Mir wurde hinterbracht, dass die mir sympathische, aber nur flüchtig bekannte junge Verkäuferin N. im sechsten Monat schwanger sei, und zwar von mir, und deswegen sehr traurig. Ich äußerte Mitgefühl. Später hinterbrachte man mir, die Traurigkeit der Verkäuferin sei aufgrund meiner Verlobung mit ihr verflogen, sie lächle wieder an ihrer Kasse 2 wie eh und je.
Jetzt muss ich dazu mal was sagen.
Ich kann mich nicht erinnern, die junge Verkäuferin geschwängert zu haben. Ich betrinke mich sehr selten, und fast nie bis zur Bewusstlosigkeit. Selbst in normal betrunkenem Zustand bin ich nicht in der Lage zu schwängern, um wieviel weniger in bewusstlosem Zustand (wobei ich mich gegebenenfalls natürlich nicht daran erinnern könnte, um der Logik die Ehre zu geben). Und die Sache mit der Verlobung muss schon deshalb auf einem Missverständnis beruhen, weil ich mit Erika verheiratet bin, mit der ich mich immer noch einigermaßen gut verstehe und drei Kinder habe, denen ich eine Scheidung ihrer Eltern nicht zumuten würde. So ist die Situation.
Es bleibt mir wohl keine andere Wahl, als meine angebliche Vaterschaft einem Test unterziehen zu lassen, wenn es soweit ist. Das ist schade, denn es wird mein - wenn auch flüchtiges - Verhältnis zu der jungen Verkäuferin belasten. Sie ist mir ja, wie gesagt, sympathisch. Bis dahin bezahle ich jetzt an den Kassen 4 bis 6.
Rupprecht Mayer, Sinologe und Übersetzer, lebt in Burghausen und schreibt am liebsten Prosaminiaturen.
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