Test the West I

Budapest Wie eine Stadt auf dem Weg vom Gulasch-Kommunismus in die EU-Marktwirtschaft ihr Flair verliert
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Als der Zug abends in die Halle des Budapester Ostbahnhofs rollt, stehen alte Frauen am Bahnsteig. Sie halten den wenigen Ankommenden große Pappschilder entgegen. Auf denen steht in Druckbuchstaben: "Zimmer frei". Aber die Zeiten haben sich geändert, und das Interesse der Reisenden tendiert gegen Null. Wer vor 30 Jahren als DDR-Mensch nach Ungarn gereist wäre, hätte sich über ein solches Angebot gefreut, denn seine armseligen Devisen reichten für kein Hotel, nicht einmal für das schäbigste. Ich gehe vom Keleti palyaudvar, wie Ostbahnhof auf Ungarisch heißt, zu meinem Hotel, das ich bereits in Berlin für einen moderaten Preis gebucht habe. Vor der gelben Halle erstreckt sich ein weiter, abgesenkter Platz, über den man autofrei die Metro