Um 21.49 Uhr war Gary Graham tot

Der Henker lässt die Kinder ziehen Das Oberste Gericht der Vereinigten Staaten verbietet die Hinrichtung von Jugendlichen - eine generelle Ächtung der Todesstrafe ist kaum in Sicht
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Der 22. Juni 2000: Gary Graham kämpft bis zum Schluss. Als er blutend in den Hinrichtungsraum gezerrt wird, hatte man ihm bereits einige Rippen gebrochen. Es folgt eine gruselig-brutale Hinrichtungsszene, ein paar Demonstranten prügeln sich vor dem Gefängnis in Huntsville mit der Polizei, und George W. Bush, damals noch Gouverneur von Texas, spricht von vollzogener Gerechtigkeit und davon, dass Gott die Opfer, ihre Familien und Gary Graham schützen werde.

Ich arbeitete zu dieser Zeit bei der Nationalen Koalition zur Abschaffung der Todesstrafe (NCADP) in Washington, D.C., in deren Büro am Abend der Hinrichtung viele ehemalige Mitarbeiter vorbeikamen. Wir hatten in den Wochen zuvor versucht, mit Hilfe einer breit angelegten Kampagne die Exekution zu verhindern und