Verschmähter Stoff

Theater In Frankfurt findet Anna Seghers’ Jahrhundertroman „Das siebte Kreuz“ erst zum zweiten Mal auf die Bühne – klassisch inszeniert von Anselm Weber
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 44/2017

Es wirkt, als wolle er in sich hineinkriechen, als versuche er, zu verschwinden. Der Fuß zuckt. Die gekrümmten, langen Finger der wuchtigen Hand betasten nervös das Gesicht. Er zittert. Sein Gesicht ist dreckverschmiert, die Haare sind struppig, Blut klebt an seiner Kleidung.

Georg Heisler ist auf der Flucht. Ausgebrochen aus dem Konzentrationslager Westhofen mit sechs Mitgefangenen. Der Kommandant des Lagers hat die Kronen von sieben Platanen kappen und mit Querbalken versehen lassen. An diesen Kreuzen sollen die Flüchtigen hängen – alle sieben, in spätestens sieben Tagen. Heisler kämpft um sein Leben und gegen die Angst. „Lieber verrecken in der Wildnis als im Lager krepieren“, fleht er. Wie der Schauspieler Max Simonischek, der schon a