Untreu und illoyal

Sachbuch Spezial Dass Mathias Schreiber Verräter nicht mag, geht schon in Ordnung. Der konservativ-liberale Publizist neigt aber zu einer einseitigen Weltsicht
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 12/2017

Verrat ist eine eminent politische Kategorie. Leicht verwundert bemerkt Mathias Schreiber in seinem Essay, dass Verrat weder in der Liste der sieben Todsünden noch bei den Zehn Geboten auftaucht. Umgekehrt gilt auch die Treue weder als eine der christlichen noch als eine der antiken Kardinaltugenden wie Gerechtigkeit, Klugheit, Tapferkeit und Mäßigung. Zu unbestimmt und zu windig ist die Sache, um die es hier geht, zu ambivalent und abhängig von Kontexten.

Schreiber aber will den Verrat unter klar ethischen Gesichtspunkten untersuchen, allen zeitgenössischen Verharmlosungen zum Trotz und gegen Bernhard Schlink, der in einem Aufsatz behauptet hatte, die Zeiten der großen Loyalitäten und damit auch der großen Verratsgeschichten seien vorbei. Die Diagnos