Stabwechsel - die Neuen sind da

Die Herausgeber der Wochenzeitung "Freitag" Liebliches Knirschen ...

Liebliches Knirschen

Dem Freitag von Anbeginn als Leserin und Autorin verbunden, freue ich mich auf die neue Aufgabe als Mitherausgeberin. Angesichts des beinahe flächendeckenden Medienboykotts für substanziell linkes Gedankengut hat sich die Zeitung entgegen mancher Befürchtung bemerkenswert profiliert. Als kompetente, zuverlässige Adresse für Gegenöffentlichkeit. Wer sich wappnen will gegen zeitgeschichtliche Tabuisierung, sicherheitspolitische Desinformation oder neoliberale Verdummung, ist richtig beim bürgerrechtlichen, demokratieverteidigenden Ansatz dieses Blattes. Und das in einem Format, bei dem in jeder Nummer auch umfangreichere Zusammenhänge vertieft werden können. Im Freitag darf man mehr als anderswo am Freitag. Und dem Rest der Woche. Etwa die Zweckmäßigkeit der globalen Wirtschaftsordnung in Frage stellen. Und damit - nebbich - die kapitalen Herrschaftsverhältnisse. Zu denen auch die kulturelle Hegemonie gehört. Hier erfährt man von Büchern, Filmen oder Künstlern, die der Mainstream an den Rand gedrängt hat - weil sie stören. Unverzichtbar wie der Sand im verhängnisvollen Getriebe. Das liebliche Knirschen der konstruktiven Destruktion. Ein spezifisches Gemenge: Politik und Kultur aus Ost und West mit Blick auf Nord und Süd. Diese Herausforderung anzunehmen, ist nicht nur reizvoll, sondern - des Vermächtnisses der hochverehrten Gründungsherausgeber Günter Gaus und Wolfgang Ullmann gedenkend - auch verpflichtend.

Daniela Dahn

Daniela Dahn ...

... geboren 1949 in Berlin, absolvierte parallel zum Abitur eine Berufsausbildung als Schnittassistentin bei der DEFA. Von 1969 bis 1973 studierte sie Journalistik, bevor sie 1976 als Redakteurin beim Jugendfernsehen arbeitete, wo sie die Sendereihe Dreieck konzipierte. Diese wurde abgesetzt, nachdem ein unliebsamer Liedermacher aufgetreten war, und junge Stahlarbeiter über Lohnfragen diskutiert hatten. Da Dahn auch gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns protestiert hatte, fanden sich im Fernsehen zunächst keine Aufgaben mehr für sie. Sie nahm unbezahlten Urlaub, um an ihrem ersten Kurzprosa-Band Spitzenzeit zu arbeiten. Ab Ende 1977 gehörte sie der Redaktion des TV-Magazins Prisma an, kündigte dort aber 1981, weil sie den kritischen Anspruch der Sendung nicht mehr verwirklicht sah. Seitdem arbeitet sie als freie Schriftstellerin.

1987 erschien gleichzeitig in Ost und West ihr Kultbuch Prenzlauer Berg-Tour. Die Autorin gehörte 1989 zu den Gründungsmitgliedern des Demokratischen Aufbruchs (DA) und war ab November 1989 stellvertretende Vorsitzende der ersten unabhängigen Untersuchungskommission der DDR, die sich mit Polizei und Stasi beschäftigte.

In ihren Nachwende-Büchern setzte sich Dahn kritisch mit den Demokratiedefiziten im Einigungsprozess und der bundesdeutschen Verfassungswirklichkeit auseinander. 1998 kandidierte die parteilose Autorin auf Vorschlag der PDS als Laienrichterin für das Brandenburger Verfassungsgericht. Ihre Wahl scheiterte am Widerstand der SPD-Landtagsfraktion, die nach anfänglicher Zustimmung Zweifel an der Verfassungstreue der Dahn-Bücher erhob. Später überreichten ihr Klaus Wowereit und Egon Bahr die Luise-Schröder-Medaille. Die Schriftstellerin wurde mit dem Fontane-, dem Berlin-, dem Tucholsky- und dem Ludwig-Börne-Preis für Literarische Publizistik geehrt - sie ist stellvertretende Vorsitzende des Willy-Brandt-Kreises und arbeitete als Writer in residence an Universitäten der USA und Großbritanniens. Jüngst erschien Demokratischer Abbruch. Von Trümmern und Tabus (2005).

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