Tupi or not tupi

Literatur und Hybridisierung Plädoyer für eine Zukunft ohne Wurzeln
Exklusiv für Abonnent:innen

Wie sehr das abendländische Denken von der Besessenheit mit Wurzeln geprägt ist, haben die französischen Philosophen Gilles Deleuze und Félix Guattari in Tausend Plateaus (1997) überzeugend zeigen können. Als Alternative bieten sie ein »nomadisches« Denken an, wobei passive Wurzeln durch aktive Wurzelstöcke ersetzt werden. Eine der interessantesten Regionen in dieser Hinsicht ist sicherlich der karibische Raum. Während es Aimé Césaire im Rahmen der Négritude-Bewegung eigentlich noch darum ging, das Recht auf eigene Wurzeln zu fordern, betrachtet heute der ebenfalls auf der Insel Martinique geborene Édouard Glissant die Nicht-Existenz von Wurzeln geradezu als Befreiung. Wenn schon Wurzeln, dann tropische Luftwurzeln, die