Die Augenblicke der Geschichte können kurz oder lang dauern. Aber es bleiben Augenblicke. Der Liedermacher Wolf Biermann – das Wort hat er für sich erfunden – hatte seinen Augenblick: von 1968 bis 1976. Das totale Auftritts- und Publikationsverbot in der DDR veranlasste ihn, 1968 seine eigene erste Schallplatte im Westen herauszubringen: Chausseestraße 131. Die Lieder waren in seiner Wohnung notdürftig aufgenommen worden. Die Platte war erfolgreich. Biermann erhielt den Fontanepreis. Das Preisgeld von 10.000 D-Mark gab er an den Rechtsanwalt Horst Mahler weiter.
Erst als 16-Jähriger war der aus Hamburg stammende Biermann in die DDR gekommen. Sein Vater, ein Arbeiter, Kommunist und Jude, war in Auschwitz ermordet worden. Die Mutter erzog ihn stramm kommunistisch, in der DDR konnte er ein Internat besuchen und anschließend an der Humboldt-Universität in Berlin studieren. Nebenher war er Regieassistent am Berliner Ensemble. Begegnungen mit dem Komponisten Hanns Eisler halfen ihm musikalisch auf die Sprünge. An der Universität brachte er es in Philosophie zum Abschluss, der ihm jedoch nicht das Diplom einbrachte, denn inzwischen hatte es die ersten Konflikte mit den Mächtigen des Arbeiter- und Bauernstaats gegeben.
Biermann tingelte nach kurzem Auftrittsverbot durchs Land, trat auch im Westen auf und brachte im Verlag Klaus Wagenbach seinen ersten Gedichtband Die Drahtharfe heraus. Das Buch wurde ein Bestseller. Die Zeit des darauffolgenden Totalverbots in der DDR überstand Biermann über elf Jahre aufgrund der Tantiemen, die ihm von der GEMA in der Bundesrepublik zuflossen. Die Besuche westdeutscher Linker bekamen eine gewisse Regelmäßigkeit, was die beginnende Ära Honeckers und die neue Ostpolitik Bonns erleichterten. Im Jahr 1976 – der zweite Merkpunkt für den Augenblick des Liedermachers, dem der Literaturkritiker eine „robuste Rhetorik“ bescheinigte – erhielt Biermann jählings die Erlaubnis, auf Einladung der IG Metall ein Konzert in Köln zu geben. Der Auftritt wurde zu einem gigantischen Erfolg, aber Biermann erfuhr gleich danach, dass er nicht in die DDR zurückdurfte. Er wurde ausgebürgert. Dieser Schritt der SED führte zu einem vorher nie dagewesenen Aufruhr unter den Künstlern und Intellektuellen in der DDR. Manche sagen heute, das sei der Anfang von ihrem Ende gewesen.
Fortdriften von den Linken
In der Bundesrepublik war Biermann zunächst recht unglücklich. Er vertrat populäre linke Positionen und das zu ihm strömende Publikum war begeistert, wenn er in den Saal röhrte: „Oh Gott, lass du den Kommunismus siegen“ – oder salopp sang „Das war in Buckow zur Süsskirschenzeit“. Das Lied, mit dem er weithin identifiziert wurde, begann mit den Zeilen: „Du lass dich nicht verhärten in dieser harten Zeit.“ Das kannten und mochten auch bald diejenigen, die nicht links waren.
Das Sein bestimmt das Bewusstsein, sagte Karl Marx. Es begann Biermanns Fortdriften von den Linken. Er bekam Preise ohne Ende, so auch den Büchnerpreis 1991. Er wechselte die Verlage, allerdings weniger oft als die Frauen. Er lebte in Hamburg und in Paris. Irgendwann war dann Schluss mit der Nähe zur westdeutschen Linken. Dafür wurde er beschimpft. Was waren die Gründe? Zum Beispiel merkte er: Die Westfreunde aus den 60er und 70er Jahren hatten sein Zerwürfnis mit den DDR-Oberen für eine Art Familienkrach gehalten. Sie wollten an Biermann und an der DDR festhalten. Das mißfiel Biermann, der Freunde zurückgelassen hatte, die in DDR-Knästen litten.
Als 1982 sein enger Freund Robert Havemann im Sterben lag, durfte ihn der Ausgebürgerte in der DDR besuchen, nachdem er in einem Brief Honecker darum gebeten hatte. In seiner soeben zu seinem 80. Geburtstag erschienenen wunderbaren Autobiografie berichtet Biermann, was vorher geschah. Er wurde auf Distanz von einem Stasi-Kommando begleitet. Die Fahrt war lang. Man kam ins Gespräch. Ob er im Westen von seinen Liedern leben könne? Er habe mehr als er brauche. Ob die im Westen denn seine Lieder verstünden? „Nee.“ Das, resümierte der Stasi-Mann, habe er sich gedacht. Doch noch ein Augenblick.
Info
Warte nicht auf bessre Zeiten! Die Autobiographie Wolf Biermann Propyläen 2016, 576 S., 28 €
Kommentare 53
"Ohrfeigen vom Drachentöter! jubiliert die FAS am 9.11.2014 über Biermanns Bundestags-Posse. Menschenskind, Wolf, sag ich, stell' dich vor den Spiegel und hau dir solange in die Fresse, bis dein kommunistischer Vater erscheint und dir vom roten Himmel aus den Arsch versohlt." Siehe: Nachrufe & Abrechnung 49
Die Sprache im Käfig und außerhalb ... im Poetenladen von den verstorbenen Gerhard Zwerenz!
Die Sprache im Käfig und außerhalb| 49. Nachruf | G. Zwerenzwww.poetenladen.de/zwerenz-gerhard-sachsen99-99-49-sprache-im-kae...17.11.2014 - Gerhard Zwerenz:
Ich will – auch als bekennender Biermann-Skeptiker – nicht rumätzen. Mit 80 hat man sich das »Recht« zur Autobiografie zweifelsohne verdient. Und auch der Text liest sich recht süffig, anschaulich; keine Frage. Andererseits bleibt die Tatsache, dass sich Biermann auf eine geradezu extreme Weise von der Linken abgewandt hat. Frage hier: Wie verarbeitet er das? Welche Schlussfolgerungen zieht er in dem Buch? Wie gesagt – kein Problem mit derartigen Texten (abgesehen von der Tatsache, dass selbstverständlich auch Reaktionäre das Recht haben, ihre Meinung in Wort, Schrift und Bild zu verbreiten). Nur sind diese Widersprüche in der Rezension etwas ausgespart. Guter Text – okay. Aber sicher darf man auch gute Texte inhaltlich für voll nehmen und entsprechend schauen, was der Mann so meint.
Biermann ist doch bloß ein charakterloser Geselle, der seine (angeblichen) Ideale verraten hat, womit er sich freilich in der guten Gesellschaft westlicher Salonkommunisten befindet, die für gutes Geld ihre Großmutter verkaufen würden. Wer sein Buch kauft und auch noch liest, ist selbst schuld. Denn es ist verschwendete Zeit. Und eines Tages wird verramscht - wie alles andere von ihm.
Biermann? Irrelevant. Friede seiner Masche.
Damals, 1976, als Biermann ausgebürgert worden ist, habe ich mich gefragt, was wird aus ihm?
Heute weiß ich, er ist 80-zig geworden!
Bei den heutigen Verbrechen, Ungerechtigkeiten – da sollte er die Klampfe in die Hand nehmen der “ Wolf “ aber da ist tüchtiges Schweigen im Wald! Als Ehrendoktor der Humboldt-Uni sollte er öfters ( sicherlich auch kostenlos ) die Bibliothek nutzen … vielleicht erinnert er sich in teilen an seine Ideale!
Nun, ich habe das Buch gekauft. Bisher lese ich es sogar - ohne Schuldgefühle und mit Gewinn. Die Beschreibung seiner Kindheit, seiner Mutter und seines Vaters, den er nur einmal sieht (im Gefangenenlager) ist einfach grandios (erinnert entfernt an die Blechtrommel, auch an die Ästhetik des Widerstands).
keine herzliche Glückwünsche zum Geburtstag .
(erinnert entfernt an die Blechtrommel, auch an die Ästhetik des Widerstands)
ROFL
Gewiss doch. Sein Männerfreund, der erzkonservative Herr Bundestagspräsident Norbert Lammert, hat ihn ja schon zum Zwecke der besseren Verkäuflichkeit des Schinkens mit Heinrich Heine verglichen:
http://www.deutschlandfunk.de/zwei-grosse-politische-liedermacher-bundestagspraesident.1206.de.html?dram:article_id=371022
Jetzt also auch noch Günter Grass und Peter Weiss. Wer muss als nächstes herhalten? Goethe? Schließlich hat er ja sowas Faustisches, der Biermann.
Das materielle Bewusstsein bestimmt und prägt das politische Sein.
Die Nähe zu Villon und Heine, auch zu Rimbaud, hat er sich auch selbst immer wieder gesucht. Brecht war ihm ästhetisch nicht fremd und Eisler einer seiner frühen Unterstützer.
Biermann als Musiker zu sehen, wäre interessant, denn tatsächlich ergänzte er die deutsche Liedermacherrei mit Klampfe nicht nur um eine bewusst rabiate Begleitung, die dann später zum beliebigen Markenkern wurde und um ein paar mehr Akkorde, als die der Country- und Protestlied- Ära es mit sich brachte, sondern auch um Anklänge an romantisches Liedgut und Musikmoderne, mit Akkorden die fielen und den Wechsel der Tonart leichter erlaubten.
Ich werde mir seine Autobiografie aber nicht zulegen, dafür aber weitehin gerne, an trüben Novembertagen, in der Drahtharfe lesen, ein paar alte garstige Liedchen von ihm hören und dazu auch ein bisschen in Robert Havemanns ureigenen sozialistischen Kirschbaumblütenträumen blättern.
Einer, der unbedingt andere in die Mutter aller Schlachten ziehen lassen wollte, hat trotzdem ein Recht darauf, nicht unfehlbar weise zu sein. Dafür muss man ihn nicht belohnen, aber auch nicht abstrafen, denn viel zu sagen, hatte der späte Biermann nicht, außer eben verstärkt zu brüllen und redundant dabei zu sein. Das aber, können mittlerweile und aktuell andere, viel besser.
Beste Grüße
Christoph Leusch
Hauptsache, die "Verbitterterten" hier haben einen zum draufschlagen. Erbärmlich, das.
Einer. der unbedingt andere in die Mutter aller Schlachten ziehen lassen wollte, hat trotzdem das Recht darauf, nicht unfehlbar weise zu sein.
Ein sehr weiser Satz, Columbus. Ich habe bisher ja nur die ersten dreißig Seiten der Lebensgeschichte gelesen, und die sind - ich wiederhole mich - richtig gut. Und sie erklären vielleicht so manches, was uns Jüngeren starrsinnig erscheint.
Biermann schreibt hervorragend. Dagegen gibts gar nichts. Es gibt Sachen, die mir sehr nahegehen.
Und sie erklären vielleicht so manches, was uns Jüngeren starrsinnig erscheint.
"Nur wer sich ändert, bleibt sich treu". Sagt er ja selbst, aber in manchen Sachen werde ich den nie verstehen. Muss man ja auch nicht.
Gern wüsste ich allerdings, was die Frauen an dem fanden. Seine jetzige Frau - Pamela - sagt, es seien seine Poesie und seine Lieder gewesen, die sie so faszinierten. Sie war 19 er war 46.
Der Günter Gaus hat in einem seiner DDR-Bücher angemerkt, dass der Biermann allen immer vorsang auch ihn immer wieder mit seinen Gesängen bedacht hat, wenn er ihn in der Chaussee Straße besucht hat . Also das las sich auch nicht sehr begeistert.
Sie war 19 er war 46.
(Magda)
Ich war 16 sie war 31
(Peter Maffay)
In einem seiner bekanntesten Lieder, "Ermutigung" ("Mit Marx und Engelszungen", 1968), heißt es ja ausdrücklich:
<<Du, laß dich nicht verhärten
In dieser harten Zeit
Die all zu hart sind, brechen
Die all zu spitz sind, stechen
und brechen ab sogleich
(...)>>
Er hätte es sich später, getrost häufiger selbst zusingen können.
Ich denke gerade daran, dass in der israelischen Regierung aktuell ein Streit aufgebrochen ist,ob man sich nicht, im bestehenden Machtvakuum des von den US- Regierungen erzeugten Chaos und dem Glücksfall des Augenblicks, Trump gewann, endgültig die Gelegenheit nutzen sollte, sich die Westbank anzueignen oder zumindest alle völkerrechtlich illegalen, jüdischen Siedlungen ins eigene Staatsgebiet zu annektieren. Ein "Trumpismus" zur ungeteilten Hauptstadt genügte, die brutalen Fantasien freizusetzen. - Derzeit sind die harten Hunde Mode und glauben, es reichte, wenn man einen abgenagten Knochen in Sicherheit und auf die eigene Seite bringt, auf ewige Zeiten sicher und mächtig zu sein.
Selbst der sehr rechte Ministerpräsident Netanjahu ist bemüht ist, den Triumph der Harten und Hartherzigen, der immer und völlig Überzeugten, zu bremsen.
Manches Mal liest, wer viel liest, nichts. So jedenfalls, geht es mir häufiger. Spannend, lehrreich und gut geschrieben, stelle ich sie mir also die Autobiografie schon vor.
Nur weiter
Christoph Leusch
Ja, aber haben die dann geheiratet bei Maffay? Nicht dass ich wüsste. Sie hat ihm was beigebracht, was sicher für sein weiteres Leben nützlich war. Und der Altersunterschied war auch nicht so groß wie bei Biermanns Lieben.
Ich wüsste auch noch gern, warum die Tine Barg, mit der er in der DDR drei Kinder hatte, nicht nachgekommen ist. Als die sich kennenlernten, war sie auch 19.
Für Frauen ist eher dieses sehr hübsche Chanson noch immer recht typisch.
Ich habe kürzlich Biermann in einem Radio-Interview gehört: ein dröhnender alter Mann, der von sich und seiner Rolle in der deutschen Zeitgeschichte begeistert war. Aber sein Köln-Konzert von 1976 habe ich in guter Erinnerung. Hier sang einer, den seine sozialistische Obrigkeit ausgebürgert hatte, der aber an seinen sozialistischen Idealen festhielt. Das beeindruckte mich. Später wechselte er die Seite. Trotzdem: Seine frühen Lieder begeistern mich noch heute, habe von ihnen viel über Deutschland gelernt:
Die DDR, mein Vaterland
Ist sauber immerhin
Die Wiederkehr der Nazizeit
Ist absolut nicht drin
So gründlich haben wir geschrubbt
Mit Stalins hartem Besen
Daß rot verschrammt der Hintern ist
Der vorher braun gewesen
Manches Mal liest, wer viel liest, nichts. So jedenfalls, geht es mir häufiger. Spannend, lehrreich und gut geschrieben, stelle ich sie mir also die Autobiografie schon vor.
Schopenhauer hatte geschrieben, dass Lesen vom Denken abhält. Er hat es, wie es so seine Art war, etwas derber ausgedrückt - aber ich möchte niemanden die Laune verderben.
Sie hat ihm was beigebracht, was sicher für sein weiteres Leben nützlich war.
Geh ich mal von aus. Gitarre spielen und singen waren es jedenfalls nicht.
Was der B. der P. wohl beigebracht hat?
Ich wills nicht wissen.
Ahh,mmhhh Dalida...
Ja, sehrwohl, auch wenn der Herr, wohlbehütet, mitsamt Pudel, zuschaute, als es galt einmal die Klappe aufzureißen.
Schopenhauer hatte es nicht mit der Revolution, weder mit der konservativen , noch mit der linken, eher mit dem gemütlichen Sofa, auf dem sich exzellent leiden lässt.
Trotzdem, sie entwickeln ja Schopenhauersches Mitleid, und dafür gebührt ihnen Dank.
<<Denn grenzenloses Mitleid mit allen lebenden Wesen ist der festeste und sicherste Bürge für das sittliche Wohlverhalten und bedarf keiner Kasuistik. Wer davon erfüllt ist, wird zuverlässig keinen verletzen, keinen beeinträchtigen, keinem wehe tun, vielmehr mit jedem Nachsicht haben, jedem verzeihen, jedem helfen, so viel er vermag, und alle Handlungen werden das Gepräge der Gerechtigkeit und Menschenliebe tragen.>> - Arthur, wie er leibt und lebt, in "Die beiden Grundprobleme der Ethik".
Nur weiter
Christoph Leusch
"Die Westfreunde aus den 60er und 70er Jahren hatten sein Zerwürfnis mit den DDR-Oberen für eine Art Familienkrach gehalten. Sie wollten an Biermann und an der DDR festhalten. Das mißfiel Biermann, der Freunde zurückgelassen hatte, die in DDR-Knästen litten."
Danke. Dies liefert mir eine einleuchtende Erklärung für seine radikale Abkehr. Ich hatte mich doch sehr aufgeregt über seinen Auftritt im Bundestag.
es hat Gründe, wohin Westgeld fließt
...habe den Biermann-Hype nie vertsanden. Das er sich vom Kommun - Ismus, der wie alle Ismen nie so richtig funltioniert hat, weil es Ideologien sind, die den perfekten Menschen verlangen, verstehe ich... Religioes sein, heisst glauben, - das ist nicht wissen. ;-))
Ein wenig konnte auch ich den Biermann verstehen, als man ihn in der DDR verarschte! Als er allerdings 2003 dann den verbrecherischen Krieg gehen den Irak der USA unter den Oberbefehlshaber und Kriegslügner George Bush befürwortete - war aller “Vertrauenskredit“ aufgebraucht!
Immer wenn ich seinen Namen höre, zucke ich zusammen; ein zorniger alter arroganter Mann ist er geworden, kein Nimbus von Weisheit......
er hatte wohl seine Fans - ich hab das nie verstanden - er war mir einfach egal und als ich ihn dann mal wieder sah, wurde mir ganz schlecht
Er hat sich schon 1999 vehement für eine Beteiligung Deutschlands an der Bombardierung Jugoslawiens im Kosovo-Krieg eingesetzt.
Spätestens seitdem ist er für mich erledigt, habe ich nur noch Verachtung für ihn übrig.
Werter Uhlemann,
Sie schreiben:
..Spätestens seitdem ist er für mich erledigt, habe ich nur noch Verachtung für ihn übrig...
Jakob Moneta hat es seinerzeit so ausgedrückt:
...Zum Schluss kann ich es mir nicht verkneifen, Wolf Biermann einen Spruch aus meiner jiddischen Muttersprache auf den Weg zu geben: "Nicht gedacht soll seiner werden."
Heinrich Heine
Nicht gedacht soll seiner werden
»Nicht gedacht soll seiner werden!«
Aus dem Mund der armen alten
Esther Wolf hört ich die Worte,
Die ich treu im Sinn behalten.
Ausgelöscht sein aus der Menschen
Angedenken hier auf Erden,
Ist die Blume der Verwünschung -
Nicht gedacht soll seiner werden!
Herz, mein Herz, ström aus die Fluten
Deiner Klagen und Beschwerden,
Doch von ihm sei nie die Rede -
Nicht gedacht soll seiner werden!
Nicht gedacht soll seiner werden,
Nicht im Liede, nicht im Buche -
Dunkler Hund im dunkeln Grabe,
Du verfaulst mit meinem Fluche!
Selbst am Auferstehungstage,
Wenn, geweckt von den Fanfaren
Der Posaunen, schlotternd wallen
Zum Gericht die Totenscharen,
Und alldort der Engel abliest
Vor den göttlichen Behörden
Alle Namen der Geladnen -
Nicht gedacht soll seiner werden!
danke für das Gedicht. Genau wie darin ausgedrückt, der einzig mögliche Umgang für solche Charaktere, die nur Dreck lieben und sich dies auch noch von Liebhabern des schlechten Geschmacks bezahlen und verbreiten lassen.
B. gehört zu den Menschen, mit dessen Fans nicht zu streiten ist - weil es sich einfach verbietet. Über Geschmack kann eh nicht gestritten werden, aber eine Geisteshaltung oder deren Fehlen erkannt werden.
nochmals danke
für die verbitterten "Ossis" zum Runterkommen:
"Lokführer setzen nach Urteil des Arbeitsgerichtes Frankfurt Streik fort"? Gab es wieder " Panzerschokolade" zum Abendbrot?
Der fliegende Frosch
Wenn einer, der mit Mühe kaum,
geklettert ist auf einen Baum,
schon meint,
daß er ein Vöglein wär,
so irrt sich der.
Wilhelm Busch
Um im üblichen Sprachgebrauch vom Arschloch Wolf Biermann zu bleiben:
Das gut-geschmierte ideologische Arschloch der westdeutschen Finanz- und springerschen Monopolbourgeoisie, Wolf Biermann, setze die Ost-Berliner Partei Die Linke mit der AfD gleich.
Er begründete seine demagogische Gleichsetzung mit der Forderung beider Parteien: „Merkel muss weg“.
Vgl. rbb-Rundfunk Berlin-Brandenburg: Gespräch mit Wolf Biermann. Die rbb-Übertragung erfolgte am Samstag, 19.11.2016, vor 13:00 Uhr.
dann klettern Sie mal wieder runter, aber gaaaaanz langsam.
wenn Sie hier schon einen diskreditieren wollen, dann sollten Sie wenigstens die Quelle liefern, die Sie irgendwie falsch verstanden haben müssen.
Wolf Biermann im Original
Antwort zu: “UESUS“ am 19.11.2016 | 14:24
„wenn Sie hier schon einen diskreditieren wollen, dann sollten Sie wenigstens die Quelle liefern, die Sie irgendwie falsch verstanden haben müssen.“ {...}
Im Kontext von Biermanns Ausführungen müssen Sie “URSUS“ auch seine letzten Bemerkungen anhören. Zudem stellt sich die Frage: wenn Biermann sich über die [antifaschistischen] “Stasi-Schweine“ auslässt, warum lässt er sich nicht über die [modifiziert kapitalfaschistischen] Nachfolgeorganisationen des NS-SD-Justiz-BND-VS der BRD dementsprechend aus?
Natürlich kann man zu recht unterstellen, jeder sucht sich entsprechend seiner Ideologie die passenden Seiten bzw. "Schweine" aus. Allerdings, Biermann hat seinen Frieden mit der kapitalistischen Gesellschaftsordnung gemacht. Er leugnet nicht, vom Sozialismus abgefallen zu sein. Er gesteht allerdings die Kritikwürdigkeit des Kapitalismus ein. Konzentriert (aber) seinen weiteren Schwerpunkt der Kritik auf die implodierte DDR.
Er würde sich heute nicht mehr als Sozialisten/Kommunisten bezeichnen. So „dämmerte mir“ [Biermann] im Alter von 46 Jahren, dass das nicht so funktioniert, „wie sich die Träumer das gedacht hatten“ und der sozialistische Weg, an Hand seiner Erfahrung, wäre der „schlimmste Weg“ in „die Hölle/Höllen“.
Er bekennt sich zur Solidarität mit Fluchtopfern. Er schätzt Marx, hält dessen Schlussfolgerung und Zielsetzung für einen Irrtum.
Im Kontext von Biermanns gesamten Aussagen, insbesondere auch in den letzten zwei rbb-Minuten seiner Ausführungen, - aber stets insgesamt Anhören -, sollte der selbständig denkende Leser sein Urteil fällen.
Höre vollständig hierzu Wolf Biermann im rbb-Gespräch:
“Such’ Dir keine falschen Feinde!“
http://mediathek.rbb-online.de/radio/Zw%C3%B6lfzweiundzwanzig/Such-Dir-keine-falschen-Feinde/Inforadio/Audio?documentId=39015286&topRessort=radio&bcastId=32100954
R.S.: Im Sinne von Wolf Biermann ein “Stasi-Schwein“, als antifaschistischer Kundschafter des MfS im Westen. Seit 21 Jahren politisches Berufsverbot, als vormaliger Lehrer für Fachpraxis in der Berufsvorbereitung von lernbehinderten Jugendlichen, über die BStU-“Gauck-Kommission“ beim (sozialdemokratischen) Landesschulamt Berlin.
Ein Blick zurück
Im November 1995 erhielt der Berliner Lehrer für Fachpraxis(1) , Reinhold Schramm, Berufsverbot wegen seiner Tätigkeit für das MfS
http://www.trend.infopartisan.net/trd1115/t011115.html
Menschen wie @ Ursus wir es immer geben, beratungsresistent und ohne Kühlschrank des kalten Krieges nicht lebensfähig! Einen guten Beitrag fand ich hier dazu! Ilko-Sascha Kowalczuk
Ausgabe 1516 | 14.04.2016 | 06:00 31
Brotgelehrte, ade ( im Freitag ) hier...
Aufarbeitung Warum es Zeit für einen anderen Umgang mit der DDR-Vergangenheit ist
UND meine Antwort ist heute wie damals die!
apatit 14.04.2016 | 09:02
Vieles im Text ist gut und richtig – manches einfach naiv! Tut mir Leid. Deutschland braucht die schwarz / weiß Malermeister des Totalitarismus und der geschickten Brunnenvergifter. Dialog ja – aber bitte nur in die eine Richtung - “ Unrechtsstaat “! Welcher Prof. getraut sich – wenn er sich nicht der Lächerlichkeit preis geben möchte, zu sagen nee – die DDR hat vernünftige Ansätze usw. und im MfS waren nicht nur Verbrecher beschäftigt! Zeitgeistmäßig völlig unmöglich und nicht gewollt. In einer Zeit der Doppelmoral der Kriege und Krisen braucht man eine gut funktionierende Ablenkungsindustrie … die Zeitrechnung beginnt eben nicht erst 1989! So wie man den Palast der Republik wegen ( Asbest ) abgerissen ( Grinsen ) … das würde heute nicht mehr so einfach funktionieren oder den Karl -Marx- Kopf an der UNI Jena abmontierte … wenn der wider steht, dann glaube ich an differenzierte Geschichtsaufarbeitung im land der Dichter und Denker!
Hätten Sie und @apatit richtig zugehört, was ja durch den von mir gelieferten Link leicht möglich ist, wäre Ihnen aufgefallen, dass Biermann DIE LINKE keineswegs mit der AfD gleich gesetzt hat, wir hier diskreditierend unterstellt.
Aber derartige Lügen sind von den Fundamentalisten im Forum anscheinend geduldeter Standard.
Außerdem betreibt Biermann keinen Whataboutismus, wie es hier außerdem Argumentations-Standard ist.
Die Verbrechen des Unrechtssystems DDR lassen sich nicht mit den Verbrechen von Hitler-Deutschland rechtfertigen/relativieren zumal auch die DDR Teil dieses Deutschland war.
Jeder "URSUS" hört nur, was er gerne hören möchte.
Für "URSUS", analog für BDI, BDA, RCDS, JU, BStU und AfD:
Und für alle Arschlöcher der Bourgeoisie und für diejenigen, die es nicht werden wollen!
Alfred Hrdlicka von “ZACK“ zitiert. Hier nochmals zitiert. Siehe Zack’s Freitag-Kommentar, unter: “Biermann versus Snowdon“ von C. Juliane Vieregge.
»Alfred Hrdlicka an Biermann 24.11.1994«
»Dein Vokabular ist massgeschneidert, - was Dich betrifft! "Arschloch!" - "Verbrecher" - DU bist ein Arschkriecher - ein Trottel! Du tust genau das, was Du anderen andichtest, Du Dichterling! Wen immer Du auch denunzierst, der soll sich selbst zur Wehr setzen, nicht meine Sache. Deine Anbiederei an die Maechtigen, an die Herrschenden ist zum Kotzen!
Das Schicksal Deiner und meiner Angehoerigen wollen wir einmal weglassen. Wichtigtuerei mit etwas, was man nicht selbst erlitten hat, ist nicht am Platz. Du willst mit keinen Gesetzen leben, die Gysi beschliesst?! - Ich wuensche Dir die Nuernberger Rassegesetze an den Hals, Du angepasster Trottel!
Ich glaube, es war 1976, da bist DU ueber Spanien nach Wien eingereist und hast mir anvertraut, Mitglied der spanischen KP zu sein. Die DKP war Dir nicht schick genug, meinetwegen. Meine Reaktion: Warum? Der Sozialismus ist ohnehin eine verlorene Sache, und Du warst daraufhin stocksauer. Michael Lewin hat in Wien im Konzerthaus eine Veranstaltung organisiert. Um die Stimmung in der gelichteten Linken aufzuheizen, gabst Du Dich ein wenig exotisch, melancholisch kokett hast Du in die Saiten gegriffen...
- Das war in den achtziger Jahren. Devise Deiner Selbstinszenierung: Du kommst aus dem "anderen Deutschland" - sprich: aus der DDR, und so hast Du etwas Eigenwilliges zu sagen und zu singen. An Deine Imagepflege von damals will ich Dich sachte erinnern, Du Opportunist!
Jeder, der sich einigermassen politisch betaetigt in diesen Breiten, hat etwas mit der Staatspolizei zu tun. - Ich auch! Und man kann sich doch nicht so bloed stellen, als koennte man nicht alles daraus konstruieren, Du 100%iger Schwachkopf!
Erlebtes Zusammenleben: Ich bin 66. Und vor genau 60 Jahren, im Februar 34, habe ich erfahren, was Staatspolizei heisst: Austrofa- schismus, Hausdurchsuchung, Verhaftung, dann kamen die Nazis, die ich bewusster erlebt habe als Du, denn ich bin um acht Jahre aelter. Was die PDS Dir antut, Du Volltrottel, moechte ich eigentlich wissen.
Du bist ein derart schamloser Opportunist, dass ich mich heute schaeme, als ich z.B. eine Schallplatte von Dir mit dem Song "In China hinter der Mauer" in die DDR geschmuggelt habe, zu Haenden Herrn Schmidt, Generaldirektor der Dresner Museen. Eine Schallplatte ueberklebt mit "Ludwig van Beethoven", die Neunte oder Siebente - ich weiss es nicht mehr ... Gewiss keine Heldentat, aber immerhin eine Hommage!
Damals warst Du ein Widerstaendler, heute bist Du ein Arschkriecher! Hol Dich der Teufel!«
Siehe: “ZACK“- Kommentar am 16.10.2016 | 00:13, unter: »Biermann versus Snowden. Den Arsch gepudert«
Es gibt halt überall auch Intellektuelle auf prekärem Niveau, das muss nicht besonders dokumentiert werden, schon gar nicht in Endlosschleife.
"Ohrfeigen vom Drachentöter! jubiliert die FAS am 9.11.2014 über Biermanns Bundestags-Posse. Menschenskind, Wolf, sag ich, stell' dich vor den Spiegel und hau dir solange in die Fresse, bis dein kommunistischer Vater erscheint und dir vom roten Himmel aus den Arsch versohlt." G.Z. - ... nur wegen der "Endlosschleife."
Hannes Wader - ES IST AN DER ZEIT! - YouTube▶ 6:50https://www.youtube.com/watch?v=LdVv_H...24.07.2013 - Hochgeladen von Bruno KasselJa, auch dich haben sie schon genauso belogen, so wie sie es mit uns heute immer noch tun. Und ..
Ich habe das Buch nun gelesen. Es ist eine Autobiographie der besonderen Art, klasse geschrieben (wie zu erwarten), sehr gebildet, ziemlich reflektiert, auch selbstkritisch, manchmal etwas unkritisch den Herrschenden im Westen gegenüber. Sein Hass auf die SED, die PDS und Die Linke (vor allem auf bestimmte Protagonisten) wird verständlicher. Und die Lebensweisheiten eines gescheiterten Kommunisten sind nicht die schlechtesten.
Also: eine Empfehlung für alle Kommunisten (so es sie noch gibt), Antikommunisten (die es immer noch gibt), "Wessis" (vor allem), Ossis (natürlich) und Geschichtsinteressierte (sowieso).
Also: eine Empfehlung für alle Kommunisten (so es sie noch gibt), Antikommunisten (die es immer noch gibt), "Wessis" (vor allem), Ossis (natürlich) und Geschichtsinteressierte (sowieso).
danke und sorry, lieber Wwalkie, leider ist das mit den Empfehlungen immer so eine Vertrauenssache. Da sich jedoch unser beider Geschmack grundlegend zu unterscheiden scheint, wirkt es auf mich - und damit bin ich garantiert nicht allein - wie eine sehr unangenehme Übergriffigkeit, die Sie bestimmt nicht beabsichtigen, ich Ihnen jedoch die Wirkung Ihrer Empfehlung nicht vorenthalten möchte, weil auch andere haben das Buch gelesen haben - jedoch völlig ganz anderes als Sie. kaum zu glauben, dass es sich um die gleiche Person und das gleiche Buch handeln kann: für die einen der blanke Ekel und für andere tiefe Bewunderung.
" Wolf Biermanns Autobiografie müsste eigentlich "Ich Ich Ich!!!" heißen ...
Das ist der ganze vollsaftige Biermann, bis an die Zähne bewaffnet mit Dröhnprosa ...
"Die große Weltgeschichte", kleiner geht's einfach nicht, "ist für mich eben Familiengeschichte.
In seiner Autobiografie entsorgt der Liedermacher kühl so manche Weggefährten, Freunde und eigene Parolen von einst.
Mitte Mai 1953 wechselt der 16-Jährige endgültig in die Ostzone. Als OdF, als "Opfer des Faschismus", avanciert er zum kleinen Prinzen im besseren Leben und bekommt deshalb auch so gut wie nichts mit vom Arbeiteraufstand am 17. Juni, vom XX. Parteitag der KPdSU 1956, vom Tod Brechts im selben Jahr. "Gedopt mit kämpferischen Phrasen", versucht er sich als sein Nachfolger, fabriziert also Agitprop schlimmster Sorte für LPGs, gegen den Militarismus im Westen, für die NVA im Osten und immer für die Partei, in die der Heimat- und Vaterlose unbedingt aufgenommen werden will.
Seine erste Frau rettet ihn - "Ohne sie hätte ich wohl kein einziges Gedicht geschrieben". Brigitte will den deutschen Wolf als villonesken Franzosen, denkt sich deshalb einen Schnurrbart für ihn aus und färbt, was er vorweisen kann, mit Spezialpaste schwarz. Dann wird wieder Weltpolitik gemacht, der kleine Wolf als idealistischer Mauerhelfer selbstverständlich dabei, denn der Bau der Mauer war auch für ihn "Rettung in höchster Not". Hanns Eisler, der Komponist der DDR-Hymne, lädt ihn ein, Stephan Hermlin fördert ihn. "Ich hatte als junger Dichter Blut geleckt, wollte berühmt werden."
der begeisterte Biermann, der es nur bis zum Kandidaten der SED gebracht hatte, ließ sich unter der Nummer 042477 in die spanische Partido Comunista de España aufnehmen, auch das eine Vaterpflicht, auch wenn er das Detail vergisst. Der Biograf des eigenen Lebens darf sich erinnern, an was und wen er will, es sollte nur stimmen. Dass er bereits mit 13 als Held gegen die Einheitspartei aufgetreten sein will, bei der er doch unbedingt mitmachen wollte, und mit 16 einem Anwerbeversuch der Stasi widerstand - warum nicht.
Doch die Gabe der späten Nachsicht teilt Wolf Biermann nur an Wolf Biermann aus, für fast alle anderen bleibt die zensurierende Rachsucht des Rechthabers. Es trifft dann nicht nur die Greise im Politbüro der SED, sondern auch Rudi Dutschke, dem er einst ein rührendes Totenlied sang. Übrig bleibt die "linksradikal-verlotterte WG des Berufsrebellen Rudi Dutschke und seiner amerikanischen Frau Gretchen", die Biermann nach allem Ermessen gar nie gesehen hat.
War er überhaupt je politisch? Ein vages "man" hat dem Verleger Axel Springer ein "Presse- und Meinungsmonopol" vorgeworfen, schreibt Biermann als sein eigener Umschreiber und lieber nichts von seinem berühmtesten Lied, den "Drei Kugeln auf Rudi Dutschke" und der Strophe: "Die Kugel Nummer Eins kam / Aus Springers Zeitungswald / Ihr habt dem Mann die Groschen / Auch noch dafür bezahlt / Ach Deutschland, deine Mörder!"
Noch 1977, bei der glorreichen Bild- und Welt-Hetze auf die angeblichen Sympathisanten des Terrorismus, nennt er Axel Springer einen "Meinungs-Terroristen", aber das ist 2016 Propaganda von gestern, denn Biermann durfte in der Zwischenzeit als politischer Korrespondent der Welt amtieren."
http://www.sueddeutsche.de/kultur/literatur-wolf-biermanns-autobiografie-muesste-eigentlich-ich-ich-ich-heissen-1.3198249
Winklers Kritik ist recht gehässig. Er muss sich doch nicht mehr an Biermann abarbeiten. Böse formuliert: Das klingt sehr nach Willi Winkler - Ich- Ich-Ich.
Man kann das Buch ja einfach einmal in die Hand nehmen und ein bisschen blättern und lesen.
Das könnte ein wunderbares Schlusswort sein, wären da nicht die nachtragenden "linientreuen" Jammer-Ossis.
Zum Glück wird Demografie da langfristig positiv wirken, denn ein Umdenken ist bei diesen verbitterten alten Frauen und Männern nicht zu erwarten.
"Wer die Könige von gestern anklagt und denen von heute zujubelt, wird morgen wieder welche anklagen müssen."
Gerhard Zwerenz
deutscher Schriftsteller (1925 - 2015)
Intellektuelle, die wissen können, was zu tun ist, es aber unterlassen, werfen ihre Würde fort und erstarren zu Fanatikern der Obrigkeit. G.Z.
Habe die Autobiographie von Biermann gelesen. Wie jede Autobiographie ist auch diese kein objektives Geschichtsbuch, aber doch ein aufrichtiges Zeitzeugnis seines Weges durch eine entscheidenden Epoche deutsch-deutscher Geschichte, in der er eine größere Rolle spielte als ein Komparse.
Wenn ich die Biermann-Kritiker hier lese, sehe ich warum sie so schlecht auf ihn zu sprechen sind: er sagt sich letztlich vom Kommunismus los. Das tut wohl so manchem hier weh, besonders weil Biermann dies nachvollziehbar unternimmt.
DKP-Genossen durften ja sowieso nie ein gutes Haar an ihm sehen, und die meisten PDS-Anhänger sind spätestens seit dem Biermann Auftritt im Bundestag wohl keine Fans von ihm. Die können ich ja dann stattdessen Diether Dehm anhören.
Aber ob sie auch nur annähernd einen solch großen Menschen und wortgewaltigen Poeten wie Wolf Biermann dafür bekommen, wage ich zu bezweifeln.
Am Ende seiner Autobiographie steht sein Gedicht 'Heimweh', in dem er in typisch Biermannschen Versen darlegt, dass er die große Utopie verloren hat, und sich doch manchmal wünscht, das Leben wäre wieder so einfach und heimelig, wie es war, trotz aller Schwierigkeiten, als er noch glaubte.
Ich erlaube mir an dieser Stelle die ersten zwei Strophen zu zitieren.
Heimweh
Die heile Heimat Utopie hab ich verloren
Dafür und ganz kaputt die halbe Welt gewonnen
Als Kommunistenketzer ward ich neugeboren
Als Mann erst ist mein Kinderglauben mir zerronnen
Hab manchmal Heimweh noh nach diesem blöden Hoffen
Statt Mensch wäre ich lieber Marxens Zwergenriese
Die alte Sehnsucht macht mich manchmal noch besoffen
Spür nächstens den Phantomschmerz aus dem Paradiese
Er (Biermann) hatte Freunde zurückgelassen, die in DDR-Knästen litten."
Da hege ich meine Zweifel.