UMFRAGEMONARCHIE DEUTSCHLAND

Wahlen 85 Prozent aller Deutschen glauben, dass 65,43 Prozent aller Deutschen der Ansicht sein könnten, dass höchstens 2,056 Prozent aller Deutschen dazu ...

85 Prozent aller Deutschen glauben, dass 65,43 Prozent aller Deutschen der Ansicht sein könnten, dass höchstens 2,056 Prozent aller Deutschen dazu neigen anzunehmen, dass das tatsächlich so ist. Daraus folgt, dass knapp 98 Prozent aller Befragten sich ziemlich verarscht vorkommen. Und davon wiederum knapp über 100 Prozent völlig zu Recht.

Wie eine nagelneue Umfrage ergab, bilden 95 Prozent aller Deutschen sich ihre eigene Meinung nach den veröffentlichten Umfragen. Und zwar dadurch, dass sie sich jeweils der Mehrheitsmeinung einer Umfrage anschließen. Bei widersprüchlichen Umfragen zum selben Thema rechnen immerhin noch 43 Prozent aller Deutschen die Umfrageergebnisse gegeneinander auf und schließen sich dann dem errechneten Durchschnitt an. (Die anderen würfeln.) 67 Prozent der erwähnten 43 Prozent verrechnen sich dabei natürlich mehr oder weniger, wodurch gelegentlich der Eindruck entsteht, die Umfrageergebnisse hätten im Einzelnen gar nichts mit der Realität zu tun.

Alles in allem führen Umfragen unter diesen Rahmenbedingungen dazu, dass immer mehr Deutsche sich immer weniger Meinungen teilen müssen.

Neben Meinungen gibt es übrigens auch noch andere bedingte Reflexe wie Schluckauf, Schnarchen, Sodbrennen, Blackout usw. Bedauerlicherweise ließen sich diese überaus informativen Reflexe, die mehr über einen Menschen aussagen könnten als seine Meinungen, nur durch aufwendige empirische Untersuchungen ermitteln und nicht durch billige repräsentative Umfragen.

Die zum Teil erheblichen Unterschiede der Umfrageergebnisse verschiedener Institute zu gleichen Themen erklären sich einer neuen Umfrage zufolge daraus, dass die Befragten häufiger als früher ihre Meinung ändern. Einige Befragte sogar noch während der laufenden Umfrage. Das zumindest bestätigten 73 Prozent aller Befragten. Als Begründung, weshalb sie schneller als früher ihre unumstößliche Überzeugung wechselten, nannten die befragten Personen übereinstimmend: "Man gönnt sich ja sonst nichts." 0.624 Prozent der Probanden gaben hingegen an, sie würden alles im Leben nur aus Überzeugung tun. Die befragten Politiker dieser Gruppe verstiegen sich sogar zu der Behauptung, sie wären einzig und allein aus felsenfester Überzeugung auf der Welt.

Die häufigen Meinungswechsel sind zugleich der Grund dafür, weswegen die Umfrageinstitute selten mehr als 1.000 Personen befragen. Befragte man beispielsweise 100.000 Bürger zu einem beliebigen Thema, so hätten bereits mehr als die Hälfte ihre Meinung wieder geändert, bevor man mit der Befragung am Ende wäre.

In Zukunft wollen die Institute deshalb prinzipiell nur noch drei Auserwählte befragen und das Ergebnis mit verfeinerten Methoden und Computerprogrammen hochrechnen. Diesem Verfahren kommt übrigens auch die Realität sehr entgegen, und zwar dadurch, dass sie in der Regel ohnehin nur drei mögliche Antworten auf die meisten Fragen bereithält: ja, nein oder weißnich/mirdochegal.

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