Stunden zäh wie Teer

13. August 1961 Einen heißen Sommertag lang stand eine Reihe aus DDR-Kampfgrupplern am Brandenburger Tor dem Westberliner Volkszorn gegenüber
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Verschlafen schlurft Helfrid Kreutzer durch seine Köpenicker Wohnung. Es ist 4:00 Uhr, und es klingelt an der Tür. Erst am Abend ist er aus dem Urlaub zurückgekommen, aus Alexisbad im Harz. Und jetzt klingelt es. Kreutzer öffnet, da steht der Abschnittsbevollmächtigte, teilt wortkarg mit: Alarm! Ab zur Arbeit. Helfrid Kreutzer, 27, hauptberuflich wissenschaftlicher Mitarbeiter der Staatlichen Plankommission und nebenberuflich Mitglied der Kampfgruppen, stellt keine Fragen. Um diese Uhrzeit kann es nur um den Zweitberuf gehen. Also schlüpft er in die Sandalen und nimmt die S-Bahn ins Zentrum, dann die Straßenbahn zur Leipziger Straße. Er ist außer Atem, als er im Haus der Ministerien ankommt und erfährt: »Wir machen die Grenzen dicht.