Der Krieg in meines Vaters Bildern

Zweiter Weltkrieg Auf die Wehrmacht ließ er nichts kommen. Aber für Russland fand er tiefe Gefühle: die Geschichte eines alten „Landsers“
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 18/2022
Er fotografierte, schrieb, malte – immer wieder ging es um das Land, das er als Wehrmachtssoldat mit seinen Kameraden verehrt hatte: Karl Schäfer (1914 – 2002)
Er fotografierte, schrieb, malte – immer wieder ging es um das Land, das er als Wehrmachtssoldat mit seinen Kameraden verehrt hatte: Karl Schäfer (1914 – 2002)

Portrait: privat

Ein Bahnhof in Schwarz-Weiß, Sowjetunion, späte 1960er. Ein riesiger Karl Marx wacht über der Wartebank. Rechts ein Mütterchen, hinter ihren Koffern eingeschlafen. Ganz links eine junge Frau in einer weißen Haube, vielleicht Krankenschwester? Ihr halb zugewandt ein Mann mittleren Alters, grau in grau mit Schiebermütze. Kennt er die Frau? Will er Kontakt? Noch blickt sie geradeaus.

Ich kann nicht sagen, wo und wann genau Karl Schäfer dieses Bild gemacht hat. Es könnte Moskau sein, aber auch woanders. Bereist hat er die UdSSR nicht nur einmal. An der Szene interessiert haben dürfte ihn vor allem jener Mann. Als Einziger auf dem Bild ist er in Bewegung und dann doch wieder nicht. Er wirkt noch in der Zuwendung defensiv und verloren.

Solche Männe