Ein Bahnhof in Schwarz-Weiß, Sowjetunion, späte 1960er. Ein riesiger Karl Marx wacht über der Wartebank. Rechts ein Mütterchen, hinter ihren Koffern eingeschlafen. Ganz links eine junge Frau in einer weißen Haube, vielleicht Krankenschwester? Ihr halb zugewandt ein Mann mittleren Alters, grau in grau mit Schiebermütze. Kennt er die Frau? Will er Kontakt? Noch blickt sie geradeaus.
Ich kann nicht sagen, wo und wann genau Karl Schäfer dieses Bild gemacht hat. Es könnte Moskau sein, aber auch woanders. Bereist hat er die UdSSR nicht nur einmal. An der Szene interessiert haben dürfte ihn vor allem jener Mann. Als Einziger auf dem Bild ist er in Bewegung und dann doch wieder nicht. Er wirkt noch in der Zuwendung defensiv und verloren.
Solche Männer finden sich häufig auf Fotos von Karl Schäfer. Er fotografierte sie in der Sowjetunion, aber auch in Frankreich – dort, wo er 25 Jahre zuvor gekämpft hatte. Es sind Männer seines Alters. Sie hätten seine Gegner sein können in dem Krieg, den er nicht vergessen wollte. Karl Schäfer war sein Leben lang Soldat. Vor seinem Tod hängte er an seiner Kammertür den letzten Wehrmachtsbericht auf, die Pressemitteilung zur Kapitulation.
Fotos für Frau Goldina
Dieser Mann war mein Vater. Er war fast 60, als ich 1973 als zweiter von drei Söhnen am Bodensee zur Welt kam. 2002 ist er verschieden. Zehn Jahre zuvor war ich ausgezogen, gesprochen hatte ich ihn seither wenig, und wenn, dann oft im Streit. Aber gedacht habe ich viel an ihn, besonders wenn ein 9. Mai nahte. Für manche meiner linken Berliner Bekannten war es ein Spaß oder „Statement“, dann zum sowjetischen Ehrenmal in Treptow zu pilgern. In diesen Kreisen waren „Stalingrad“-Shirts in Mode. Ich hatte Vaters Stimme im Ohr. Er hat mir mal vorgemacht, wie der deutsche Stuka klang und wie die russische Katjuscha – Waffen, die schon durch ihren furchtbaren Lärm Schrecken verbreiten sollten.
Die Mai-Ausflüge zeigten, wie es um die Erinnerung an den mörderischen „Russlandfeldzug“ im vereinigten Deutschland stand: Russischsprachige, DDR-Nostalgie und Antifa-Punks, nicht eben die Mitte der Gesellschaft. Erst zum 8. Mai 2015 brachte Berlin ein Wort des Bedauerns wenigstens für die drei Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen über die Lippen, die an rassistischer Schikane starben. Bundespräsident Joachim Gauck sprach treffend von dem „Erinnerungsschatten“ über dem Vernichtungskrieg im Osten. Und nun, nach Wladimir Putins Angriff auf die Ukraine, droht sich dieser vollends zu senken. Schon gibt es Vorstöße, solche Kriegsdenkmäler teils zu schleifen, beschmiert werden sie ohnehin. Nicht nur der Boulevard erwartet statt eines Gedenkens eine feindliche Operation. Ein dritter großer Krieg gegen Russland steht im Raum.
Plötzlich sind Städte und Namen in aller Munde, die ich von meinem Vater kenne, etwa Stepan Bandera. Umso mehr kommt er mir in den Sinn. Nicht nur im zweiten dieser Kriege wurde Karl Schäfer verwundet, sondern schon im ersten. 1914 geboren, wuchs er in einer Kaserne auf, sein Vater war Zahlmeister in der Armee. Seine früheste Erinnerung war eine Schussverletzung: Die Kasernenkinder hatten Munition gefunden und klopften mit Steinen darauf. Einmal krachte es dann richtig. Der Hülsensplitter im Unterarm sei ohne Betäubung entfernt worden.
Solche Geschichten hatte er einige. Einmal zeigte er mir einen Roten Stern. Der sei von der Mütze des ersten Russen, den er – Sanitäter der Wehrmacht – sterbend gefunden habe. Er sei bei ihm geblieben. In Frankreich hatte mal ein Pferd ausgeschlagen, einem Soldaten voll ins Gesicht. Er hatte das behandelt, natürlich ohne Narkose. So etwas erzählte er, wenn man ein aufgeschlagenes Knie hatte. Lange brauchte er, um von Jod auf ein Antiseptikum umzusteigen, das nicht so furchtbar brannte. Konnte helfen, was nicht wehtat?
Karl Schäfer war 25, als der zweite Krieg begann. Was er vorher erlebt hat, wusste ich nie genau. Sein Vater, mein Opa, starb 1928. Wie war ein Leben als Halbwaise in der Weltwirtschaftskrise? Stolz war er auf sein altsprachliches Abitur. Er wäre gern Künstler geworden, aber studiert hat er nicht. Er ging zum Finanzamt, eine „sichere Sache“. In vielem war er ein Kind seiner Generation. Krieg, Hunger, Inflation, Wirtschaftskrise, Unruhen, Machtergreifung, Krieg, Gefangenschaft: Das formte all die Nägel-gerade-Klopfer, von denen er ein typischer war. Er schlang, als risse man ihm gleich den Teller weg. Im Kleingarten gab es keine Liegestühle, es wurde Nahrung angebaut. Er legte einen Fluchtgroschen in Gold an, stets griffbereit. Und doch war bei ihm etwas anders als bei den Kameraden des „Heimkehrerverbands“, die er zuweilen traf. Diese Besonderheit hatte Namen und Adresse: Jelena Goldina, Moskau.

Foto: Karl Schäfer
Wer das war und welche Rolle sie spielte, habe ich erst spät begriffen. In der Kindheit war der Name einfach da und löste freudige Gefühle aus. Mussten wir etwas Feines anziehen, um das „Foto für Frau Goldina“ zu machen, nahte der Advent. Mein Vater konnte einen ganzen Film verschießen. Die Abzüge kamen mit Schweizer Schokolade in ein Päckchen nach Moskau. Es kam eine Gegensendung, auch mit Schokolade: Im Geschmack etwas fade, aber diese Verpackung! Pompöse Reliefprägung mit goldumrandetem Sowjetstern.
Russland, eine Sowjet-Ikone
Nach 1990 habe ich Frau Goldina getroffen, sie war mehrfach zu Besuch. Als Jüdin war sie mit ihrer Tochter über das Kontingent nach Stuttgart eingewandert. Aber verstanden habe ich diese Momente nicht. Da war etwas, das ich nicht einordnen konnte. Ich wusste, dass mein Vater sie in Gefangenschaft getroffen hatte, sie war im medizinischen Dienst seines Lagers. Dass sie ihm das Leben rettete, habe ich erst später erfahren: Trotz schwerster Tuberkulose schrieb sie ihn „transportfähig“ für die Rückkehr. Gleichfalls erst nach seinem Tod verstand ich, dass die beiden so etwas wie ein Paar gewesen waren, platonisch oder nicht, unter unmöglichsten Umständen. Sie war wohl ein Grund dafür, dass er nach dem Krieg fast zwanzig Jahre ledig blieb.
Als er nach Osten verlegt wurde, packte mein Vater ein Russisch-Buch ein. Das wurde seine Lebensentscheidung. Diese Sprache führte nicht nur zur Begegnung mit Frau Goldina, der er als Übersetzer diente. Auch meine Mutter traf er später in einem Russisch-Konversationsklub. In all den künstlerischen Ambitionen, denen sich der kriegsversehrte Frühpensionär fortan hingab, ging es immer wieder um das Land, das er und seine Kameraden so furchtbar verheert hatten.
Da war neben den Fotos sein größter „Erfolg“: ein Sammelband mit Humoresken aus der sowjetischen Satirezeitschrift Das Krokodil, den er 1966 im List-Verlag herausgab. Später verfasste er populär-philosophische Schriften, die in Kleinverlagen erschienen. Er suchte nach Mystizismus in der Moderne – unter spürbarem Einfluss „östlicher“ Theologie. Am einschlägigsten sind aber die Ölbilder, von denen er ein gutes Dutzend hinterließ.
Karl Schäfer malte figürlich, in einem naiven Stil – immer wieder russische Idyllen. Ein alter Mann stützt sich auf der Bank vor seiner Bauernhütte auf den Spaten, neben ihm ein Mütterchen beim Spinnen. In einer Kleinstadt spaziert ein greises Paar am Arbeiterdenkmal vorbei, während die Kirche übernatürlich erstrahlt. Im Flur hing der Kreml, im Schlafzimmer eine Art Ikone: In der Mitte hebt Nikolaus die segnende Hand, der russische Nationalheilige. Um ihn herum Miniaturen von Dörfern, Mönchen, Adligen – aber auch das Kriegsschiff Aurora, wo die Revolution begann, und Arbeiter, die eine Metropole errichten. Das sprechendste Bild aber zeigt eine Bauernfamilie. In der Tür steht ein großer Mann in traditionellem Gewand: recht unverkennbar er selbst, Karl Schäfer.

Foto: Karl Schäfer
Was hat mein Vater da gemalt? Um das Jahr 2000 habe ich mich das oft gefragt. Ich schrieb damals eine Magisterarbeit über Osteuropa- und Russlandbilder in der deutschen Geschichtswissenschaft der 1920er. Ihm selbst habe ich die Frage nie gestellt. Zeitweise verdächtigte ich den Mann mit dem Wehrmachts bericht, Rechtfertigungen gepinselt zu haben: der deutsche Soldat als Retter des wahren Russlands vor dem finsteren Bolschewismus? Doch dafür malte er die Sowjetmotive zu co-utopisch. Er hatte eben nicht nur den Ruskaja Mysl abonniert, die Pariser Zeitung der konservativen Diaspora, sondern neben dem Krokodil auch Sowjetunion heute, die Hochglanz-Kulturzeitschrift für das Ausland.
Andererseits kann von „Aufarbeitung“ kaum die Rede sein. Karl Schäfers Krieg war kein „geopolitischer“ oder Territorialkrieg, wie Putins jetziger im Kern einer ist. Und auch nicht bloß der Zusammenstoß von Faschismus und Kommunismus. Es war ein Kolonialkrieg im modernen Europa, getrieben von rassistischen Motiven, die sich bis ins 19. Jahrhundert verfolgen lassen. Sein Ziel war Versklavung, und so wurde er geführt: In Deutschland gab es um ein Vielfaches mehr uniformierte als zivile Opfer, in der UdSSR war das umgekehrt. Aufarbeitung hätte geheißen, das anzuerkennen – und auch, dass die reguläre Wehrmacht Teil davon war. Mein Vater konnte das nicht. Ich merkte das, als ich Mitte der 1990er versuchte, mit ihm über die „Wehrmachtsausstellung“ zu sprechen.
Zuvor hatte ich eifrig in seinen Fotos aus dem Krieg selbst gewühlt. Anfangs waren private Kameras in der Truppe ja erwünscht. Ich fand ein grauenhaftes Bild von erhängten Zivilpersonen und meinte, die Smoking Gun gefunden zu haben. Er erinnerte sich sofort, sagte aber, das hätten sie so vorgefunden. Es sei in der heutigen Ukraine gewesen und die Täter wohl „Bandera-Leute“. Von Bandera sprach er dennoch mit Achtung. Er stand zwischen den Mächten, was sollte er tun? Viele seiner Männer hätten auf „unserer Seite“ gekämpft, Partisanenkrieg sei eben schmutzig. Ich habe das nicht geglaubt und meinen Vater angebrüllt. Später habe ich gelernt: Seine Geschichte kommt hin. Doch bis heute halte ich es für möglich, dass er Kriegsverbrechen zumindest gesehen und sein Wissen mit ins Grab genommen hat.
Der Mann, der solche Bilder malte, war kein Pazifist. Er liebte es zu schillern und war vor allem immer dagegen. Er las rechte Intelligenzblätter wie Criticon, in seinem Regal stand neben Albert Camus etwa Alain de Benoist, der neurechte Vordenker. Alexander Solschenizyn war eines seiner Idole. Als die liberale Presse nach 1990 überrascht registrierte, dass der anti-stalinistische Dissident gar kein prowestlicher Demokrat war, musste ich lachen.
Er hielt mir einmal einen Vortrag über Ernst von Salomon. Der Weimarer Rechtsterrorist, der mit Der Fragebogen den ersten Bestseller der BRD verfasste, gründete 1960 die „Deutsche Friedensunion“ mit. In der von Ostberlin finanzierten Kleinpartei traf er auf Kader der verbotenen KPD und Leute vom linken SPD-Rand. So etwas fand Karl Schäfer interessant. Vielleicht gab er bei den „Heimkehrern“ den Sowjetversteher, um ein wenig anzuecken. In seinen späten Jahren spielte er am 1. Mai gern mal die Internationale auf Russisch – brüllend laut bei offenem Fenster.

Foto: Karl Schäfer
Na klar, kann man nun sagen: Antiliberal, Querfront, Sowjetkult, AfD, Großrussland, Putin – passt doch alles wie gescriptet, auch zum aktuellen Krieg. Aber stellt so ein Leben nicht eine Frage? Dieser Mann konnte den „Landser“ nie abschütteln und sich nicht eingestehen, wie böse das war, dessen Teil er immer geblieben ist. Aber er hat es – mithilfe von Frau Goldina – geschafft, gegenüber dem Land, das wir mit zwei furchtbaren Kriegen überzogen haben, Empathie zu zeigen. Den allermeisten Deutschen liegt das fern, zumal denen aus dem tonangebenden Westen. Daher ist der alte Soldat, der sich so sehr an Russland abarbeitete, ja überhaupt eine Geschichte.
Und jetzt: schwere Waffen!
Die Aufarbeitung des Holocaust begann in der Breite mit der gleichnamigen Fernsehserie von Marvin J. Chomsky, die 1979 gesendet wurde. Zum Vernichtungskrieg gegen die „Untermenschen“ hat es so etwas nie gegeben, dabei betraf er fast jede Familie. Im Schweigen, im Nichts-hören-Wollen, im Beschönigen und in der Betonung eigenen Leids blieben alte Stereotype frisch. Sie lagen quasi im Eisfach des Kalten Krieges. Das zeigt sich etwa, wenn es um die sexuelle Gewalt am Ende des Weltkriegs geht: Man denkt dann sofort an „die Russen“. Dabei verteilten sich die Taten recht gleichmäßig auf die Alliierten, wie zuletzt die Historikerin Miriam Gebhardt darlegte.
Nichts rechtfertigt einen Krieg. Es ist richtig, sich auf die Seite der Angegriffenen zu schlagen. Aber scheint das nicht manchmal auch schrecklich leicht zu sein? Es schwingt viel Unerledigtes mit in der Art, wie manche heute darüber reden. Wie können zumal die „Progressiven“, die sich und andere sonst so streng auf „koloniale Kontinuitäten“ oder „antisemitische Denkstrukturen“ abtasten, den Elefanten übersehen, der hier im Raum steht? Wie können sie ohne jedes Stutzen mit einschlägigsten Begriffen um sich werfen, bis hin zum „Vernichtungskrieg“? Wie können sich gebildete Deutsche für die zurückhaltende Politik Berlins „schämen“, falls es die noch gibt? Im seriösen Verfassungsblog war jüngst von „erkennbaren Parallelen zwischen Putins Angriff und dem Überfall Nazideutschlands auf Polen“ zu lesen.
Das Geschichtsdreieck Berlin-Moskau-Kiew ist komplex. Von den sowjetischen Kriegsgefangenen, deren Schicksal Gauck betrauerte, kamen viele aus der Ukraine. Deren Bevölkerung hat schwer unter der deutschen Kriegsführung gelitten. Wir sollten uns, wie der Historiker Timothy Snyder anregt, mit all dem viel mehr befassen. Eine emotionale „Ukrainisierung“ der ganzen Kriegsgeschichte, die zuweilen schon anklingt, wäre aber ein Taschenspielerstück. Es bleibt unendlich schäbig, Adolf Hitler implizit oder ausdrücklich in der Stadt entsorgen zu wollen, die nach den wildesten Naziplänen komplett vernichtet werden und unter einem Stausee verschwinden sollte: Moskau. Und die Kollaborationsgeschichte des Bandera-Nationalismus gehört nun mal zur Wahrheit, wie sehr Putin auch darauf herumreitet.
Einige derer, die früher in Treptow Stalingrad-Shirts trugen, fordern inzwischen „schwere Waffen“; ihr Zynismus ist ganz der alte. Ich selbst habe meine Mai-Besuche am Ehrenmal vor einigen Jahren eingestellt. Das lag daran, dass mir ein Waffenstillstand mit Karl Schäfer gelang. Ich bin früher gegen ihn dort hingegangen. Gegen seinen Wehrmachtsbericht, den ich immer umdrehte, wenn ich ihn sah. Dabei wäre er am Ende seines Lebens vielleicht mitgekommen – und ganz gewiss in diesem Jahr, schon weil das so verboten ist. Doch heuer wäre ich es, der sich nicht hintraut. Aus Angst, Zeuge von Szenen zu werden, in denen deutsche Polizisten an diesem Tag und Ort irgendwelche „prorussischen“ Wimpel konfiszieren. Denn dann müsste ich vor Scham im Boden versinken.
Kommentare 14
Danke für die persönlichen Schilderungen. Mein Schwiegervater wurde in die Wehrmacht eingezogen und konnte deswegen nicht wie gewünscht studieren. Er lernte seine Frau im Krieg in Königsberg kennen, die dann vor der russischen Armee nach Berlin flüchtete. Er selbst überlebte Stalingrad und eine dreijährige russische Gefangenschaft in Sibirien. Auch da gab es eine "Goldina", eine Ärztin im Lager, die ihm, den Gefangenen wohl gesonnen war. Er sah bei den Russen immer den individuellen Menschen und hatte eine Art "soldatischen" Respekt vor dem Kriegsgegner. Ich denke, er würde sich sehr klar gegen die Kriegsstimmung in Deutschland aussprechen sowie die Waffenlieferungen und Wirtschaftssanktionen und das Ganze für einen kompletten Wahnsinn halten.
Die Generation meines Vaters, würde gerade hier im Osten, mit 99,9 % sagen: Nie wieder, erst recht nicht gegen Russland, erst recht nicht unter der Flagge der Amerikaner.
ein wunderbarer beitrag, der aus dem persönlichen erfahrungshorizont ins große bild geht , und dabei die historische komplexität nicht aus dem auge verliert.
Zu wenig erzählt, zu wenig gefragt ... Der eine Opa beim Volkssturm, der andere wurde von der Wehrmacht durch Europa gereicht, Kriegsgefangenschaft.
Unser "unsterbliches Regiment" der Zerstörer und Besatzer hat man heute zu den Akten gelegt. Was kümmert uns die Geschichte!?
Alte Wahrheit:Der Frieden ist ohne Aussöhnung im Kleinen im sog. Großen niemals zu haben.
Und, ob es jemandem nun gefällt oder nicht, der Krieg, der als Putins Krieg so heftig wie selbstgerecht verurteilt wird, hat eine lange, komplizierte und bittere Vorgeschichte. Und die beginnt nicht erst mit dem von der CIA gepushten und bezahlten Maidan-Putsch. Alles banal.
Und noch etwas, was nicht nur die Frau Baerbock auf jeden Fall noch verstehen muss:Ohne diese Rote Armee gäbe es dieses "schöne" Europa nicht. Ob die damals ziemlich wahrscheinliche andere Entwicklung ohne den Widerstand der SU (und Alliierten) besser gewesen wäre, muss sehr heftig bezweifelt werden. Was da drohte, sollte Schulstoff sein.
" ... unter der Flagge der Amerikaner ..."
Ziel: maximale Schwächung Russlands per Stellvertreterkrieg
Der Historiker Jörg Baberowski sagt:
"Die Folgen eines langwierigen Zerstörungs- und Vernichtungskrieges werden für Russland und die Ukraine verheerend sein. […] Jetzt kommt es darauf an, einen neutralen Vermittler zu finden, der einen Frieden aushandelt, von dem beide Seiten einen Gewinn haben. Eine andere Lösung kann es gar nicht geben, wenn wir einen langen Zermürbungskrieg verhindern wollen.“
Der US-Politikwissenschaftler John Mearsheimer sagt:
"Wir haben beschlossen, dass wir Russland in der Ukraine besiegen werden. […] Man könnte argumentieren, dass der Westen, insbesondere die Vereinigten Staaten, bereit sind, diesen Krieg bis zum letzten Ukrainer zu führen. Und das Endergebnis ist dann, dass die Ukraine tatsächlich als Land zerstört wird. […] Tatsache ist, dass die Vereinigten Staaten den Ukrainern nicht erlauben werden, einen Deal abzuschließen, den die Vereinigten Staaten für inakzeptabel halten.“
https://www.imi-online.de/2022/04/29/zynische-stellvertreter-strategie/
Ausführlich wiedergegeben wird Mearsheimer hier .
Und ein Interview auf youtube mit englischen Untertiteln hier (5 Minuten)
Der Westen kann diesen Krieg, der zum Weltkrieg ausarten könnte, nicht gewinnen. Am Ende stünde die totale Zerstörung Europas. Ist das die Ukraine wert?
Wenn sich Russland in die Enge gedrängt fühl, wird es stark. In den letzten 200 Jahren führte der Westen dreimal Krieg gegen Rußland. Rußland war sowohl noch den Angriffs Napoleon, wie nach den Angriff Hitlers, in einer verzweifelten Lage und war dazu noch schlecht regiert. Trotz dieser schlechten Regierungen siegte Russland. Am 31. März 1814 marschierten russische Truppen als Sieger in Paris ein. Gestern feierten wir den Victoryday, der an die bedingungslose Kapitulation Deutschlands erinnert. Auch während dieses deutschen Vernichtungskrieges war Rußland äußert schlecht regiert, befand sich im Dezember 1941 in einer ausweglosen Lage, siegte aber trotzdem, aber unter ungeheuren Opfern.
Putin ist ganz sicher ein weniger brutaler Regent als Stalin, beide sind in Russland noch immer beliebt. Das mag den Westen nicht gefallen, ist aber Fakt. Wenn man weiter Rußland in eine ausweglose Lage treibt, wird es all seine Kräfte mobilisieren und am Ende siegen.
Das sind die Lehren der Geschichte, die eine kriegsgeile deutsche Jugend - die noch nie eine Waffe in der Hand hatte - nicht hören will.
Wer nicht hören will muß fühlen!
Wäre die deutsche Jugend klug, würde sie alles tun diesen Krieg zu beenden, ohne Rußland weiter zu demütigen. Das ist eine Frage des eigenen Überlebens
Dieser Krieg zerstört die Zukunft der deutschen Jugend, die dann zu spät ihre Fehler einsehen muß!
Danke, Herr Schäfer.
Mein Onkel war mehrere Jahre Landser in Russland. In sein Schützenloch raste eine Mörsergranate, deren Flügelschaft seinen Kameraden, der gleich neben ihm stand, vom Schädel bis zum Rücken aufriss, und im schlammigen Lochboden einschlug – ohne zu explodieren.
Längere Zeit später sah er zwei russische Soldaten, die zu zweit „austreten“ gegangen waren. Es wäre für ihn aus seiner verdeckten Position ein Leichtes gewesen, sie beim Wasserlassen zu erschießen. Aber das war gegen seine Ehre, also verharrte er und ließ sie einfach wieder in deren Reihe zurückgehen. Onkel Günther kam viele Jahre später mit einer vernarbten Schusswunde am Oberarm, soll nichts Ernstes gewesen sein, aus russischer Gefangenschaft zurück. Ich habe mich immer gewundert, mit welcher Ruhe und Sachlichkeit er, trotz der furchtbaren Schrecken, über seine Jahre in Russland sprach.
Frieden in der Ukraine! Und zwar JETZT!
Diese peinlich-dämliche Baerbock hätte in Kiew mal besser ihren US-Papageienschnabel gehalten.
Stellt sich dort dreist hin und melnykt sich einen von der Palme, von wegen "Deshalb reduzieren wir mit aller Konsequenz unsere Abhängigkeit von russischer Energie auf Null (sic!) – und zwar für immer".
Merkt diese Baerbock eigentlich noch ir-gend-was? Was Andere über drei Jahrzehnte lang mit dem Kopf aufgebaut haben, reißt die jetzt an einem Tag mit ihrem *piiep* wieder ein. Und das auf unser aller Kosten! Hat diese Frau jetzt etwa auch noch vergessen, in welchem Land sie wohnt? Schönen Gruß ins Irrenhaus Berlin.
"Und noch etwas, was nicht nur die Frau Baerbock auf jeden Fall noch verstehen muss:Ohne diese Rote Armee gäbe es dieses "schöne" Europa nicht. Ob die damals ziemlich wahrscheinliche andere Entwicklung ohne den Widerstand der SU (und Alliierten) besser gewesen wäre, muss sehr heftig bezweifelt werden. Was da drohte, sollte Schulstoff sein."
Da war Frau Baerbock im Geschichtsunterricht geistig abwesend und hat sich neue Trampolinwolten ausgedacht. Immerhin gedachte und dankte sie gemeinsam mit J. Fischer, dem Bombenwerfer auf Serbien, im Sommer 2021 ihrem Opa der angeblich im Januar 1945 östlich von Berlin unsere Freiheit verteidigt hat. Ich fragte mich immer auf welcher Seite der Front der gestanden hat. Nachdem sie aber einem Naziverehrer wie den Melnyk, dessen erste Amtshandlung als Botschafter in D am Grab des Bandera in München einen Kranz nieder gelegt hat, hofiert, ist meine Frage beantwortet.
Wollte mich da gar nicht an Baerbock oder gar dem unflätigen Melnyk, den ich ja sogar ein wenig verstehen kann, abarbeiten. Mir hat niemand das Haus angezündet, da ist leichter reden. Wo allerdings Baerbock ihr überbordendes Selbstvertrauen hernimmt, wird mir allerdings immer ein Rätsel bleiben. Aber gut (bzw. eben sehr schlecht!), so laufen die politischen "Spiele" seit eh und jeh.
Ich denke, das Problem auch mit diesem Krieg und den Diskussionen darum ist ein sehr viel tiefergehendes. Ich könnte in der Vorlesung eines Philosophen, Physikers oder auch Verwaltungsmenschen usw. sitzen, und ich würde ab einem bestimmten Nivea oder halt Tiefe des Vortrages wenig bis nichts mehr verstehen. Obwohl der Vortragende von Fachkollegen bestätigt werden würde. Also schlichtweg schlüssig immer an den Fakten entlang und diese sauber unterscheidend von den Vermutungen argumentieren würde. Denke ein solches Geschehen ist leicht einzusehen.
Ich könnte in dem Moment mitreden, wo ich selbst einen ähnlich langen Erkenntnisweg (samt Diskussionen/Publikationen) hinter mir habe. Also ein gewisser "Gleichstand" im Thema hergestellt wurde.
Das Problem aller Gespräch ist m.E. immer wieder genau das, was ich das "Schleusenproblem" nenne. Eine solche kann nur (ohne Katastrophe) geöffnet werden, wenn zuvor die Pegel ausgeglichen wurden. Genau das wäre die eigentliche Aufgabe aller Gespräche und Diskussionen. Der Verträge dann sowieso. Nur wird dieser Kenntnisausgleich aus den sattsam bekannten Gründen oft nicht mal angestrebt. Dann kann, und das ist ja nun tausende Male bewiesen, keine Verständigung entstehen.
Die Ukraine will nicht auf RU zugehen. Da sie nunmal auf den ersten Blick die überfallene Seite ist, hat sie da "gute" Gründe. Empörung und Entrüstung. Die Vorgeschichte, die ja nun bekanntermaßen ziemlich lang und kompliziert ist, wird ausgeblendet. Stört.
Bei RU ist es genau andersrum. Die sehen sich, auch mit "guten" Gründen von der "Friedensorganisation" NATO eingekreist und haben nach vielen Warnungen und Hinweisen aus ihrer Sicht REagiert.
Wenn beide Länder klug wären, hätten die schon vor Jahren dem Westen den Finger gezeigt und ihre Probleme miteinander in obigem Sinne geklärt.
Aber dann ist da die Geschichte, der Hass, der Wahn und all das andere Elend der hunderte Jahre alten Verletzungen. Es ist mal wieder eine Variante der Geschichte:The same procedure as every year/decades.
.
Der damals 18jährige Bruder meines Vaters, der wohl nicht mal eine Woche an der Front war, liegt hier:
https://www.google.de/maps/place/Deutscher+Soldatenfriedhof+Chodossowitschi/@53.0070371,30.1317843,258m/data=!3m1!1e3!4m13!1m7!3m6!1s0x46d1347fde54485d:0xf9b7b823d8037ac4!2sRahatschou,+Belarus!3b1!8m2!3d53.0746186!4d30.0511274!3m4!1s0x46d6b556eee1d8e1:0x72b509dfe6b89dc8!8m2!3d53.0070371!4d30.1328373?hl=de
Die beiden Großväter, kleine Dorf-NSDAPler, kamen in den sowjetischen Nachkriegslagern in Torgau und Ketschendorf um. Ohne Gerichtsurteil natürlich. Noch sinnloser kann man kaum sterben.
Aber alle Erfahrung wird jetzt mal wieder beiseite gewischt. Jetzt müssen schwere Waffen her. Mal sehen, ob die in der Ukraine überhaupt ankommen und ob die dann was nutzen. Einen Frieden werden die jedenfalls niemals herbeischießen. Es wäre das erste Mal in der Menschheitsgeschichte.
Das ist das Üble, dass diese Kriegsrhetorik schon viele erfasst hat. Und die wird sich wohl auch noch verschärfen. Wahrscheinlich wird sich herausstellen, dass die "schweren Waffen" gar nicht den angeblich erhofften Frieden bringen werden. Was dann? Noch schwerere Waffen?
Sicher ist es besonders ekelhaft, wenn jetzt Grüne, die eben noch fürs Fröscheretten und Radwege zuständig waren, jetzt in der bekannten Manier nach Waffen und Stärke und Sanktionen rufen. Aber der Wahn hat viele erfasst. Und der hat, man kann und muss es wissen, immer seine eigene und irgendwann nicht mehr kontrollierbare Dynamik. Darauf bewegen wir uns jetzt zu. Die Ukrainer und die Russen sind da schon weiter.
Die, die mindestens nicht so hemmungslos nach den Waffen rufen, werden schon bald selbst in der "Ecke" stehen und angegriffen werden.
@Grigorij
"Die, die mindestens nicht so hemmungslos nach den Waffen rufen, werden schon bald selbst in der 'Ecke' stehen und angegriffen werden."
Tja. Für den Fall übt sich ja derzeit schon fleißig jenes tobende Zyklopenmedium, was früher mal die Tagesschau war, und heute bloß noch so heißt. Scheinbar hat das aber keiner mehr aufm Schirm.
"In Deutschland gab es um ein Vielfaches mehr uniformierte als zivile Opfer, in der UdSSR war das umgekehrt".
Man kann nicht oft genug daran erinnern. Das bedeutet nicht, Aggression zu rechtfertigen. Aber es verpflichtet uns, aktiv an einer Friedenslösung mitzuwirken, statt den Krieg in der Ukraine immer weiter anzuheizen. Auch wenn es bedeutet "aus der Reihe zu tanzen".