, mit entsprechenden Folgen zu rechnen hat.
Du kannst das Thema ja gerne auf höherer, theoretischer Komplexitätsebene der idealen Gerechtigkeitsvorstellung behandeln, die hat aber in der Praxis und auf die Praxis wenig Einfluss. Im Übrigen kannst Du diese theoretische Luxusargumentation nur führen als Ergebnis all dieser Streiks und Kämpfe derjenigen, die sich von den "Streikbrechern" abgehoben haben.
Für die jungen Intellektuellen hier - du bist nicht damit gemeint gelse - die noch nie in ihren Leben in einem Betrieb gearbeitet haben und die nicht mal wissen, was eine Gewerkschaft ist, hier die Info: Unorganisierte bezeichnen gewerkschaftlich organisierte KollegInnen als "Trittbrettfahrer", weil sie von den Verbesserungen profitieren, die die Gewerkschaftsmitglieder gekämpft haben. Den Unternehmern gefällt das.
und zum Schluß: einfache Dinge wie die Sache mit den Streikbrechnern, sollte man einfach und praktisch diskutieren. Je höher die Komplexitätsebene, desto mehr Unsinn kommt dabei heraus. Von Theoretisieren ändert sich die Welt nicht...
Wenn Sie nicht begriffen haben, daß wir in einer Klassengesellschaft leben, dann haben Sie nichts begriffen. Sie sind damit auch kein Linker...mir fehlen dann einfach die Worte...
"Jack London, über Streikbrecher
Über Streikbrecher hatte Jack London (*12. 01.1876, † 22. 11.1916) eine deutliche Meinung:
Der Streikbrecher
Nachdem Gott die Klapperschlange, die Kröte und den Vampir geschaffen hatte, blieb ihm noch etwas abscheuliche Substanz übrig, und daraus machte er einen Streikbrecher. Ein Streikbrecher ist ein aufrechtgehender Zweibeiner mit einer Korkenzieherseele, einem Sumpfhirn und einer Rückgratkombination aus Kleister und Gallert. Wo andere das Herz haben, trägt er eine Geschwulst räudiger Prinzipien. Wenn ein Streikbrecher die Straße entlang geht, wenden die Menschen ihm den Rücken, die Engel weinen im Himmel und selbst der Teufel schließt die Höllenpforte, um ihn nicht hineinzulassen. Kein Mensch hat das Recht, Streikbrecher zu halten, solange es einen Wassertümpel gibt, der tief genug ist, daß er sich darin ertränken kann oder solange es einen Strick gibt, der lang genug ist, um ein Gerippe daran aufzuhängen. Im Vergleich zu einem Streikbrecher besaß Judas Ischariot, nachdem er seinen Herrn verraten hatte, genügend Charakter, sich zu erhängen. Den hat ein Streikbrecher nicht. Esau verkaufte sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht. Judas Ischariot verriet seinen Heiland für 30 Silberlinge. Benedict Arnold verkaufte sein Land für das Versprechen, daß man ihm ein Offizierspatent in der britischen Armee geben würde. Der moderne Streikbrecher verkauft sein Geburtsrecht, sein Land, seine Frau, seine Kinder und seine Mitmenschen für ein unerfülltes Versprechen seines Trusts oder seiner Gesellschaft. Esau war ein Verräter an sich selbst. Judas Ischariot war ein Verräter an seinem Gott und Benedict Arnold war ein Verräter an seinem Land. Ein Streikbrecher ist ein Verräter an seinem Gott, seinem Land, seiner Familie und seiner Klasse! "
https://msgler.verdi.de/div-links/++co++d4791942-538c-11e3-a5cb-52540059119e
Ich bin allerdings dagegen, Streikbrecher bei lebendigen Leib zu verbrennen, wie es der ANC getan hat. Das ist einfach nur barbarisch. Das ist alles....
lieber Freitag20, diese Art von Kommentaren bringen uns nirgendwo hin. Sie sind schlicht überflüssig, vor allem in einer Debatte, in der unter Verlierern ernsthaft darüber debattiert wird, dass ein spieltheoretischer Ansatz der bessere sei oder gar der einzig nützliche... und dabei hilft auch nicht die inflationäre Nutzung des Ambivalenz-Zirkumflex.
Sie sagen selbst, dass Melvilles Intentionen uns verschlossen bleiben. Ich fügen hinzu, dass das so stimmt, so wie es zB. auch auf Homer zutrifft. Es ist offensichtlich, dass Mythos sich im Laufe der Zeit anhand des Realen, das im Zweifelsfall immer recht behält, selber offenbart, die Odyssee also heute anders gelesen werden kann oder sogar muss als noch vor 100 Jahren denkbar gewesen wäre. Nun haben wir über Melville sicher mehr biographische Information als über Homer, können also etwas genauer schlußfolgeren in welchen Kontext der Bartleby Text einzuordnen ist.
Dennoch haben wir es mit dem gegenwärtigen Realen zu tun und nicht mit "Bartleby's", wenn sich die Frage nach seiner Bedeutung für unser Denken stellt. Wir benutzen hier also den Bartleby allenfalls in Relation zu dem was wir hier und heute wahrnehmen , denn darum geht es ja wohl in diesem Thread um die Solidarität, und die initiale Intention Melvilles ist allenfalls von historischem Interesse und also zu vernachlässigen. Sie können selbstverständlich der anarchistischen oder antiwachstums Gemeinde vorwerfen, sie hätten Bartleby/Meleville nicht verstanden, aber was bringt das schon? Er wird ja nur zu einem Mythos erhoben so wie es mit Odysseus geschah. Dessen Raubzug ist aber quasi beendet so wie der Ahaps - und zwar für immer - und daher brauchen wir an sich auch keinen Bartleby mehr, der nicht daran teilhaben möchte.
Was mich an Ihnen wundert ist, dass Sie sich einerseits als argumentativ offen darstellen wollen, andererseits aber nie auf die Argumente eingehen, die nicht in ihr Denkmodell zu passen scheinen. Keine Antwort ist auch eine, sagt man. Es kann natürlich auch sein, dass ihnen das gar nicht möglich ist, genau so wie es ihrem Sparingspartner @lethe hier nicht möglich zu sein scheint. Vielleicht haben Sie auch einfach kein Lust auf bestimmt Gedanken oder Aussagen einzugehen, wer weiß das schon. Aber eins kann man dazu denoch sagen, eine minimale, potenzielle Ergiebigkeit solcher polarisierender Debatten durch deren angeblich "spielerischen" Charkter, wird dadurch zunicht gemacht. Man fragt sich also, ob wir nicht doch nur, wohlmöglich aus Langeweile, simpelstes PingPong spielen oder gar den Idiotentango tanzen. Viel wahrscheinlicher aber ist es noch, dass hier doch nur der übliche Kampf um eine Deutungshoheit des Realen multipliziert wird. Die Unfähigkeit auf Angriffe auf den Mythos, den der eine oder andere gerade für die Wirklichkeit hält, adäquat zu reagieren, entspricht etwa meiner Erfahrung, dass Mythomanen meist sehr ungehalten reagieren, wenn man sie mit Argumentationslinien konfrontiert, die ihren Mythos dekonstruieren. Nein, wir sind meist nicht so dumm dies als einen persönlichen Angriff zu missdeuten, wir ignorieren es daher lieber. Nun ist es schwierig keinem Mythos zu huldigen. Solange aber noch Mythen aufeinander stoßen, bleiben sie auch inkompatibel. Diese schon alleine, weil jeder Mythos seine ganz eigene Semantik mit sich bringt, ein Verständnis daher praktisch kaum möglich ist und dies vor allem, wenn es sich um den akut herrschenden, am intensivsten multiplizierten Mythos handelt, der in Frage gestellt wird.
Was müssten wir tun, um in einer Debatte über die Solidarität die Konkurrenz der diversen mythischen Deutungsmodelle auszuschließen? Ergebnisfreie Debatten sind sinnlos. Will der herrschende Mythos, dass wir ergebnisfreie Debatten führen? Das scheint so zu sein.
Krasser Text von Jack London.
Es reicht von der Sache her schon zu verstehen, dass Streikbrecher im Auftrag anderer unterwegs sind, also als Mittel zum Zweck auf Seiten der Arbeitgeber. Deshalb kommen diese Personen ja auch meistens nicht aus dem gleichen Betrieb. Und die dafür extra Bezahlung "Judaslohn" zu nennen, hat was für sich.
Von Judas gibt es Erzählungen, die davon berichten, dass er Jesus mit seiner Tat zu einem "Wunder seiner Macht" veranlassen wollte. Er wäre dann mehr am Diesseits und weniger am Jenseits interessiert gewesen. Das würde allerdings seiner Position als "Verräter" nicht gerecht werden, wie sie zur Abrundung der Erzählungen benötigt wird.
Der Text ist mehr als 100 Jahre alt und dient dazu, durch Überspitzung den Sachverhalt klarzustellen. Er ist Bestandteil der Streikschulungen der Gewerkschaften.
Für mich stellt sich die Frage, wieweit moralischer oder gar physischer Druck gehen darf, um Solidariät zu erzwingen. Und da finde ich, der ANC ging zuweit. Ich verwende bewußt das Beispiel ANC, denn die noch regierende südafrikanische Befreiungsbewegung genießt unter weltfremden Salonlinken einen Heiligenschein von Versöhnung und Gewaltlosigkeit. Das aber entspricht nicht der Realität. Die Befreiung von der Apartheit war ein gewaltsamer, kriegerischer Prozess. Ich erinnere nur an die Schlacht bei Cuito Cuanavale, wo kubanische Internationalistas die Armee des Apartheitsregimes militärisch entscheiedend schwächten und so erst den Sieg des ANC ermöglichten. Logischerweise galt die erste Auslandsreise von Nelson Mandela "my brother Fidel", dem Mandela aufrichtig für diese selbstlose internationale Solidarität dankte.....auch eine Form der Solidarität, die Militärhilfe in Befreiungskriegen. Damit tut sich die realitätsferne deutsche Salonlinke sicher auch schwer....
Mandela besucht Fidel Castro und bedankt sich für die Solidarität
Zahlreiche Menschen aus Südafrika studierten auf Kuba, manche lernten dort die Liebe ihres Lebens kennen, kehrten in ihre Heimat zurück und nutzten dort ihr auf Kuba erworbenes Wissen......das nennt man internationale Solidariät.
Solidariät ist immer konkret, Taten nicht Worte zählen
<… nie frei vom "Standpunkt des Todes" - es ist lediglich möglich, sein Bewusstsein darüber hinwegzutäuschen> Ich denke nicht, daß sich irgend jemand, der über das Kleinkindalter hinaus ist, über die Unvermeidlichkeit des Todes täuscht. Allein der drohende Tod eines nahen Verwandten, insbesondere eines eigenen Kindes führt manchmal zur Verdrängung.* Das Ziel des Lebens ist die Lebenserhaltung, und da kommt die Todesdrohung zunächst nur im Fall einer schweren Krankheit ins Spiel und selbstverständlich, wie ich sagte, bei der Annäherung an den Alterstod. Wo sonst an den Tod anders als den Gegenspieler des Lebens gedacht wird, liegt eine Pathologie oder schwere psychische Störung vor, denn die Todesangst (zu unterscheiden von einer Todesfurcht) lähmt und schwächt. Auch eine zu starke Ausprägung des Todeskults in einer Kultur ist selbstredend kein Zeichen einer vitalen Kultur.
Es gibt den ängstlichen und den draufgängerischen Typ, und es gibt (A) und (B). Allerdings: <Menschen richten sich ihr Leben so ein, dass es ihrer Veranlagung (A) oder (B) entspricht, Überlappungen zugestanden> trifft es mE nicht so gut, die reinen Typen (A) und (B) sind exotisch, die Regel ist eine starke Mischung von beiden. Und (B) muß man sich leisten können. Wenn aber im Individuum beide Motive eine starke Rolle spielen, gibt es keinen Grund für die von Dir behauptete Dynamik, wenn man sich nicht mehr in andere Lebensentwürfe hineindenken kann, muß das andere Gründe haben (zB identitäre).
Immer wieder beschreibst und unterstellst Du Dein Narrativ des Flipp-Flapp, aber Du begründest es nicht. Sicher spielen wir ein bißchen, wie Freitag sagt, Pascals Spiel. Aber es ist ein unfaires Spiel zu meinen Gunsten**, daher will ich es gar nicht in Anspruch nehmen. Nein, der Kapitalismus ist nicht zu einem spielerischen zu verflüssigen, sag dem Kapitalisten mal, zurück auf Anfang, neue Liebe, neues Spiel (Leben). Und ich bleibe dabei, beim Wechsel der Ordnungen und der Paradigmen gibt es einen bilanziellen Fortschritt. Aber nur, wenn man nicht dem zu Überwindenden abstrakt ein Anderes entgegenstellt, sondern das überwindet, was sich besser begründen läßt. Man sollte also das Bürgerliche ernst nehmen, indem man unterscheidet, was geändert werden muß, und was erhalten werden sollte. Das nennt man die bestimmte Negation.
<||| Wir denken nicht nur, sondern möchten richtig denken ||| Du sprichst für dich, nicht für alle, zumindest nicht im zweiten Teilsatz.> Ich spreche damit das Prinzip des reflexiven Denkens aus. Selbstverständlich benutzen Menschen das Denken hauptsächlich als Machtinstrument, bei dem es nicht darauf ankommt, „richtig“ zu sein, sondern „erfolgreich, wirksam“. Aber der Erfolg eines sich ernst nehmenden reflexiven Denkens ist seine „Richtigkeit“. Das ist das Denken als Selbstzweck. Diese Tendenz ist dem Denken inhärent. Der Relativist freilich kennt nicht mal ein relatives Wahrsein, er benutzt nur das Denken, für ihn gibt es nur Glauben und Ideologie.
<Dein Schönes, wie hier skizziert, scheint vor allem nützlich zu sein.> An diesem Mißverständnis bin ich selbst Schuld durch meine mißverständliche Formulierung vom „Ort der Wünsche und Wunscherfüllung“, ich habe die kategoriale Unterscheidung des Wahren, Guten, Schönen als des absolut Notwendigen, des funktional auf das Leben bezogen Notwendigen, des zweckfrei Notwendigen, also des reinen Selbstzwecks, vorausgesetzt, geglaubt, das bei Dir voraussetzen zu dürfen. Nur die ethische Ordnung beruht auf einer Nützlichkeit, die jeweils ohne durchgehenden Konsens angenommen wird. Wahrheit ist großenteils vernutzbar, Schönheit nicht (interesseloses Wohlgefallen). Die Kunst ist damit die Domäne der größten Freiheit. Ich vertrete also die Selbstzweckhaftigkeit des Wahren und des Schönen, bestreite aber diesen Standpunkt im Bereich des Ethischen. Und da liegt wohl der Kern unserer Differenz.
* Es gibt sicher essayistische Texte zur Sozialgeschichte des Todes, ein sehr interessantes Thema.
** Dem wirst Du widersprechen. Dazu muß man freilich Deine Vorstellung teilen, daß jedem Wissen ein komplementäres Unwissen zugeordnet werden kann, Erkenntnisfortschritt immer einen äquivalenten Erkenntnisverlust einschließt. Das glaube, wer wolle.
Nun, auch wenn ich mit ihnen gleicher Meinung bin berührt das nicht das Thema der Meinungsfreiheit. Es geht um die Meinung Andersdenkender die die Linke gerne unterdrückt sähe. Ein Streikbrecher hat eine andere Sichtweise, Zwänge usw. Und er könnte auch recht haben.
Wenn die Streikenden es nicht schaffen die Belegschaft hinter sich zu bekommen ergibt sich daraus noch kein Recht, die anderen, evtl. die Mehrheit, zu unterdrücken oder Zwang auszuüben. Bei anderem ist das viell. notwendig in gewissem Maße, aber ein Streik ist eine persönliche Entscheidung und wenn die nicht zugestanden wird verhält man sich wie die Kapitalisten. Die Historie gibt genügend Beispiele her die solches Vorgehen bestätigen und dies hängt den Linken heute noch nach. Auch das ein Grund für den langen Mißerfolg und daß die Masse den Linken nicht traut.
>>Ein Streikbrecher hat eine andere Sichtweise, Zwänge usw. Und er könnte auch recht haben.<<
Aus seiner Perspektive: Wenn er/sie sich bessere Karrierechancen verspricht und davon ausgeht, dass er/sie geschenkt bekommt was die Streikenden erreichen. Es gibt immer ein paar "Trittbrettfahrer".
Deswegen habe ich das obige Beispiel als Einzelfall bezeichnet: Firmenleitungen sind in der Regel nicht so blöd, dass sie Streikbrecher unter Tarif bezahlen oder nur den gesetzlichen Urlaub zugestehen, obwohl das rechtlich nicht angreifbar wäre.
Im Übrigen hat Bella ja schon die Grenze gezogen: Am Betreten des Betriebes hindern: ja, Körperverletzung, evtl. mit Todesfolge: nein.
Noch ein Beispiel für Solidarität: Während des ersten GdL-Streiks 2007 versuchte der deutsche Bahnvorstand, mit attraktiven finanziellen Angeboten Streikbrecher aus Österreich und Tschechien anzuwerben. Es kam niemand. (In Frankreich haben sie es gar nicht erst versucht, warum dürfte bekannt sein).
Das ist mir zu kurz gedacht. Ich wäre auch dafür, nur den Streikenden den höheren Lohn zu bezahlen.
Aber wieso gehen sie davon aus, daß Streikende immer im Recht sind oder sinnvolle Forderungen haben?
Wieviel Mist haben Gewerkschaften weltweit schon vertreten? Haben sie immer positives erreicht? Sind sie nicht häufig ein verknöcherter Beamtenladen und kümmern sich meist nur um die eigenen Pfründe?
Haben sie nicht nur ihre Beitragszahler im Blick und andere, z.B. Hartz Empfänger oder aus versch. Gründen nicht organisierte werden negiert? Von "Solidarität" kann da keine Rede sein. Es geht um Posten und Macht.
Es geht also nicht per se um "Arbeitnehmer" sondern um Beitragszahler. Auch auf Kosten von anderen die eben kein Geld bringen.
Und Gewerkschaften haben nicht immer recht, oder? Wenn ja, ist auch nicht jeder Streik sinnvoll, kann sogar schaden.
>>Deshalb kommen diese Personen ja auch meistens nicht aus dem gleichen Betrieb.<<
Es wurde schon versucht, Leiharbeiter als Streikbrecher einzusetzen. Leiharbeiter sind in diesem Falle rechtlich in einer sehr schwachen Position, weil in der Leiharbeitsfirma der Tarif, für den am Einsatzort gestreikt wird nicht gilt.
Allerdings ist der Einsatz ohne Einarbeitung an vielen Arbeitsplätzen nicht möglich.
Beim Bahnbeispiel wäre es wohl so, dass ein Lokführer, der in Österreich z. B. eine Tauruslok oder bestimmte Alsthom- oder Stadler-Triebwagen fährt das hier auch kann.
>>Es geht also nicht per se um "Arbeitnehmer" sondern um Beitragszahler.<<
Das ist in einer Interessenvereinigung immer so.
Die Bezeichnung "Arbeitnehmer" für Profitgeber ist übrigens ein Klassenkampfbegriff von der Kapitalseite.
Nein, sie haben nicht JEDES Recht, um den Streik durchzusetzen. Rein sachlich nicht, weil Streiks in den meisten Ländern, in denen sie zulässig sind, Gegenstand einer entsprechenden Gesetzgebung sind, in der die Bedingungen und Grenzen geregelt sind.
Zielen Sie mit Ihrer Aussage aufs Ideelle, nun, von mir aus. Fragt man sich nur - wilder Sprung, sorry - warum sich damals die DDR so geleert hatte, obwohl das solidarische Paradies doch bereits verwirklicht war. Wahrscheinlich alles nur Parasiten, die den sozialistischen Einheits-Volkskörper schädigen wollten.
Nun, wenn wir es nicht auf höheren Komplexitätsstufen diskutieren wollen, bleibt es dabei, dass Gewerkschaftsposten in bestimmten Situationen gegenüber dem Streikbrecher einfach mehr Macht in Form von Muskelmasse aufbringen. Das leuchtet mir ein. Gerechtigkeit über Muskelmasse herzustellen, war schon immer eine beliebte Methode.
Das stimmt schon. Für Linke gehört es sich einfach nicht, dass Marx geirrt haben könnte. Päpste ex cathedra und Konzilien können irren, aber nicht unser guter alter Karl. Schon gar nicht angesichts des Umstandes, dass reale Kommunisten und Sozialisten bewiesen haben, wie wundervoll klassenlose Gesellschaften sein können.
Wenn Prinzipien Amok laufen, ist es ziemlich gleichgültig, auf welcher Seite sie das tun.
Jack London in allen Ehren. Sein Versuch ist so gut wie jeder Versuch, Menschen zu entmenschlichen, wenn sie Absichten im Wege stehen.
Einfach zur Ergänzung deiner Ausführungen: Auch im ach so demokratischen Westeuropa führten Streiks zu Verletzten und Toten. Ich erinnere nur an den Streik der britischen Bergarbeiter 1984, der zur größten Niederlage der britischen ArbeiterInnenklasse seit Kriegsende führte. Die Thather-Regierung setzte 8000 Polizisten, aber auch den Geheimdienst gegen die Streikenden ein.Es gab ca. 10 Tote, darunter überwiegend Streikposten, aber auch ein unbeteiligter Taxifahrer kam ums Leben. Wer noch ein Weihnachtsgeschenk sucht, kann im Buch gb-84 die Einzelheiten dieses Streiks nachlesen.
Fazit: das Mythos der Gewaltlosigkeit ist ein bürgerliches Mythos. Die herrschenden Klassen setzten immer dann Gewalt ein, wenn sie es für notwendig halten. Darauf muß man vorbereitet sein, damit muß man rechnen, besonderes um die Zahl von Toten und Berletzten aus den eigenen Reinen so gering wie möglich zuhalten...
Soweit ich weiß, hat Jack London in seinen Leben nie auch nur einer Fliege ein Leid angetan
@ all
Wie diese Diskussion hier wieder beweißt, gibt es immer noch Leute, die sich allen Ernstes für Linke halten, die Streikbruch mit Meinungsfreiheit rechtfertigen wollen.
Ich glaub, ich bin im falschen Film. Kein Wunder, daß bei einer derartig verkommenen Linken die Oberschicht hierzulande schalten und walten kann, wie sie will.
schöne Feiertage ihr Salonlinken und nutzt die Zeit zum nachdenken. Wem nutzt Streikbruch, um mit den alten Brecht zu reden, der als Künstler über einen gesunden Klassenstandpunkt verfüge...
Sicher, mache Argumentation endet mit einem blauen Auge. Das wird dann, falls im staatlichen Auftrag vollzogen, unter "Kollateralschäden" abgelegt.
Aber falls ich dich richtig lese (was natürlich an der Kalibrierung der Empfangsantenne liegt), interpretiere ich deine Gerechtigkeitsvorstellung allemal als eine relative. Insoweit ist die eingesetzte "Muskelmasse", wie du es nennst, einfach das Ergebnis der jeweiligen Perspektive.
Aber, was @Bella gerade geschrieben hat mit: "(...) gibt es immer noch Leute, die sich allen Ernstes für Linke halten, die Streikbruch mit Meinungsfreiheit rechtfertigen wollen.", ist dem nichts hinzuzufügen, wobei es bei der Pluralität der Linken sicher wieder argumentative Ansätze gibt, gewisse Theoretisierungen endlos fortzusetzen.
"Freitag: Aber was spricht dagegen, wenn Menschen viel Geld für Moskitonetze springen lassen, damit weniger Leute sterben?
Gebauer: Es ist immer eine Frage dessen, was man erreichen möchte. Wenn es darum geht, dann hilft pure Wohltätigkeit nicht weiter. Wenn wir am Ziel der Schaffung sozialer Gerechtigkeit festhalten wollen, bedarf es auch der politischen Intervention. Wer dieses Ziel aufgibt und das Unrecht bestenfalls ein bisschen abfedern möchte, für den ist der „Effektive Altruismus“ vielleicht vernünftig."
Nach solchen Pirouetten aus der Mottenkiste der Kaderrhetorik - auf eine konkrete Frage, hier: Moskitonetze, viel Geld, kommt dann, dass es um darum geht, "Not und Unmündigkeit nachhaltig zu überwinden", dass Wohltätigkeit nicht weiterhülfe usw. , hat man keinen Bock mehr, weiterzulesen.
Die Malariaprophylaxe per Netz wird umgehend zur Frage umgedeutet "am Ziel der Schaffung sozialer Gerechtigkeit festhalten [zu] wollen" und selbstverständlich "bedarf es [dazu] auch der politischen Intervention", aha.
Sicher ist Malaria und ihre Prophylaxe AUCH ein Politikum, - aber in dem Sinne, dass viele der Betroffenen eigentlich auch ganz gut selbst für ihre Netze sorgen könnten, - wenn sie das wirklich wollten - , aber keineswegs NUR politisch zu lösen.
Da ist weniger die Produktion und der Erwerb/Kaufkraft das Problem, sondern das Leben: So ein Moskito-Netz ist nicht gerade easy zu handeln, abends/nachts, wenn man todmüde absinken möchte usw., man ist viel unterwegs und übernachtet notfalls schon mal (halb-) draussen, für das Gästelager auf dem Boden bei den Bekannten/Freunden lässt sich das Ding nicht aufschlagen etc. Es nimmt bei Nachttemperaturen von mehr als 30° C, großer Schwüle usw. auch noch den letzten Luftzug ...
Ziemlich gut funktioniert das Netz ohne ständige Umstände zu verursachen unter den m. o. w. großzügig-konstanten Bedingungen der herrenreiterlichen Kolonialisten.
Und ja: "Es ist immer eine Frage dessen, was man erreichen möchte."
Die EA, notfalls auch als Börsenspekulanten, wollen das Eine, nämlich die Netze, Herr Gebauer das Andere, "politische Intervention" usw. Der Unterschied ist, dass Herr Gebauer (sich? und) seine Zielsetzung für deutlich höherwertiger hält, die Wohltätigkeit ihm im Vergleich zu "seiner Position" geringwertig/inferior erscheint.
Also wie üblich: gäähhhn ---- weckt mich, falls ich durch den Lesestopp irgendwas Wichtigeres verpasst haben sollte.
Diese meiner Meinung nach bescheuerten Begriffssprech der Linken ist mir wurscht. Man sieht wie weit sie mit diesen Kinderspielchen gekommen sind. Religion eben, ohne Inhalt.
Hm, da wundert es mich, daß sie sich zu dieser"verkommenen Linken" zählen.
Immerhin haben diese "Verkommenen" bisher keine Diktatur errichtet, keine Leute gefoltert oder zwangsweise umerzogen.
Auf was sind sie stolz?
Die Ergebnisse der Linken bis heute? Nun, ich sehe in diesem Trauerspiel keine Leistung und wenn sie meinen, Streikende sind Linke dann ist das eine völlige Verkennung der Tatsachen. Die meisten Streikenden würden sich dagegen verwahren als Linke bezeichnet zu werden.
Nur die Linke versucht immer die Streikenden zu vereinnahmen, nur diese wollen sich von Linken gar nicht vertreten lassen. Das sollte langsam zu denken geben wieso die Linken so falsch liegen. Es wird wohl Zeit, daß andere Linke übernehmen, die "Alten" haben nur Mist bebaut wie sich leicht belegen läßt.
Lustig wie sich Linke wieder als Ausgrenzweltmeister betätigen. Passt zum Bild und ist eine Warnung sie nicht zu wählen. Die Masse, die Proletarier, scheinen das erkannt zu haben wie man sieht.
Die Linke muß wieder aufgespalten werden in Sektierer, Stalinisten, Dogmatiker und eben die anderen, die Realisten, die Humanisten......
Linke haben eine Meinung, die des Kollektivs^^ und die Priester, pardon, die Funktionäre wissen, welche das ist
Nur bitte: nicht wundern, wenn die Linke in Deutschland immer mehr abkackt.
Der Text, den Sie zitiert haben, geht auch nicht über Fliegen.
Leider wundern sich diese nicht, sondern suchen einen Schuldigen. Das ist natürlich der "Klassenfeind", der Kapitalismus. Eigene Versäumnisse? Aber nein, man ist schließlich vollkommen und hat die allein seeligmachende Religion zu bieten.
Millionen von Toten? Kollateralschäden, Kapitalismus schuld. Verarmung, Hunger? Der Kapitalismus wars.
Folter? Bei Andersdenkenden darf man das.
Leute, so wird das nix. Wer soll solchen trauen? Ja, kaum einer. Andere kritisieren ist bei Linken Pflicht, Selbstkritik....Fehlanzeige. Also wie die Kapitalisten auch. Wieso dann wechseln?
Die Leute können einfach die selben leeren Parolen nicht mehr hören die so falsch sind wie es nur möglich ist. Ja, bei so manchem mache ich eine gewisse Gefahr aus die verhindert werden muß. Die Gefahren sind bekannt.
Problem, die Linken müßten sich von fast allem das sie in 100 Jahren "verbrochen" haben distanzieren. Das fällt den meisten schwer. Mir weniger, da ich ja auch laut Diagnose der Linken keiner bin. Insofern bin ich ein Glückspilz.
"Soll ich Ihnen Serres Parasit unter den Weihnachtsbaum legen?"
Gern (aber den Eimer als Zugabe nicht vergessen). Einiges lag bereits auf meiner Festplatte:
"Final sind wir alle Parasiten, wenn wir die Früchte und das Fleisch von domestizierten Pflanzen und Tieren essen und uns in Leder oder Leinen hüllen.
„Der Mensch ist des Menschen Laus. Und so ist auch der Mensch des Menschen Wirt.“
"Wir sind alle Parasiten, die sich einbilden, sie seien die Wirte."
Warum meinen Sie also ausgerechnet mit Serres Ihre einseitige Parasit-Zuschreibung des Bartleby begründen zu können?
Hier wird, um mal einen Deiner richtigen Gedanken aufzugreifen, Korrelation mit Kausalität verwechselt.
Zu Streik(un)willigkeit
Solidarität heißt die Gemeinsamkeit, die kollektive Perspektive betonen, ohne Konformitätszwang, Gleichschaltung. Streikbrecher handeln auf den ersten Blick unsolidarisch, weil sie den Streikwilligen in den Rücken fallen. Andrerseits kann der Streik in seiner Zielsetzung falsch und strategisch unklug sein. Dann handeln Streikbrecher in einem abstrakten Sinne richtig. Dennoch, wirklich richtig wäre es, daß die Streikwilligen und -unwilligen miteinander reden, sich nach Möglichkeit einigen, einen Kompromiß finden oder sich in ihrem unterschiedlichen Handeln wechselseitig anerkennen, eben das Gemeinsame im Blick haben. Nach solchem solidarischen Meinungsaustausch ist es womöglich wichtiger, die Streikeinheit zu wahren als individuell auf dem Richtigen zu bestehen. Das dümmste und unsolidarischste wäre, wenn sich beide Gruppen gegeneinander ausspielen lassen.
"Das dümmste und unsolidarischste wäre, wenn sich beide Gruppen gegeneinander ausspielen lassen."
Nun, wie man sieht versuchen das hier einige. Eine kapitalistische Strategie die sich manche Linke zu eigen machten. Solange ich NOCH die Wahl habe werde ich mich dem nicht anschließen. In Staaten mit linken Herrschaftsformen hatte man diese Wahl nicht. Insofern sollte man solche Experimente nicht wiederholen. Auch deshalb ist ein Systemwechsel oder eine linke Machtübernahme auch langfristig fast ausgeschlossen. Und daran sind die Linken selbst schuld, kein Klassenfeind. Gut gedacht und schlecht gemacht. Eben keine Macher.
"Andererseits kann der Streik in seiner Zielsetzung falsch und strategisch unklug sein. Dann handeln Streikbrecher in einem abstrakten Sinne richtig".
"Streikbrecher" sind in aller Regel der verlängerte Arm der Arbeitgeber, die sich die Unsolidarität (manchmal aber auch Notlagen) anderer Arbeitnehmer zu Nutze machen. Natürlich kann ein Streik in der Zielrichtung falsch sein, aber er zielt wenigstens auf kollektive Interessen, die den individuellen Egoismus überwinden kann.
Also bitte nicht auch noch "Munition" für diejenigen liefern, die u.a. Einzelfälle zur Verallgemeinerung machen, wie sie hier auch mittels des "Fragespiels" betrieben wird. @Lethe meine ich damit ausdrücklich nicht, denn er kann seine Argumente plausibel darlegen (also seine Annahmen und den Begründungszusammenhang).
Wenn "Linke" für eine gerechtere Gesellschaft stehen, die der Definition der menschlichen Würde im GG Gehalt verschaffen will, dann fallen darunter viele Varianten, die die Privilegien der Mächtigen beinträchtigen (müssen). Denn natürlich kann es nicht so bleiben wie es ist und schlechte Versuche widerlegen nicht das Ziel, allenfalls die schlechte Umsetzung.
Wenn dabei aber noch aus dem eigenen "Kollektiv" (abhängig Beschäftigter) so argumentiert wird, als ob der eigentliche Gegner die Linke wäre, dann würde ich ein "blaues Auge" noch als mildes Mittel zur Erkenntniserhellung bezeichnen.
Lach, stimmt. Manche der Linken können zwar viel analysieren haben aber auf viele Fragen die sich aufdrängen keinerlei Antworten. Das disqualifiziert sie für politische Aufgaben. Sogar dafür, sie auch nur um Rat zu fragen.
Analysieren ohne Resultat eben, bei vielen Linken der Normalfall. Läßt sich hier wunderbar belegen, habe viele Beispiele die die Sache klar zeigen.
Fragen nicht beantworten können zeugt von Unkenntnis. Wundert nur bei Leuten, die sich wegen Bagatellen zig Jahre streiten können. Man liest Hunderte Bücher ohne jeden Nutzen. Deprimierend für die Schriftsteller.
Ich weiß schon, daß ich den Finger in die Wunde lege, aber daß es so viele sind verwundert dann doch.
Vielleicht sollten sich manche nicht Gedanken über andere und Systeme machen, sondern über sich selbst. Woher der Frust, die Erfolglosigkeit kommt und was daraus resultiert.
Leider sieht man darauf nur Texte von "bockigen Kindern" die sich in ihrer Ahnungslosigkeit ertappt fühlen.
Ja, sogenannte Intellektuelle, wie ich während des Studiums sah, müssen weiß Gott nicht mit Intelligenz oder Menschenverstand gesegnet sein. Wieso täuscht man das immer vor, durch Zitate die Glanz an den Schreiben abgeben soll?
die Linken sind auch hier eine Minderheit und eher heterogen, was für sie spricht, denn "linken" Faschismus von der Stange, der als Sozialismus getarnt wird, braucht auch kein "Linker" mehr ... wer den braucht sei mal dahingestellt... Für mich ist es offensichtlich, dass die alte, dem Produktivismus und dem industriellen Wachstum verpflichtete, auf eine soziale Gerechtigkeit durch dieses Wachstum zielende Linke zu Recht abdanken musste. Dieser ideologisch inkoherente Unsinn ist nicht mehr vertretbar oder glaubhaft. Das ist auch einer der Gründe warum sich die sogenannten Sozialdemokratie wie von selbst abgeschafft hat, quasi im Konsumkapitalismus verdunnnt hat.
Was heute links oder "antikapitalistisch" zu nennen ist, hat nichts mehr mit Gewerkschaften oder machtgeilen Gruppen zu tun, die sich vor allem in der Nachkriegszeit mit linken Atributen schmückten und Stalin, Mao, PolPot etc. zu rechtfertigen suchten, weil das "modern" war, aber dennoch deren und den eigenen Liberalismus und Produktivismus nie in Frage gestellt haben. Wir befinden uns längst in einer anderen Ära. Man kann sie getrost schon Postkapitalismus nennen. Es tun sich darin alle die zusammen die zusammen gehören, was die Verteidigung ihrer Privilegien in einer liberalistischen Marktwirtschaft und Industriediktatur angeht, in der es egal ist, ob man linke oder rechte Propagande betreibt, um zum Schluss einen Aufsichttratsposten in einer multinationalen Firma zu ergattern und dafür auch noch Heldenrente zu bekommen.
Nein, dieser postkapitalistische Kapitalfaschismus versteht es sehr gut weiter das links-rechts Kasperletheater aufzuführen. Wenn man aber mal hinschaut wie er sich verhält, wenn Oposition und Widerstand jenseit von Links-Rechts eingehegten Kommunikationsmodellen entsteht, dann weis man was heute "links" bedeutet. Nein, "links" ist nicht mal mehr eine passende Bezeichnung dafür. Denn was dieser Widerstand will, ist einmal echte Demokratie und also Souveränität des Volkes anstatt weiter leere Versprechungen und neoliberale Domination, sprich Verarschung und fatalistische Abhängigkeit, zum anderen ein gänzlich anderes ökonomisches System jenseit des Wachtumsproduktivismus, der das Elend und die galoppierende Zerstörung erzeugt, gegen das/die man sich engagiert. Diese "Linke" kämpft nicht für höhere Löhne, um mehr konsumieren oder sozial aufsteigen zu können, nicht mehr für Arbeitsplätze, nicht mal für Arbeit, sondern gegen Arbeit. Man will nicht Arbeit haben, sie also quasi konsumieren, sondern man will selbstbestimmt arbeiten, sein. Denn nur das kann zu relativer Autonomie und Freiheit,alos zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen und zu einem souveränen Leben des Individuums jenseits instrumentaliserter, ideologischer Grabenkriege.
Es ist also Zeit die tradierten oder klassischen Vorstellung von einer "linken" Arbeiterschaft aufzugeben in einer postkapitalistischen Ära. Diese Arbeiterschaft, in der EU etwa 30% der Werktätigen, geht nur noch auf die Barrikaden, wenn man ihre alten Privilegien beschneiden will - natürlich in Deutschland nicht mal das. Die Oposition gegen den Kapitalfaschismus kommt eher aus den 70% mehr oder wenigter selbstständigen oder bereits abgehängten Dienstleistern ... und von Jungen Menschen, die keine Zukunft für sich sehen.
"eigentlich" ist die Sache mit dem Streikbrecher ein Keinproblem, also zumindest für intelligente Wesen, die Menschen gelegentlich zu sein beanspruchen. Solchen Wesen könnte es eigentlich zumutbar sein - und auch möglich - dass sie die Aktionen eines Streikbrechers unterbinden - mit Klugheit, Geschick, Bestimmtheit, whatever schlimmstenfalls juristisch - ohne den Streikbrecher durch einschlägige charakterliche Zuweisungen als Menschen zu entwürdigen.
Das geht, wirklich. Obwohl ... vielleicht nicht unter Moralisten, die ein starkes Bedürfnis haben, solche, die nicht nach der Moralisten Moral ticken, zu verurteilen. Da kann man dann leider nichts machen. Wenn das Rückwirkungen der eigenen Worte nicht gesehen werden sollen, sollen sie eben nicht gesehen werden. "Ich desavouiere dich in deiner Menschlichkeit, werde bei diesem Vorgang aber nicht selbst angetastet" - das funktioniert so nicht. Da nützen auch keine halbherzigen Disclaimer.
Das ist einfach nur Quatsch, den Kapitalisten und die AfD gerne hören.
Die übergroße Mehrheit der Bevölkerung lebt vom Verkauf ihrer Arbeitskraft an Kapitalisten oder den kapitalistischen Staat, lebt also von Lohnarbeit und ist damit proletarisch. Eine Unterscheidung zwischen Arbeitslosen, gering verdienenden Lohnabhängigen und gut verdienenden Facharbeitern, wem nutzen dies?
Deine Thesen sind nicht neu, längst widerlegt und ich habe nicht die mindeste Lust, mich damit zu befassen.
Trotzdem eine letzte Frage: Stützen sich deine Theorien auf die sog. Wertheorie, wie sie beispielsweise vom viel zu früh verstorbenen Robert Kurz vertreten wurden?
Hm, da sind wir doch mal einer Meinung. Nicht daß mich das stören würde.
Auch wenn es ihnen wurscht ist, ich wollte es einfach mal erwähnen.
Dachte ich mir schon, dass Du das nicht magst. Aber Werttheorie von Kurz kenn ich , hab ich ein paar Bücher von Kurz gelesen, gestern erst kam noch eins an, das ich natürlich noch nicht gelesen habe : " Marx Lesen" hab ich nur wegen den Kommentaren von Kurz gekauft. Von Marx hab ich das Wesentliche Gelsene nehme ich an, das Kapital einge der älteren Bücher/Texte, Grundrisse , ökonomisch-philosophische Manuskripte , etc.. Sonst noch Fragen?
Ich empfehle Dir mal mit jungen Leuten zu reden. Hier bei uns in der Gegend, in Westfrankreich an der Küste, haben die nicht viel mit Marx und Wertheorie am Hut, haben aber trotzdem alles verstanden. Die brauchen nicht erst bei Kurz nachlesen, dass der Kapitalismus, wenn er die Lohnarbeit abschafft, sich selbst gleich mit abschafft. Das ist offensichtlich und sichtbar. Dafür bracht man also auch nicht kämpfen. Gekämpft wird dafür anders Leben zu können ... Dem Zwangkonsum zu entkommen.
Trotzdem habe ich kürlich erst in unserer Zeitung einen Artikel von Kurz in französischer Übersetzung gebracht: "Critique et crise de la société du travail" (Kritik und Krise der Arbeitsgesellschaft). Dabei handelt es sich um einen Kommentar von Kurz aus dem besagten Marx Lesebuch, das auch ins Französischen übersetzt wurde. Ich kenne aber wie gesagt bislang nur den einen Artikel daraus.
Wenn Du Kurz kennst, kennst DU vielleicht auch das EXIT Portal und die Gruppe KRISIS. Da dann vielleicht auch "Das Manifest gegen die Arbeit" und so weiter...
Im Zusammenhang ist auch dieser Krisis Artikel von Trenkel interessant : Die Arbeit hängt am Tropf des fiktiven Kapitals. ... und das ist ein Luftballon, der schon quitscht, und das hört jeder der "Ohren" hat. Im Postkaptalismus brauchen wir nur noch Postmarxismus ... :-))
Ich glaube, ihnen ist die Zielgruppe verloren gegangen. Macht nichts, ist der Linken auch passiert.
Ihre erwünschte Zielgruppe ist auf einem völlig anderen Pfad. Und das schon länger.
Entweder die Richtung ändern oder alleine marschieren.
Weißt du, ich kannte Boby Kurz. Er war ein ganz bescheidener Mensch der selbst nie glaubte durch sein Manifest für die Faulheit vor allen in Lateinamerika zu Weltruhm zu gelangten. Er hat allerdings in seinen ganzen Leben nie Lohnarbeit verrichtet, sondern war wie du ein Aussteiger. Er verstarb in Erlangen viel zu früh an einer Standartoperation. Ich habe zahlreiche seiner Bücher in meiner Bibliothek. Sein viel zu früher Tod macht mich immer noch traurig. Seine Theorien fand ich interessant, habe sie mir angehört und freute mich, wenn er Sääle füllen konnte und dadurch ein wenig Geld verdiente. Als ich noch bei der Linkspartei war, konnte ich ihn mit ein paar Auftritten unterstützen.. .. zu deinen und seinen Theorien später mehr....gute Nacht
<"Streikbrecher" sind in aller Regel der verlängerte Arm der Arbeitgeber> Das dürfte stimmen, aber wenn man sich überhaupt nicht mehr vorstellen kann, daß ein Streik falsch bzw strategisch unklug ist, mangelt es an Phantasie. Mein Argument war jedoch ein anderes. Selbstverständlich liegt die Stärke der Arbeiter in der Einheitsfront gegen das Kapital. Wer sich als Arbeiter für die Kapitalseite einspannen läßt, handelt unsolidarisch. Man muß wissen, welche Verantwortung man mit der Streikverweigerung in Hinblick auf die gemeinsame Sache übernimmt. Man hat also gute Gründe, auch wenn man den Streik für falsch hält, solidarisch dabei mitzumachen, sich der Mehrheit unterzuordnen um der Einheit willen. Trotz alledem kann man stärkere Gründe haben, sich dem Streik zu verweigern. In diesem Fall muß man einen Weg finden, daß die Streikverweigerung nicht als Solidaritätsverweigerung verstanden wird, beide Seiten sollten sich anerkennen, miteinander solidarisch bleiben, auch wenn man nicht mehr einheitlich handelt.
Es spielt sich hier das Drama des Realsozialismus im Kleinen ab. Im Stalinismus wurden die vielleicht aufrichtigsten Kommunisten exkommuniziert und liquidiert um einer durchaus fragwürdigen Einheit willen, statt solidarisch ihre abweichenden Handlungen und Ansichten zu respektieren und sich bei allen Diofferenzen mit der übergeordneten gemeinsamen Sache zu identifizieren. Freilich gab es auch Abweichler, die ihrerseits den Boden der Solidarität verlassen haben, zu Renegaten wurden, also zu Klassenfeinden.
Natürlich kann man sich dem Streik verweigern, aber sicher nicht mit der Version des Streikbruchs.
Ein äußerst sachdienlicher Hinweis - merci!
...und eine spontane Reaktion auf einen Kommentar unter Außerachtlassung des darauf folgenden Kommentarstrangs - sowas passiert schon mal, selten, äußerst selten natürlich... ;-)
" aber wenn man sich überhaupt nicht mehr vorstellen kann, daß ein Streik falsch bzw strategisch unklug ist, mangelt es an Phantasie"
das ist so, aber in der Regel wird erst dann gestreikt , wenn es wirklich ans Eingemachte geht. Welcher uns bekannter Streik war falsch? Dieeinzige Knackpunkt ist doch er lange Atem. Streik ist letzendlich immer Hungerstreik (oder Belagerung) wen nicht parallel alterantive Foremen der Versorgung aufgebaut werden (können)... daran werden sich streikinterne Verhandlungen entscheiden.
"Man muß wissen, welche Verantwortung man mit der Streikverweigerung in Hinblick auf die gemeinsame Sache übernimmt"
Man fragts sich vielleicht wie man überhaupt Verantwortung übernehmen kann in einem grundsäatzlich verantwortungslosen System. Ist die Verantwortung ,um die es da gehen könnte, egal ob als Streikender oder als Streikbrecher, nicht schon eine Anmaßung derer, die sie fordern könnten, eine propagandistische Umkehr der Täter Opfer Relation ?
Du müsstest Dich dann wohl noch entscheiden was Du nun wirklich meinst. Was ergibt denn der "darauf folgenden Kommentarstrang" ?
Ich nehme deine zutreffenden Bemerkungen zum Anlaß, der kampfunerfahrenrn Salonlinken ein paar Informationen zur Verfügung zu stellen:
In der BRD sind Streiks Gewerkschaftssache. d. h. eine Gewerkschaft ruft zur Durchsetzung einer Forderung, das sind überwiegend Lohnerhöhungen und andere Dinge, die durch Tarifvertrag geregelt werden können, zum Streik auf. Zu einfachen Warnstreiks, die nicht länger als 24 Std. dauern, ruft die Gewerkschaft einfach ohne Urabstimmung auf. Längere Streiks benötigen eine Urabstimmung. Damit gestreikt werden kann, müssen sich mindestens 75% der Gewerkschaftsmitglieder für den Streik stimmen. Die Streikleitung der Gewerkschaft bestimmt dann nach gewonnener Urabstimmung, welche Betriebe zum Streik aufgerufen werden. Ist nach Urabstimmung mit oder ohne Streik ein Tarifkompromiss ausgehandelt worden, so müssen mindestens 50% der Gewerkschaftsmitglieder in einer erneuten Urabstimmung diesen Kompromiss billigen. Einzelheiten von Streik und Urabstimmung regeln die Satzungen der Einzelgewerkschaften. Tarifverträge gelten grundsätzlich nur für Gewerkschaftsmitglieder. Um den Organisationsgrad niedrig zu halten, zahlen die Unternehmer auch Unorganisierten die Lohnerhöhung..
Eine andere Frage, auf die hier noch kein Salonlinker gekommen ist, ist die Aussperrung. Es ist klarer Standpunkt der DGB-Gewerkschaften, das Aussperrungen, die das Unternehmerlger mit "Waffengleichheit" begründet, rechtswidrig sind. Zwischen den Besitzern der Produktionsmitteln und den Lohnabhängigen herrscht grundsätzlich ökonomische Ungleichheit, die durch das rechtswidrige Mittel der Aussperrung weiter verstärkt wird.
noch Fragen? Setzte meine Aufklärungsarbeit in Sachen Klassenkampf gerne fort, falls dies nötig ist.....
Vorab eine Verständnisfrage an Paul: Ein sich am Streik beteiligender ist ein Verweigerer der Arbeit unter den gegebenen Bedingungen. Ein Streikverweigerer ist jemand, der weiterhin bereit ist, unter den gegebenen Bedingungen zu arbeiten. Er ist also, wenn Kollegen streiken, ein Streikbrecher, oder welchen Unterschied zwischen Streikverweigerer und Streikbrecher übersehe ich?
Selbstverständlich ist die Streikverweigerung unsolidarisch, wenn es ans Eingemachte geht. Aber geht es tatsächlich immer ums Eingemachte? Sollen nicht manchmal Privilegien mit dem Streik erhalten oder ausgebaut werden. Ich hatte hier schon auf die Freifahrten der Eisenbahnerangehörigen in Frankreich verwiesen, oder ist es falsch, das als feudalartige Privilegien anzusprechen? Gibt es keine vernünftigeren Streikziele, mit denen sich die große Mehrheit der Bevölkerung identifizieren kann? Solchen Streiks sich zu verweigern, ist unsolidarisch mit den streikenden Kollegen, aber solidarisch mit der übrigen Bevölkerung. Und wie steht es mit Streiks für die Erhaltung der Arbeitsplätze im Kohlebergbau oder in der Rüstungsindustrie? Müßte da der Streik nicht auf Konversion der Produktion und Arbeitsplätze zielen, um als legitim gelten zu können?
Woran jedoch immer festzuhalten ist, ist die Solidarität, auch die von Streikenden und Streikverweigerern. Daß also etwa die Streikverweigerer nicht die Arbeit der Streikenden übernehmen oder sich mit herangekarrten Aushilfskräften diese Arbeit teilen.
Die Unterscheidung von wildem und organisiertem, formalisiertem Streik verlagert nur das Solidaritätsproblem. Denn in der Regel sind nicht alle Arbeiter organisiert, manchmal nicht in einer einzigen Gewerkschaft. Jetzt verstehe ich Ihre Argumentation. Wenn alle in einer Gewerkschaft organisiert sind, existiert natürlich die freiwillige Zwangssolidarität mit der xy%-igen Mehrheit. Aber wie ist das unter den realen Bedingungen?
In Frankreich sind nur ca. 7% der Lohnabhängigen, überwiegend in der ehemals kommunistischen Gewerkschaft CGT, organisiert. Dort wird anders gestreikt, es gibt kein Streikgeld und Streikposten blockieren auch mal mit brennenden Autoreifen den Zugang zu bestreiten Betrieben. In Frankreich und auch anderswo, gibt es die sog. Richtungsgewerkschaften, die meist einer Partei wie der KP nahestanden. Aber auch in einen Betrieb kommt es vor, daß verschiedene Gewerkschaften verschiedene Berufsgruppen vertreten. In der BRD ist der Organisationgrad viel höher, wie hoch müßte man ergoogeln. Vom Prinzip her gibt es in der BRD die Einheitsgewerschaft, die formal parteipolitisch unabhängig ist. Natürlich weiß jede Frau, daß der DGB von der SPD dominiert wird. Es gilt aber auch das Prinzip "Ein Betrieb, eine Gewerkschaft" In einem Zeitungsbetrieb sind also alle Beschäftigten, von der Hilfsarbeiterin bis zu den Redakteuren, bei VERDI organisiert und zumindest die Manteltarifverträge gelten für alle Berufsgruppen. Die Sache mit der Lokführergewerkschaft, die im gewerkschaftsunerfahrenen Ostdeutschland groß wurde, ist eine Abkehr vom Einheitsprinzip. Diesem Prinzip entsprechend sollten alle Bahnbeschäftige einer Gewerkschaft mit einheitlichen Tarifverträgen angehören. Die entsprechende DGB-Gewerkschaft der Bahnbeschäftigten hat, sozialdemokratisch verwurstelt, klassenkämpferisch aber weniger drauf als die Lokführergewerkschaft und erzielt schlechtere Ergebnisse...soweit fürs erste...
"Ein Streikverweigerer ist jemand, der weiterhin bereit ist, unter den gegebenen Bedingungen zu arbeiten."
Zur Verdeutlichung meiner Annahme: Ein Streikbrecher ist derjenige, der gegen den Willen der Streikenden aktiv wird, um in dem bestreikten Betrieb zu arbeiten, also an den Streikposten vorbei usw.
Wer nun in dem Betrieb arbeitet und den Streik nicht für ok hält (aus was für Gründen auch immer), kann sich meines Erachtens immer noch so Verhalten, dass er die "aktive Variante" vermeidet und sich an den Streiks nicht beteiligt. Diese Form wird möglicherweise auch noch den Streikbrechern zugeordnet; ich würde das aber nicht tun.
Schöne Weihnachtstage noch, (auch an alle, die mitlesen).
"Wer nun in dem Betrieb arbeitet und den Streik nicht für ok hält (aus was für Gründen auch immer), kann sich meines Erachtens immer noch so Verhalten, dass er die "aktive Variante" vermeidet und sich an den Streiks nicht beteiligt. Diese Form wird möglicherweise auch noch den Streikbrechern zugeordnet; ich würde das aber nicht tun."
Genau, wenn du die Ziele des Streiks für falsch hält, streikst du mit, bist aber im Streik inaktiv, bleibst zuhause, gehst nicht zu Streikversammlungen und stehst als Streikposten nicht zur Verfügung. Aber in einen bestreikten Betrieb zu arbeiten, ist eine besonders schlimme Form des Klassenverrates.....das wußte schon der alte Jack,London vor mehr als 100 Jahren
"Klassenverrat",das hinkt doch hinten und vorne.
Als die Piloten streikten und 10-20% mehr wollten, Gehälter von 30.000€ hatten, haben sie sich keinen Deut um das Bodenpersonal geschert. Ich glaube das Bodenpersonal hat auch teilweise gestreikt. Diese bekamen ein paar %. Weshalb streiken manche für die Großverdiener und weshalb darf man da nicht Streikbrecher sein?
Die Piloten fühlen sich doch nicht der Bodenpersonalklasse zugehörig. Sorry, ihr Bild ist 100 Jahre alt und funktioniert nicht mehr, falls es jemals funktioniert hat.
Wer zuhause bleibt streikt übrigens mit. Ein sehr durchsichtiger Trick der natürlich Quatsch ist.
Streikbrecher sind u.U. nicht sozial eingestellt, vielleicht unsolidarisch. Aber ihre Meinung ist zu respektieren. Ansonsten haben wir Einheitsmeinung, Gruppenzwang, Stalinismus. Man weiß,Diese wurden auch schon zusammengeschlagen, gemobbt, sogar ermordet.
Die Streikenden haben dadurch jede Legitimation verloren. Arbeiten u.U. schlimmer als die Arbeitgeber.
Typisch populistisches Argument der herrschenden Propaganda. Wenn Sie sich die Mühe gemacht hätten, meinen Beitrag zur Einheitsgewerkschaft zu verstehen, würden Sie hier nicht die Argumente der Herrschenden wiederkäuen.
Einfach ignorieren und nicht auf dieses unstrukturierte "Denken" eingehen: Zeitverschwendung.
Der vormaliger Funktionär Volker Bräutigam trat (2012) mit folgenden Worten aus DGB und ver.di aus:
„Um ´nen Acker umzubrechen reicht es nicht, durch die Hecke zu furzen.“
(Ganze Austrittsbegründung)
Auszug:
"...Der DGB und seine Einzelgewerkschaften sind alles andere als eine spürbare und wirksame Opposition gegen den fortschreitenden Sozialabbau und die Austeritätspolitik im Auftrag der Plutokraten. Die deutschen Gewerkschaften bleiben ganz auf der Traditionslinie, die ich schon 1958/59 hätte erkennen können, hätte ich damals nur mehr Erfahrung und politischen Durchblick gehabt und genutzt, anstatt alsbald Marken ins Gewerkschaftsbuch zu kleben: Damals schon warfen DGB und SPD in schöner Gemeinsamkeit den letzten Rest marxistischen Denkens und entsprechend zielgerichteter Politik über Bord und machten uns vor, “kontinuierliches Wirtschaftswachstum” werde fortan die Klassenwidersprüche einebnen, man brauche also die Revolution nicht mehr. Hoch die Sozialpartnerschaft! (In Deutschland. Und weg mit der Internationalen Solidarität!)
Seither betätigen sich unsere Gewerkschaften zum Nachweis ihrer Existenzberechtigung hauptsächlich als duldsame Begleiter kapitalistischer Ausbeuterei, asozialer Schweinereien und als Stabilisatoren des schändlichen Systems. Stichwort: Schröders Agenda 2010. Überzeugende Aktionen gegen das Hartz-IV-Elend waren und sind nicht zu erkennen; wie auch, in der Kommission zur Vorbereitung der fatalen Gesetzgebung saßen ja unsere Gewerkschaftsfunktionäre dicke mit drin. Und sie verabreichen nun den Opfern milde Salben, statt den Tätern ordentlich Pfeffer zu geben: „Lohnerhöhungen“, die kaum die Reallohneinbuße ausgleichen, stattdessen die Einkommensschere immer weiter öffnen und die prekären Arbeitsformen nicht beseitigen...
Statt Arbeiter-Kampftruppen zu organisieren, geht der parteipolitische Konvertit Sommer zu Frau Dr. Merkels Jause. Traditioneller “Schulterschluss” wird mit den Sozis praktiziert, als hätten nicht gerade die den übelsten Sozialabbau des vergangenen halben Jahrhunderts organisiert, diese gewissenlosen, geschichtsvergessenen Arbeiterverräter. DGB-Sommer und SPD-Gabriel, der erst jüngst wieder für die Beibehaltung der Rente mit 67 eintrat: Ein prachtvolles Spezialdemokraten-Paar, das passt zusammen. Man schaue sie an, unsere wohlgenährten Arbeiterführer: Berthold Huber: SPD. Michael Vassiliadis: SPD. Klaus Wiesehügel: SPD. Alexander Kirchner: SPD. Ulrich Thöne: SPD. Franz-Josef Möllenberg: SPD. Bernhard Witthaut: SPD. Frank Bsirske: Die Grünen.
Wahrlich eine illustre Herrenrunde. Mit Gehältern und selbstbehaltenen Aufsichtsratsbezügen von allemal mehr als 230 000 Euro pro Jahr und Nase: Nur so könne man “auf Augenhöhe” mit den hochbezahlten Managern der Arbeitgeberseite verhandeln, hat Herr Bsirske uns einst erklärt. Das Sein bestimmt nun mal das Bewusstsein. Wann bitten die Herren Peer Steinbrück zum Referat im Fortbildungsseminar?
Und wir Mitglieder? Wir freuen uns über eine Einladung zum gemütlich-weihnachtlichen Beisammensein mit Senioren. Wir werden bedacht mit Werbebroschüren für Reiseveranstaltungen (Gewerkschafter-Rabatt!). Rechtsschutz kriegen wir im Fall von Streitigkeiten mit dem Arbeitgeber. Eine Rote Rose am Internationalen Frauentag. Preisvorteile werden uns gewährt von Autovermietern und Finanzdienstleistern. Und ermäßigter Gruppentarif bei der Sterbeversicherung. Gewerkschaft als Eventmanager, Reiseveranstalter, Versicherer – Erbarmen. Kugelschreiber gibt´s bei der SPD.
Ich mag ’s nicht mehr mittragen..."
Checkliste zur Beurteilung unbekannter Gruppen - Sekte?
"Die Gruppe gibt vor, Orientierung, Sinn und Geborgenheit zu bieten.Schon der erste Kontakt eröffnet eine völlig neue Weltsicht; das Weltbild der Gruppe ist verblüffend einfach und scheint jedes Problem zu klären.
...
Die Gruppe sieht sich als Elite, die „wahre" Familie; die übrige Welt wird als „draußen" bezeichnet. Der einzelne Anhänger hat ein starkes Überlegenheits- und Auserwählungsgefühl.Kritik und Ablehnung durch „Außenstehende" ist gerade der Beweis, dass die Gruppe recht hat. Der einzelne wird angehalten, sich nicht zu sehr bzw. überhaupt nicht mit Kritik oder Kritikern zu beschäftigen."
Bleiben sie bodenständig und engagiert und streiten Sie, wenn und mit wem Ihnen danach ist.
Ich wünsche Ihnen ein gutes 2020!
Hm, sollte ich jetzt argumentieren, sie vertreten die Erfolglosen die nicht einmal die eigene vermeintliche Anhängerschaft überzeugen können?
Die Apparatschiks, die Bürohengste die schon lange nicht einmal mehr ihre eigenen mitglieder vertreten?
Gähn, wenn man so wenig strukruriertes erwähnen kann, selbst zu eigenen Ausführungen würde ich mich schämen solch einen Text zu verfassen.
Sie haben bisher nur belegt, auf fast keine frage eine Antwort zu kennen, aber eine Meinung habensie ja, bis ins transzendete. Das hat bis heute nichts gebracht. Rumschwurbeln ist noch keine Leistung, eigene Meinung verteidigen oder begründen nicht ihre Stärke. Zeigt, wie schwach ihre Thesen fundiert sind.
"Unstrukturiert" bedeutet bei ihnen wohl: Unangenehme Fragen die man nicht beantworten kann, Mist man hat mich widerlegt, oh, gleich merkt man, daß kein blasser Schimmer vorliegt.
Sie hatten viele Gelegenheiten mich zu widerlegen. Sie konnten sie nicht nutzen. Das ist nicht mir zur Last zu legen.
Groß posaunen und bei der geringsten Frage schon in die Deffensive müssen ....tstststs.
Was heißt Deffensive? In Deckung gehen triffts eher.
Ist leider im Trend, vorne bellen, hinten kneifen. Gabs zu allen Zeiten, scheinen manche allerdings heute als Tugend zu feiern. Daher sind wir da wo wir sind.
Den erreichen Sie nicht mehr. Der ist mit seinesgleichen in seinem Elysium.
Habe nichts dagegen, wenn manche in ihrer "Blase" leben. Es ist nur etwas nervend,wenn Leute immer Thesen in den Raum werfen ohne zu differenzieren, ohne Widersprüche zu sehen. Manches wirft eben sofort 5 Fragen auf die substanziell sind und dann....müdes Schweigen.
Ein Grund, weshalb man nicht vom Fleck kommt. Eine Parole kann positiv klingen, aber ohne offene Frage zu klären bleibt es wertlos oder kann Folgen haben die kontraproduktiv sind.
Siehe AFD. Vieles klingt ganz einfach. Hätte aber extrem negative Folgen oder ist gar nicht durchführbar.
Nicht das Argument, die Thesen sind interessant sondern die Fragen die sich ergeben. Ob und wie diese zu beantworten sind entscheidet über die Substanz und den Erfolg.
Viele Entscheidungen, der Politik wie der öffentlichen Meinung, laufen dadurch ins Nirwana. Ins Bedeutungslose.
Wir sehen es beim Umweltpaket, Regulierung der Finanzmärkte, Steuervereinfachung, Bürokratieabbau, Flüchtlinge.....
Nichts als oberflächlicher, sinnloser Aktionismus. Nichts ist geklärt, nichts gemacht. An der Oberfläche gerührt, die Leute sediert, heute so weit wie vor 10 Jahren.
Siehe Gewerkschaften. Als Teil derer, die die wachsenden Gehaltsunterschiede hätten begrenzen können kam reletiv viel heiße Luft mit wenig Erfolg. Nach Mitgliederzahlen sind die Gewerkschaften heute schwächer als früher. Die Frage drängt sich auf, wieso.
Viell.weil Gehalt nur 1 Aspekt der heutigen Aufgaben einer Gewerkschaft darstellt. Wir erinnern uns an die sprachlosigkeit der Gewerkschaften als Hartz4 umgesetzt wurde. Hat mich damals etwas überrascht. Gegenüber der SPD wurden keine Fragen gestellt.
Sie argumentieren schon wieder neoliberal, so wie man es in den Mainstream-Medien liest. Die großen Gehaltunterschiede haben die Bosse selbst bewirkt, die Gewerkschaften hatten leider nicht die Macht, ein Jahresgehalt von einer lächerlichen Million für Facharbeiterinnen durchzusetzen. Da nur die ArbeiterInnenklasse Wert schaft, wäre dies gerechtfertigt. Sie werden jetzt sicher dummen Bemerkungen machen.
Das Verhalten der Gewerkschaften zu Harz IV ist natürlich falsch, ist der rechtssozialdemokratischen Durchdringung geschuldet. Aber der Kampf um Arbeitszeitverkürzungen, die Durchsetzung der 35 Std. Woche, gar gegen die Arbeitslosigkeit gerichtet. Letztes Jahr streikte seit langen wieder mal die IGM für u.a.für Arbeitszeitverkürzung auf 28 Std., um mehr Zeit für Familie und Pflege zu gewinnen. Diese Forderungen haben viele mobilisiert.
Geschwächt hat uns die Einverleibung des Ostens, denn die klassenkämpferisch unerfahrene ArbeiterInnenklasse des Ostens kannte Gewerkschaften im Sozialismus nur als Reisebüro. Unsere KollegInnen im Osten haben aber beim Streik um die 35 Std,- Woche im Osten tapfer gekämpft aber leider verloren, weil westliche Tarifgebiete ihnen die Solidarität verweigerten.....wo wir wieder bei der Solidarität wären..
guten Rutsch ins neue Jahr, wenn ich Langeweile habe, die Kinder kochen, melde ich mich mal wieder....
zynischer als die Realität geht nicht !
Bezug: @bella1956
IGM, unerfahrene ArbeiterInnenklasse, Gewerkschaften nur als Reisebüro.
Meine anteilige monatliche Wertschöpfung in den 1980er Jahren als Metall-Dreher an einer modernen Drehmaschine in einem Automobilwerk lag zwischen 80. bis 100. Tausend DM. Mein Bruttoarbeitslohn, einschließlich der anteiligen unternehmensseitigen Kosten, bei monatlich etwa 5.000 DM. Nach Abzug der anteiligen Gemeinkosten, einschließlich der anteiligen Abschreibung auf Abnutzung der Maschinen- und Anlagenkosten, lag die monatliche Mehrwertschöpfung bei mindestens 40. bis 50. Tausend DM.
● Die realen Kosten für ein Fahrzeug in der Produktion/Fertigstellung lagen schon damals bei etwa der Hälfte des Netto-Marktpreises/Verkaufspreises [Endpreis/Verkaufspreis, zuzüglich MwSt.].
Insbesondere heute, in Abhängigkeit vom technologisch-elektronischen Einsatz moderner Produktionsmittel, vor allem in DAX-Konzernen, bei einem Spitzenlohn für hochqualifizierte Fachkräfte, kann deren Produktivität das 10-fache ihres Brutto-Lohns betragen [einschließlich anteilige Gratifikationen, Zuschläge, Urlaubsgeld, Boni/Jahresendprämien, 13./14.-Monatslohn].
Dies gilt vor allem für die Bezahlung von Fachkräften in modernsten technologischen Unternehmen der Automobilindustrien. Vergleichbares gilt so kaum für Handwerksunternehmen und/bzw. sog. Mittelstands-Unternehmen. Hier ist die Produkt-Sparte, Anbindung/Zulieferung mitentscheidend. Bei kleinen Handwerkunternehmen, auch in Abhängigkeit von der Nachfrage/Marktlage, ist häufig nur wenig mehr an materiellen Wertschöpfung als der jeweilige Arbeitslohn/Mitarbeiterlohn [einschließlich Personal der Verwaltung, Planung, Beschaffung, Organisation, Instandhaltung, Kundendienst und Verkauf etc.] möglich.
PS: Auch aus dem hier vorgetragenen erklärt sich die heutige BMW-Jahresdividende für Herrn Quandt in Höhe von 700. Millionen Euro und auch zum größten Teil das Kapital und Privatvermögen von Frau Klatten in Höhe von 28. Mrd. Euro.
►Nachtrag: Bei Herrn Quandt entspricht die Jahresdividende von 700. Millionen Euro dem Jahresarbeitslohn von 12.000 qualifizierten Krankenschwestern oder von 15.000 beruflich hochqualifizierten Pflegekräften in der Altenpflege und dabei jeweils auch im wechselseitigen Schichtdienst. Oder aber zusammengenommen von 5.000 Jahreseinkommen von Chefärzten und medizinischen Professoren in deutschen, österreichischen oder Schweizer Kliniken.◄
25.12.2019, R.S.
"Du müsstest Dich dann wohl noch entscheiden was Du nun wirklich meinst."
Ich möchte lieber nicht.
Habe mir jetzt nochmals die Debatte durchgelesen ab dem Zeitpunkt, als der BARTLEBY im Raum stand, im Kommentarraum, und angesichts der Wucht, mit der hier die Standpunkte festgezurrt werden, kommt mir mein Einwurf etwas deplaziert vor: Ich hatte mich einfach darüber gefreut, dass Du Bartleby ins Spiel gebracht hast. Und dieser Freude sofort nach Lesen des Kommentars Ausdruck gegeben.
Und dann weitergelesen und gemerkt, dass über die Bartleby-Novelle und die Figur noch einiges geschrieben wurde im Folgenden - deshalb mein Kommentar im Nachgang.
Habe mir die Melville-Geschichte dann nochmals vorgenommen und finde darin vieles, sogar eine frühe Kritik der "Arbeitnehmer-Käfighaltung" (Großraumbüro/Lichtverhältnisse/Wände, wie später in der Anstalt, The Tombs), über Depression, über die Wall Street, in der man mal gewesen sein und deren Akteure man mal in den einschlägigen Lokalen erlebt haben sollte (auch wenn seinerzeit alles tausendmal langsamer ablief), über die Geschichte des KOPIERENS, und so weiter und so fort, aber keine "Idee des Absoluten" oder eine "eifernde Mission".
"Die Zerstörung des Individuums durch die Gesellschaft"? Sicher ein Aspekt, aber einer der Tricks besteht ja heute darin, dass die Gesellschaft, die Konsenspolitik hier im Westen das INDIVIDUUM wie nichts sonst feiert → siehe → Fakten für Verbraucher. Nicht Bartleby, nicht Barnaby... hier käme z.B. Bourdieu ins Spiel.
So könnte mans treffend beschreiben.
Ja ... allerding finde ich , dass man strikt zwischen Individualismus und Individuum unterscheiden muss. Das Individuum wird zerstört und in das entstehende Vakuum hält der Individulismus einzug, der eine Fikition des "Individuums" ist und bliebt, ein Glauben an die Existenz des Individuums, in der sich die meisten nur noch einbilden Individuum zu sein, aber doch nur Adapteur eines stereotypen und stystemoptimierten Rollenmodels sind... Die zusaätzlich genau darauf abzielende Selbstoptimierung nennt man heute euphemistisch Lifestyle, welcher auf allen Kanälen beworben wird als sei es das reine Glück aus der Retorte.
"dass man strikt zwischen Individualismus und Individuum unterscheiden muss"
Ich ahne, was Du meinst, glaube dennoch, dass diese theoretische (und willkürliche?) Begriffsaufspaltung am eigentlichen (systemischen?) Kern vorbeiführt.
"Nach der Abschaffung des Privateigentums werden wir also den wahren, schönen, gesunden Individualismus haben. Niemand wird sein Leben damit vergeuden, dass er Dinge und die Symbole für Dinge anhäuft. Man wird leben. Zu leben ist die seltenste Sache von der Welt. Die meisten Leute existieren, das ist alles.“
Oscar Wilde
"Die amüsanteste Szene aus Monty Pythons Leben des Brian ist jene, in der die heilssuchenden Anhänger sich vor Brians Haustür versammeln. Sie halten ihn für den Messias und hoffen, er möge ihnen offenbaren, wie sie zu leben haben. Stattdessen ruft Brian jeden Einzelnen zum eigenständigen Denken auf, denn sie seien ja „alle Individuen“. Daraufhin stimmt das Volk mechanisch an: „Wir sind alle Individuen“. Nur ein einziger Individualist lässt ein zaghaftes „Ich nicht.“ verlauten, wird aber von der denkfaulen Meute rasch zum Schweigen gebracht."
https://www.novo-argumente.com/artikel/freiheit_und_autonomie_das_individuum_bringts
@ Stiller, @ iDog
Sehr schöne Zitate. Wilde formuliert das „Sein“ statt „Haben“, und den Unterschied von „Existieren“ und „Leben“. „Individualismus“ bedeutet, daß es eine Eigensinnigkeit gibt, ein „Eigen-Sein“, nicht bloß Anhäufung von Totem, das bloß durch einen Eigentumstitel zusammengehalten wird (man bemerke hier die falsche, ideologische Verwendung des Begriffs Eigentum, das ein völlig unpersönliches Verhältnis beschreibt). Man wird zu einem Subjekt, indem man Eigensinn entwickelt und sich Welt an-eignet. Das ist individuelle Identität, individuelles Leben.
Die Grundlage solcher Individualität ist die menschliche Gemeinschaft, ohne soziale Organisation kann sich kein Individualismus entwickeln. Und umgekehrt entwickelt sich Gesellschaft als Selbstorganisation der Individuen. Diese Dialektik gilt es zu begreifen. Dabei entsteht eine sekundäre Objektivität, ein gesellschaftliches Sein, das sich in Institutionen objektiviert, die wichtigste ist die Sprache, ohne diese gesellschaftliche Grundlage könnte sich kaum Individualität entfalten. Wir alle denken in unserer jeweiligen Sprache und organisieren uns so als Individuen.
Auch O‘Neill benennt das bürgerliche Mißverständnis: wir leben im Pseudoindividualismus, der in Wahrheit mehr ein Solipsismus ist. Die bürgerliche Welt ist eine flache Welt, in der die Individuen als Fettaugen auf dem Meer schwimmen, unverbunden, sich gegenseitig abstoßend, unterschieden nur durch ihre Größe. Hier ist das Individuum nicht durch Sinn, sondern durch Ausdehnung bestimmt.
Du weisst ja schon das ich Tlacuache bin, mal schauen wann ich hier auffliege, fuer Wolfram Heinrich tut es mir sehr leid, der hat hier Herzblut mit ca. 66 jahren gelassen... da sind mit mir und ihm ca. 22 000 Kommentare und ca. 300 - 400 Beitraege um die Ohren geflogen...
Gruss mein lieber Lethe, von dir habe ich damals sehr viel gelernt...
Auch heute noch !!!
definitiv gewusst habe ich es nicht, aber es war eine der Möglichkeiten, die ich näher in Betrachtung gezogen hatte^^ du hast jedenfalls gefehlt :-)
ja, WH war auch für mich ein Schock, aber die Zeit dämpft vieles
Gruß zurück und lass es dir gut gehen, dort, soweit es möglich ist^^