Utopie der Hasen

Glamour Der "Playboy" bleibt ganz bei sich. Ein Geburtstagsgruß

"Lass sie doch", pflegte meine Großmutter zu sagen, wenn meine Mutter darüber klagte, dass wir Kinder von den Kaninchenställen nicht wegzubringen waren. "Solange sie nur die Tiere im Kopf haben, sind sie unschuldig." Natürlich ging es in den Kaninchenställen alles andere als unschuldig zu. Weniger unschuldig jedenfalls, als an der Carrera-Autorennbahn, von der wir ebenso wenig weg zu kriegen waren.

Kaninchen, Carrera-Rennbahn und eine geschlossene Spielwelt haben einiges mit dem Playboy zu tun, der gerade 50 wird.

Da ist das Logo des Playboy, der Hase, Bunny, oder das Häschen, womit die Frau des Hasen gemeint ist. Eine feuchte Lüsternheit, die mit diesem Tier in Verbindung gebracht wird, weil sie es zu jeder Zeit tun. Der Mann des Playboy nahm sich dieses Tier zu Herzen, auch er will es zu jeder Zeit tun, am liebsten mit einem oder zwei oder ganz vielen Häschen. Das der Traum, die Phantasie des Playboy: zu jeder Zeit, immer. Und um Phantasie, die man sich bewahren will, geht es ausschließlich: eine grenzenlose Spielwiese, in der das Kaninchen von früher mit dem Häschen ausgetauscht wurde, und zu den Stockcars der Autorennbahn zusätzlich richtige Cadillacs treten. Das der Wunsch.

Playboy ist der utopische Hochglanzersatz des früheren Kinderzimmers - so simpel wie unschuldig. Die Mutter, die immer irgendwo lauert, ihm das Spielzeug zu entreißen, ist jetzt die Ehefrau, die als Feindbild des Playboy nicht fehlen darf. Angefeuert wird dieses Spiel mit dem gehörnten Ehemann, auch dieses Motiv wohnt dem Bunnylogo mit den gestreckten Ohren inne.

Natürlich ist die Welt des Playboy feucht, üppig und umfasst alle Spiele dieser Welt. Doch zwischen den beiden Schönen, die es im erotischen Doppel miteinander treiben, und der Carrera-Modell-Autorennbahn gibt es keinen wirklichen Unterschied: das Wesentliche ist ein Hebel, der Gameboy in der Hand des Playboys. Er macht es galant - der Playboy vergisst keine Sekunde, dass Frau und Auto seine schönsten Erfindungen sind und einen der Gattung entsprechenden Umgang erfordern.

In Autozeitschriften kauft der Mann die Frau passend zum Auto - im Playboy das Auto passend zur Frau, der Playmate, wie sie im Playboy-Traumland genannt wird.

Im Unterschied zu Frauenjournalen, in denen sich die Frau für den Mann erfindet, erfindet sich Playboy selbst mitsamt der Frau, die er sich vorstellt. Playboy benötigt kein imaginäres Gegenüber - er bleibt ganz bei sich. Auch das macht ihn unschuldig und immun gegen jeden Vorwurf, die Frau für seine Zwecke einzusetzen. Playboy hat nie etwas anderes behauptet. Das ist so simpel wie die Witze darin: "Lieben Sie meine Beine? Offen gestanden, ja." Dies soll übrigens die Initialzündung von Hugh Hefner gewesen sein, vor 50 Jahren die Zeitschrift zu gründen. Hefner, dessen Arbeitsanzug der Pyjama ist, hat sich zur illustrierten Utopie eine wirkliche Playboywelt errichtet, seine Mansion, eine Art Lustschloss mit 30 Zimmern und einem 22.000 Quadratmeter großem Park mit Flamingos, Äffchen, Bunnys, Lustgrotte und einer Menge Blondinen, die zu jeder Zeit ihren Urplayboy in ihre Mitte nehmen - das Traumimago schlechthin. "Erlaubt ist, was gefällt", das trifft auch auf Viagra zu, von dem Hefner behauptet, es jeden Tag zu nehmen. Ähnlich frei heraus hat Playboy vor 50 Jahren dem prüden America den Mund geöffnet - und gibt sich noch immer so. Playboy hat sich nie auf die Gratwanderung begeben, einerseits dem Mann von heute mit Tipps und Tricks zu Mani- und Pedicure zu beraten, um andererseits das Bild des über jedes Körperstyling erhabenen naturgenuinen Mannes zu bedienen. Playboy fragt nicht erst, wie zum Beispiel neulich das SZ-Magazin, ob ein Mann mit oder ohne Regenschirm bei den Frauen Chancen hat. Wenn es einen feuchten Traum mit Regenschirm gibt, ist auch der erwünscht. Das macht ihn tatsächlich unangepasster als manches andere hippe Glamourmagazin.


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