„Das Pärchen an sich ist eigentlich eine ganz niedrige Lebensform und steht in der Artentabelle nur knapp über dem Einzeller oder dem Pantoffeltierchen“. Mit diesen klaren Worten beginnt Christiane Rösinger die Lesung ihres neuen Buches Liebe wird oft überbewertet im Leipziger Centraltheater. Die Show zum Sachbuch zum Song. Denn dass Liebe nur ein Teilaspekt des Lebens ist, hat Rösinger schon vor 1995 fröhlich in die Welt posaunt – damals noch singend und kreischend mit ihrer Band Lassie Singers.
Nun also das Ganze als Buch. Und dass sich der Unmut über die Pärchendiktatur bei Rösinger auch in den vergangenen knapp zwanzig Jahren nicht geändert hat, ist nicht nur beruhigend, sondern gibt ihren Thesen schon vornherein eine gewisse Seriosität. Hier spricht keine gerade Verlassene, die in ihrem Groll über den Ex-Freund auf alle sie umgebenden Pärchen schimpft, sondern eine gestandene Frau, die sich eingehend mit der Materie auseinandergesetzt hat, und ganz logisch zu dem Schluss gekommen ist, dass es besser ist, wenn wir alleine leben.
„Das Pärchentum bringt immer die schlechtesten Eigenschaften des Einzelnen nach oben und produziert deshalb am laufenden Band unglückliche Paare, die wie geprügelte Hunde nebeneinander durchs Leben schleichen“, liest Rösinger und erhält feixendes Gelächter. Denn trotz aller Schrecknis: Mehr als genickt oder den Kopf geschüttelt wird hier gelacht. Der Großteil des Publikums ist weiblich, doch am lautesten hört man die wenigen anwesenden Pärchen, die sich in Selbstironie üben. „Ihr lacht, aber es ist tragisch“, wirft ihnen die selbst ernannte Paarkritikerin entgegen, ohne nicht auch selbst jede Menge Spaß an ihren Erläuterungen zu haben.
Alter Schlachtruf
Zur Premiere ihrer Lese-Show in Leipzig hat sie drei Musiker mitgebracht, denn die in ihrem Buch aufgestellten Thesen kann die Sängerin meist mit einem passenden Song aus ihrer Musik-Karriere elegant untermalen. Vorneweg natürlich der alte Schlachtruf „Pärchen verpisst euch, keiner vermisst euch!“ aus dem Lassie-Singers-Hit „Die Pärchenlüge“, der von ihr solo gesungen und mit sanfter Pianobegleitung nicht mehr ganz so kämpferisch, sondern vielmehr als charmanter Vorschlag rüber kommt, während sie im schwarzen Hosenanzug und Turnschuhen über die Bühne tanzt.
Aber auch die weiteren Kapitel bieten Möglichkeiten des musikalisch-gelesenen Zusammenspiels: Zum Beispiel die Geschichte von Petra, dem Trauerschwan. Ein vom Laptop an die Bühnenwand gebeamtes Foto zeigt den schwarzen Schwan, wie er ein großen weißes Tretboot anschmachtet, das in Form eines weißen, eleganten Schwanes daherkommt. Zwei Jahre lang folgte Trauerschwan Petra dem Schwanenboot auf Tritt und Tritt in großer, ungebrochener Zuneigung. „So ähnlich verhält sich eine Frau, die sich in einen besonders verhaltensgestörten Mann verliebt und glaubt, ihn durch Liebe und Hartnäckigkeit heilen zu können“, meint Rösinger und stimmt den alten Lassie-Singers-Song „Ich glaub, ich hab ein Faible für Idioten“ an.
Oder das Schicksal einer Freundin, die glaubte, den Mann fürs Leben gefunden zu haben, weil sie dank des übereinstimmenden (von den Charts beeinflussten) Musikgeschmacks, der gleichen Sofakissen (von IKEA) und eines fast identischen Auto-Nummernschildes eine Seelenverwandtschaft ausgemacht hatte – und natürlich nach geraumer Zeit bitter enttäuscht wurde. „Bist du einmal traurig und allein? Gewöhn' dich dran, es wird bald immer so sein. Und suchst du einen Menschen, der dich versteht, der dir gefällt, dann warte nur ab, wie lange er noch zu dir hält“, singt Rösinger dazu den fatalistischen Song „Sinnlos“ aus ihrem Soloalbum Song of L. and hate (bloß nicht aussprechen, das böse Wort). Die Menschen im Saal applaudieren. Denn alles andere als sinnlos erscheint das Dasein ohne festen Partner, wenn Rösinger davon berichtet.
Romantische Zweierbeziehung (RZB)
Neben Geschichten aus dem Alltag und dem persönlichen Umfeld hat sie bei der Arbeit an dem Buch die vorhandene Literatur über Liebe durchforstet. Theorie-Diagramme, die nicht viel Sinn ergeben, was hier aber keinen stört, sie selbst am wenigsten. Singleratgeber, deren Titel so skurril sind, dass ihr alleiniges Vorlesen schon Lacher hervorruft, und deren Ziel es immer wieder ist, das Singledasein schnellstmöglich zu beenden. Die Schicksale von Liebespaaren der Weltgeschichte – vom Adam und Eva über Romeo und Julia bis zu Leonardo DiCaprio und Kate Winslet in Titanic –, die alle tragisch und unglücklich endeten. Am besten scheint die Romantische Zweierbeziehung (abgekürzt: RZB) noch bei Siegfried und Roy zu funktionieren.
Wer wissen wolle, wieso die RZB überhaupt nur eine Erfindung des 18. Jahrhunderts ist, müsse sich allerdings das Buch kaufen, die Erklärung wäre hier in der aufgeheizten Atmosphäre thematisch zu trocken, schließlich handle es sich bei dem zweihundert Seiten starken Werk um ein Sachbuch. „Und das sollte man auch zu Hause mit dem Bleistift in der Hand für Notizen und Randbemerkungen und einer daneben liegenden Enzyklopädie lesen“, fordert Rösinger auf und wirft lieber Fotos von „bored couples“ an die Wand, die in Hotellobbys und Frühstücksräumen sitzen und sich offensichtlich nicht das Geringste zu sagen haben.
Dass Rösinger aber alles andere als ein Feind der Liebe an sich ist, zeigt sich in ihren Liedern, die nur allzuoft von der Liebe an sich handeln. „Ich muss immer an dich denken“ ist so einer. Der Feind, gegen den Rösinger keinen Streifzug, sondern eher einen „Lass mal gut sein“-Ansatz fährt, ist die Pärchendiktatur, die sich in alle Bereiche des Leben einschleicht – von Bausparvertrag, Familienfesten oder Kinobesuchen. Aber sobald man sich dagegen ausspricht, gelte man als „verbittert, neidisch und zu kurzgekommen“. Dass der Vorwurf umgekehrt aber vielmehr bei in langjährigen Beziehungen feststeckenden Paarhälften funktioniert, hat Rösinger keineswegs stichhaltig, sondern einseitig und plakativ, aber überzeugend und unterhaltsam bewiesen. Denn Liebe ist eben nicht so wichtig, wie man denkt. Sondern schlicht überbewertet.
Als nächstes tritt Christiane Rösinger mit ihrer Lese-Show "Liebe wird oft überbewertet" am 25. März in Berlin an der Volksbühne auf.
Kommentare 10
Und dass sich der Unmut über die Pärchendiktatur bei Rösinger auch in den vergangenen knapp zwanzig Jahren nicht geändert hat, ist nicht nur beruhigend, sondern gibt ihren Thesen schon vornherein eine gewisse Seriosität.
Ich muß gestehen, ich habe mit dem Wort "Pärchendiktatur" meine liebe Not. Fangen wir mit dem zweiten Teil an, mit dem ich mich leichter tue, ihn begrifflich zu fassen.
Heißt "Pärchendiktatur", daß Pärchen versuchen, auf Singles einen erheblichen Druck auszuüben, sich ebenfalls in eine Paarbeziehung zu begeben oder heißt es, daß die Gesellschaft als solche und als Ganzes, einen erheblichen Druck auf Menschen ausübt, sich auf eine Paarbeziehung einzulassen?
Die erste Möglichkeit ist offensichtlich Unfug, wer Informationen hat, die meiner Einschätzung widersprechen, der melde sich bitte bei der nächsten Polizeidienststelle oder (sinnvollerweise) bei mir.
Bliebe die zweite Möglichkeit. Es ist noch gar nicht so lange her, daß die Gesellschaft tatsächlich einen erheblichen Druck ausübte, daß Männer und Frauen sich zu einer Paarbeziehung zusammenfinden. In Ermangelung von Tiefkühl- oder Dosen-Fertiggerichten, von Staubsauger etc. war ein Mann mehr oder weniger gezwungen, eine Frau in seinen Haushalt zu nehmen, auf daß sie ihm das Essen bereitete und seinen Haushalt in Ordnung hielt. Und weil Frauen keinen eigenständigen Beruf erlernen oder ausüben konnten ("nicht konnten" im Sinn von "nicht durften"), mußten sie sich zur Sicherung ihrer ökonomischen Existenz an einen Mann binden. Damit keine Mißverständnisse aufkommen: Ich rede hier nicht (ausschließlich) vom 18. Jahrhundert oder früher. Noch in den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts konnte eine Frau nur mit Zustimmung des Ehemanns ein Konto bei einer Bank eröffnen oder einen Beruf ausüben).
Dieser Druck besteht heute nicht mehr. Als berufstätiger Mann komme ich ganz gut damit zurecht, mir das Frühstück oder Abendessen zu bereiten und die Wohnung in Ordnung zu halten (sofern ich das will. Der Mann als solcher ist, nach meiner Erfahrung, eine Sau und kann ganz gut wochenlang mit Staubflöckchen in seiner Wohnung leben.). Als Frau kann ich berufstätig sein und komme ganz gut ohne Mann (der, siehe oben, ohnehin nur schmutzt) in meiner Wohnung aus.
Heißt: Ich sehe die Diktatur nicht so recht. Ich kann heute als Single leben, wenn ich das will. Und die Statistik lehrt uns, daß (als allgemeiner Trend gesehen) immer mehr Menschen, gleich welchen Geschlechts, diese Möglichkeit nutzen. Wer alleine leben will, der kann das, wer sich verpaaren will (mit oder ohne amtlichen Stempel), der kann das tun. Mehr Wahlfreiheit war nie, warum sich also über eine anscheinend eh nur vorgestellte und konstruierte Diktatur aufregen?
Jetzt wird es etwas schwieriger. "Pärchen", was heißt das? Pärchen ist der Diminutiv von "Paar" und das Wort hat, du magst dich drehen und wenden, wie du willst, etwas Geringschätziges an sich. Kein Mensch käme auf die Idee, ein Paar (sei es homo- oder heterosexuell, sei es amtlich verheiratet oder lediglich informell verpaart), das Silberne oder gar Goldene Hochzeit feiert, als "Pärchen" zu bezeichnen. Warum eigentlich? Ist es die simple, abgelaufene Zeit? Oder ist die abgelaufene Zeit vielleicht ein Indiz für die Stabilität der Beziehung? Es komme keiner auf die absolut hirnrissige Idee, ein fünfundzwanzig oder gar fünfzig Jahre dauerndes gemeinsames Leben sei von großer Harmonie und unendlichem Glück geprägt gewesen. Wenn in diesem gemeinsamen Leben Harmonie und Glück überwogen haben, dann ist das ein kostbarer Glücksfall (der vorkommt, das will ich nicht abstreiten). Die Regel sind Krisen und Gefährdungen, die man im Laufe der Zeit überstanden oder doch immerhin so lala ertragen hat.
Wodurch also wird ein Paar zum "Pärchen"? Ist es die pure, (noch) nicht abgelaufene Zeit? Oder will ich mit dieser Wortwahl klarmachen, daß ich die Paarbeziehung von Erwin und Hilde ohnehin und von vorneherein nicht ernstnehme?
Hier spricht keine gerade Verlassene, die in ihrem Groll über den Ex-Freund auf alle sie umgebenden Pärchen schimpft, sondern eine gestandene Frau, die sich eingehend mit der Materie auseinandergesetzt hat, und ganz logisch zu dem Schluss gekommen ist, dass es besser ist, wenn wir alleine leben.
Ja, die Logik, feine Sache das, ich liebe die Logik.
Da hast du das Spiel romantische Zweierbeziehung und plötzlich ist ein Kind da, was so ungewöhnlich nicht ist bei sexuellen Beziehungen zwischen Mann und Frau. Und plötzlich ist das lustige Spiel Zweierbeziehung dreipolig geworden. "Lustig" war das Spiel zuvor deshalb, weil natürlich ein Mann ohne Frau und eine Frau ohne Mann leben kann, das hat ja schon so leidlich funktioniert, ehe man sich kennengelernt hatte. Aber urplötzlich wird durch das Kind die vordem so simple Logik zu einer komplizierten Psycho-logie. Ein Kind will und braucht eine Mutter, und es will und braucht einen Vater. Sakra.
Wäre die Variante Kind eine eher nebensächliche, zufällig halt mal auftretende Variante der Paarbeziehung, dann wäre es in der Tat eine überlegenswerte Sache, über Christiane Rösingers Logik nachzudenken. Da wir aber ohne diese drei- oder mehrpolige Variante der Paarbeziehung ziemlich rasch aus der Evolution geworfen wären, lohnt sich das Nachdenken nicht wirklich.
Zum Beispiel die Geschichte von Petra, dem Trauerschwan. Ein vom Laptop an die Bühnenwand gebeamtes Foto zeigt den schwarzen Schwan, wie er ein großen weißes Tretboot anschmachtet, das in Form eines weißen, eleganten Schwanes daherkommt. Zwei Jahre lang folgte Trauerschwan Petra dem Schwanenboot auf Tritt und Tritt in großer, ungebrochener Zuneigung. „So ähnlich verhält sich eine Frau, die sich in einen besonders verhaltensgestörten Mann verliebt und glaubt, ihn durch Liebe und Hartnäckigkeit heilen zu können“, meint Rösinger
Ach, das ist die alte Erfahrung, daß eine unglückliche, da unmögliche Liebesgeschichte im Grunde viel einfacher ist als eine erwiderte und andauernde Liebe mit allen Konflikten. Wieviel einfacher ist es, ein Leben lang die unbekannte Beatrice auf der Brücke anzuseufzen als sich mit der realen Frau, mit der man als realer Dante Tisch und Bett teilt, auseinanderzusetzen.
Dass Rösinger aber alles andere als ein Feind der Liebe an sich ist, zeigt sich in ihren Liedern, die nur allzuoft von der Liebe an sich handeln. „Ich muss immer an dich denken“ ist so einer.
Womöglich bin ich nur ein bißchen einfältig, aber der Satz "Ich muß immer an dich denken" erscheint mir bei einer Frau, die offensichtlich häufig wechselnde Partnerschaften bevorzugt, ein bisserl albrig. Eigentlich müßte es ja heißen "Also, hömma, momentan muß ich ziemlich oft an dich denken. Aber scheiß drauf, mach dir nix draus, in ein paar Monaten denke ich sowieso schon wieder an einen anderen".
Ciao
Wolfram
Oops, da habe ich mich aber erschrocken, als ich die Überschrift las. Ich dachte, Ihr schreibt endlich mal was Analytisches zu Nicaragua.
Eigentlich hat der Wolfram schon alles gesagt, danke. Zu erwähnen wäre noch, das sich ja heutzutage alles verkauft, sogar ein Schmarren.
Meine Theorie in Sachen Liebe ist schon ein bisschen weiter. Immer mehr kommen auf den Hund.
Wäre die Autorin des o. a. Buches nicht in der Lage, dies ein wenig als Folge der "Pärchendikdatur" ausführlichst zu beschreiben?
Ist der Hund nicht der bessere Mensch?
Buchpreis, ich hör dir kommen.
Unter Pärchendiktatur kann man verstehen, dass Spieleabende grundsätzlich mit Pärchen veranstaltet werden und eventuell überzählige Singles zu Pärchen zusammengetrieben werden. Das Gleiche gilt für Hochzeiten und fürs Weggehen. Eine alleinstehende Frau auf einer Hochzeit möge sich bitte paaranbahnend verhalten, ob sie einen Partner will oder nicht, aber nicht bei Pärchen sitzen, von denen man keine Individualgespräche mit Nicht-Pärchen-Teilen erwarten kann. Bei der Kneipentour mit Pärchen wird der Single von allein verzichten mitzugehen, denn auch Paare, die seit Monaten keinen Sex haben, werden sich in der Öffentlichkeit grundsätzlich nebeneinander setzen, knutschend und leise miteinander redend und der Welt mit der Verdopplung ihrer demokratischen Legitimität eine Interessengruppe präsentieren. Dass ein Paar als zwei Individuen auftritt scheint rückläufig. Man gluckt und rottet sich zusammen als Wall gegen die böse Außenwelt, wobei ein Single es genau so empfindet wie es gemeint ist: die böse Außenwelt ist er ^^
@Grundgütiger
Eigentlich hat der Wolfram schon alles gesagt, danke. Zu erwähnen wäre noch, das sich ja heutzutage alles verkauft, sogar ein Schmarren.
Ich glaube, das ist kein neuartiges Phänomen von heute. Es war wohl schon immer so, daß man mit Merkwürdigkeiten in die Zeitung kam, Zeitungen lieben Merkwürdigkeiten.
Meine Theorie in Sachen Liebe ist schon ein bisschen weiter. Immer mehr kommen auf den Hund.
Wäre die Autorin des o. a. Buches nicht in der Lage, dies ein wenig als Folge der "Pärchendikdatur" ausführlichst zu beschreiben?
Vielleicht hat sie es ja in ihrem Buch getan.
Wenn man so Diskussionen über Frauen und Männer und andere Geschlechter verfolgt, bekommt man ohnehin eher den Eindruck, daß das Singletum ganz erhebliches (Nicht )Beziehungselend verursacht. Partnervermittlungsagenturen (heute bevorzugt übers Internet) scheinen zu boomen, sie verlangen satte Honorare, die, so hört man, bereitwillig gezahlt werden. Unglücklich sein kann man, das lernen wir daraus, mit und ohne Partner.
Ist der Hund nicht der bessere Mensch?
Das sowieso.
Ciao
Wolfram
@Zeitwechslerin
Unter Pärchendiktatur kann man verstehen, dass Spieleabende grundsätzlich mit Pärchen veranstaltet werden und eventuell überzählige Singles zu Pärchen zusammengetrieben werden. Das Gleiche gilt für Hochzeiten und fürs Weggehen. Eine alleinstehende Frau auf einer Hochzeit möge sich bitte paaranbahnend verhalten, ob sie einen Partner will oder nicht, aber nicht bei Pärchen sitzen, von denen man keine Individualgespräche mit Nicht-Pärchen-Teilen erwarten kann.
Also zunächst mal stelle ich erfreut fest, daß so altmodisch-analoge Dinge wie Spieleabende unter Freunden immer noch veranstaltet werden, und zwar so häufig, daß man sogar grundsätzliche Trends ausmachen kann.
Andererseits wundert mich die dargelegte Zwangslage von Singles, die geschilderten Situationen decken sich nicht mit meiner Erfahrung. Bei Anlässen, wie den oben aufgeführten, habe ich mich niemals ausgeschlossen gefühlt (falls doch, dann aus anderen Gründen). Ich habe mir ganz nach Gusto Pärchenteile (weiblich oder männlich) geschnappt und mit ihnen Einzeldiskussionen geführt. Auch habe ich nie bemerkt, man hätte von mir erwartet, mich paaranbahnend zu verhalten. Ich habe es eher erlebt, daß sich im Laufe eines Beisammenseins Frauen- und Männergruppen gebildet haben, daß also eher geschlechtshomogen geschnattert wurde.
Das kann logischerweise nicht daran gelegen haben, daß ich ein Mann bin, du und Christiane Rösinger dagegen Frauen. Denn Paaranbahnung kann natürlich nur funktionieren, wenn man beide Teile dazu animiert.
Dass ein Paar als zwei Individuen auftritt scheint rückläufig. Man gluckt und rottet sich zusammen als Wall gegen die böse Außenwelt, wobei ein Single es genau so empfindet wie es gemeint ist: die böse Außenwelt ist er ^^
Nun, wenn es denn wirklich so ist, so hieße das doch, daß Paare einerseits und Singles andererseits einander nicht sonderlich mögen. Was dazu führt, daß man sich aus dem Weg geht. Was wiederum keine schlechte Sache sein kann, da man sich ja, wie gesagt, gegenseitig nicht sonderlich mag.
Statistiker stellen einen immer noch anhaltenden Trend zu Singlehaushalten fest, da müßte es doch mit dem Teufel zugehen, wenn sich nicht ausreichend andere Singles fänden, mit denen man sich treffen könnte, ganz ohne jede böse Paaranbahnungsabsicht. Paarungsanbahnung (was ganz was anderes ist) wäre dabei natürlich möglich.
Ciao
Wolfram
Jaja, und aus werbestrategischen Gründen liest sie vor einem Knut Poster. Denn der Berliner hat gelernt, alles mit Knut verkauft sich gut !
@brefcourte
Jaja, und aus werbestrategischen Gründen liest sie vor einem Knut Poster. Denn der Berliner hat gelernt, alles mit Knut verkauft sich gut !
Naja, immerhin war Knut selig kein Macho.
Ciao
Wolfram
Ich würde Rösingers Thesen nicht so vollkommen von der Hand weisen, auch wenn ihre Perspektive selbstverständlich eine sehr Einseitige ist. Sprich: sie sieht nur die negative Seite der Medaille.
Aber wenn man das Wort "Diktatur" nicht so vollkommen wortwörtlich nimmt ;-)) - was auch nicht so gemeint ist, glaube ich :-)))) - dann muss man schon zugeben, dass auf alle Fälle ein gewisser Sozialer Druck zur Paarbildung vorherrscht. Schon als Jugendliche stand man/frau besser da, wenn man eine/n FreundIn prästentieren konnte. (Wie das heute unter Jugendlichen ist, weiß ich nicht) Aber in meinem Altersumfeld zwischen 30 ind 40 ist es ganz sicher so, dass diejenigen, die lange ohne feste Beziehung sind, irgendwie argwöhnisch betrachtet werden. Man geht davon aus, dass mit dem/der "da irgendwas nicht ganz stimmt". Wenn man sozusagen keine (längere) Beziehung hinkriegt, dann muss es einen Haken geben.
Und es wird eben auch davon ausgegangen, dass sich JEDER eine Partnerschaft wünscht UND dass es einm eben "alleine" ohne Partnerschaft nicht so wirklich gut gehen kann.
Natürlich sprechen da Dinge dafür, wie zB die besondere Intimität, körperliche Nähe und Sex usw, das doch "schwieriger zu ergattern ist", wenn man Single ist.
Aber mein Eindruck ist auch, dass die Ansichten darüber zu eindimensional sind: Mit Partnerschaft geht´s einem gut, mit dem Single-Dasein auf Dauer schlecht. Das Leben ohne Partner wird allenfalls als kurzfristige Übergangsform noch positiv gesehen. Und es wird tatsächlich übersehen, dass es viele Paare gibt, denen es jahrelang nicht gut geht miteinander.
Und wenn man keinen/oder keine abgekriegt hat, dann hat man da irgendwie versagt.
Und es ist ja auch alles (zb Freizeitangebote) auf das Paarleben ausgerichtet. Alleine wenn man auf Urlaub fährt, sind die Standard-Angebote für Paare. Als Single-Urlauber kommt es einem ungleich teurer usw.
Wie eingangs bereits erwähnt: Was Rösinger natürlich tut, ist die positiven Aspekte einer Partnerschaft auszublenden. Die es ja zum Glück auch gibt. Das was es einem geben kann und was man sich selbst eben nicht geben kann und auch nicht in Freundschaften findet. Man hat bei ihr den Eindruck, Partnerschaften würden zwangsläufig über Kurz oder Lang unglückliche Menschen hervor bringen. Und das ist ja wohl auch nicht wahr. :-P
Ich denke nur, dass der Aspekt, den sie anprangert, durchaus mal zu überdenken ist. Eben: Zweierbeziehung ist das Gute, das Normale. Ohne Partner längerfristig ist man verdächtig und es kann einem ja gar nicht gut gehen. Mit einer Zweierbeziehung, in der man nicht wirklich glücklich ist, wirkt man immer noch mehr "in Ordnung" als ohne Partner.
Selbst in der Stadt. Von ländlichen Gefielden ganz zu schweigen. Da ist man dann auch schon verdächtig, wenn man keine Kinder hat.
Ich will damit nur sagen: Als gleichwertig werden die beiden Lebensformen ganz sicher nicht angesehen. Und das kann sowohl nerven wie auch belasten.
LG
Sa
Ich würde Rösingers Thesen nicht so vollkommen von der Hand weisen, auch wenn ihre Perspektive selbstverständlich eine sehr Einseitige ist. Sprich: sie sieht nur die negative Seite der Medaille.
Aber wenn man das Wort "Diktatur" nicht so vollkommen wortwörtlich nimmt ;-)) - was auch nicht so gemeint ist, glaube ich :-)))) - dann muss man schon zugeben, dass auf alle Fälle ein gewisser Sozialer Druck zur Paarbildung vorherrscht. Schon als Jugendliche stand man/frau besser da, wenn man eine/n FreundIn prästentieren konnte. (Wie das heute unter Jugendlichen ist, weiß ich nicht) Aber in meinem Altersumfeld zwischen 30 ind 40 ist es ganz sicher so, dass diejenigen, die lange ohne feste Beziehung sind, irgendwie argwöhnisch betrachtet werden. Man geht davon aus, dass mit dem/der "da irgendwas nicht ganz stimmt". Wenn man sozusagen keine (längere) Beziehung hinkriegt, dann muss es einen Haken geben.
Und es wird eben auch davon ausgegangen, dass sich JEDER eine Partnerschaft wünscht UND dass es einm eben "alleine" ohne Partnerschaft nicht so wirklich gut gehen kann.
Natürlich sprechen da Dinge dafür, wie zB die besondere Intimität, körperliche Nähe und Sex usw, das doch "schwieriger zu ergattern ist", wenn man Single ist.
Aber mein Eindruck ist auch, dass die Ansichten darüber zu eindimensional sind: Mit Partnerschaft geht´s einem gut, mit dem Single-Dasein auf Dauer schlecht. Das Leben ohne Partner wird allenfalls als kurzfristige Übergangsform noch positiv gesehen. Und es wird tatsächlich übersehen, dass es viele Paare gibt, denen es jahrelang nicht gut geht miteinander.
Und wenn man keinen/oder keine abgekriegt hat, dann hat man da irgendwie versagt.
Und es ist ja auch alles (zb Freizeitangebote) auf das Paarleben ausgerichtet. Alleine wenn man auf Urlaub fährt, sind die Standard-Angebote für Paare. Als Single-Urlauber kommt es einem ungleich teurer usw.
Wie eingangs bereits erwähnt: Was Rösinger natürlich tut, ist die positiven Aspekte einer Partnerschaft auszublenden. Die es ja zum Glück auch gibt. Das was es einem geben kann und was man sich selbst eben nicht geben kann und auch nicht in Freundschaften findet. Man hat bei ihr den Eindruck, Partnerschaften würden zwangsläufig über Kurz oder Lang unglückliche Menschen hervor bringen. Und das ist ja wohl auch nicht wahr. :-P
Ich denke nur, dass der Aspekt, den sie anprangert, durchaus mal zu überdenken ist. Eben: Zweierbeziehung ist das Gute, das Normale. Ohne Partner längerfristig ist man verdächtig und es kann einem ja gar nicht gut gehen. Mit einer Zweierbeziehung, in der man nicht wirklich glücklich ist, wirkt man immer noch mehr "in Ordnung" als ohne Partner.
Selbst in der Stadt. Von ländlichen Gefielden ganz zu schweigen. Da ist man dann auch schon verdächtig, wenn man keine Kinder hat.
Ich will damit nur sagen: Als gleichwertig werden die beiden Lebensformen ganz sicher nicht angesehen. Und das kann sowohl nerven wie auch belasten.
LG
Sa