W wie West Wing

A-Z Spezial Wie eine TV-Serie über Politik süchtig machen kann, erzählt der Schriftsteller Michael Rutschky. Er ist "West Wing" verfallen, weil man hier Politik als Arbeit sieht

Sein Tageslauf ordne sich danach, gesteht T. beschämt: Um 18 Uhr müsse er unter der Woche vor dem Gerät sitzen, da bringt Sky die nächste Folge. Gegenwärtig sei er richtig in C. J. verliebt, die Pressesprecherin. Dabei ist sie gar nicht so hübsch nach seinem Geschmack … Damit er der Geschichte nicht völlig verfällt, verzichtet mein alter Freund T. darauf, sich die sieben Staffeln auf DVD zu kaufen. Wir waren am Ende bei vier Folgen den Abend und froh, dass die Serie aufhörte: mit einem neuen Präsidenten, einem Latino – Obama haben sie sich nicht getraut, sticheln die Aficionados. Dafür könne man die Fortsetzung jetzt direkt in den Nachrichten verfolgen…

The West Wing – Im Zentrum der Macht erfreut und belehrt und beschäftigt den Zuschauer so, wie die großen Romane den Leser beschäftigen – Krieg und Frieden, Buddenbrooks, Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Am Ende siedelt der Erzählstoff vertraut in der Seele des Zuschauers, des Lesers, von nun an begleiten dich C. J. und Pierre Besuchow und Bendix Grünlich und der Baron de Charlus auf allen deinen Wegen. Wenn man das nächste Mal Allison Janney in einer Filmrolle begegnet, fragt man erstaunt: Was macht denn C. J. hier?

Es ist eine Serie über Politik als Arbeit: Reden schreiben und halten, verhandeln, Gegner und ihre Stimmen für sich gewinnen, Wahlkämpfe organisieren, umsichtig an weiterreichenden Projekten festhalten, auch wenn sich im Augenblick nur Widerstände zeigen, Niederlagen einstecken ohne Verbitterung. Unsereinem half die Serie, der das Weiße Haus auf kindliche Weise am Herzen liegt, über die Jahre mit Bush Jr. hinweg. Obwohl dem linksliberal0en Präsidenten Bartlet (Martin Sheen) so vieles misslingt – keinen Augenblick zweifeln wir daran, dass Politik eine lebenswichtige Angelegenheit ist, die uns mit Enthusiasmus erfüllt.

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