Evakuierung afghanischer Ortskräfte: Ein Jahr später dauert das Fiasko an

Taliban Deutschland versprach ihnen Sicherheit, dann scheiterte 2021 die Evakuierung. Ein Jahr später warten tausende Ortskräfte noch immer darauf, dass die Bundesregierung ihr Versprechen einlöst
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 33/2022
Geflüchtete aus Kabul werden von der Bundeswehr über Taschkent ausgeflogen (22.08.2021)
Geflüchtete aus Kabul werden von der Bundeswehr über Taschkent ausgeflogen (22.08.2021)

Foto: Bundeswehr/Getty Images

Als Saboor eines Abends aus dem Feldlager nach Hause kommt, klingelt sein Handy. Der Mann am anderen Ende der Leitung stellt sich als Taliban-Anführer vor. Er beschuldigt Saboor, mit seiner Arbeit für die Ungläubigen das eigene Land zu verraten, und droht, ihm oder seiner Familie etwas anzutun. Saboor stellt den Anruf auf Lautsprecher und zeichnet ihn mit einem zweiten Handy auf.

Die Ungläubigen, das sind die deutschen Streitkräfte. Viereinhalb Jahre hat Saboor, der eigentlich anders heißt, zwischen deutschen Offizieren und lokaler Bevölkerung vermittelt. Wann immer eine Afghanin oder ein Afghane im Lager arbeiten wollte, saß er mit am Tisch und übersetzte für die deutschen Soldaten. Fast täglich sprach er mit Tischlern, Reinigungskr