Transitstation Palais Lobkowicz

1989 Im Herbst 1989 wird die Prager Botschaft zum ­Zufluchtsort tausender DDR-Bürger, die über den Zaun aufs Gelände drängen und ihre Ausreise in den Westen erzwingen wollen
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Als der damalige Außenminister Genscher am 30. September 1989 auf dem Balkon seiner Botschaft steht, um Tausenden im Garten unter ihm zu erklären, sie dürften die DDR verlassen, liegen sich zwei Männer in den Armen. Der eine heißt Hans-Joachim Weber und ist Mitarbeiter der diplomatischen Mission, beim anderen handelt es sich um Christian Bürger, den die Flüchtlinge vor Wochen schon zu ihrem Sprecher gewählt haben. „Ich habe geweint wie ein kleines Kind“, erinnert sich der heute 53-Jährige.

Fast neun Wochen verbringt Bürger auf dem Botschaftsgelände, nachdem er seine Heimatstadt Karl-Marx-Stadt Ende Juli 1989 in der Erwartung verlassen hat, sie lange Zeit nicht wiederzusehen. 1985 plant er erstmals die Flucht aus der DDR, doc