Vergessen und bleiben

Textprobe Jutta Voigts „Stierblutjahre“ erzählt vom Versuch, in der DDR nicht ganz freudlos zu leben
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 49/2016

Pressecafé

Vor dem Fenster leuchtet in hellblauer Schrift „Neues Deutschland“, die Neonnachrichten glitzern: Erstürmt die Höhen der Kultur! Kalter Krieg, Klassenkampf! Das Rauschen der fahrenden Züge gen Westen begleitet das Geraune der Kaffehausgäste, eine zweite Stimme aus ferner Welt. In der Eingangshalle vom Bahnhof Friedrichstraße brennt diffuses Licht. Weg mit den Trümmern! Baut auf! – ein Pressecafé-Gast erninnert sich kichernd an das in Ungnade gefallene Gemälde von Horst Strempel: „Eener haut ab. die anderen zögern noch.“ Nichts ernst nehmen, bloß nichts, schlimm genug alles! Die Drehtür dreht sich und dreht sich, sie schaufelt Neugierde und Erwartung in das in Rauchschwaden gehüllte Caf&