Tropisches Exil

Judenverfolgung Kuba rettete viele Juden vor dem Holocaust. Ihre Traditionen aber hat der Kommunismus ausgehöhlt. Ruth Behar kämpft um das Erbe
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 34/2017
Reste jüdischen Lebens: In Havana gibt es den letzten koscheren Metzger Kubas
Reste jüdischen Lebens: In Havana gibt es den letzten koscheren Metzger Kubas

Foto: Sven Creutzmann/Nambo Photo/Getty Images

Die Beth-Shalom-Synagoge, die größte der drei Synagogen in Havanna, ist an diesem Sabbat nur sehr spärlich gefüllt. An Feiertagen wie Jom Kippur oder Chanukka kommen auch schon mal 500 Gläubige, darunter viele US-amerikanische Juden. Gerade aber ist Tourismus-Nebensaison auf Kuba und die Sonne brennt unerbärmlich. Ruth Behar ist trotzdem gekommen. „Ich fühle eine Verantwortung teilzunehmen. Es gibt nur wenige Juden in Havanna. Wenn sie nicht praktizieren, gehen die Traditionen verloren“, sagt sie. Die Anthropologin und Buchautorin entstammt selbst dieser Gemeinde. Sie wurde in Havanna als Spross einer jüdischen Familie geboren, wuchs in New York auf und lebt heute in Ann Arbor, wo sie an der University of Michigan Anthropologie lehrt.