1954: Verdrängt, verfemt

Zeitgeschichte Auf dem DGB-Kongress vor 60 Jahren warnt der Sozialdemokrat Viktor Agartz vor Illusionen über Sozialpartnerschaft und Mitbestimmung. Die Führungsspitze stellt sich taub
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 39/2014

Viktor Agartz (1897 – 1964) gehört zu den vergessenen Linken und ist obendrein ein von vielen Linken Vergessener. Er hatte nach Kriegsende nicht nur sowohl die SPD und als auch die Gewerkschaften mit aufgebaut und gehörte zeitweise der Parteispitze unter Kurt Schumacher an. Zwar nicht der Bezeichnung, aber der Funktion nach war er außerdem als Leiter des Bizonen-Wirtschaftsamts 1946/47 der erste sozialdemokratische Wirtschaftsminister der Nachkriegszeit. Als er wegen Krankheit ausschied, wurde Ludwig Erhard sein Nachfolger.

Seinen wichtigsten und zugleich wohl auch folgenreichsten Auftritt hatte er indes vor 60 Jahren auf dem DGB-Bundeskongress in Frankfurt/Main. Am 4. Oktober 1954 spricht er dort über das neue Aktionsprogramm der deutschen Gewerkschaften und reiht