Geldgeschenke, die kurz vor einer Wahl gemacht werden, haben keinen guten Ruf. Meistens sind sie fragwürdig – so auch in diesem Fall: Zum 1. September erhöht die Bundesregierung das „Büchergeld“ für Studierende, die ein Stipendium von einem der zwölf Begabtenförderwerke erhalten. Und zwar kräftig: Auf 300 Euro verdoppelt sich dieser einkommensunabhängige Teil der Förderung, es ist die zweite Anhebung in dieser Legislaturperiode. Bevor Schwarz-Gelb übernahm, lag das Büchergeld bei 80 Euro. Was als Anerkennungsgroschen für ein paar aussichtsreiche Nachwuchsakademiker gedacht war, entspricht fast der Summe, die mancher Erwerbslose für seinen Lebensunterhalt bekommt.
Studierende zu unterstützen, das ist im Grunde richtig – in diesem Fall aber vollkommen falsch. Denn von der Büchergelderhöhung profitieren vor allem diejenigen, die es am wenigsten brauchen. 73 Prozent der Stipendiaten kommen aus Akademikerfamilien, nur 27 Prozent sind Bildungsaufsteiger. Das zeigen Berechnungen des Hochschulforschungsinstituts HIS mit den neuesten Daten der Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks. Zum Vergleich: Unter allen Studierenden halten sich Akademiker- und Nichtakademiker-Sprösslinge in etwa die Waage.
Besonders irritierend ist, wie wenig sich daran gebessert hat, trotz aller Bemühungen und Bekundungen der Begabtenförderwerke. Schon vor vier Jahren ermittelten die Forscher ähnliche Zahlen: In einer groß angelegten Untersuchung stellten sie damals fest, dass 67 Prozent der geförderten Studierenden aus Akademikerfamilien kommen. Die Elite bleibt unter sich.
Die ohnehin Privilegierten in einer solchen Situation weiter mit Geld zu überschütten, kann man nur als asozial bezeichnen. Zumal sich die Bundesregierung gleichzeitig zu fein war, das BAföG für alle Studierenden auszuweiten. Aber selbst wenn die Chancen auf ein Stipendium gerechter verteilt wären – die Begabtenförderung hat ein grundsätzliches Legitimations- problem: Warum sollte man mit Steuergeldern ausgerechnet die unterstützen, die ohne-hin die besten Chancen haben, eines Tages viel Geld zu verdienen? Da sind auch 80 Euro zu viel.
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