Sünd’ und Form

Einstellungslänge Dietrich Brüggemann zwingt in „Kreuzweg“ die religiöse Geschichte in eine feste Erzählweise, Mira Fornay zeigt sich mit „My Dog Killer“ dagegen beweglicher
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 12/2014

Wie entsteht eigentlich große Kunst? Es ginge natürlich auch ein paar Nummern kleiner zum Einstieg, aber immerhin geht es um Kreuzweg, und damit um einen Film, dem der Kunstwille aus jeder seiner 14 Einstellungen quillt. Für ihre Geschichte von der zerstörerischen Kraft des religiösen Fundamentalismus erhielten Anna und Dietrich Brüggemann auf der Berlinale im Februar den Silbernen Bären für das Beste Drehbuch. Eine mögliche Antwort auf die Eingangsfrage könnte also lauten: Kunst entsteht, wo sich ein Inhalt eine Form sucht. Formbewusst, das ist Regisseur Brüggemann auf jeden Fall.

Der Kreuzweg ist eine Andachtsübung, die üblicherweise aus 14 Stationen besteht, deshalb also 14 Einstellungen. Diese Ästhetik soll in ihrer r