Das muss wohl 1941 gewesen sein, kurz vor oder kurz nach unserem zweiten Feldzug gegen die Serben. Ich war sechs Jahre alt, in Schweinfurt, auf dem Kasernengelände, gab es den "Tag der Wehrmacht" und ich durfte dabei sein. Richtige Soldaten hoben mich auf einen echten Panzer. Ich klammerte mich um das Geschützrohr und stellte mir vor, wie schön es sein müsste, damit auf den Feind zu schießen und ihn für immer zu vernichten.
Es dauerte 61 Jahre, bis ich so etwas Schönes wieder erleben durfte. Heute heißt das nicht mehr "Tag der Wehrmacht", sondern "Rudis Streichelzoo". So jedenfalls nennt Hauptmann Olaf Leidreiter die Wanderausstellung "Unser Heer", die direkt an der Elbe gegenüber den Landungsbrücken in Hamburg Station gemacht hat. Streichelzoo wegen der netten Tiernamen auf die die zehn verschiedenen Panzer hören: Leopard, Panther, Fuchs.
Doch bevor die Kinder diesmal auf die Panzer steigen und sie streicheln dürfen, gibt es eine Vorführung. Wie bei einer schicken Modenschau führt ein Offizier die Tierchen vor: "Ein tragendes Element zur wirksamen Verteidigung", sagt er, "ist der Kampfpanzer 2 A6. Der Leopard befindet sich gegenwärtig zum Einsatz im ehemaligen Jugoslawien." So dröhnt es aus dem Lautsprecher. Ja, zur Verteidigung im ehemaligen Jugoslawien, das uns bekanntlich wieder einmal angegriffen hatte und deshalb - schon vor seinem staatsrechtlichen Ende für die Bundeswehr von der Landkarte gewischt ist. Mit dem Leopard verfügt die Bundeswehr über einen der "modernsten Kampfpanzer der Welt". Und mit ebenfalls "modernster Zieleinrichtung und Hochleistungsmunition wird auf eine Kampfentfernung von 3.500 Metern eine hohe Treffgenauigkeit erreicht".
"Achten Sie bitte", ermuntert der Offizier, "auf die Bordkanone - sie bleibt ständig auf das einmal anvisierte Ziel fixiert." Wirklich schade, dass es diesen Fortschritt der Waffentechnik nicht schon 1914 gab. Damals einmal eingestellt, hätte man 1941 und 1999 auf genau dasselbe, einmal anvisierte Ziel schießen können. Aber im Großen und Ganzen schafften unsere Jungs es auch ohne das sehr gut.
"Meine sehr geehrten Damen und Herren", der uniformierte Conférencier ist schon weiter, "wir stellen Ihnen die Panzerhaubitze 2000 vor, das erweiterte Aufgabenspektrum der Bundeswehr erfordert eine höhere Überlebensfähigkeit auch der Rohrartillerie durch verbesserten Schutz und erhöhte Feuerkraft, auch unter erschwerten Bedingungen."
Ja, Bethlehem, unser Kanzler hat es ja gerade ins Gespräch gebracht, damit die Israelis endlich Ruhe geben.
Bunte Prospekte vom "Arbeitgeber Bundeswehr" werben für "Neue Laufbahnen, neue Perspektiven". Perspektiven?
Ach ja, die nicht zu vergessen. Für die Kinder, die nach der Vorführung auf die Panzer klettern, gab es Fähnchen des Reservistenverbandes der Deutschen Bundeswehr. Sie trugen in großen Buchstaben die Aufschrift: "Let`s go ..." Drei Pünktchen dahinter. Normalerweise bedeuten drei Pünktchen, dass das Ziel offen ist. Hier aber ist es ebenso eindeutig wie weiträumig. Die drei Punkte marschieren über einen Globus. Über die ganze Welt. So ähnlich habe ich es damals schon gesungen.
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