Seehofers Risiko

Parteipolitik Der CSU-Vorsitzende will nun doch nicht gehen. Doch sein Schicksal hängt auch am Abschneiden der Union bei der Bundestagswahl
Ausgabe 17/2017
Wird man so schnell nicht los
Wird man so schnell nicht los

Foto: Thomas Kienzle/AFP/Getty Images

Für den ersten CDU-Minister ist das Bundestagswahlkampfjahr bereits gelaufen. Thomas de Maizière wird sein Amt verlieren. Die CSU hat den über Bayern hinaus als erfolgreich bekannten Innenminister Joachim Herrmann zu ihrem Spitzenkandidaten für Berlin bestimmt. Das heißt nichts anderes, als dass er im Erfolgsfall für die Union Bundesinnenminister wird. Wo de Maizière dann bleibt, ist der CSU egal. Wenn Angela Merkel und die Union verlieren, muss er ohnehin gehen. Hat da jemand jemanden gefragt? Wohl kaum.

Der CSU-Vorsitzende Horst Seehofer will nun doch nicht gehen. Er hat immerhin seine Frau gefragt. Beide haben, berichtet der bayerische Ministerpräsident, lange darüber diskutiert. Seine Frau habe verloren, aber nur im Verhältnis 49 zu 51. Den zurückgetretenen Papst Benedikt, den er soeben zum 90. Geburtstag in Rom besuchte, hat er nicht gefragt. Aus Angst vor der Antwort.

In München hat Seehofer keine Angst. Schon gar nicht vor Markus Söder, seinem Finanzminister, der unbedingt sein Nachfolger werden will und den Seehofer unbedingt verhindern will. Darum vor allem, so darf gemutmaßt werden, hat der CSU-Vorsitzende und Ministerpräsident jetzt seinen Rücktritt vom angekündigten Rücktritt erklärt. Diese Ankündigung 2013, sagt er, sei ein Fehler gewesen. Er mache Fehler immer nur einmal und deshalb nenne er jetzt kein Datum, zu dem er aufhöre. Gleichwohl gibt es einen Hinweis. Der 68-Jährige bekannte, sich gründlich von Ärzten untersucht haben zu lassen. Die hätten ihr Okay gegeben. Das erinnert an den 73-Jährigen Adenauer, der vor seiner Wahl zum Kanzler Parteifreunden eröffnete, sein Arzt – damals hatte man nur einen – habe ihm versichert, zwei oder drei Jahre könne er das Amt ausüben.

Seehofers Risiko liegt im Abschneiden der Union im Ganzen. Aber nicht nur in dem der in Bayern gern abschätzig beurteilten CDU. Wenn die Union verliert – und die CSU hat dazu mit einem Ergebnis beigetragen, das selbst Freunde dieser Partei als mau bezeichnen dürften, also deutlich unter der absoluten Mehrheit in Bayern –, dann dürften Seehofers Tage in beiden Führungsämtern gezählt sein. Zwar leidet man erfahrungsgemäß nicht in München, wenn der Bund von Sozialdemokraten regiert wird, denn die müssen dann Entscheidungen treffen, mit denen die SPD in Bayern punkten kann. Aber 2018 sind in Bayern Landtagswahlen und dann geht es für die CSU wieder um die absolute Mehrheit. Mit einem Seehofer, der die bei der Bundestagswahl verloren hat, wird die Partei nicht zufrieden sein.

Der Autor und Journalist Jürgen Busche schreibt in seiner Kolumne Unter der Woche regelmäßig über Politik und Gesellschaft

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