Thomas Bernhard antwortet

Alltagslektüre Mikael Krogerus taucht ab in André Müllers Schriftsteller-Interviewsammlung "…über die Fragen hinaus" und ist danach verwirrter als nach mehreren Folgen "24" am Stück

Was habe ich gelesen? ... über die Fragen hinaus. Gespräche mit Schriftstellern" target="_blank">„... über die Fragen hinaus. Gespräche mit Schriftstellern“ von André Müller

Seitenzahl: 296

Amazon-Verkaufsrang: 434.353

Warum habe ich es gelesen?

Ich war schon fast durch mit Fabio Stassis „Die letzte Partie: La rivincita di Capablancahttp://www.assoc-amazon.de/e/ir?t=wwwfreitagde-21=as2=3=3036955356Die letzte Partie“, als mir meine Ex-Chefin dieses Buch schenkte. Ich hatte ihr gegenüber mal geäußert, dass ich den Autor sehr schätze. Das hat man jetzt davon.

Worum geht es?

André Müller gilt als Deutschlands bekanntester Interviewer bekannter Schriftsteller. Er hat selbst Autoren zum Reden gebracht, die mit dem Satz berühmt wurden: Ich sage nichts. In dem Büchlein sammelt er seine besten Interviews der letzten 30 Jahre. Das Besondere an Müller ist, dass er vermutlich sehr viel über die Werke der Autoren weiß, aber nach wichtigeren Dingen fragt. Tod und Liebe und Ohnmacht zum Beispiel, oder Sexualität und Depression und nach anderen lustigen Dingen. Müller sagt von sich selbst, ihm sei "nichts peinlich", und das stimmt offensichtlich und ist ganz sicher die beneidenswerteste Eigenschaft überhaupt im Leben.

Was bleibt hängen?

Die besten Gespräche waren jene mit Wolf Wondratschek, mit Elfriede Jelinek und mit Thomas Bernhard. Die dümmsten Antworten gaben Friedrich Dürrenmatt und Elias Canetti, das langweiligste Gespräch war das mit Peter Handke. Heiner Müller erzählte einen guten Witz, ansonsten wirkten alle Schriftsteller schrecklich humorlos. Die schönste Antwort kam vom sozialen Sonderling Thomas Bernhard: „Wahrscheinlich gibt es gar keine wirkliche Trennung. In jedem sind ja alle Menschen vorhanden, mit denen er einmal zusammen war in seinem Leben. Als Resultat all dieser Menschen sitzen wir da.“

Wie liest es sich?

Sehr gut. André Müller bringt nicht nur die Schreiber zum Sprechen, er bringt auch den Leser zum Lesen. Nach der Lektüre fühlt man sich aber ähnlich verwirrt wie nach dem Konsum einer kompletten Staffel "24".

Das beste Zitat:

Ist ein Kommentar der Frau, die mir das Buch schenkte:
"Ich hab den Fehler gemacht, im Müller-Buch alle Interviews hintereinander zu lesen, und dabei sind mir alle Schriftsteller durcheinander geraten. Sie sind aber auch alle verwechselbar dumm! Ich glaube bald, Gutschreiben und Gutsprechen schließen sich aus.“

Wer sollte es lesen?

Alle, die sich von der Illusion trennen möchten, große Schriftsteller seien auch große Menschen.

Was lese ich als nächstes?

Jetzt dann aber wirklich: Fabio Stassi, „Die letzte Partie: La rivincita di Capablanca">Die letzte Partie“.

Die Alltagslektüre: In seiner Kolumne unterzieht Freitag-Autor Mikael Krogerus jede Woche ein Buch seinem persönlichen Literatur-Check. Zuletzt: Hans Fallada, , Stephenie Meyer, , Rob Parsons, , Tod Wodicka, und Tom Vanderbilt "Sachlicher Bericht über das Glück, ein Morphinist zu sein""Bis(s) zum Morgengrauen""Der 60-Minuten-Vater" "Der amerikanische Ritter""Auto - Warum wir fahren, wie wir fahren und was das über uns sagt"

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