Stiller Schmerz

Abtreibung Wer in Polen ungewollt schwanger wird, kann kaum auf Hilfe hoffen. Oft bleibt nur das Sorgentelefon
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 49/2017
Wenn die Lage sich weiter zuspitzt, werden die Straßen wieder voll sein
Wenn die Lage sich weiter zuspitzt, werden die Straßen wieder voll sein

Foto: Janek Skarzynski/AFP/Getty Images

Ein Auge im Guckloch, zwei Umdrehungen im Sicherheitsschloss, dann öffnet Katarzyna Łabędz die Tür. Die Mittdreißigerin arbeitet für Federacja, die Organisation für Frauen- und Reproduktionsrechte in Warschau. Wer sich in Polen für Abtreibungen einsetzt, ist lieber vorsichtig: Abtreibungsgegner wedeln in Innenstädten mit blutigen Embryobildern und beschuldigen Ärzte, Patientinnen und Aktivisten, unverantwortliche Egoistinnen und gottlose Mörder zu sein. Die sieben Federacja-Frauen kämpfen an vorderster Front, mit Stellungnahmen und Petitionen, Protesten und Aktionen.

Ihre wichtigste Waffe steht in einem ruhigen, dunklen Raum neben einem Sessel: ein Festnetztelefon. Von Montag bis Freitag sitzt zwischen 16 und 20 Uhr eine Aktivistin