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Corona-Diaries Über zurückkehrende Normalität und die alltägliche Bevormundung der Älteren. Tagebuch einer Medizinstudentin im praktischen Jahr auf der Geriatrie – Teil 4
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Manchmal wird mit Angehörigen über anwesende PatientInnen in der dritten Person gesprochen
Manchmal wird mit Angehörigen über anwesende PatientInnen in der dritten Person gesprochen

Foto: Sebastien Evrard/AFP/Getty Images

Wir haben wieder unser zweiwöchiges Corona-WG-Plenum. Die Luft ist raus. Der Wunsch nach Normalität macht sich breit. Ich kann das gut verstehen. Die Motivation sinkt auch deshalb, weil sich unser Umfeld kaum noch an die Corona-Beschränkungen hält. Alle sind in Aufbruchstimmung: FreundInnen treffen, im Café sitzen, Urlaub planen. Wenn ich nach ein wenig Abstand frage, wird mir dieser zwar eingeräumt, jedoch stellen sich viele dabei so unbeholfen an, dass ich mich frage, ob es die ganzen letzten Wochen gegeben hat. 1,5 Meter sind nicht zwei fußbreit. Die anderen machen ähnliche Erfahrungen.

Nach den Wünschen fangen die Diskussionen an. Argumente werden ausgetauscht, Risiken abgewogen. Während des Gespräch, fängt mein Mitbewohner pl&