Theokratie und Praxis

Iran Der Staat kann mit dem Aufruhr seiner Bürger umgehen, die Not eines urbanen Prekariats aber nicht wirklich mindern
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 01/2018

In Kermanschah, einer Stadt im Nordwesten, erinnern die Proteste an Szenen klassischer Revolten: Junge Männer in schäbiger Kleidung rufen Slogans und bewerfen Polizisten mit Steinen, während sie von einem Wasserwerfer in Schach gehalten werden. Die Menge scheint nicht übermäßig groß, aber ihr Trotz wirkt bedrohlich. Was hat die Leute derart in Wut versetzt? Je nachdem, welche Medien man verfolgt, wollen die Demonstranten alles – von niedrigeren Preisen bis zur völligen Entmachtung schiitischer Kleriker, von billigen Wohnungen bis zum Sozialismus. Was kann daraus folgen? Vom lokalen Aufruhr bis zum Tahrir-Platz, dem Symbol für den Aufstand in Ägypten Anfang 2011, auch alles.

In der Islamischen Republik wird Dissens nicht so selten ö