Stadt der toten Augen

Zerborstene Pfeiler L’Aquila pendelt drei Monate nach dem Beben zwischen Hoffnung, Frust und Enttäuschung
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Die vom Erdbeben am 6. April schwer gezeichnete Innenstadt von L’Aquila ist zwar noch immer eine an vielen Stellen von Gebirgsjägern in Tarnuniform und mit Federhut bewachte „rote Zone“, die ohne Bewohner auskommt. Doch sieht man vor dem G8-Gipfel wenigstens ein paar Journalisten, die mit Bauarbeiterhelmen geschützt in den von Schuttbergen gesäumten Straßen unterwegs sind, um sich davon zu überzeugen, dass ein solch prächtiges Bauwerk wie die Kirche Santa Maria di Collemaggio zumindest von außen ohne sichtbare Schäden geblieben ist. Ansonsten breitet sich ringsherum die bizarre Kulisse der Fäulnis und des Verfalls. Fensterhöhlen wie tote Augen, kein Duft von frischem Kaffee oder Hörnchen, keine Musik und allenthalben