Verzicht und Sparsamkeit: Die leeren Versprechen des Konsumismus

Essay Ein Zurück zu den alten wilhelminischen Ritualen der Sparsamkeit wünscht sich keiner. Was das für den Winter des Verzichts bedeutet
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 36/2022

Mein Vater entstammte dem durch den Roman Ernst Glaesers berühmt gewordenen „Jahrgang 1902“. Er wuchs in einem protestantischen Pfarrhaus auf. Sein Vater repräsentierte als Pastor diese Gesellschaft und den Kaiser. Die Arbeiter hängten, um ihn zu provozieren, am 1. Mai eine rote Fahne in die Linde vor dem Pfarrhaus, die er durch den Küster entfernen ließ. Da ein Mensch seine Prägung in Kindheit und Jugend erfährt und sich in seinen Erziehungspraktiken in der Regel von den damals verinnerlichten Prinzipien leiten lässt, fiel der lange Schatten des Wilhelminismus auch noch auf meine und meiner Geschwister Kindheit.

Es wurde gespart, nicht aus ökonomischer Not, sondern aus Prinzip. Wehe, es brannte ein überflüssiges Licht! Der