Kirch gegen Windmühlen und bayerische Banken, hier und da gegen Springers Witwe. Im Finale klar verloren gegen Murdochs und Berlusconis Achse des Bösen. Kirchs soap opera rührt seit Wochen alle treudeutsch fremdelnden Patrioten. Kommt die Tagesschau bald aus Rom, stehen Italo-Firmen wie Barilla zum Ausweiden des maroden deutschen Standorts bald gehäuft vor der Tür? Zieht man für Biolek demnächst die Kreditkarte durch den Decoder? Alles scheint möglich.
Während Deutschlands Medien und Politik in Richtung Abgrund taumeln, ging der vielleicht letzte Versuch, sich einem Pay-Staats-TV fremder Leitkulturen entgegenzustemmen, unlängst fast unter. Lange waren wir ratlos, warum es Stefan Effenberg mehrere Male nicht gelang, bei Fußballclubs auf der Murdoch-Insel Britannia auch nur ein Bein auf die Erde zu kriegen. Nun ist es klar. Mit seiner im Playboy erhobenen Forderung, vier Millionen Arbeitslosen die Stütze auf ein Minimum zu streichen und damit Arbeitsplätze im Überfluss zu schaffen, steckt Effe nicht nur gewohnt sachlich den gestreckten Finger in die klaffende deutsche Standortwunde, er legte auch die Konturen einer abendländischen Rettungskoalition aus Politik und Medien offen. Hugh Hefners Bunny-Häschen im Bunde mit Edmund Stoiber, dessen Botschaften durch ausgesuchtes Personal nun volksnah über ein Medium kommen, das dem Griff des eiskalten Rupert bisher widerstand. Dass hier mehr als eine Notstandsgemeinschaft entsteht, ist unstrittig. Der Kanzlerkandidat ist nicht mehr darauf angewiesen, Christiansens raschelndes Knie mit seinen Botschaften übertönen zu müssen. In Ehren verblondete Stars wie Effe könnten bald in den Rang ministerialer Sherpas aufsteigen. Wer hätte gedacht, dass ein Nachfolger für den glücklosen Riester so schnell gefunden ist. Hugh Hefner schließlich erobert durch eine zügige Profilierung des Playboy zur sozialpolitischen Fachzeitschrift bisher eher sperrige Behörden und wird zur Pflichtlektüre der geistigen Standortelite. - Es sei nicht unerwähnt, dass diese Entwicklung auch für den Freitag neue Fragen aufwirft. Seit wenigen Tagen erst versucht eine interne Arbeitsgruppe, der scheinbar unabänderlichen Cohabitation von Politik und Sex mit alternativen, politisch selbstverständlich korrekten Ideen entgegenzutreten. Es kursiert der Vorschlag, ab Herbst die dritte Seite mit freizügigen Photos männlicher Redaktionsmitglieder aufzulockern, vorzugsweise bei Ausübung ritueller Sportaktivitäten am Wochenende. Notfalls unter Einbeziehung von Gastautoren.
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